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„Strukturen, Prozesse und Abläufe überprüfen“

Uniklinik: Beschäftigte befürchten Stellenabbau

Befristungen, die nicht verlängert werden, widersprüchliche Informationen und eine Personalberatung im Haus – vor diesem Hintergrund und einem zweistelligen Millionendefizit des wichtigsten Krankenhauses in Ostbayern haben mehrere Beschäftigte am Universitätsklinikum Regensburg Angst um ihren Job. Die Kaufmännische Direktorin versichert, dass kein Stellenabbau „in größerem Rahmen“ geplant sei, spricht aber gleichzeitig davon, dass „Strukturen, Prozessen und Abläufe“ in allen Bereichen geprüft würden.

Bei Beschäftigten des Universitätsklinikums ist die Stimmung derzeit gedrückt. Foto: UKR/Klaus Völcker

„Die Stimmung im Haus ist gedrückt“, sagt Xenia Müller. Sie ist im Verwaltungsbereich des Universitätsklinikums Regensburg beschäftigt und möchte ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen. Denn wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen hat sie seit geraumer Zeit Angst um ihren Job. Rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Bereich „Verwaltung, Versorgung, Wirtschaftsdienst“ tätig – etwas mehr als zehn Prozent des Gesamtpersonals an der Uniklinik.

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Einigen sei jetzt – Ende April – kurzfristig mitgeteilt worden, dass ihr befristeter Vertrag nicht verlängert werden wird, berichtet Xenia Müller. Andere würden mit ihrem Antrag auf Verlängerung schon seit Wochen hingehalten. „Ich bekomme dazu widersprüchliche Aussagen“, erzählt uns einer. „Eine verlässliche Information gibt es nicht.“ Seine Vorgesetzten gingen aber davon aus, „dass da noch mehr passieren wird“, sprich: dass mehrere Stellen wegfallen werden. Wie viele aber und was genau da geplant sei, dazu gebe es von der kaufmännischen Leitung keinerlei Auskunft.

„Das ist auch eine Stilfrage.“

Er habe angesichts dessen bereits mehrere Bewerbungen geschrieben – denn diese dauernde Ungewissheit belaste ihn. „Gerade jetzt, während der Corona-Pandemie, ist ein solcher Umgang mit uns Beschäftigten nicht nachvollziehbar – selbst wenn es nur die Verwaltung betreffen sollte. Das ist auch eine Stilfrage.“ Er und Xenia Müller sind längst nicht die einzigen, die in Gesprächen mit uns Informationsfluss und Kommunikation durch die kaufmännische Leitung beklagen.

Anruf beim Personalrat. „Wir können zu dieser Angelegenheit bisher überhaupt nichts sagen“, heißt es von dort. Die Personalvertretung am UKR hat qua Bayerischem Personalvertretungsgesetz keinen echten Auskunftsanspruch gegenüber der kaufmännischen Leitung. Man sei aber dort von einigen Entwicklungen „überrollt“ worden und wisse aktuell nicht wirklich, was noch komme, heißt es aus dessen Umfeld.

Beratungsagentur im Haus

Tatsächlich hat sich einiges getan, seit die Kaufmännische Direktion am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) zum 30 Juni 2020 gewechselt hat. Klaus Fischer, seit 2007 Kaufmännischer Direktor, verließ das UKR. Bayerisches Kabinett und Aufsichtsrat bestimmten die Betriebswirtin Sabine Lange zu seiner Nachfolgerin. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen holte Lange eine Gütersloher Beratungsagentur ins Haus – unter anderem spezialisiert auf eine Ermittlung des Personalbedarfs in Krankenhäusern. Es wurden Gespräche mit Beschäftigten geführt, Evaluationen durchgeführt. Warum, wozu und mit welchen Konsequenzen – darüber tappe man im Dunkeln, so Xenia Müller.

Eine außertarifliche Regelung über höhere Zulagen im medizinischen Bereich wurde kurzfristig gestrichen. Eine Vereinbarung mit dem Personalrat zu Mehrarbeit und Freizeitausgleich soll derzeit auf der Kippe stehen. „Es scheint zu teuer zu sein und man müsse ja sparen, heißt es immer“, erzählt eine Pflegekraft.

