Am Freitag ist es wieder so weit: Menschen hüllen sich in seltsame Gewänder aus Loden und Leder, Bier- und Gockerl-Marken werden zur inoffiziellen Währung bei Stadträten, Geistlichen und Geschäftsleuten, Volksvertreter und Ordungskräfte grübeln verwundert darüber nach, aus welchen Gründen in diesen zwei Wochen mehr Besoffene als sonst durch Regensburg stolpern. Die Maidult beginnt und das ist immer ein Fest, bei dem alle ihre helle Freude haben.
Da leuchten die Augen des städtischen Rechtsreferenten Wolfgang Schörning, der die Dult jahrelang betreut hat und so manche Anekdote erzählen kann (Heuer ist es der Umzug zur letzten Maidult, bei dem die Schausteller so freigiebig Leckereien ins Publikum warfen, dass eine Räucherforelle mitten im Gesicht eines Zaungastes landete, den man anschließend mit Biermarken befrieden musste.).
Gaudifünferl statt Spaßbremse
Da wird der Chef des Ordnungsamts, Alfred Santfort, sonst qua Amt eher als Spaßbremse bekannt, kurzfristig zum fröhlichen Gaudifünferl, wenn er Fahrgeschäfte und Amüsierprogramm preist.
Und da ist der Saal im Alten Rathaus, in den zur Pressekonferenz geladen wird, so voll wie das ganze Jahr nicht – schließlich gibt es auch für die Medienvertreter Bier- und Gockerl-Marken, damit sie die Dult vernünftig rezensieren können.
Spaß für alle eben. Damit aber dieser Spaß sich in vernünftigen Bahnen abspielt, tritt mit der diesjährigen Maidult die Regensburger Dultverordnung in Kraft.
Kein fremder Alk und keine Flaschen
Lange habe man sich gegen diesen Wunsch der Polizei gesperrt, so Schörnig. „Aber wenn Leute sich rücksichtslos benehmen und andere gefährden, muss man etwas unternehmen“, erklärt er, um zunächst auf Mountain-Biker, Inline-Skater oder rücksichtslose Hundehalter einzugehen.
Im Kern geht es bei der Verordnung aber vor allem um eines: Alkohol, bzw. dessen ordnungsgemäßen Verzehr. Denn – keine Panik – gesoffen werden darf auf der Dult weiterhin – aber in den dafür vorgesehenen Bespaßungszonen (Bier- und Weinzelte) und zu den dort vorgesehenen Preisen.
Fremder Alk und fremde Flaschen müssen draußen bleiben, aus dem Zelt, außerhalb des Dultplatzes und abseits der angrenzenden Straßen und Gassen. Das alles läuft vor allem unter dem Label Jugendschutz.
Fast schon poetisch liest sich die Verordnung, die es bei Androhung einer Geldbuße untersagt:
alkoholische Getränke aller Art
mitzuführen oder außerhalb der
zugelassenen Zelte und deren
Freischankflächen oder außerhalb
zugelassener Geschäfte zu verzehren.
Auch ist es verboten:
Trinkbehältnisse aus Glas oder
Flaschen aus Glas außerhalb der
zugelassenen Zelte und deren
Freischankflächen oder außerhalb
zugelassener Geschäfte zu dem
Zwecke mitzuführen, um daraus zu trinken.
Schleierfahnder in Sachen Alkohol
Eingangskontrollen und damit einhergehende Leibesvisitationen soll es laut Schörnig nicht geben. Wer aber glaubt, sich ungeschoren mit Fremdalk in Dultnähe herumtreiben zu können, der hat sich geschnitten.
Uniformierte Vierer-Streifen sind unterwegs und werden heuer auch verstärkt ein Auge auf verdächtige Taschen und Rucksäcke haben. Zusätzlich sind Polizisten in zivil unterwegs – Schleierfahnder in Sachen Alkohol und Flaschen, die gegebenenfalls verdächtige Rucksäcke kontrollieren, wenn da einige Heranwachsende gar zu fröhlich und fidel sind. So macht der Dultbesuch Spaß!
Wolli posiert fürs Jugendschutz-Foto
Doch nicht nur die Polizei, auch die Jugendschutzstelle bläst zum Volleinsatz und wird verstärkt Kontrollen durchführen. Selbst Sozialbürgermeister Joachim Wolbergs wird an einer dieser Kontrollen teilnehmen, um den Medien – neben dem einen oder anderem Bieranzapf- und Bürgermeister-trägt-Maßkrug-Foto, auch noch die Möglichkeit für einen schönen Jugendschutz-Schnappschuss zu geben.
