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Integrationsbeirat meldet sich zu Wort

Straßennamen: Vorlage für den Bildungsausschuss ist geplatzt

Vorerst wird es keine Entscheidung darüber geben, wie künftig mit belasteten Straßennamen umgegangen werden soll. Eine ursprünglich für den kommenden Bildungsausschuss vorgesehene Vorlage wurde durch einen mündlichen Zwischenbericht ersetzt.

Sorgt seit längerem für Debatten: die Dreimohren-Straße. Foto: Archiv/bm

„Der Bildungsausschuss bekommt die Vorlage dann, wenn sie fertig ist. Und nicht vorher.“ Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer ist angefressen. Nicht nur wegen der Nachfragen, die von den Stadträten Thomas Thurow und Daniel Gaittet kommen, sondern weil gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung eine Vorlage geleakt wurde, die – so ihre Sprachregelung – „noch nicht abgestimmt“ gewesen und „nach wie vor in Bearbeitung“ sei.

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Geleakte Vorlage sorgt für Koalitionsstreit

Es geht um den künftigen Umgang mit belasteten Straßennamen in Regensburg, ein Thema, das die Stadt schon seit einigen Jahren beschäftigt (unser Bericht). Vorab hatte die MZ nun berichtet, dass Bildungsreferent Hermann Hage dem Bildungsausschuss am 10. Februar vorschlagen werde, einen „Begleitausschuss“ einzusetzen, der über die von Experten gesammelten und gesichteten Namen beraten und auswählen solle. Umbenennen (in Ausnahmefällen), erläutern oder beibehalten wären dann die drei Möglichkeiten, wie man damit umgehen könnte. Mit seinem Vorschlag folgt Hage in weiten Teilen den bisherigen Empfehlungen von Experten.

Die CSU schrie daraufhin Zeter und Mordio. Die Debatte um Straßennamen sei eine „unendliche, ärgerliche Geschichte“, hieß es. Einen solchen Ausschuss brauche es ebenso wenig wie ein „Sammelsurium aus Vorschlägen“. Und außerdem habe die CSU schon lange vorgeschlagen den Karl-Freitag-Park, benannt nach einem NS-Multifunktionär, umzubenennen, sei aber nicht erhört worden. Wenig später meldeten sich die Grünen zu Wort, warfen der CSU politische skandalöse Stimmungsmache und unglaubwürdiges Poltern vor. Und generell gab es Kritik daran, dass die Verwaltungsvorlage in den Medien debattiert wurde, ohne dass die Stadträtinnen diese überhaupt kennen würden.

Der Vorschlag wird erst einmal intern diskutiert

Ja, das sei „ärgerlich und ungewöhnlich“, räumt die Oberbürgermeisterin ein. „Aber ich habe die Vorlage der Mittelbayerischen nicht gegeben.“ Bildungsreferent Hage übernimmt dafür die Verantwortung. Er habe die Unterlagen als zusätzliche Information zur Verfügung gestellt, allerdings mit der Auflage, diese erst zu verwenden, wenn der Stadtrat informiert sei. Daran aber habe man sich dort nicht gehalten. „Daraus habe ich wieder einmal gelernt.“ Er werde gegenüber der Zeitung nicht mehr so hilfsbereit agieren wie in der Vergangenheit – und schon gar keine Unterlagen mehr weitergeben.

Unterlagen zu dem Thema erhält aber auch der Stadtrat fürs erste nicht. Die ursprünglich für den 10. Februar vorgesehene Beschlussvorlage steht nicht auf der mittlerweile veröffentlichten Tagesordnung. Stattdessen gibt es einen mündlichen Zwischenbericht.

Hintergrund all dessen: Die CSU lehnt den von Hage vorgeschlagenen Begleitausschuss, in dem unter anderem neben ihm und der Oberbürgermeisterin auch Stadträte, Integrations- und Jugendbeirat, Jüdische Gemeinde und Antidiskriminierungsstelle vertreten sein sollen, in dieser Form ab. Es dürfte noch die eine oder andere Runde im Koalitionsausschuss nötig sein, um die neuerliche Unstimmigkeit zwischen CSU und Rest-Koalition zu bereinigen.

