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Großer Soldatentreff in Hemau

In Treue fest zur Wehrmacht

Willkommen in Hemau im Landkreis Regensburg: Dort findet demnächst ein großes Treffen verdienter Vaterlandsverteidiger statt. Und dass „unschuldige Zivilisten“ eine Mär und die Verdienste der Wehrmacht nicht zu leugnen sind, hat deren Vorsitzender schon lange deutlich gemacht.

Nicht nur der Bundeswehr, auch der Ehre der Wehrmacht hat sich der Bayerische Soldatenbund verschrieben. Der Vorsitzende bedient sich einer fragwürdigen Rhetorik. (Im Bild: Großer Zapfenstreich für die Bundeswehr in Regensburg). Foto: Archiv/ Staudinger

Nicht alle werden bei dem Termin in Hemau willkommen sein.

Wie das Regensburger Wochenblatt berichtet, trifft sich dort am 29. September einer der größten Zusammenschlüsse ehemaliger Soldaten in Deutschland zu seiner alljährlichen Hauptversammlung: der Bayerische Soldatenbund 1874 e.V. (BSB). Bürgermeister Johann Pollinger (CSU) wird den Kameraden seine Aufwartung machen, ebenso der bayerische Innenminister Joachim Herrmann.

Und für wen der BSB „eine Heimat“ bietet, macht der Verein ausdrücklich in seinen Zielen deutlich: „Mitglieder aller Parteien und Strömungen, welche die deutsche Nation achten, die Leistungen und Opfer der Wehrmacht nicht leugnen und die Bundeswehr und ihre Soldaten mit Kopf und Herz bejahen“.

Mit Nostalgie und Pathos für Kriegsverbrecher

Was das Ziel, die „Leistungen und Opfer der Wehrmacht“ gebührend anzuerkennen betrifft, hat sich der BSB den richtigen Vorsitzenden gewählt: Seit zwölf Jahren hat Jürgen Reichardt dieses Amt inne. Der 73jährige Generalmajor a.D. hat enge Verbindungen zu Regensburg: Er war der letzte Kommandeur der hier stationierten 4. Panzergrenadierdivision, ehe er Mitte der 90er zum Chef des Heeresamts aufstieg. Und im im Lauf seiner steilen und bewegten Karriere – in den 80ern war Reichardt Sprecher des damaligen Bundesverteidigungsministers Manfred Wörner – hat er es immer wieder verstanden, sich mit Verve, Pathos und verklärender Nostalgie für den deutschen Landser in die Bresche zu werfen – im Zweifel auch für verurteilte Kriegsverbrecher.

Als 2008 der ehemalige Wehrmachtssoldat Joseph Scheungraber vom Landgericht München wegen 14fachen Mordes an italienischen Zivilisten angeklagt wurde, empörte Reichardt sich in der BSB-Verbandszeitung „Treue Kameraden“ über die Strafverfolgung und schrieb: „Auch unsere Soldaten können heute noch in Situationen geraten, in denen sie aus Angst, Kurzschluss oder Wut, etwa über eine grausame Behandlung gefangener Kameraden, überreagieren (…). Müssen sie befürchten, dass man sie heute, in genauer Bewertung der Umstände, entlastet, aber nach vielen Jahrzehnten noch vor Gericht bringt, wenn niemand mehr über Einzelheiten berichten kann, nur weil sich spätere Zeitgenossen andere Vorstellungen machen von falsch und richtig?“

„Unschuldige Zivilisten“? Unerhört!

Scheungraber wurde vom Landgericht München zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach einem Partisanenangriff, bei dem zwei Soldaten getötet wurden, hatte er zunächst befohlen, drei Menschen zu erschießen, darunter eine 74jährige Frau. Anschließend wurden elf weitere Menschen in ein Bauernhaus gesperrt und mit Handgranaten in die Luft gesprengt. Ein Jugendlicher überlebte schwer verletzt.

Der Generalmajor a.D. Reichardt indes beklagt in diesem Zusammenhang, dass sich im heutigen Sprachgebrauch der Begriff „unschuldige Zivilisten“ eingebürgert habe, „was ja wohl bedeuten soll, dass Soldaten immer irgendwie schuldig sind“. Demonstrationen im Umfeld der Gerichtsverhandlung bezeichnet der BSB-Vorsitzende als „gezielte Terrorakte kommunistischer Organisationen“.