Die Befürchtung von Stellenabbau wird neben den erwähnten ausgelaufenen Befristungen, ersten Amtshandlungen Langes und der unklaren Informationslage insbesondere genährt durch das Defizit des UKR. Im Geschäftsbericht für das Jahr 2019 wird ein Minus von 13,9 Millionen ausgewiesen, zwischenzeitlich sollen es mehr als 15 Millionen sein.

Allgemeines Statement statt konkreter Antworten

Wir haben Sabine Lange mehrere konkrete Fragen gestellt – dazu, ob Stellenstreichungen geplant sind und in welchem Umfang, welche Bereiche davon betroffen sind, wie hoch das Defizit liegt, welche Hintergründe die Beauftragung der Gütersloher Agentur hat und dazu, was sie auf die Kritik am Kommunikationsverhalten der Geschäftsleitung erwidert. Doch trotz Nachhakens erhalten wir nur ein weitgehend allgemein gehaltenes Statement.

Immerhin so viel erfährt man: Nach beinahe 30 Jahren in denen das UKR besteht, sei es notwendig, „Strukturen, Prozessen und Abläufe zu überprüfen“, und zwar in allen Bereichen. „Seitens des Vorstands des UKR“ seien „keine Stellenstreichungen im größeren Rahmen geplant“. Wo und in welchen Rahmen dies dennoch der Fall sein wird, darüber herrscht allerdings weiter Unklarheit.


Die Stellungnahme von Sabine Lange im kompletten Wortlaut

Das UKR besteht nunmehr seit fast dreißig Jahren und ist dabei unverändert einziger Maximalversorger in Ostbayern mit einem Einzugsgebiet von über zwei Millionen Bürgerinnen und Bürgern. In diesen 30 Jahren hat das UKR immer mehr den klinischen Fokus auf die Hochleistungsmedizin gelegt mit Schwerpunkten in der Intensiv- und Beatmungsmedizin, der Transplantationsmedizin, der Krebsmedizin und der Behandlung von Herzerkrankungen. Gerade in den letzten 13 Monaten hat sich diese hohe Expertise bei der Bewältigung der medizinischen Herausforderungen, wie sie die Coronavirus-Pandemie mit sich brachte, nicht nur für Ostbayern, sondern auch darüber hinaus bestens bewährt.

Nach 30 Jahren ist es aber auch Zeit, sich den immer neuen Herausforderungen des Gesundheitssystems zu stellen. Neue Erkrankungen, wie z.B. ganz aktuell die Coronavirus-Pandemie, Veränderungen in der Versorgungsstruktur, d.h. z.B. weg von stationärer hin zu ambulanter Behandlung, und schließlich das Krankenhauszukunftsgesetz mit dem Anspruch, die Digitalisierung in der Medizin bis zum Jahr 2024 deutlich schneller als in der Vergangenheit voranzutreiben, müssen in der gesamten Organisationsstruktur eines Universitätsklinikums Berücksichtigung finden.

Und nicht zuletzt, aber für das UKR umso erfreulicher, werden uns seitens des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, wie Sie der Presse entnehmen konnten, Investitionsmittel für den Bau neuer Gebäude und zur Erneuerung unserer Bausubstanz sowie der infrastrukturellen Ausstattung zur Verfügung gestellt.

All dies nehmen wir zum Anlass, nach beinahe 30 Jahren unsere Strukturen, Prozessen und Abläufe zu überprüfen, um der stetig notwendigen Weiterentwicklung in Medizin, Forschung und Lehre als einziger Maximalversorger in Ostbayern gerecht zu werden, und zwar in den patientennahen Bereichen (Krankenstationen, Funktions- und Diagnostikbereiche), aber auch in den patientenfernen Bereichen (Verwaltung, Logistik, Technik).

Ein Universitätsklinikum wie das UKR benötigt insbesondere exzellente und motivierte Mitarbeiter, um dem Anspruch, Hochleistungsmedizin anzubieten, gerecht werden zu können. Wir sind froh und glücklich, dass wir solche Mitarbeiter am UKR haben. Insofern sind seitens des Vorstands des UKR keine Stellenstreichungen im größeren Rahmen geplant.

