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Nach aus für Bürgerstift St. Michael

Städtische Heimplätze werden deutlich weniger

Oberbürgermeister Wolbergs zu Spekulation rund um das Aus für das Michlstift: „Da werfen uns ja schon wieder manche vor, dass wir einen möglichst hohen Erlös herausholen wollen. Aber das ist alles Quatsch.“ Foto: Archiv/ Liese

Oberbürgermeister Wolbergs zu Spekulation rund um das Aus für das Michlstift: „Da werfen uns ja schon wieder manche vor, dass wir einen möglichst hohen Erlös herausholen wollen. Aber das ist alles Quatsch.“ Foto: Archiv/ Liese

Oberbürgermeister Joachim Wolbergs nimmt zur bevorstehenden Schließung des Bürgerstifts St. Michael Stellung.

Auch wenn es noch keine Entscheidung des Stadtrats gibt: Das Bürgerstift St. Michael („Michlstift“) wird definitiv geschlossen. Das machte Oberbürgermeister Joachim Wolbergs am Mittwoch unmissverständlich deutlich. Seit gut vier Jahren sei ohnehin „sonnenklar, dass wir das Michlstift verlassen“. Anfängliche Neubaupläne in Burgweinting oder im Stadtosten mit 100 Plätzen habe man angesichts vieler freier Heimplätze aber verworfen. „Alte Menschen sind ein Markt“, sagt Wolbergs. Und diesen Markt hätten zunehmend Private für sich entdeckt. Entsprechend gebe es derzeit eine große Zahl an freien Kapazitäten. Deshalb steht nun statt eines Neubaus des Michlstifts ein Umzug nach Kumpfmühl auf dem Programm. Faktisch bedeutet das eine Zusammenlegung des Michlstifts und des alten Sauren Gockels in dem nun bald komplett fertiggestellten neuen Bürgerheim Kumpfmühl.

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Experten: Alle Bewohner können in Kumpfmühl untergebracht werden

Bereits am Sonntag hatte Wolbergs Bewohner und Angehörige im Michlstift über den bevorstehenden Umzug nach Kumpfmühl informiert. Der zweite Bauabschnitt dort wird voraussichtlich Ende August fertiggestellt sein und dann wird recht rasch umgezogen. Diese Entscheidung sei erst in den letzten Tagen endgültig gereift. Wenn man ein Jahr damit warte, sei der Neubau bereits wieder voll belegt und es müsste eine andere Lösung her. „Dieses Zeitfenster gibt es nur jetzt.“ Man belege derzeit weder in Kumpfmühl noch im Michlstift freiwerdenden Plätze neu. Experten gingen deshalb davon aus, dass man alle der derzeit noch 80 Bewohnerinnen und Bewohner des Michlstifts in Kumpfmühl unterbringen könne.

Das Bürgerstift St. Michael steht vor der Schließung. Foto: Johanning/ Wikimedia Commons

Das Bürgerstift St. Michael bot insgesamt 100 Plätze. Foto: Johanning/ Wikimedia Commons

„…viel Geld, damit das Gebäude in der Substanz bleibt.“

Freilich habe es am Sonntag auch kritische Stimmen von Bewohnern und Angehörigen gegeben, so Wolbergs. Unter anderem sei die Frage aufgekommen, warum die Stadt nicht die – bislang kommunizierten – 15 Millionen Euro in die Hand nehme, um das Pflegeheim zu erhalten. Aber das sei alles nicht so einfach, so der OB. „Das würde bedeuten, dass wir zunächst mal viel Geld in die Hand nehmen, damit das Gebäude in der Substanz bleibt.“ Die Möglichkeiten zur Pflege seien damit noch nicht verbessert. „Das Gebäude ist zwar wunderschön, aber für den Pflegebetrieb an sich ist es denkbar ungeeignet.“ Raum für Wohngemeinschaften oder gemeinsame Aktivitäten sei nicht vorhanden.

Darüber, dass der Gebäudekomplex erst vor 14 Jahren generalsaniert wurde, es aber nun nach Feststellungen des Tiefbaumtes Probleme „mit Feuchtigkeit, den Kellerräumen und bei Bausubstanzfragen“ gebe, habe man sich bei der Stadt „sehr gewundert“, so Wolbergs.