„Kommunistische Psycho-Propaganda“

Wie ein roter Faden zieht sich diese Auffassung durch zahlreiche Leitartikel, die Reichardt für die Verbandszeitung verfasst und stets mit  „In Treue fest“ unterzeichnet hat. Der Ton erinnert bisweilen an Freikorps-Rhetorik. Regelmäßig wird die Ermordung von Zivilisten durch Wehrmachtssoldaten als legitime Tötung von Partisanen gerechtfertigt. Es wird gleichgesetzt, verglichen und relativiert.

„Nächtens wurden, sattsam bekannt, von Terroristen erbeutete Tankfahrzeuge bombardiert, fernab jeder Siedlung, nach direkt übertragenen Funkbildern, die eindeutig Waffenträger zeigten. Später hieß es, ‘unbeteiligte’ Zivilisten seien dabei umgekommen. Unbeteiligt? Sollten es Geiseln gewesen sein, zur Anwesenheit gezwungen, mit terroristischer Gewalt? Wem ist das anzulasten? So gingen schon Partisanen in Russland und Jugoslawien vor. Aber auch in Italien und anderswo. Nicht sie standen vor dem Nürnberger Militärtribunal, sondern die reguläre Truppe, der die Eskalation der Exzesse entglitten war. Ein Vergleich drängt sich förmlich auf.”

 

Reichardt in der BSB-Verbandszeitschrift zum Luftangriff auf zwei LKWs bei Kundus, bei dem NATO-Angaben zufolge 142 Menschen getötet und verletzt wurden

Stets wittert der Generalmajor kommunistische Propaganda, die nicht nur für die oben erwähnten Demonstrationen („Terrorakte“) verantwortlich sei, sondern etwa auch für das Aus der von ihm befürworteten Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf, die daran scheiterte, so Reichardt, dass Westdeutschland „jahrzehntelang das Zentrum kommunistischer Psycho-Propaganda gegen den ‘Atom-Tod’“ gewesen sei.

Es versteht sich von selbst, dass Reichardt zu den schärfsten Kritikern der Wehrmachtsausstellung zählte. Doch das nur am Rande.

Der Ruhm der Fallschirmjäger, der Geist der SS…

Ehrengast in Hemau: Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Foto: Archiv/ Jelinski

Berührungsängste mit Rechtsextremen hat Reichardt dagegen weniger. 2010 gab er der Deutschen Militärzeitschrift (DMZ) ein ausführliches Interview. Die Bundesregierung hatte diese Zeitschrift bereits 2008 als rechtsextrem eingestuft und den Bezug durch Stellen der Bundeswehr untersagt. Selbstverständlich kann Reichardt tun, was er will. Er selbst ist seit langem außer Dienst, der BSB, dem Reichardt vorsteht, ist weder der Bundeswehr unterstellt, noch hat er etwas mit dem Bundeswehrverband zu tun.

Doch bereits in seiner Zeit als aktiver Soldat und Chef des Heeresamts machte er aus seiner Verehrung für Hitlers Wehrmacht keinen Hehl. Lob gab es in den 90ern ebenso für den „unsterblichen Ruhm“ der Fallschirmjäger wie auch für „Geist und Haltung der SS-Leibstandarte Adolf Hitler“. Schneidige, pflichtbewusste Soldaten eben.

Schützend stellte sich Reichardt in jener Zeit auch vor die „Ordensgemeinschaft deutscher Ritterkreuzträger“ (OdR).

„Wer – in welcher Situation auch immer – anständig zu bleiben wußte, Treue zeigte, wo ein anderes Verhalten auch nicht zum Schaden gereicht hätte, und Tapferkeit, wo Feigheit vielleicht sicherer gewesen wäre, der dient uns auch heute noch als Vorbild und genießt unseren Respekt“, schreibt er 1997 in deren Verbandszeitschrift „Das Ritterkreuz“.

In der OdR sind Hitlers Elite-Soldaten aus Wehrmacht und Waffen-SS zusammengeschlossen. 1999 untersagte der damalige Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping alle Kontakte zwischen Bundeswehr und der OdR, da die Gemeinschaft dem Rechtsradikalismus nahe stehe.

Reichardt hatte kaum zwei Jahre zuvor Kritik an der „Ordensgemeinschaft“ in eine Reihe mit „kommunistischer Agitation“, gestellt, die der Bundesrepublik seit ihrer Gründung die Grundlagen zu entziehen versuche, auch die „sittlichen“.

