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Zugang zu Verhütungsmitteln

„Pille danach“: FDP fordert 24-Stunden-Anlaufstelle

Krankenhaus-Regensburg ist fest in katholischer Hand. Anlässlich der Debatte um die Pille danach fordert OB-Kandidat Horst Meierhofer jetzt einen 24-Stunden-Anlaufpunkt, „wo Frauen nicht wie Täterinnen behandelt werden“.

„Dass sich an der jetzigen Situation etwas ändern muss, sollte allen Beteiligten klar sein.“ Horst Meierhofer (FDP).

„Dass sich an der jetzigen Situation etwas ändern muss, sollte allen Beteiligten klar sein.“ Horst Meierhofer (FDP).

„Frauen die verantwortungsvoll handeln wollen oder gar vergewaltigt wurden, werden in Regensburg wie Täter behandelt.“ Horst Meierhofer bezieht deutlich Position. Anlässlich der aktuellen Debatte um die Rezeptpflicht für die „Pille danach“ fordert der Oberbürgermeisterkandidat der FDP im Verbund mit seiner Fraktion einen 24-Stunden-Anlaufpunkt, „wo sich Frauen ohne Rechtfertigung behandeln lassen können“.

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Unter der Fuchtel katholischer Moralvorstellungen

Bereits im Mai 2011 berichtete Regensburg Digital über den Umgang, den katholische Krankenhäuser in Regensburg mit Frauen pflegen, die ein Rezept für die „Pille danach“ brauchen. Eine 26jährige wurde um zwei Uhr morgens an der Pforte der Barmherzigen Brüder abgewiesen. Begründung: „Wir sind ein christliches Krankenhaus. Wir machen so etwas nicht.“

Seinerzeit erklärte auch das Uniklinikum Regensburg, kein Rezept für die „Pille danach“ auszustellen, da man über keine eigene Gynäkologie verfüge – hier kooperiert die Uniklinik wiederum mit den Barmherzigen Brüdern. Lediglich das Evangelische Krankenhaus kam als Anlaufstelle in Frage, um (außerhalb der Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxis der kassenärztlichen Vereinigung) ein Rezept für das Verhütungsmittel zu bekommen.

Levonorgestrel: Forderungen, die Rezeptpflicht aufzuheben verhallen seit Jahren ungehört. Foto: Archiv

Levonorgestrel: Forderungen, die Rezeptpflicht aufzuheben verhallen seit Jahren ungehört. Foto: Archiv

Erst nach einem skandalösen Fall in Köln im vergangenen Jahr, wo eine katholische Klinik die „Pille danach“ für ein Vergewaltigungsopfer verweigerte, wurde die rigide Praxis etwas gelockert. Nun sollen zumindest vergewaltigte Frauen die Gnade eines Rezepts erfahren. Alle anderen scheitern weiterhin an katholischen sexual- und Moralvorstellungen.

Rigider Kurs schon jetzt im Evangelischen?

„Wir sind nicht länger bereit, die Situation in Regensburg hinzunehmen. Im Angesicht der voraussichtlichen Schließung des Evangelischen Krankenhauses in 2017 besteht für die Stadt Handlungsbedarf“, kritisiert Stadträtin Gabriele Opitz. Es sei bereits jetzt fraglich, ob mit der laufenden Kooperation mit den Barmherzigen Brüdern deren rigider Kurs in der Frage „Pille danach“ nicht schon jetzt im Evangelischen Krankenhauses Einzug hält.

Wieder einmal: Debatte um Rezeptfreiheit im Bundestag

Derzeit wird die rezeptfreie Abgabe der „Pille danach“ im Bundestag debattiert, allerdings sperrt sich die CSU mit aller Vehemenz und offener Ideologie dagegen und es bleibt offen, ob die SPD ihre Haltung für eine Freigabe nicht auf dem Altar der GroKo opfern wird. Der diskutierte Wirkstoff Levonorgestrel ist in 28 europäischen Ländern rezeptfrei erhältlich. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt ausdrücklich eine rezeptfreie Abgabe. Nebenwirkungen seien selten und verliefen in der der Regel mild. Das Medikament wirke „nicht abortiv oder schädigend auf eine bereits bestehende Schwangerschaft“, so die WHO weiter. „Mädchen und junge Frauen, die mehrere Packungen auf einmal erhielten, benutzten sie nicht wiederholt anstelle von regulärer Verhütung.“