Drei-Mohren-Straße: Integrationsbeirat fordert Umbenennung

Derweil geht die Debatte um Straßennamen trotz dieser neuerlichen Verzögerungen an anderer Stelle weiter. Am heutigen Dienstag hat sich der Integrationsbeirat der Stadt Regensburg mit einem „Offenen Brief an die Stadtgesellschaft“ zu Wort gemeldet und fordert, die Drei-Mohren-Straße umzubenennen (hier der komplette Brief). „Schwarze Menschen fühlen sich von dieser Bezeichnung herabgewürdigt und wünschen sich einen Verzicht auf dieses Wort“, heißt es darin. „Wir appellieren deshalb an alle Regensburger*innen, unter ihnen auch die Entscheidungsträger*innen, dieses Anliegen ernst zu nehmen und sich von diesem Begriff zu verabschieden.“

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Kommentare (49)

  • Eine Welt ohne Mitleid

    |

    eine notwendige Forderung, die die Stadt Regensburg ohne peinliche Verzögerungen umsetzten sollte

  • Robert

    |

    Das vorerst keine Entscheidungen getroffen werden ist der allgemeine nicht- Regierungsstil der OB. Wohin diese Passivität früher oder später führt hat man am Montag gesehen. Lernen tut man daraus augenscheinlich nicht.

  • Privatfrau

    |

    Ich bin auch für eine Umbenenung der Dreimohrenstraße, weil eigentlich ist es ja gar keine richtige Straße, sondern eher eine Gasse. Dadurch könnten sich richtige Straßen herabgewürdigt fühlen. Künftig also: Dreimohrengasse!

    Oder hab ich da was falsch verstanden?

  • Wolfram Heinrich

    |

    Damit die Patrioten unter uns auch ihre Freude haben, sollte man die Dreimöhrenstraße in Zweikartoffelstraße umbenennen.

  • Hindemit

    |

    Privatfrau Sie haben recht, Sie haben gar nichts verstanden, gar nichts.

  • Daniela

    |

    @Wolfram Heinrich
    2. Februar 2022 um 18:00 | #

    “Damit die Patrioten unter uns auch ihre Freude haben, sollte man die Dreimöhrenstraße in Zweikartoffelstraße umbenennen.”

    Mir hatte schon die “heimliche” Kreativität derer gefallen, die aus o ö machten.
    Ihr Kommentar jedoch hat dem noch die Krone aufgesetzt. Ich habe viel Freude gehabt mit Ihrem Vorschlag, wenn auch sicher nicht “bockernst” zu nehmen.

  • Malcolm

    |

    @Privatfrau

    Ihre Aussage ist äußerst verletzend Menschen betroffenen Menschen gegenüber.

    @Redaktion

    Ich hätte mir gewünscht dass ihr aus Rücksicht von Betroffenen diesen Kommentar nicht veröffentlicht hättet.
    Er zielt ausschließlich darauf ab BPOC‘s zu verletzen.

  • joey

    |

    Das Kriterium kann nicht sein, ob sich jemand gestört fühlt. Wo ist da die Grenze und ein Ende? Fühlen sich wegen der Sedanstraße Franzosen beleidigt? Hoffentlich nicht, denn dann müßten sie ihren Arc de Triomphe abreißen.
    Man wird nicht um verwaltungsmäßig eindeutig definierte Kriterien herumkommen. Man muß eindeutig auftrennen, wer wie “schuldig” ist. “Viel Spaß dabei”, das fällt auch hohen Gerichten nach langen Verfahren schwer.

  • Susi

    |

    Zweikartoffel-Gasse ist solange gut bis irgendjemand sich durch den Namen nicht vollständig integriert fühlt.
    Die Schildermacher freuts!

