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Neues vom Loch

Europabrunnen: Zäune statt Bäume

Die Künstler-Vendetta um den Europabrunnendeckel hat keinen Gewinner. Jakob Friedl wird dort keine Aktion mehr starten dürfen und Jürgen Hubers Baumvorschlag wird nun erneut vertagt.

Kein Friedl, aber auch keine Bäume - die Stadtratsdebatte um "das wichtigste Thema regensburgs" wurde erneut vertagt.

Kein Friedl, aber auch keine Bäume – die Stadtratsdebatte um “das wichtigste Thema Regensburgs” wurde erneut vertagt.

Nein – das Europabrunnenerwartungsloch wird kein Streichelzoo für überzählige Leguane vom Reptilienzoo Burgweinting. Und es ist auch nicht eingezäunt, um Jakob Friedl von einer Kunstaktion oder Bürgermeister Huber von einer klandestinen Baumpflanzung abzuhalten. Der Europabrunnendeckel ist laut Auskunft der Stadtverwaltung einfach morsch und würde wohl keinen der Jungesellenabschiede mehr tragen können, die das teuerste Loch von Regensburg gerade an Wochenenden häufiger passieren.

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Wieder einmal: „verwaltungsinterner Abstimmungsbedarf“

Allerdings gibt es, laut Auskunft der städtischen Pressestelle, „verschiedene Ideen“, was man den nun mit dem Loch machen könnte. Deshalb bestehe weiterhin „verwaltungsinterner Abstimmungsbedarf“. Das ist nichts anderes als eine diplomatische Ausdrucksweise für: Der Vorschlag von Bürgermeister Jürgen Huber, zwei Bäume in den Brunnenschacht zu pflanzen, ist vom Tisch. Entgegen früherer Ankündigungen steht das Thema Europabrunnendeckel auch nicht auf der Tagesordnung für die nächste Sitzung des Umweltausschusses am 24. März. Und es sieht ganz so aus, als ob das – wie es Oberbürgermeister Joachim Wolbergs mit leicht verzweifelter Ironie ausdrückte – „wichtigste Thema Regensburgs“ vorerst wieder in der Versenkung verschwindet.

Jakob Friedl über Huber: "Der ist halt Maler." Foto: Archiv/ dl

Jakob Friedl über Huber: “Der ist halt Maler.” Foto: Archiv/ dl

Tatsächlich ist es erstaunlich, was eine Stadtratsvorlage mit einem – für Regensburg vergleichsweise lächerlichem – Kostenrahmen von 70.000 Euro auslösen kann. Es ist auch die Geschichte eines Zerwürfnisses zwischen zwei Künstlern: Jakob Friedl („Der Huber ist halt ein Maler.“) und Jürgen Huber („Man muss nicht immer am selben Spielplatz das selbe Förmchen umkippen.“).

Aus Künstlerfreunden wurden Gegner

Hatte Huber zu seinen Zeiten als ehrenamtlicher Stadtrat und hauptberuflicher Künstler noch Friedls Kunstaktionen am Europabrunnenschacht öffentlichkeitswirksam unterstützt, so scheint anschließend Diverses zwischen den beiden vorgefallen zu sein. Im Januar machte Huber – jetzt Bürgermeister – nämlich den Vorschlag, zwei Bäume in das Loch zu pflanzen und so zumindest jede unterirdische Kunstaktion zu verunmöglichen.

"Nicht immer dasselbe Fötmchen umkippen." Jürgen Huber über Friedl. Foto: Archiv/ as

“Nicht immer dasselbe Förmchen umkippen.” Jürgen Huber über Friedl. Foto: Archiv/ as

Friedl ging auf die Barrikaden und ernte tatsächlich Resonanz. Innerhalb der Koalition zeigten sich manche Stadträte verwundert über die Eile, mit der das mehr als zehn Jahre währende Thema Europabrunnendeckel nun erledigt werden sollte. Schließlich befindet sich das besagt Loch in unmittelbarer Umgebung jener Fläche, die für ein Kultur- und Kongresszentrum vorgesehen ist – warum also nicht abwarten? Es rumpelte und schepperte etwas im Koalitionsausschuss und der Oberbürgermeister zeigte sich verärgert, ob des etwas ungeschickten Vorgehens seines Umweltbürgermeisters. Hubers Vorlage wurde Ende Januar zurückgepfiffen und „wegen verwaltungsinternen Abstimmungsbedarfs“ vertagt.

Von SPD-Stadtrat Tobias Hammerl kam zwischendrin der Vorschlag, den Schacht nebst ein bisschen Geld der Initiative con_Temporary zur Verfügung zu stellen, damit diese ihn bespielen sollten. Die so beglückten wurden davon völlig überrascht und wiesen jede Verbindung dazu weit von sich – man wollte wohl nicht in die Künstler-Vendetta Huber – Friedl hineingezogen werden.

Keine (T)räume, keine Bäume

Gewonnen hat dabei keiner. Bevor es vom Stadtrat einen Beschluss gibt, der irgendeine Kunstaktion von Jakob Friedl am Europabrunnenloch bewilligt, dürfte – nach momentaner Stimmungslage – eher die Hölle zufrieren. Und Jürgen Huber, der nach der ersten Vertagung im Januar noch ankündigte, dass seine Baumpflanzvorlage den Stadtrat im März weitgehend unverändert passieren werde, konnte sich vorerst nicht durchsetzen – über das Schicksal der Brunnstube wird wohl erst dann entschieden, wenn auch die Pläne für ein Kultur- und Kongresszentrum am Ernst-Reuter-Platz stehen. Vorerst kann Huber nur hoffen, dass das Thema durch die erneute Vertagung vorerst in Vergessenheit gerät. Aber so unwahrscheinlich ist das nicht: An das Loch haben sich die Regensburger im letzten Jahrzehnt auch schon gewöhnt.

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Kommentare (4)

  • Ronald´s Ober-Groupie

    |

    nach der traurigen Gentrifizierung anno 19xy innerhalb der Filiale des Mc Donalds in der Maxstraße , dem das allseits beliebte Bällebad zum Opfer fiel, würde ich mir ein solches gern in der Nähe seines ursprünglichen Ortes wünschen. Gewachsen , proportional zu seinem originalen Publikum.

    Eventuell mit Einstieghilfe für in die Jahre gekommene Nutzer und Nichtschwimmerbereich..

    oder ein 24 Stunden Moshpit würd ich auch gut finden..

  • peter

    |

    wenn man den friedel nur lassen wuerde, wuerde er bestimmt auch einen junggesellenabscheidstragenden deckel bauen.
    holz hat er ja noch vom boden seiner skaterhalle die in dem veroedeten burgweintinger einkaufszentrum auch mal kunst von ihm war
    (man duerfte ihm dafuer aber auch gerne 5000 euro geben, und schwuppdiwupp waere der schandleck kein solcher mehr

  • WAA

    |

    Bei der erstmaligen Brunnensarkophagöffnung in ca. 250 Jahren entdecken Archäologen den ältesten und besterhaltenen Cheeseburger der Welt…….

  • Europabrunnen bleibt ein Zankapfel » Regensburg Digital

    |

    […] Zuletzt war das umstrittene Loch eingezäunt worden, weil der Deckel marode und morsch war. Jetzt – nach der Erneuerung – kann die Debatte, was nun aus der Brunnstube werden soll, weitergehen. […]

Kommentare sind deaktiviert

drin