Wundern kann man sich auch darüber, dass Investitionen in Brandschutzmaßnahmen im vor 20 Jahre errichteten Anbau des Michlstifts notwendig wären. Dieser Anbau sei zu einer Zeit errichtet worden, als noch 80 Prozent rüstige und 20 Prozent pflegebedürftige und bettlägrige Senioren im Michlstift gelebt hätten. Dafür hätten die Brandschutzmaßnahmen auch gereicht. Heute habe sich dieses Verhältnis umgekehrt und so würde man auch hier investieren müssen.

OB beruhigt: „Den Leuten gefällt es.“

Für die Bewohnerinnen und Bewohner wird der Umzug, das räumt Wolbergs ein, neben den emotionalen Belastungen auch sonst einige Umstellungen mit sich bringen. Die Zimmer sind kleiner als im Michlstift – zwischen 18 und 20 Quadratmeter. Grund: Das Konzept in Kumpfmühl sei auf das Prinzip der Wohngemeinschaft und große Gemeinschaftsflächen ausgerichtet.

Das alte Bürgerheim Kumpfmühl bot viele Jahre Platz für 120 rüstige Bewohnerinnen und Bewohner und eine Pflegestation für 60 Personen.

Das alte Bürgerheim Kumpfmühl bot viele Jahre Platz für 120 rüstige Bewohnerinnen und Bewohner und eine Pflegestation für 60 Personen.

Außerdem wird es in Kumpfmühl nur noch „sehr eingeschränkt“ möglich sein, sein Zimmer individuell zu möblieren. Man habe in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass ein Großteil der älteren Menschen ohne eigene Möbel ins Heim ziehen. Entsprechend gebe es eine Standardausstattung. Er wolle das nicht schönreden, sagt Wolbergs. Aber es habe auch beim Umzug vom alten Bürgerheim Kumpfmühl in den ersten Abschnitt des Neubaus solche Bedenken gegeben – die seien mittlerweile weitgehend ausgeräumt. Außerdem seien sowohl der Park wie auch der Kumpfmühler Markt bei den Bewohnern sehr beliebt. „Den Leuten gefällt es.“

Komplettes Personal bleibt

Das Personal des Bürgerstifts wird komplett mit nach Kumpmühl gehen. Die bisherige Heimleiterin des Michlstifts, Maria Betz, wird langfristig die komplette Leitung des neuen Bürgerheims Kumpfmühl übernehmen, während sich der bisherige Leiter in Kumpfmühl, Roman Huber, verstärkt auf Geschäftsführeraufgaben verlegt.

Deutlicher Abbau städtischer Heimplätze

Die faktische Zusammenlegung des Michlstifts und des Bürgerheims Kumpfmühl bedeutet übrigens, dass sich die Heimplätze in städtischer Hand deutlich reduzieren. Im alten Bürgerheim Kumpfmühl waren vor dem Neubau viele Jahre Plätze für insgesamt 180 Senioren. Das Michlstift hätte insgesamt Platz für 100 Menschen geboten. Im neugebauten Bürgerheim Kumpfmühl wird es nach dessen Fertigstellung noch 143 Bewohnerplätze geben.

„Die tollsten Ideen – vom Reptilienzoo über Frauenhausplätze bis hin zur Hotelnutzung“

Vermutungen, dass anderweitige Vermarktungspläne hinter dem Aus fürs Michlstift stecken, weist Wolbergs übrigens deutlich zurück. Die Stadt wisse „definitiv noch nicht“, was mit dem Altstadtjuwel geschehen soll. „Da werfen uns ja schon wieder manche vor, dass wir einen möglichst hohen Erlös herausholen wollen. Aber das ist alles Quatsch.“ Die Frage einer neuen Nutzung habe die Stadt in der Vergangenheit nicht umgetrieben. Jetzt gebe es da „die tollsten Ideen – vom Reptilienzoo über Frauenhausplätze bis hin zur Hotelnutzung“. Allerdings sei man bei entsprechenden Plänen „sehr eingeschränkt“ – das Gebäude ist ein Denkmal und es gibt keine Parkplätze.

