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Es war vermutlich das letzte Mal, dass die Rasenfläche am Donaumarkt der Öffentlichkeit zur Verfügung stand. Beim Ostengassenfest konnten die Besucher die Atmosphäre dieses Viertels wieder einmal kennenlernen. Geplante Luxusbuden und das Bayernmuseum werden der Gemütlichkeit dort aber bald ein Ende bereiten.

Die Ruine ist weg, den Rasen gibt es noch: Zum wohl letzten Mal stand das Ostermeier-Gelände für die Öffentlichkeit offen. Foto: Herbert Baumgärtner

„Da sind politische Inhalte drin“, witzelt Horst Meierhofer, reicht einem Passanten den gelben FDP-Luftballon, den er vorher aufgeblasen, mit Infostand-geübten Fingern zugeknotet und auf eine Plastikstange gesteckt hat. Dazwischen wuseln einige Julis und Piraten herum, die ihren Stand in der Nachbarschaft haben. Im Hintergrund hört man irgendeine Band. Die spielt erst „Nervermind“ von Nirvana, dann „Dark Night“ von den Blasters – beides klingt irgendwie gleich. Zum Schunkeln. Bora Ataman, ehemals Integrationsbeauftragter der Regensburger CSU, kommt eben mit nagelneuen Lackschuhen und edler Anzugjacke durch die Ostengasse geschlendert, schaut auf die sichtlich teure Uhr, zieht an seiner Zigarre („eine kubanische“), nickt wohlwollend in die Runde und sagt mit wissendem Blick: „So muss es sein. Das zeichnet Regensburg aus.“ Etwas weiter unten am Donaumarkt, beim Saftladen der SPD („Ansprech-Bar“), merkt man, dass am Altstadtvorsitzenden Tobias Hammerl ein Barkeeper verloren gegangen ist (selbstverständlich nur alkoholfreie Mischungen), während Joachim Wolbergs sich am Tresen mit einigen Besuchern über Politik, barrierefreies Wohnen und das schöne Wetter unterhält. Der Bürgermeister hat ein aufrichtiges Lächeln im Gesicht, eines, wie man es auf den zahlreichen Pressefotos zu Geburtstagsgratulationen und Silberhochzeiten nur selten sieht. Beim Ostengassenfest ist eben alles ein wenig anders. Ehrlicher. Nicht so geleckt, nicht so professionell, locker. Und auch wenn es dort ebenso wie beim Bürgerfest Fressbuden in Reihe gibt, weiß man doch nie, wie sie am Ende ausschaut. Und ob sie schmeckt – die Steak- oder Würschtlsemmel, die einem unter irgendeinem der vielen unterschiedlichen Pavillons in die Hand gedrückt wird. Selbiges gilt für den Döner. Wer sich rechtzeitig anmeldet, darf endlich mal auf den Ostenturm kraxeln oder sich den heruntergekommenen Österreicher-Stadel von innen anschauen. Auf den Bühnen von Schwanenplatz bis Donaumarkt spielt die Schrammelband zwischen den Geheimtipps und Local Heroes (Wohl dem, der ein Programm hat und auch über die Verschiebungen angesichts des immer mal einsetzenden Regens Bescheid weiß.). Und es ist irgendwie politisch dieses Fest, ohne dass das gezwungen wäre. Da diskutiert der Ostengassler schon mal mit dem Stadtrat bei einem Bier, über das was hier passieren soll und dass das mit dem Verkauf des Ostermeier-Geländes am Donaumarkt „schon irgendwie gemauschelt“ war. Zwischen den Bierbänken und Bühnen so vielen Infoständen von Gruppierungen und Parteien wie man sie selten bei einem der zahlreichen glatt gebügelten Events in Regensburg findet: Attac, Greenpeace, Amnesty International. Und tatsächlich treiben sich da auch Leute rum, die das interessiert. Am Stand der BI Asyl etwa wird über das Protestcamp der Flüchtlinge auf dem Neupfarrplatz diskutiert, oder man unterhält sich über dies und das, stößt einfach mal mit dem Bier an und frotzelt in Richtung des Saftladens von der SPD. Schließlich scheint grad die Sonne. Dazwischen steht ein großes Freiluftschach, auf dem sich gerade zwei Vierjährige ein kleines Kräftemessen liefern (Bauer gegen Dame). Den Linken hat zwar der kleine Sturm am Samstag ihren Pavillon abgeräumt, sie sind aber immerhin in Form von Ulrich Teichmann präsent, der als mittelalterlich verkleideter Troubadour zwar eigentlich beim Spectaculum auf dem Grieser Spitz unterwegs ist, aber schon mal die Seiten wechselt, um auch beim Ostengassenfest ein wenig die Laute zu spielen. Politisch und musikalisch. Einen Stand der CSU sucht man vergeblich – für die ist die Ostnerwacht nach den jahrelangen Donaumarkt-Stadthallen-Debatten vermintes Terrain, aber beim Stand des „Round Table Regensburg“ treibt sich zumindest Fraktionschef Christian Schlegl herum, hämmert ein paar Nägel in einen Hackstock und ruft Fotografen zu: „Is das jetzt ‘Schlegl haut drauf’ oder ‘Schlegl macht Nägel mit Köpfen’? Na ja, ihr werdet’s schon brauchen können.“ Seit acht Jahren gibt es das Gassenfest, seit der Zeit, als die Sozialen Initiativen (SI) 2004 aus dem damals noch Kittel- heute Stadtmaus-dominierten Bürgerfest gekegelt wurden. Zum zweiten Mal findet es heuer rund um die Ostnerwacht statt. Als Ostengassenfest eben. „Um die Aufmerksamkeit auf das Viertel zu lenken“, wie SI-Chef Reinhard Kellner gern sagt. Das gelingt. Nicht nur, weil Reiner Schmidt (Forum Regensburg) und seine Mitstreiter an einem eigenen Stand über die Geschichte der Ostnerwacht, die Zerstörung dieses Viertels und die aktuellen Pläne fürs Museum der Bayerischen Geschichte informieren. Und darüber, dass da schon so einiges verkauft wurde, um luxussaniert zu werden. Es funktioniert auch deshalb, weil es den Besuchern auffällt, dass beim Fest vor zwei Jahren da, oben am Donaumarkt, noch eine Ruine stand – mit Musik und Bühne. Dass das jetzt ein kahler, leerer Platz ist, wo man nur noch ein eingezäuntes Fundament sieht. Das muss noch weg, bevor hier ein Investor (Immobilien Trepnau) mit dem Geldverdienen anfangen kann. Erzählen können einem das viele beim Ostengassenfest. Gut finden das die die Wenigsten – abgesehen von einem achselzuckendem „Zumindest tut sich was“. „Irgendwas müssen die auch den Bürgern noch dafür geben, dass hier ein paar Investoren den Riesenreibach machen“, murmelt Reiner Schmidt. Horst Meierhofer hört’s am Nachbarstand und deutet an, gleich zum Diskutieren rüber zu kommen. Vorher bläst er aber noch einen Luftballon auf.
Pseudo-Prominenz ohne Rückgrat