  • Roche-Dirac

    |

    @ Stefan Aigner
    Ich frage mich ernsthaft was dieser Artikel soll? Wir haben Themen wie menschengemachten Klimawandel, Corona, Inflation, etc. und wir diskutieren hier die Drei-Mohren-Strasse wobei 50% der Leute aktuell gar nicht mehr wissen wer oder was ein Mohr sein soll …

  • Hindemit

    |

    das war klar, daß joey wieder sofort daher kommt mit einem ignoranten Pseudo-Vergleich.
    Ihr Vergleich ist keiner. Es geht nicht um eine Sedan-, oder Togo oder sonstwas Straße!
    Der Begriff wurde in einer absolut scheußlichen Episode der Kolonialzeit eindeutig abwertend geprägt. Das M* Wort war nie neutral, sie sind nur nicht betroffen.
    Das steht ein abwertender Begriff, würden Sie auch eine “Schwuchtelgasse” oder einen “Spastenplatz” verteidigen? Es gibt ein Recht auf Gleichbehandlung und Anti-Diskriminierung, sie wollen ein Gewohnheitsrecht auf Diskriminierung verteidigen.

  • Susi

    |

    Lieber Roche Dirac!

    Ich hoffe Sie haben Ihren Kommentar wohlüberlegt!
    Ich hoffe Sie haben als Entschuldigung ne Flasche Chateaux Lafitte intus. Ansonsten ist Ihr Kommentar hammermäßig ignorant!
    Rassismus ist die größte Plage! ( Und ungebildete Ignoranz)

    LG

  • Karl Straube

    |

    Ich entsinne mich, dass sich anlässlich einer früheren Diskussion dieses Themas ein Dame zu Wort meldete, sich als spanischer und moriskischer Herkunft bezeichnete und auf die Herkunft des Wortes “Mohr” aus der Bezeichnung der in Spanien nach der Reconquista zwangsgetauften Muslime, den Morisken hinwies. Wenn ich mich recht erinnere, fühlte sie sich weder durch die Drei-M-Straße, noch durch das Café noch durch das Gebäck “M-Kopf” pikiert. Es würde die Diskussion versachlichen, würden sich hier lebende Menschen dunkler Hautfarbe zu Wort melden, also die, die es wirklich angeht, statt Foristen, die sich berufen glauben, Fremd-schäm-Übungen zu veranstalten. Analog gilt das für Diskussionen über den “Fröhlichen Türken” oder die Türkenstraße in München.

  • Hedos

    |

    Kommentar gelöscht. Kein Getrolle.

  • beobachter

    |

    +++Dadurch könnten sich richtige Straßen herabgewürdigt fühlen. Künftig also: Dreimohrengasse!+++

    Das wäre schon eher ein Aspekt unter dem man eine Änderung ins Auge fassen könnte :)

    dies hier hingegen:

    ***Aussage ist äußerst verletzend Menschen betroffenen Menschen gegenüber.***

    ist weit überzogen und rechtfertigt keinesfalls die Umbenennung eines seit vielen jahren unbeanstandeten Straßennamens.

  • Unterstützer

    |

    @Privatfrau:
    Hihi, also ich finde Ihren Beitrag witzig. Zeugt von Humor – im Gegensatz zu den nachfolgenden Berufsgrantlern, die zum Lachen offenbar in den Keller gehen.

    Ansonsten bin ich ähnlicher Meinung wie Roche-Dirac:
    Haben wir (auch in Regensburg) keine wichtigeren Dinge zu erledigen?
    Wollen (bzw. müssen) wir künftig alle 10 oder 20 Jahre unsere Straßen umbenennen – spätestens dann, wenn sich jemand “verletzt” fühlt?
    Kann ein Straßenname überhaupt diskriminierend sein?
    Also ich würde mich an einer “Sch…bayern-Gasse” oder einem “Drecksmannsbildweg” oder einer “Dumpfbackenallee” nicht stören – obwohl ich ein bayerisch-männliches-dumpfbackiges Mannsbild bin. Wäre mir sowas von wurstpiepegal…

  • Lucie

    |

    Gute Idee nennen wir sie um in ‚BPOC‘ darunter ein Hinweisschild woher der Name kommt und warum der alte Name ‚Drei-Mohren-Straße‘ unschicklich ist. Dann verstehst vielleicht auch der Letzte.