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Kommentare (7)

  • Therese Kumbf

    |

    Schaidinger hat Industriebrachen zum Leben erweckt, Wollbergs vernichtet Regensburger Geschichte.
    2006 Das Bürgerstift St. Michael wird im Rahmen des Gesamt-Ensembles “Altstadt Regensburg mit Stadtamhof” zum Bestandteil des UNESCO-Welterbes
    http://www.michlstift-regensburg.de/html/Geschichte.php

  • El

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    Die alten Menschen haben ihre Privatmöbel nicht mitnehmen können vom alten Trakt des Bürgerheims Kumpfmühl in den neuen – . Die Bedenken darüber seien mittlerweile ausgeräumt ….
    Naja …. alte Leute fügen sich halt – was sollen sie auch tun, wenn ihr Mobiliar auf dem Sperrmüll liegt oder verscherbelt worden ist . Dagegen protestieren ?? Viele, wenn nicht die meisten BewohnerInnen dürften den Krieg noch erlebt haben. Da ist oft mehr verloren gegangen als nur die Möbel. Verlust sind sie also gewohnt und ein Abnicken des Schicksals …. –
    Gerade darum wäre es so wichtig, dass sie wenigstens im Alter ein kleines Stück “Privatsphäre” ihr eigen nennen dürften ……. und sich nicht nur als “Durchreisende” in einem sterilen Appartment empfinden müssten .

  • Aufbrezln

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    Die Senioren werden eiskalt aus dem Weltkulturerbe entfernt, nicht mal die eigenen Möbel dürfen mitgenommen werden.
    Gleichzeitig wird ein Remmidemmi über alte Hundsdreckla (angeblich 300 Jahre alte Brezl ) aufgeführt.
    OB Joachim Wolbergs:” Die Breze gehört uns, die geben wir nicht mehr her“ MZ Online 11.3.2015
    Auch ‘die Alten und gebrechlichen Menschen gehören uns, die geben wir nicht mehr her’.
    http://www.br.de/nachrichten/oberpfalz/inhalt/250-jahre-alte-brotzeit-regensburg-100.html

  • Sebastian Wild

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    Eieinerseits sagt Wolli das die Schliessung seit vier Jahren quasi fest stehe andereseits wisse die Stadt aber noch nicht was mit der Immobilie passieren soll? Sorry aber das glaube ich ihm nicht.
    Das ist wieder so ne Sache die noch von seinem Amtsvorgänger angeleiert wurde und weil Wolli kein Rückgrat hat trägt er das bedingungslos weiter mit.
    Genauso wie er Schaidingers Inverstorenzugeständnisse und Planungen für den Neubau des EKZ in Königswiesen gegen den Widerstand der Bürger weiter trägt (“Das Bauvolumen ist nicht verhandelbar!”).

    Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten…

  • Tom

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    Ein Hotel in diesen Komplex zu errichten halte ich für wenig sinnvoll,weil es inzwischen in Bahnhofsbereich sehr viele davon gibt und auf den Stobäusplatz auch welche geplant sind.
    Einen Mangel an Unterkünften für auswärtige Besucher besteht nicht.
    Statt dessen könnte man das denkmalgeschützte Haus vielfältig verwenden..als Jugend+Kulturzentrum plus Cafe ,einen anderen Teil für den Repitilienzoo…der von der zentralen Lage profitieren könnte.Die Nähe zum Naturkundemuseum u.Stadtpark würde dies nahelegen.

  • Stadtrat nimmt Schließung des Michlstifts zur Kenntnis » Regensburg Digital

    |

    […] Wie berichtet, müsste die Stadt nach Schätzungen des Hochbauamts aus dem Jahr 2010 knapp 15 Millionen Euro investieren, um notwendige Sanierungen und Umbauten vorzunehmen. Darüber hinaus gibt es Probleme mit dem Brandschutz im Gebäude. Anfang März informierten Oberbürgermeister Joachim Wolbergs und Sozialbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer die Bewohner und deren Angehörige darüber, dass das Michlstift angesichts dessen spätestens im Spätsommer geschlossen wird. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden, sofern sie es wollen, zusammen mit der kompletten Belegschaft in den zweiten Bauabschnitt des Bürgerheims Kumpfmühl umziehen. Durch die Zusammenlegung fallen knapp 140 städtische Heimplätze weg. […]

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drin