Fürstliches Dschungelcamp

Schlossfestspiele: Der fürstliche „Überraschungsgast“ Viktor Orbán erregt weiter die Gemüter. Zumindest bei manchen. Betrachtet man aber, wen Gloria in der Vergangenheit von den Festspielen profitieren ließ, ist Orbáns Einladung nur konsequent. Dem Gros der Pseudo-Prominenz ist das egal.

Bayern-Museum

Wettern gegen Schiffe, Rampen und Spekulanten

Das wird super (meint die Stadt). Das wird ein Krampf (meinen Bürgerinitiativen). Das wird schon gut und wenn es schlecht wird, dann kann ich nix dafür (mein Richard Loibl). 2018 soll das Museum für bayerische Geschichte am Donaumarkt eröffnet werden. Darüber, wie dieses Museum und dass Umfeld aussehen wird, wurde am Donnerstag diskutiert. Mit viel Verve und ohne Annäherung.

Sozialer Wohnungsbau

Das Jammern der Bauträger

Da könnten einem fast die Tränen kommen: Mit dem Bau von Wohnungen scheint man in Regensburg einfach kein Geld verdienen zu können. Die hohen Energiestandards, barrierefrei soll heute alles sein, womöglich noch hochwertiges Material und dann will die Stadt die Bauträger noch mit einer Sozialwohnungsquote von 15 Prozent belasten. Da bleibt doch kaum noch was zum Leben übrig.

Gegen das Totschweigen

Domspatzen gründen Missbrauchs-Archiv

Die Mauer des Schweigens in der Diözese Regensburg will eine Gruppe ehemaliger Domspatzen nun durchbrechen. Vergangenes Wochenende trafen sie sich im Altmühltal und brachten ein Archiv auf den Weg, in dem sie möglichst viele Fälle sexuellen Missbrauchs dokumentieren und veröffentlichen wollen. Dem eben nach Rom beförderten Gerhard Ludwig Müller bescheinigen sie: „Er hat es nicht mehr verdient, als ‘Seelsorger’ bezeichnet zu werden.“

Serie: Die Reise der Regensburger Ballonauten

Die politischen Sachsen

Nach eineinhalb Monaten Pause setzen wir unsere Ballonauten-Serie fort. Mit einem Riesenfussball reisten die Regensburger Jakob Schmid und Franz Berzel 1932/ 33 kreuz und quer durch Deutschland. Zwischenzeitlich haben das Fußball-Magazin Elf Freunde und das Magazin MUH sich in längeren Berichten der beiden Ballonauten angenommen. Wir in loser Folge veröffentlichen das Tagebuch der beiden Ballonauten.

Von DGB und Linken-Stadträten und FDP-MdL

Brief an Regensburger Abgeordnete: Nein zum Fiskalpakt!/ UPDATE: MdL Thomas Dechant fordert ein “Nein” von FDP-Bundestagsfraktion

Am Freitag stimmt der Bundestag über den Fiskalpakt ab. In offenen Briefen haben der DGB und zwei Regensburger Stadträte die Abgeordneten der Region aufgefordert, gegen das vermeintliche Rezept zur Bewältigung der Schuldenkrise zu stimmen. UPDATE: Der Regensburger Landtagsabgeordnete Thomas Dechant (FDP) hat die FDP-Bundestagsfraktion in einem offenen Brief ebenfalls aufgefordert, dem Fiskalpakt nicht zuzustimmen.

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