Flüchtlinge marschieren nach Berlin

Den Protest in die Hauptstadt tragen

„Geht doch was arbeiten!“, brüllt eine Mann in der Würzburger Innenstadt rund 300 Demonstrantinnen (Polizeiangaben: 180) hinterher. So viele streikende Flüchtlinge sowie Unterstützerinnen und Unterstützer trafen sich vergangenen Samstagnachmittag zur Auftaktveranstaltung des Refugee Protest March: Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, haben sich die Flüchtlinge auf den Weg nach Berlin gemacht. In vier Wochen wollen sie in der Hauptstadt sein. Und dass Flüchtlinge in Deutschland nicht arbeiten dürfen und unter anderem auch dafür auf die Straße gehen, weiß der Zwischenrufen wahrscheinlich nicht. Vielleicht ist es ihm auch egal.

DSDS und SPD casten in Regensburg

Wer wird der Superkandidat?

Deutschland sucht den Superstar, die SPD den Super-Kandidaten. Beide Castings finden am 5. September in Regensburg bzw. ganz in der Nähe (Obertraubling) statt. Beide versprechen eine bundesweite Karriere, das eine auf der Showbühne, das andere auf dem politischen Parkett. Der Unterschied: Bei DSDS ziehen die Jury-Mitglieder von Ort zu Ort, um sich immer wieder neue mehr oder weniger viel versprechende Kandidaten anzuschauen, bei der SPD gehen die Kandidaten auf Tour, um sich einer immer neuen „Jury“ aus SPD-Mitgliedern vorzustellen.

Staat erhöht Druck auf Flüchtlingsproteste

„Wir lassen uns keine Ketten anlegen“

Am Samstag startet von Würzburg aus ein Protest-Marsch von Flüchtlingen nach Berlin. Die Staatsgewalt hat heute bereits erste Duftmarken gesetzt und einen Iraner verhaftet, der seit bald einem halben Jahr auf der Straße demonstriert. Der Vorwurf: Verstoß gegen die Residenzpflicht. Er sagt: „Wir lassen uns keine Ketten anlegen. Die Mehrheit steht hinter uns.“

Kritik an Schlachthof-Plänen

„Der OB behandelt uns wie Deppen!“

„Kultur ist Chefsache“, lautet ein Mantra des Oberbürgermeisters. „Ein verbaler Flop“ sei das, sagt dazu Klaus Caspers vom Kunst- und Gewerbeverein. Den Vorschlag, am Alten Schlachthof eine „Kunsthalle“ einzurichten, habe der OB ein Jahr versanden lassen. Jetzt soll dort ein Tagungszentrum entstehen. Caspers ist resigniert. Schaidingers Motto sei: „Hauptsache Wirtschaft. Bloß keine Kunst. Bloß kein Freiraum.“

Soundkartell präsentiert Regensburger Bands

Dorianne: West Coast Pop Punk aus der Oberpfalz

Seit fünf Wochen stellt Niklas Kolell vom Blog Soundkartell nun schon Regensburger Bands bei regensburg-digital vor. Regensburg bietet – was Musiker und Bands anbelangt – also durchaus Potential. Heute geht es um Dorianne. Und eines sei schon mal verraten: Das Quartett klingt absolut nicht nach Musik aus Deutschland.

FilmRISS

The Expendables 2 – Verbrannte Erde

Zwei Jahre nach seiner Action-Revue The Expendables meldet sich Sylvester Stallone mit einer vollmündig angekündigten Fortsetzung zurück. Ganz nebenbei liefert er mit der Spaßmetzelei ein Paradestück ideologischer Arbeit ab. Neue Reihe zum Wochenende: FilmRISS.

LKWs statt Weinstock-Idyllle

Winzerer darf kein Winzer werden

Wer an den Regensburger Stadtteil Winzer denkt, denkt an Wein. Und an Ruhe im beschaulichen Landschaftsschutzgebiet. Beides ist nur noch beschränkt möglich: Wein, so zitiert ein Anwohner das Umweltamt, sei „keine ortsübliche Kulturpflanze“ in einem Stadtteil namens Winzer. Und statt Ruhe gibt es LKW-Verkehr.

Piraten und der Porno-Pranger

„Mittelalterliches Gebaren“

„Chaos-Partei“ schlagzeilte der Spiegel über die Regensburger Piraten. Vorstandsmitglied Tomislav Dujmovic hatte sich in einer (selektiv versandten) Pressemitteilung für den Porno-Pranger der Abmahnkanzlei Urmann und Collegen ausgesprochen. Zwischenzeitlich ist der komplette Vorstand zurückgetreten, um Neuwahlen zu ermöglichen. Der bisherige Vorsitzenden der Regensburger Piraten, Jürgen Cieslik, wurde davon ein wenig überrascht. Er ist erst am Montag aus dem Urlaub zurückgekommen. Ein kurzes Interview.

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