  • Dugout

    |

    Nach langanhaltender Kritik ändern die Cleveland Indians zur neuen Saison ihren Namen, den sie über hundert Jahre trugen.
    Wer nur ein wenig Ahnung von Baseball hat weiß, dass Traditionen in diesen Sport einen immensen Stellenwert haben. Dagegen ist die Umbenennung einer Altstadtgasse geradezu lächerlich.
    Und trotzdem haben sie es einfach gemacht.
    Vom Statement des Clubbesitzers könnte sich mancher der Ewigen Bedenkenträger hier ruhig etwas abschneiden:
    Es gibt eine zuverlässige Anzahl von Menschen, die sich über unseren Namen ärgern, die durch unseren Namen verletzt werden, und es gibt keinen Grund für unsere Franchise, einen Namen zu tragen, der zur Spaltung führt”,

  • Mr. T.

    |

    Karl Straube, es geht nicht um Rücksicht denen gegenüber, die sich dadurcch nicht pikiert fühlen, sondern um die, die sich dadurch vielleicht retraumatisiert fühlen, weil sie Zeit ihres Lebens mit abwertenden Bezeichnungen diskriminiert wurden. Das muss nicht sein.

    Und darauf abstellen, dass es wichtigere Diskussionen gibt, ist natürlich zu billig. Damit könnte man jede Diskussion beenden. Was machen wir und Gedanken, wenn irgendwo Kinder mißbraucht werden, während woanders Kinder getötet werden?

  • joey

    |

    @Hindemit
    woher wissen Sie, wie ich aussehe? Nun gut, ich bin von einem beidseitigen Bayern nicht zu unterscheiden. Mein Vater aber hat zufällig heute morgen über seine Kindheit gesprochen, als die Familie offen diskriminiert wurde. Meine väterlichen Vorfahren sind eine sehr bunte Mischung, optisch dunkelhäutig “südländisch”.

    Die Mohrendiskussion ist nicht so eindeutig abgeschlossen, wie Sie meinen, schlagen Sie z.B. mal “Mohr in der Heraldik” nach.
    Daneben stellen sich auch praktische Fragen. Am Beispiel der Judensau hat man sich nicht zur Entfernung entschlossen, sondern zur Erklärung.

  • KW

    |

    Es ist wie immer, wenn das Thema Alltagsrassismus auf den Tisch kommt.
    Kaum jemand der als weißer in D geboren und aufgewachsen ist, ist sich bewusst in was für eine Systemische Abwertungsgesellschaft allem “fremden” gegenüber er hinein geboren ist. Das ist eine über Jahrhunderte gewachsene, tief verankerte „Kultur“, der sich kaum jemand entziehen kann.
    In Ergänzung zu Mr. T’s Beitrag an @Karl Traube empfehle ich einfach mal den im Artikel verlinkten Brief des Integrationsbeirates zu lesen. Dort wird ganz klar zum Ausdruck gebracht, wie das Befinden von POC für derlei Straßennamen ist.
    Weiters empfehle ich die Lektüre des Buches “exit Racism” (ist deutschsprachig, keine Sorge, und hat nur 130 Seiten) über täglichen Rassismus in Deutschland, von Frau Tupoka Ogette, schwarz, Deutsch, geboren in Leipzig, studierte Afrikanistin und Wirtschaftswissenschaftlerin.
    Und ja, die Aussage “gibt es denn nichts wichtigeres zu diskutieren” ist natürlich ausgesprochen hohl, gerade von denen die reflexartig Gegenargumente zum Thema finden und fleißig mitdiskutieren, obwohl es doch „wichtigeres gebe“.

  • John

    |

    Wirklich widerliche und rassistische Kommentare hier zu lesen.
    Zum Glück sind die, die so etwas arrogantes und rücksichtsloses von sich geben bald in der Minderheit, auch in Regensburg.
    Und ich hoffe die Rache derer, die von eurem Hass und eurer Bagatellisierung betroffen sind, fällt milder aus als euer Rassismus.

  • Privatfrau

    |

    @ John
    “Rache”?
    Welch garstig Wort!
    Pfui!

    Aber lässt doch tief blicken…

  • Hase

    |

    Herrgott, lasst doch Straßennamen so wie sie sind. Über die Fröhliche-Türkenstraße regt sich auch keiner auf. Sowas gehört zum Kulturgut.
    Heutzutage muss alles politisch korrekt und genderkonform sein. Total unnötig.