Sollte sich nach der Dult herausstellen, dass trotz aller dieser medienwirksamen Maßnahmen wieder mehr besoffene Jugendliche, Heranwachsende und Erwachsene durch die Stadt gezogen sind als üblich, so weiß man immerhin, dass sie bei der Dult reguläre Preise für ihr Bier bezahlt haben oder ihren Fremdalk zumindest außerhalb der bezeichneten Flächen konsumiert haben.
P.S.: Wegen des großen Erfolgs gibt es in diesem Jahr ein zusätzliches Weinzelt bei der Dult. Prost!
Sozialkritische Filme und Diskussionen mit Lokalbezug präsentiert das Regina Kino ab 13. Mai als Spielort des Filmfestivals „ueber Mut“ der Aktion Mensch.
Der Alte Schlachthof war das letzte Beispiel: Interessante und lukrative Flächen entwickelt die Stadt nicht selbst, sondern überlässt das privaten Investoren. Nun geht auch die Vermarktung des Donaumarkts in die entscheidende Phase. Zwar gibt es noch keinen Bebauungsplan, aber die europaweite Investorensuche hat offiziell begonnen. Am kommenden Mittwoch stellt sich Hans Schaidinger den Kritikern der aktuellen Bebauungspläne.
Ohne den Staatsanwalt wäre der Prozess gegen den Holocaust-Leugner Gerd Walther wohl völlig aus dem Ruder gelaufen. Eine phasenweise völlig überforderte Richterin gewährte dem mehrfach vorbestraften Mann eine offene Bühne. Walther ist indessen kaum mehr als ein Sprachrohr des bekannten Rechtsextremisten Horst Mahler.
Die Berufungsverhandlung gegen den holocaustleugnenden Piusbruder Richard Williamson wirft ihre Schatten vorraus. Am Mittwoch stand Gerd Walther vor dem Amtsgericht in Regensburg. Er brüllte vor gut einem Jahr den Fernsehteams seine Thesen zum Massenmord an den Juden in die Mikros. Am Mittwoch durfte der gerichtsnotorische Antisemit sich über Stunden vor seinen Fans produzieren.
Er werde in Revision gehen. Er habe nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht, Atheisten anzugreifen. Er wähnt sich in Besitz der absoluten Wahrheit. In einer Presseerklärung, die an Schärfe nichts zu wünschen übrig lässt hat Bischof Gerhard Ludwig Müller am Dienstag den atheistischen Buchautor Michael Schmidt-Salomon zum wiederholten Mal scharf attackiert. Atheisten bedrohten das im Grundgesetz verankerte Lebensrecht, ließ Müller seinen Sprecher Clemens Neck verkünden. Schmidt-Salomon hat nun auf die Presseerklärung des Bischofs reagiert. Wir veröffentlichen seine Stellungnahme in voller Länge.
Sebastian Killermann oder Hans Weber: In der Diskussion um einen Namenspatron geht es mittlerweile weniger um den Namen, sondern darum, wer schuld an der öffentlichen Debatte trägt. SPD-Fraktionschef Norbert Hartl erwägt, den Vorschlag für NS-Widerständler Weber zurückzuziehen. Unterdessen scheint eine Debatte um den Mitläufer Killermann ins Rollen zu kommen.
Der Verwaltungsgerichtshof in München hat dem Regensburger Bischof einen Maulkorb verpasst. Dagegen will Gerhard Müller vorgehen und seine Begründung ist bestechend: Er wähnt sich in Besitz der Wahrheit und habe damit nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, in Predigten “zugespitzt” zu formulieren.
Ist katholisch, nur wer zahlt? Die Kirche in Deutschland meint “Ja” und darf sich in dieser Auffassung über tatkräftige staatliche Unterstützung freuen. In Bayern hat sich sogar das Innenministerium eingeschaltet, um die Austrittserklärung eines katholischen Kirchensteuerrebellen für unwirksam zu erklären. Nach wie vor gilt in Deutschland: Wer nicht zahlt, kommt in die Hölle. Dem Vatikan scheint hingegen mehr am Seelenheil seiner Schäfchen, denn an ihrer Wolle zu liegen. Im kommenden Jahr entscheidet das oberste weltliche Gericht in Deutschland darüber, ob katholisch nur sein kann, wer zahlt. Der Gang vors oberste Kirchengericht im Vatikan steht noch aus.
„Diese Empörung, dieser Widerstand wird weitergehen.“ In einer kämpferischen Rede vor dem Regensburger Justizgebäude kritisierte Dr. Roland Weisser die „mangelnde Aufklärungsbereitschaft” im Fall Tennessee Eisenberg. Rund 50 Menschen hatten sich zu der Kundgebung anlässlich des Todestages des 2009 erschossenen Studenten versammelt.
