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Archiv für 6. Juli 2009

Vor drei Jahren vom Gries entfernt, jetzt wieder aktuell: Modell der Riepl-Röhre. Foto: ArchivDie Diskussion ist eröffnet – so sich denn in der Regensburger Rathaus-Koalition ein Diskussionspartner findet. In der Debatte um eine Ersatztrasse für die Steinerne Brücke haben die Freien Wähler eine Machbarkeitsstudie für einen Tunnel vorgelegt (PDF-Download). Ergebnis: Für maximal 17 Millionen Euro sei ein einspuriger, 480 Meter langer Tunnel zu haben – ohne Beeinträchtigungen für den Grieser Spitz, ohne Gefährdung des Welterbetitels und unter Einhaltung aller relevanten Sicherheitsvorschriften. Reine Bauzeit: zwölf Monate. Zum Vergleich: Die Westtrasse wird derzeit mit 13 Millionen Euro veranschlagt. Nicht, dass der Tunnelvorschlag etwas Neues wäre, aber so der Fraktionsvorsitzende Ludwig Artinger: „Die Verwaltung wurde damit beschäftigt, diese Lösung kaputt und tot zu schreiben.” Erstmals 1998 hat Stadtrat Günther Riepl eine Tunnellösung ins Feld geführt. Zwei Jahre zuvor war die Steinerne Brücke nach einem Bürgerentscheid für den Pkw-Verkehr gesperrt worden. Schnell sollte Ersatz her. Brücken wurden diskutiert, der Tunnel – damals bekannt als „Riepl-Röhre” – als absurde Idee abgetan. „Bevor ich einen Tunnel baue, trage ich die Regensburger mit einer Sänfte über die Steinerne Brücke” ist ein Satz, der aus der damaligen Diskussion von Oberbürgermeister Hans Schaidinger überliefert ist. Entgegen allen Prophezeihungen gingen weder die Altstadt noch Stadtamhof an der Sperrung der Steinernen zugrunde und für einige Jahre verschwanden die Ersatzbrücken aus der öffentlichen Debatte. Ungeachtet dessen zierte lange Jahre noch ein Modell von Riepls Tunnellösung („Riepl-Röhre”) den Gries, bis es schließlich auf Intervention des Oberbürgermeisters hin entfernt wurde. Ludwig Artinger und Günther Riepl bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie.Spätestens seit der Sperrung der Steinernen Brücke für den Busverkehr im August 2008 ist der Brückenstreit in vollem Gange. Erneut stellten die Freien Wähler die Tunnellösung zur Diskussion; im Oktober 2008 wurde sie von der CSU-SPD-Koalition endgültig verworfen. „Keinerlei Realisierungschance”, räumte die Verwaltung einer einspurigen Lösung ein. Mindestens 30 Millionen Euro an Kosten für einen zweispurigen Tunnel wurden in der entsprechenden Stadtratsvorlage angeführt. Ein einspuriger Tunnel entspreche nicht den geltenden Sicherheitsvorschriften, so ein wesentlicher Punkt der damaligen Argumentation. Dem widerspricht Jurist Artinger. „Das gibt keine der einschlägigen Richtlinien und Vorschriften her.” Ein einspuriger Tunnel könne problemlos den bestehenden Busverkehr abwickeln, heißt es in der Untersuchung. Eineinhalb Minuten braucht ein Bus demzufolge, um den Tunnel zu durchqueren. Die beiden Brückenvarianten sind übrigens ebenfalls als einspurige Lösungen geplant. Die Kosten für einen Tunnel seien künstlich hoch gerechnet worden, so Artinger. Abgesehen von der Zweispurigkeit ging die Verwaltung von einer anderen, wesentlich längeren Führung des Tunnels aus. Auch widersprach Artinger dem Einwand der Verwaltung, dass bei Bau des Tunnels große Bereiche des Grieser Spitz zerstört würden. „Die Bohrtechnik lässt den Grieser Spitz völlig unberührt.” Von einem städtebaulichen Monstrum zu sprechen, wie dies Hans Schaidinger in der Vergangenheit getan hat, sei an der Sache vorbei, erklärte Artinger. „Beide Abfahrtsrampen liegen oberhalb der Hochwassermarken und brauchen keine Betonwände.” Sein Fazit: „Sämtliche Argumente gegen einen Tunnel wurden eindrucksvoll und nachhaltig widerlegt.” So soll der Tunnel verlaufen.Günther Riepl, seit über zehn Jahren Verfechter eines Tunnels, bezeichnet die 600.000 Euro für den Brückenwettbewerb als „rausgeschmissenes Geld”. Es sei absehbar, dass weder die Ost- noch die Westtrasse realisiert werden könne, so Riepl. „Wenn die Stadtspitze nicht kapiert, dass die beiden Brücken einen größeren Aufstand verursachen werden als eine Stadthalle am Donaumarkt, dann weiß ich nicht mehr, wo diese Leute bei der Bevölkerung andocken.” Riepl fordert eine Diskussion, die „sachorientiert und nicht politisch-ideologisch gefärbt” geführt werden müsse. Bleibt die Frage, ob die Koalition, die sich einer Machbarkeitsstudie hartnäckig verweigert hatte, bereit ist, nun doch eine solche Diskussion zu führen. Zum Herunterladen: Die Machbarkeitsstudie anzeige1
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