  • Tröster

    |

    @Hase
    Sie machen sich’s schon sehr einfach ( “Lasst doch Straßennamen so wie sie sind.”).
    Dann gäbe es noch haufenweise Hitlerstraßen, Stalinalleen, Goebbbelsplätze, Dserschinskiplätze…

  • beobachter

    |

    +++Herrgott, lasst doch Straßennamen so wie sie sind. Über die Fröhliche-Türkenstraße regt sich auch keiner auf. Sowas gehört zum Kulturgut.
    Heutzutage muss alles politisch korrekt und genderkonform sein. Total unnötig.+++

    Seit Jahrzehnten hat sich niemand daran gestört. Jetzt kommt diese PC/Gender-Welle aus den USA und der wird nachgerannt.
    Anders als hier behauptet wird (Zum Glück sind die, die so etwas arrogantes und rücksichtsloses von sich geben bald in der Minderheit, auch in Regensburg.) sind und bleiben diese Trendsetter eine kleine (aber sehr rührige und lautstarke Minderheit. Diese Leute wähnen sich überlegen und suchen nach Gelegenheiten um sich moralisch zu erhöhen und andere herabzuziehen.
    +++Dann gäbe es noch haufenweise Hitlerstraßen, Stalinalleen, Goebbbelsplätze, Dserschinskiplätze…+++ Das ist grundsätzlich ein vernünftiger Ansatz. Straßen und Plätze mit diesen Namen gibt ja auch nicht mehr. Die wurden zurecht, sobald es ging, umbenannt. Aber dieses militante und um jeden Preis umbenennen wollen, ist grotesk übertrieben und wird nicht nur von den betroffenen Anwohnern, sondern auch von der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt.

  • Superstructure

    |

    Ich bin jetzt etwas irritiert über den Begriff “Fremdbezeichnung” im Brief des Integrationsbeirates. Ist nicht auch die Bezeichnung “Schwarzer Mensch” eine Fremdbezeichnung?

  • Bertl

    |

    Man kann das so oder so sehen: Mich stört die Bezeichnung Dreimohrenstrasse nicht.
    Ich empfinde diese Bezeichnung aber auch nicht als rassistisch.
    Aber ich würde zum Beispiel auch nicht die Erbse spüren, die unter 20 Matratzen und 20 Eiderdaunendecken gelegen hat.
    Ich wollte damit sagen, es gibt die wenigen Prozent der Hypersensiblen, gleich ob es Erbse oder Rassismus ist, und die Normalsensiblen, die weder die Erbse unter den Bedingungen, wie Christian Andersen sie in seinem Märchen schildert, spüren würden als auch an der Dreimohrenbezeichnung keine Herabwürdigung oder Rassismus sehen können.
    Die Frage ist, welche Maßstäbe sind die, die man anwenden sollte: Die der Hypersensiblen oder die der überwiegenden Mehrheit?

  • Hanna

    |

    Also ich bin mit nicht ganz sicher, aber ich glaub der Kern des Artikels ist doch, dass wieder einmal unnötige Querelen seitens der CSU in die Koalition getragen wurden. Ob und in welcher Form Straßennamen geändert werden sollen, ist doch noch gar nicht klar und soll in entsprechenden Gremein beschlossen werden, deren Teil auch die CSU ist.

    Warum wird hier über ungelegte Eier diskutiert und nicht darüber, dass die derzeitige Koalition auf Grund von schwarzen undiplomatischen Querschüssen nicht nur bei diesem Thema unglaublich bremst.

  • Donaunixe

    |

    Bertl, ich stimme Ihnen voll zu. In regelmäßigen Abständen kommt das Thema “Straßenumbenennungen” auf den Tisch. Das ist halt typisch deutsch. Die Hypersensiblen können wahrscheinlich nicht anders!

  • Daniela

    |

    @ Donaunixen, so habe ich den Artikel auch verstanden.