In der Debatte um den richtigen Namenspatron für die Grundschule Prüfening hat uns ein Kommentar der Elternbeiratsvorsitzenden Angelika Solleder erreicht, den wir an dieser Stelle auch als Gastbeitrag veröffentlichen. Folgt man der Darstellung von Frau Solleder, hat die SPD der Schule mit einer Medien-Kampagne gedroht, sollte die Schule nicht nach Hans Weber benannt werden. Der […]
Die neue Grundschule Regensburg Prüfening sucht einen Namenspatron. Darüber schwelt eine breite öffentliche Debatte. Und eigentlich kann diese Schule nur nach einem Mann benannt werden: Schwammerlforscher Sebastian Killermann. Killermann: Von der Schule gewünscht Bereits am 15. April haben Schulleitung, Kollegium und Elternbeirat gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung deutlich gemacht, dass sie Killermann als Namensgeber für ihre […]
Am Samstag, 30. April, ist es zwei Jahre her, dass der Student Tennessee Eisenberg bei einem Polizeieinsatz erschossen wurde. Alle Verfahren gegen die Polizeibeamten wurden eingestellt. Es läuft eine Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Um 14 Uhr soll eine Demonstration an Tennessee Eisenberg erinnern. Die Anmelder fordern aber auch eine unabhängige Kontrollinstanz für die Polizei.
Schon mitbekommen? Die Mittelbayerische Zeitung wurde bestreikt. Einen Tag lang. Lesen oder hören konnte man das allerdings nirgends. Und auch die Ausgabe tags drauf erschien im gewohnten Umfang. Dennoch ist die Streikbereitschaft in den Redaktionen ungewöhnlich hoch. 30 Prozent Lohnkürzungen fordert der Verlegerverband. Bei der Mittelbayerischen Zeitung sind die Redakteurinnen und Redakteure erstaunt über eine derartige „Dreistigkeit“.
In Regensburg werden Rassisten nicht bedient, zumindest in einigen Kneipen. In anderen kann sich die NPD dagegen ganz gemütlich treffen. und das mit einer Neonazi-Szene, deren Existenz man andernorts, in Amberg, einfach bestreitet. Eine NPD-Vorstandssitzung in einer Regensburger Gaststätte.
Die Zuschüsse für den Ausbauz sind genehmigt, den doppelten Abiturjahrgang kann man „relativ leicht“ schultern und am Montag kommt Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch vorbei, um das neue Hörsaalgebäude einzuweihen: An der Hochschule Regensburg läuft alles bestens. Doch im Hintergrund ist das Hauen und Stechen um die nächsten Zuschüsse schon wieder in vollem Gange.
Heuer zum 40. Mal: Das “offizielle” Regensburg fehlt beim Gedenkweg für die Opfer des Faschismus. Für die CSU fehlt es an der rechten Ideologie: Es könnten Kommunisten teil nehmen, so die Befürchtung. Das ist nur ein Detail aus dem reichen Fundus an Regensburger Gedenk-Peinlich- und Ungeheuerlichkeiten. Dass diese nicht totgeschwiegen, sondern angesprochen werden, zeichnet den ideologisch bedenklichen Gedenkweg am Samstag aus.
Vor sechs Jahren hat Amaro Ameise im Stadtgraben am Peterstor einen kleinen Garten angelegt und den einstigen Schandfleck in einen Blickfang verwandelt. Das soll nach dem Willen des neuen Eigentümers eine Ende haben. Bis Ende Mai soll Amaro das Gelände verlassen, ansonsten droht die Zwangsräumung. Der rührige Gärtner hat eine Großdemonstration angekündigt.
Im Rechtsstreit zwischen regensburg-digital und der Diözese Regensburg hat unser Rechtsanwalt Nils Pütz am Montag Berufung beim Oberlandesgericht Hamburg eingelegt. Die gute Nachricht vorneweg: Die Gewerkschaft verdi hat dem freien Journalisten und regensburg-digital-Herausgeber Stefan Aigner dafür vergangene Woche Rechtsschutz zugesagt. Wie berichtet hat das Landgericht Hamburg der Diözese Regensburg am 11. März recht gegeben.
„Der Sturm“ ist sicherlich nicht leicht zu inszenieren. In seinem vermutet letzten Stück lässt Shakespeare ambivalente Charaktere auflaufen, die auf mehreren Ebenen demonstrieren, wie Macht korrumpiert und Menschlichkeit dabei auf der Strecke bleibt. Dass „Der Sturm“ traditionell zum Intendantenwechsel gespielt wird, wie Friederike Bernau, die Chefdramaturgin am Theater Regensburg erklärt, verwundert denn auch nicht. Hier […]