Franz-Peter Tebartz-van Elst passt perfekt zum Bistum Regensburg. Und: Er hat sich beim Weitem nicht so viel zuschulden kommen lassen wie die Verantwortlichen hier.
Tebartz-van Elst zieht nach Regensburg. Unmittelbar nachdem diese Nachricht heute von verschiedenen Medien vermeldet wurde, kam es in den Kommentar-Foren sozialer Netzwerke zu einer Vielzahl an – schonend ausgedrückt – ablehnenden Meinungsäußerungen. Die Frage ist aber doch: Was hat sich der ehemalige Limburger Bischof denn so Schlimmes zuschulden kommen lassen, was von den Verantwortlichen des nun von ihm zur neuen Heimat erkorenen Bistums Regensburg nicht problemlos getoppt werden könnte?
Der Prasser wird abgesetzt, der Demütiger befördert
Warum soll es denn einerseits so schlimm sein, in einer per definitionem feudalistisch organisierten Institution prasserisch mit Geld umzugehen und andererseits eher vernachlässigbar, wenn man, wie in Regensburg, Opfer von Vergewaltigung, Demütigung und Prügel vor den Kopf stößt, indem man die Taten leugnet, verharmlost oder totschweigt?
Während der eine, Tebartz-van Elst, mit einem bundesweiten medialen Shitstorm überzogen und schließlich vom Papst abgesetzt wird, wurde der andere, Gerhard Ludwig Müller zum Kardinal und obersten Hüter des katholischen Glaubens befördert. Kritik an ihm – sofern es sie noch gibt – lassen sowohl er wie auch die Institution Kirche an sich abperlen. Ihm wurde sogar – was für ein Hohn – die Verantwortung für die Aufklärung von sexuellem Missbrauch übertragen.
Vom Skandal-Bischof zum Skandal-Kardinal: Gerhard Ludwig Müller. Foto: Archiv/ Staudinger
Brüderliche Gastfreundschaft für van Elst, Arschtritt für Gewaltopfer
Zeichnet verantwortlich für demütigende Serienbriefe, bleibt bislang im Amt: Generalvikar Michael Fuchs. Foto: Archiv/ Staudinger
So sehr sich viele jetzt über den Umzug Tebartz-van Elsts nach Regensburg empören mögen – dass er hierher kommt, ist nur konsequent. Regensburg ist, auch wenn das hier manche nicht gerne hören, eine bundesweit einmalige Diözese. Nirgendwo sonst wird so konsequent versucht, den Missbrauchsskandal – auf Kosten von Opfern – auszusitzen und die Forderung nach Aufklärung, Voraussetzung für jeden Form von Prävention, abperlen zu lassen.
Nette Worte, Betroffenheit und Versprechen, aber kein Handeln: Bischof Voderholzer. Foto: Archiv/ Staudinger
Tebartz-van Elst ist allenfalls das Sahnehäubchen obendrauf auf diesen Eisberg an Skandalen. Und wenn sich dank seiner Anwesenheit wieder eine breitere Öffentlichkeit den Zuständen in diesem Bistum widmet – dann hat er sogar noch etwas Gutes getan.
Beim Dankgottesdienst, den Kardinal Gerhard Müller zu seinen eigenen Ehren inszenierte, wurden die Gläubigen mit Freibier und Billig-Bratwurst gelockt. Kritiker wurden von der Polizei entfernt.
Die Journalistin Felicitas Weiß-Alles ist verzweifelt. Seit drei Jahren betreibt sie nun schon eine Internetzeitung namens www.feli-weiss-alles.de. Doch obwohl sie regen Zuspruch von ihren Lesern erfährt und ihre Berichterstattung oft von überregionalen Medien aufgegriffen wird, bleibt es meist nur beim unbezahlten Lob. Ihren Lebensunterhalt kann sie davon immer noch nicht bestreiten. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an ihre Leser. Eine Glosse über Freud und Leid des unabhängigen Online-Journalismus.
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„Thomas Spitzer spielt eher denjenigen in die Hände, die Kultur in erster Linie als Konsumgut betrachten, das nur zu rechtfertigen sei, wenn es sich rechne.“ Eine Replik auf Thomas Spitzers Beitrag „Ist Kultur überhaupt wünschenswert?“
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Kommentar: Mütter jammern gerne und viel über ihr Los, um im gleichen seufzenden Atemzug davon zu erzählen, dass man sich ja mit Vergnügen für den Nachwuchs opfere. Doch kein Kind will eine Bürde sein!
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Nach Künstlern, Migranten, Arbeitnehmern, Kindern, Frauen, Langhaardackeln, Seitenschläfern und Verkehrsampeln für Wolbergs springen jetzt die Wirte für Schlegl in die Bresche. Der konnte ja schon früher gut saufen.
Image verbessern durch Fotos mit Kindern: Dieses Motto im Regensburger Kommunalwahlkampf hat heute seinen vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Die neue Wahlkampfzeitung von Joachim Wolbergs ist in den Briefkästen gelandet.
Bei dem einen befindet man sich auf der Suche nach den Tassen im Schrank, der andere ist ganz und gar farblos und eine dritte plaudert munter sinnfrei vor sich hin. Es ist nur schwer festzustellen, ob sich Kandidaten im Vorfeld der Kommunalwahl bewusst lächerlich machen, um – wie man so schön sagt – viral im Netz verbreitet zu werden oder ob sie das, was sie da sagen und tun tatsächlich ernst meinen. Wir verleihen Preise.
Regensburg ist eine gespaltene Stadt. Und zum Spaltpilz wird nahezu automatisch jeder, der in der Altstadt wohnt. Nur wenige finden den Weg aus dem Alleengürtel hinaus ins unbekannte Hinterland. Wer sich schon mal mit einem Altstadtbewohner außerhalb dessen Komfort-Zone verabreden wollte, weiß wahrscheinlich schon jetzt, wovon diese Kolumne voller persönlich geprägter Pauschalurteile unserer Autorin Bianca […]
Schmerzfrei muss man schon sein, wenn man im Stadtrat häufiger nachfragt. Es kann nämlich sein, dass andere Stadträte, die alles sofort kapieren, einem dann schon zeigen, wo der Bartl den Most herholt. Das zeigte die Diskussion um den neuen Mietspiegel vergangene Woche.
Als Stadtrat hat man es bisweilen nicht leicht. Zuhören, manchmal über Stunden, vielleicht mal was sagen und irgendwann zum richtigen Zeitpunkt die Hand heben. Da kann schon mal etwas durcheinander gehen.