  • Rade

    |

    Auch interessant, dass sich hier – wie immer, wenn Vergleichbares Thema ist – wieder einige über die – ach! – so Hypersensiblen beschweren und gar nicht merken, wie hypersensibel sie selbst offensichtlich sind und “die Erbse spüren, die unter 20 Matratzen und 20 Eiderdaunendecken” liegt. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass sie sich bei dem Thema so ereifern müssen, obwohl sie es doch angeblich als nichtig und unerheblich ansehen.

    Leute wie der Bertl und die Donaunixe sollten einmal bissl weniger hypersensibel sein.

  • joey

    |

    @KW
    wann bin ich denn ein PoC? Mein Vater hat etwas Farbe, ich nicht. Nein, kein Afrika, irgendwas vom östlichen Schwarzen Meer. Mein Vater wurde als Kind diskriminiert, er war ein Flüchtling, ein Hergelaufener. Nicht freiwillig hergelaufen, von der SS hierher deportiert, aber das hat ja keinen interessiert.
    Also wann (mit wieviel Farbe) habe ich das Recht, mich aufzuregen? Ich bin Nachfahre von Opfern und von Tätern des NS. Also was nun?

    Aha, da hört es auf. Das Grau beginnt. John weiß bald nicht mehr, an wem er sich rächen kann, wenn seine Kinder nicht nach Politik und “Rasse”, sondern nach Liebe partnern wie meine Vorfahren.

  • Donaunixe

    |

    @Rade
    Wer sagt, dass ich das Thema als nichtig und unerheblich ansehe? Auch bin ich nicht hypersensibel (wie die Leute, die sich an dieser Straßenbezeichnung stören). Lesen Sie doch einmal im Internet den Artikel von Bernhard Peter: “Besondere Motive : “Der Mohr in der Heraldik” …” und Tatsache ist, dass der Mohr ab einer gewissen Zeit richtig in Mode kam, chic war, und genauso wie eine Mode akzeptieren wir dies am besten als Zeitströmung.” Also: Lassen wir die drei Mohren in Frieden dort wo sie sind!

  • Rade

    |

    Freilich, liebe Donaunixe, hypersensibel sind immer die anderen ;)
    Dann dürfte es Sie doch sicher nicht stören, wenn andere sich Gedanken darüber machen, wessen Namen man in ehrendem Andenken behält und welche Aussagen mit der Benennung von Orten mitschwingen können.

  • Herbrand Sandro

    |

    Das Wort Mohr hat nichts mit schwarz oder Sklaverei zu tun, sondern kommt von Mauren, also die Bewohner Mauretaniens. Die Mohrenapotheke bot maurische Medizin an, was ein Qualitätsmerkmal war, weil die “arabisch, muslimische” Medizin lange Zeit der hiesigen durchaus vorzuziehen war. Das Selbe gilt für die levantinische Küche der Gaststätte zu den drei Mohren, auf die sich der Nahme der Gasse bezieht. In einer anderen Stadt wurde ein NICHTWEISSER Gastwirt gezwungen, sein historisches Lokal “Zum Mohren” umzubenennen. Er könnte sich ja diskriminiert fühlen. Geht´s noch?
    Nota mala: die Mauren waren übrigens nicht nur hervorragende Mediziner und Köche sondern auch häufig berüchtigte Piraten, Sklavenjäger und -Händler.
    Interessant ist auch, dass die selben mitfühlenden Seelen, die sich selbstlos für den Schutz von Minderheiten einsetzen, deren Geschichte und Angelegenheiten sie so wenig kennen wie ihre eigene, allzu oft keinerlei Probleme haben andere Minderheiten, wie alte, weisse Männer, Hartz 4 Bezieher, Polizisten oder auch nur Andersdenkende als Idioten, Sozialschmarotzer, XYZ-Leugner, Bullenschweine und nicht woke zu diskriminieren und wie wir auch hier lesen dürfen mit Pfefferspray oder Prügel zu traktieren. Es kommt nur noch auf die rechte Gesinnung an, selbst wenn diese links ist.