In Deutschland scheitert dies bislang zum einen am Widerstand katholischer Kreis, zum anderen an der Lobbyarbeit von Frauenärzten. Eine vom früheren FDP-Gesundheitsminister Daniel Bahr und dem Bundesrat initiierte Untersuchung durch den Expertenausschuss für Verschreibungspflicht, die seit Mitte Januar vorliegt, empfiehlt ausdrücklich die rezeptfreie Abgabe. Allerdings scheiterte die FDP seinerzeit mit weiteren Vorstößen am CDU-geführten Bundesfamilienministerium.

In der kommenden Stadtratsperiode wolle die FDP sich jetzt dafür einsetzen, in Regensburg eine Anlaufstelle zu schaffen, in der die „Pille danach“ für 24 Stunden und ohne Rechtfertigungsdruck erhältlich sein soll, so Meierhofer. „Dass sich an der jetzigen Situation etwas ändern muss, sollte allen Beteiligten klar sein.“

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Kommentare (7)

  • Silvia Gross

    |

    Steinzeit und Mittelalter in Einem. Es sollte doch klar sein, dass die Pille danach eine Schwangerschaft verhindert und nicht abtreibt. Die hormonelle Regulierung eines Verhütungsunfalls oder nach einer Vergewaltigung ist doch allemal besser als eine Abtreibung. Frauen, die in eine solche Notlage geraten, brauchen kompetente Beratung in einer Apotheke und nicht Inquisition im Krankenhaus!

  • Joachim Datko

    |

    So gut dies gemeint ist, mit einer Anlaufstelle entstehen Kosten, die wahrscheinlich alle Versicherten zu zahlen haben.

    Je weniger Gläubige es gibt, desto geringer ist der Einfluss der letzten deutschen Priester. Es sind oft die Frauen, die Kleinkinder zu den Priestern bringen, um sie taufen zu lassen. Es eilt nichts, man kann warten, bis sich der Nachwuchs entscheidet, ob er einen Glauben annehmen will oder nicht. Selbst strenggläubige r.-k. Frauen können warten. Joseph Ratzinger hat, als er auf dem “Heiligen Stuhl” gesessen ist, die katholische Vorhölle für ungetauft verstorbene Kinder von Katholiken abgeschafft. Siehe: http://www.spiegel.de/panorama/kirchen-vatikan-schafft-vorhoelle-ab-a-478599.html

    Ich bin gerne bereit, ausführlich zum Unsinn von Kleinkindtaufen Stellung zu nehmen.

  • Hildegard Stubenrein

    |

    Und wenn dem Herrn unter mir das zu teuer ist,
    dann gründen wir halt nen Förderverein.
    Denn:
    Keine Pille danach,
    kein Kondom davor,
    bedeutet immer noch viel zu oft:
    Taufe danach!

  • hf

    |

    Meierhofers Vorschlag hat Hand und Fuß. Die Krankenhäuser
    müssen nicht, wenn sie nicht wollen und Frauen wissen, wo sie hin
    müssen. Eigentlich ein Wunder, bei so vielen Notärzten in der
    Stadt, dass es sowas noch nicht gibt. Wie stehen eigentlich die
    Rettungsdienste dazu?

  • Bernd Neumann-Henneberg

    |

    Da sind doch die Zigarettenautomaten der einzig richtige
    Verkaufsraum. Anonym, überall und dann käme aus diesen Automaten
    endlich mal was Nützliches!

  • da_moartl

    |

    Man beachte bitte: Das sogenannte “Evangelische
    Krankenhaus” ist schon jetzt ein katholisches Haus. Denn in der
    Betriebs-GmbH haben die Barmherzigen Brüder einen Geschäftsanteil
    von 80%. Es ist also klar, wer hier Koch und wer hier Kellner ist.
    Arbeitsverträge haben bei einem Betriebsübergang einen
    Änderungsschutz von einem Jahr. Das bedeutet, dass der neue
    katholische Träger schon weit vor der Eröffnung des Neubaus alles
    so weit vorbereiten wird, dass eine nahtlose Integration in den
    Gesamtbetrieb sicher gestellt ist.

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