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Kommentare (14)

  • PostDoc

    |

    Vor nicht allzulanger Zeit hatte ich mich nach dem Studium am URK auf eine Stelle (Forschung) beworben.

    Nach über 3 Monaten (Online-Bewerbung) erhielt ich (als Mann) folgende Antwort:

    “Sehr geehrte Frau xyz,

    […] Wir mussten leider feststellen, dass kein Bewerber die Kriterien des Anforderungsprofils vollständig erfüllt.”

    Auch als Laie in Sachen Personalführung hinterlässt das keinen guten Eindruck, von der inhaltlichen Fragwürdigkeit ganz zu schweigen.

    Als (ehem.) Bewerber dachte ich mir damals, da möchte ich gar nicht arbeiten..

  • R.G.

    |

    ” sich den immer neuen Herausforderungen des Gesundheitssystems zu stellen. Neue Erkrankungen, wie z.B. ganz aktuell die Coronavirus-Pandemie, Veränderungen in der Versorgungsstruktur, d.h. z.B. weg von stationärer hin zu ambulanter Behandlung”.
    Ja und die Lockdowns, die man auf die gelockdownten Krankenhausabteilungen hin für den ganzen Staat folgen lassen darf. ;))
    Das sind große edle Aufgaben.

  • Max

    |

    Hauptsache jährlich mit dem Label „familienfreundliches unternehmen“ Posen.
    Die Klinik interessiert sich genauso wenig wie die Politik für Pflege und den Rest.
    Die Arbeitsbedingungen waren auch vor corona schon ungut, viel Fluktuation der Mitarbeiter.
    We Care we cure war vor Jahren eine teure Aktion ohne Benefit. Das Engagement und Geld hätte man eher für sinnvolle Mitarbeiterbindung einsetzen können. Die Kinogutscheine nach 15 Jahren Zugehörigkeit sind ein schwacher Trost.

    Danke an die gute Berichterstattung!

  • MediPedi

    |

    Da möchte ich PostDoc widersprechen. Grundsätzlich ist das UKR gut organisiert. Dass man sich einmal die Strukturen anschaut, ist nichts Schlechtes.

    Aber die besten Strukturen helfen nichts, wenn die Menschen nichts taugen. Das UKR hat viele tolle Mitarbeiter, aber manche Chefärzte fühlen sich wohl immer noch als Götter, die Mitarbeiter ungerecht und mit fiesen Mitteln verfolgen, wenn sie auf Missstände hinweisen und versuchen, sie abzustellen.

    Gerade tobt wieder so eine vom Chef ausgehende Hexenjagd in der Plastischen Chirurgie. Ich bin froh, dass ich da nicht arbeiten muss. Es wäre gut, wenn das UKR solche Missstände bei der Reform gleich mit beseitigt.

  • Madame

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    Das mit den kurzen befristeten Verträgen, ist bei der Uni gang und gäbe. Einerseits ist es nicht gut, wenn bei guten mitarbeitern die Verträge auslaufen und nicht weiterverlängert werden Andererseits wenn mitarbeiter bei befristeten Arbeitsverträgen ihren Horizont erweitern können. Diese Arbeitsverträgemanie haben wir den Schröder Agenda 20…u.a. zu verdanken. Das Gesundheitswesen kann nicht mehr den Namen Gesundheit tragen, sondern krankheitswesen.
    Es wird immer ja die Uni Klinikum regensburg hoch gelobt. Mit den tollen profs. und motivierten Mitarbeitern. Aber in jeden Betrieb gibt es gute und schlechte Mitarbeiter. Und jetzt in der
    Convid Krise unibeschäftigte mit Verlust des Arbeitsplatzes zu verunsichern, ist rücksichtslos. Wie schon oben bemerkt, das krankheitswesen ist krank.