  • beobachter

    |

    ***Interessant ist auch, dass die selben mitfühlenden Seelen, die sich selbstlos für den Schutz von Minderheiten einsetzen, deren Geschichte und Angelegenheiten sie so wenig kennen wie ihre eigene, allzu oft keinerlei Probleme haben andere Minderheiten, wie alte, weisse Männer, Hartz 4 Bezieher, Polizisten oder auch nur Andersdenkende als Idioten, Sozialschmarotzer, XYZ-Leugner, Bullenschweine und nicht woke zu diskriminieren und wie wir auch hier lesen dürfen mit Pfefferspray oder Prügel zu traktieren. +++

    Ein ungewöhnlich treffender Beitrag. Vielen Dank

  • Wolfram Heinrich

    |

    @Malcolm
    2. Februar 2022 um 18:39 | #
    >>Er zielt ausschließlich darauf ab BPOC‘s zu verletzen.<<
    Um Gottes Willen, was sind BPOCs?
    Ciao
    Wolfram Heinrich

  • Wolfram Heinrich

    |

    @Karl Straube
    >>Analog gilt das für Diskussionen über den “Fröhlichen Türken” oder die Türkenstraße in München.<<
    Ach herrje, ist "Türke" jetzt auch schon ein Bäh-Wort?
    Ciao
    Wolfram Heinrich

  • Wolfram Heinrich

    |

    @KW
    >>…wie das Befinden von POC für derlei Straßennamen ist.<<
    "People of Colour", "Farbige" – eine hundsgemeine Wortwahl, mit der ich die Menschheit in zwei Kategorien einteile: Einerseits uns, die weißen Referenzmenschen, die Menschen im engeren Sinne und andererseits all die anderen, von den Eskimos im Norden über die Araber, Indios, Asiaten bis zu den Maoris im Süden.
    https://www.facebook.com/wolfram.heinrich/posts/3377310898981181
    Ciao
    Wolfram Heinrich

  • Wolfram Heinrich

    |

    @joey
    >>Mein Vater wurde als Kind diskriminiert, er war ein Flüchtling, ein Hergelaufener.<<
    Wahrscheinlich wird es dich nicht sehr trösten, aber nach dem Krieg wurden auch die deutschen Flüchtlinge und Heimatvertriebenen von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung diskriminiert und mißtrauisch beäugt. Um Menschen abzuwerten braucht es gar keine andere Hautfarbe, keine andere Nase und keine andere Religion. Der Mensch ist haßautonom, er braucht keinen Grund.
    Ciao
    Wolfram Heinrich

  • Wolfram Heinrich

    |

    @Donaunixe
    >>…und Tatsache ist, dass der Mohr ab einer gewissen Zeit richtig in Mode kam, chic war,<<
    Alexander Puschkin gilt als DER russische Nationaldichter, eine Art Goethe.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Sergejewitsch_Puschkin
    Mütterlicherseits war sein Urgroßvater Abraham Petrowitsch Hannibal, ursprünglich ein afrikanischer Sklave, der dem Zaren Peter dem Großen von Graf Alexander Tolstoi (nein, nicht DER Alexander Tolstoi) als Knabe geschenkt worden war. Zar Peter machte den kleinen Hannibal zu seinem Patenkind, Hannibal stieg später bis zum Generalmajor und Gouverneur von Estland auf.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Petrowitsch_Hannibal
    Mich erinnert Abraham Hannibal sehr an den Sarotti-Mohren, seligen Angedenkens.
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ee/Abraham_Hanibal.jpg
    Der Mensch ist nach heutiger einhelliger Erkenntnis der Anthropologie in Afrika, und NUR in Afrika (Afrika ist übrigens auch eine Fremdbezeichnung der antiken Römer) aus dem Affen entstanden. Von dort aus hat er sich über die ganze Erde ausgebreitet. Im Grunde sind wir also ALLE Neger, die einen sind dunkler und die anderen ein bisserl heller.
    Ciao
    Wolfram Heinrich

