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In der Nebentätigkeiten-Affäre um Professor Wolfgang Schäfers hat die Universität einen weiteren Schritt vollzogen, um sich so etwas ähnliches wie eine Wahrheit zurecht zu zimmern. Es gibt eine aktuelle Presseerklärung.
Von neun Jahren als Professor sechs Jahre im Sonderurlaub und fast durchgängig in der freien Wirtschaft tätig: Wolfgang Schäfers. Foto:IVG

Von neun Jahren als Professor sechs Jahre im Sonderurlaub und fast durchgängig in der freien Wirtschaft tätig: Wolfgang Schäfers. Foto:IVG

Professor Wolfgang Schäfers scheint nicht nur ein sehr fleißiger, sondern auch ein sehr selbstloser Mann zu sein. Nicht nur, dass er derzeit kostenlos (sagt das Ministerium) bzw. möglicherweise fast kostenlos (sagt sein Rechtsanwalt) auf Basis irgendeiner nicht näher bekannten Genehmigung (sagt die Universität) den größten deutschen Immobilienkonzern, die IVG (die nichts sagt), leitet. Nicht nur, dass er trotz Sonderurlaub und Nebentätigkeiten quasi immer seiner Lehrverpflichtung nachgekommen sein soll (sagt die Universität), nein: Er trat auch zwei Jahre lang völlig kostenlos für das Bankhaus Sal. Oppenheim als Leiter des Real Estate Managements auf bzw. war gar nicht für diese tätig. Das glaubt zumindest die Universität.

Bestenfalls Naivität

Unmittelbar nach der Rückkehr von Kanzler Dr. Christian Blomeyer aus dem Urlaub hat die Universität eine Presseerklärung zur Nebentätigkeiten-Affäre rund um Schäfers herausgebracht, der man – bestenfalls – eine rührende Naivität attestieren kann. Wir erinnern uns (alle unsere Berichte zur Nebentätigkeiten-Affäre gibt es hier): Seit 2004 fungiert Wolfgang Schäfers als Professor am Institut für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg. Zeitgleich legte er in der freien Wirtschaft eine steile Karriere hin. Zunächst bei besagtem Bankhaus Sal. Oppenheim, anschließend bei der IVG. Die Universität und Schäfers haben eine Weile gebraucht, um zu erklären, wie das alles mit den gesetzlichen Regelungen für Nebentätigkeiten in Einklang zu bringen ist. Nebentätigkeiten müssen genehmigt werden und dürfen maximal einen „individuellen Arbeitstag“ pro Woche in Anspruch nehmen. Nach langem Nachbohren unserer Redaktion steht jetzt zumindest fest: Während seiner neun Jahre als Professor wurden Schäfers sechs Jahre Sonderurlaub bewilligt. Dann gab es noch diverse Nebentätigkeitsgenehmigungen, auf welcher Basis er derzeit für die IVG arbeitet, ist weiter unklar. Offenbar feilt man noch an einer halbwegs glaubwürdigen Erklärung.

Schritt 1: Eine Vita wird korrigiert

Was seine Tätigkeit bei Sal. Oppenheim betrifft, hat man – nachdem Schäfers zunächst seine im Internet veröffentlichte Vita korrigierte und plötzlich zwischen 2005 und 2007 nicht mehr dort gearbeitet haben will – bereits eine solche Erklärung zurecht gezimmert.
Erst durchgängig für Sal. Oppenheim tätig, dann mit Unterbrechung. Schäfers hat nach Nachfragen und Medienberichten kurzerhand seine im Internet veröffentlichte Vita korrigiert.

Erst durchgängig für Sal. Oppenheim tätig, dann mit Unterbrechung. Schäfers hat nach Nachfragen und Medienberichten kurzerhand seine im Internet veröffentlichte Vita korrigiert.Oppenheim2

Schäfers habe die Universität „lückenlos und abschließend“ über seine berufliche Aktivitäten für das Bankhaus informiert, heißt es in der Presseerklärung vom Dienstag. Demnach sei er „von Oktober 2005 bis Dezember 2007 weder als Angestellter noch in anderer Form“ beruflich dort tätig gewesen.

Schritt 2: Widersprüche werden ignoriert

Das widerspricht zwar diversen Medienberichten, Interviews und Vortragsveranstaltungen aus dieser Zeit, in denen Schäfers durchgängig als Leiter des Real Estate Managements von Sal. Oppenheim auftrat. Es widerspricht auch einer Stellungnahme des Bankhauses selbst, das uns bereits am 8. August mitteilte, dass Schäfers zwischen 2002 und 2009 „zeitweise in Vollzeit bei uns beschäftigt, zeitweise (..) als externer Berater für uns tätig (war)“. Aber, so die Universität weiter: „Soweit Prof. Schäfers während dieser Zeit an Veröffentlichungen und Vorträgen (…) mitwirkte, erfolgte dies ohne Vergütung durch das Bankhaus Sal. Oppenheim vor dem Hintergrund seiner Stellung als ausgewiesener Experte für immobilienbezogene Fragestellungen in Wissenschaft und Praxis.“ Dass er dann eben stets als leitender Angestellter von Sal. Oppenheim bezeichnet wurde, war in den Augen der Universität offenbar eine sich hartnäckig haltende Fehlinformation, die nicht einmal Schäfers selbst aufgefallen zu sein scheint.

Sal. Oppenheim: „Keine weiteren Ergänzungen hinzuzufügen“

Als wir Sal. Oppenheim mit der aktuellen Pressemitteilung der Universität konfrontieren, die der Erklärung vom 8. August offensichtlich widerspricht, heißt es von dort, man habe „keine weiteren Ergänzungen hinzuzufügen“. Künftig möge man sich mit entsprechenden Fragen nicht mehr an die Bank, sondern direkt an Wolfgang Schäfers wenden. Man mag sich nicht vorstellen, welchen Ärger der arme Mensch in der Pressestelle der Bank bekommen hat, der uns die erste Auskunft gab. Doch zum Glück für Herrn Schäfers ist diese an der Universität spurlos vorübergegangen.

Weder glaubwürdig, noch plausibel

Für sie ist Schäfers ein selbstloser Mann, der sich kostenlos als nomineller Leiter des Real Estate Managements zur Verfügung stellt bzw. fehlerhafter Weise jahrelang als solcher bezeichnet wird, aber eigentlich und vor allem stets Professor ist, an dessen Verhalten nichts, aber auch gar nichts zu beanstanden ist. Das ist zwar weder glaubwürdig, noch plausibel, aber das scheint den Verantwortlichen an der Universität gleichgültig zu sein. Eine anonyme Strafanzeige gegen Schäfers wird von der Staatsanwaltschaft Regensburg nach wie vor auf ihre Plausibilität geprüft. Darüber hinaus gibt es eine Anfrage im bayerischen Landtag.
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