  • Balkonike

    |

    Also für eine Aneinanderreihung an hohler PR- Phrasen in diesem Ausmaß, hätte ich mir auch Unterstützung von extern geholt. Dass dann zum Ende hin so ein überspezifisches Dementi dran gehängt wird, war ja zu Erwarten. Wie auch sonst, soll man den Leuten mitten n der größten Gesundheitskrise verklickern: hey, ihr kostet zu viel und wir brauchen den größten Teil von euch Bürostuhlwärmer nicht mehr, da hamm wa bald ne KI für.
    Aber weil wir euch so lieb haben, tun wir auch nicht alle feuern. Ein paar Reinigungskräfte werden befördert und dürfen in Zukunft der KI die TONER-Kartuschen wechseln.

  • Fridolin

    |

    Ich finde es absolut mutig von Frau “Xenia Müller”, sich an die Presse zu wenden, noch dazu an ein relativ unbekanntes Online-Magazin.
    Vielleicht sollten die, die sich über fehlenden Informationsfluss und fehlende Kommunikation durch die kaufmännische Leitung beklagen, von sich aus mal die Kommunikation mit ihrer Vorgesetzen suchen und nicht darauf warten, dass von ganz oben mit einem kleinen Lichtlein gesprochen wird.
    Aber leider ist das heute so, dass lieber über als miteinander gesprochen wird, auch in dem Unternehmen, in dem ich als Führungskraft tätig bin.

  • R.G.

    |

    @ Fridolin
    “und nicht darauf warten, dass von ganz oben mit einem kleinen Lichtlein gesprochen wird.”
    “Aber leider ist das heute so, dass lieber über als miteinander gesprochen wird, auch in dem Unternehmen, in dem ich als Führungskraft tätig bin.”
    In dem Unternehmen fiel noch keinem auf, dass Sie, statt von Mitarbeitern, von kleinen Lichtlein reden? Welch kleines Lichtlein muss man menschlich sein, um sich des Umgangstons zu bedienen?

    Sie haben damit eindrucksvoll vorgeführt, weshalb sich mitunter Mitarbeiter nicht an die Geschäftsführung wenden können.

  • KW

    |

    @R.G.
    Ihrem Kommentar zu der selbstentlarvenden Aussage von Fridolin ist nichts hinzuzufügen.

  • LW

    |

    @ Fridolin

    An Ihnen sieht man, dass in der heutigen Arbeitswelt scheinbar auch “kleine Lichtlein” zu sog. Führungskräften gemacht werden können – Hauptsache die Zahlen stimmen – traurig, traurig.
    Bei Ihnen in der Firma tätig zu sein ist bestimmt ein großes Vergnügen – Ironie aus ;-)

  • Mr. B.

    |

    Corona ist wahrscheinlich noch lange nicht vorbei. Jeden Tag werden Ängste über die Medien verbreitet, weil die Zahlen steigen. Corona hat gezeigt, wie Alten- und Krankenpflege über viele Jahre von der Politik und den privaten Pflegeheimen mit Hochglanzprospekten geschönt wurden!

    Und genau jetzt muss man sich über Stellenkürzungen am UKR Gedanken machen?
    Ich sehe hier ein weiteres Beispiel, wie hochkarätig “pervers” unser Wirtschaftssystem geworden ist!
    Wir schicken 3stellige Milliarden Beträge zur energetischen Sanierung für Privathaushalte nach Italien, finanzieren Autobahnen in der EU, usw. .. und hier fehlen 15 Millionen?

    Geht’s noch? Ich glaube eher, dass hier an anderer Stelle KI eingesetzt werden muss?

    Und übrigens gibt es doch auch in Regensburg gute Menschen, welche der Stadt oder vielleicht z. B. einem UKR (Allgemeinheit) etwas zurückgeben wollen, weil sie hier “unendlich” reich geworden sind?

    Dank an RD für den Bericht!
    RD – – ein Medium, in welchem auch der Arbeiter-/in eine Stimme bekommen!!

  • GarNichtGut

    |

    dann ist es vermutlich auch eine Modernisierung, wenn das Klinikum sein komplettes Altpapier in den Restmüll wirft?

    oder dass der Asklepiosmann in der IT seine “Erfahrungen” im Uniklinikum umsetzt?

    Generelle Umstrukturierungen im Gange?

  • Asklepiosmann

    |

    “Asklepiosmann”

    ROFLOL

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drin