  • KW

    |

    Oh je Herr Heinrich, ganz schöner Rundumschlag wie mir scheint.
    Da Sie mich direkt angesprochen haben, PoC bezeichnet halt nun mal einigermaßen neutral diejenigen Menschen, die sich überhaupt von Begriffen wie “Mohr”, “Ne…”, “Ni…” etc. diskriminiert fühlen oder fühlen können. Aus gutem Grund werden all die o.a. in Anführungsstriche gesetzten Worte von halbwegs aufgeklärten Menschen nicht mehr verwendet und durch das vergleichsweise neutrale “PoC” ersetzt. Dass man damit die PoC selbstredend von den “Weißen” unterscheidet, die sich wiederum von den o.a. in Anführungsstriche gesetzten Worten gar nicht diskriminiert fühlen können, ist eh klar.
    Daraus jetzt, im Kontext meines Kommentares vom 3. Feb., quasi zu unterstellen ich würde damit die Gruppe der PoC den Weißen ggü. herabwürdigen – nun ja, dazu muss es Ihnen heute Morgen um 05:43 in der Früh aber schon sehr langweilig gewesen sein.

  • Wolfram Heinrich

    |

    @KW | #
    >>Oh je Herr Heinrich, ganz schöner Rundumschlag wie mir scheint.<>Da Sie mich direkt angesprochen haben,…<>PoC bezeichnet halt nun mal einigermaßen neutral…<>…diejenigen Menschen, die sich überhaupt von Begriffen wie “Mohr”, “Ne…”, “Ni…” etc. diskriminiert fühlen oder fühlen können. Aus gutem Grund werden all die o.a. in Anführungsstriche gesetzten Worte von halbwegs aufgeklärten Menschen nicht mehr verwendet und durch das vergleichsweise neutrale “PoC” ersetzt.<>Dass man damit die PoC selbstredend von den “Weißen” unterscheidet, die sich wiederum von den o.a. in Anführungsstriche gesetzten Worten gar nicht diskriminiert fühlen können, ist eh klar.<>Daraus jetzt, im Kontext meines Kommentares vom 3. Feb., quasi zu unterstellen ich würde damit die Gruppe der PoC den Weißen ggü. herabwürdigen<<

    Wenn Sie meinen verlinkten Videoclip angeschaut haben (3), dann haben sie wahrscheinlich gemerkt, daß ich den allermeisten "Farbigen"-Sagern keinen bösen Willen unterstelle, sondern ihnen vielmehr zubiliige, sie würden lediglich die Wortwahl anderer Leute gedankenlos nachplappern.
    .
    Ciao
    Theodor Rieh
    (1) Also uns Menschen im engeren und eigentlichen Sinne
    (2) https://de.wikipedia.org/wiki/Kritische_Wei%C3%9Fseinsforschung
    (3) Es sind eh bloß so umra 5 Minuten.

  • Rabe

    |

    Wer die Problematik des aktuellen Straßennamens nicht erkennt, ist wohl in der privilegierten Situation keinen rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt zu sein und hat zusätzlich eine kleinere oder größere Bildungslücke, was das Thema strukturellen Rassismus angeht.

    Um dabei zu helfen rassistische Strukturen abzubauen, appeliere ich an diejenigen, die kein Problem sehen (“unbeanstandeter Straßenname”, “Kulturgut”), Betroffene zu Wort kommen lassen wollen oder sich lustig über den Änderungswunsch machen:

    Setzt euch mit dem Thema aus einer nicht- weißen/kolonialistischen/rassistischen Perspektive auseinander! Dann lernt ihr etwas Neues.
    Das erfordert vielleicht Mut, Empathie, Zeit…

  • beobachter

    |

    <<Wer die Problematik des aktuellen Straßennamens nicht erkennt, … hat ….eine kleinere oder größere Bildungslücke, was das Thema strukturellen Rassismus angeht.<<<

    anders kann das auch gar nicht sein. Oder anders: Wer der von einer Minderheit geforderten Umbenennung nicht zustimmt ist ein dummer Rassist. Das ist schon mehr als arrogant!

  • Rade

    |

    Warum diese überempfindliche Reaktion, beobachter? Das hat Rabe (zufällige Namensähnlichkeit) doch gar nicht geschrieben.
    Man kann auch rassistische Stereotype weitergeben, ohne ein geschlossen rassisitsches Weltbild zu haben. Oder anders: Auch wenn man kein Rassist ist, kann man Rassistisches von sich geben, weil man es halt nicht besser weiß. Aber dann schadet es doch nicht, etwas daran zu ändern?

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