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Ostparksession

Das Konzert, der Künstler und das Klo

„Ostparksession“ heißt die Reihe, die am morgigen Samstag, 15 Uhr, im Ostpark gestartet wird. Ein weiteres Projekt aus dem Fundus von Ribisl-Stadtrat Jakob Friedl.

Vorgartenamtsleiter Jakob Friedl bei der Arbeit. Foto: privat

Ok, es geht auch in diesem Text wieder einmal um Toiletten. Zumindest am Rande. Doch zunächst einmal das Erfreuliche: Morgen, Samstag, um 15 Uhr, steigt im Regensburger Ostpark die erste „Ostparksession“. Mit experimentellem „Wohnzimmerjazz“ von Uli Teichmann und einem Live-Auftritt von „Idol Inkognito“. Offen für jeden und kostenlos. Organisiert wird das Ganze vom gemeinnützigen „Förderverein für unter- und überirdische Urbanismusforschung“ (Fvfu-uüiUF e.V.), jenem Verein, mit dem der Künstler Jakob Friedl, wohl einer aktivsten Stadträte, vor allem auch außerhalb des Rathauses, vornehmlich im Stadtosten von Regensburg, mittlerweile so einiges auf die Beine gestellt hat.

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Parkhaus, Galerie und Vorgartenamt

Mehr Infos

Parkversorgung.de

Friedls Idee für ein „Parkhaus“ im Ostpark, einen kostengünstigen und gemeinschaftlich organisierten Umbau der früheren Gartenamtsunterkunft, ehemals Offizierslatrine, zu einem Kiosk mit Toilette als Treff- und Identifikationspunkt, stieß sogar auf breite Zustimmung und wohlwollende Worte im Stadtrat. Auch ein eigener Verein, der „Parkhaus e.V.“ steht schon am Start. So motiviert stürzte sich der Ribisl-Stadtrat voller Energie auf weitere Projekte.

Er organisierte zusammen mit freiwilligen Helferinnen und Helfern in leerstehenden Räumen der Stadtbau einen „Kaufladen für Erwachsene“ in der Guerickestraße (mehr darüber), die „Guericke Gallery“ in der Mauer der früheren Pionierskaserne und vor kurzem gab es von der Stadtbau und dem gemeinnützigen Bauverein grünes Licht für das Friedlsche „Vorgartenamt“.

Vornehmlich Ribisl-Hecken, von mehr als 600 Setzlingen ist die Rede, aber auch Blumen und Bohnen sollen unter der Ägide des 42-Jährigen vor den Wohnblöcken im Ostpark gepflanzt werden und so den Stadtosten bunter und interessanter machen, weg vom einheitlichen Straßenbegleitgrün. „Das Viertel wird schöner und für die Bewohnerinnen und Bewohner lebenswerter“, ist Friedl überzeugt, ständig auf der Suche nach Sponsoren, die hie und da kleine Beträge locker machen, um die durchweg ehrenamtlichen Projekte und Kosten für das notwendige Material zu stemmen. Begeistert ist Friedl auch über die Unterstützung seines Vereins. „Jeden Tag sind immer mindestens zwei Helferinnen und Helfer dabei.“

Mit alldem – Vorgartenamt, Galerie, Kaufladen und Konzerten – will Friedl ein nachhaltiges Rahmenprogramm aufspannen, um die partizipative Kulturbaustelle für das „Parkhaus“ vorzubereiten. „Die Leute sollen sich treffen kennenlernen und mitbekommen, was man hier alles machen kann“, so Friedl. Jeden Monat verteilt sein Verein 2.500 Postwurfsendungen im Kasernenviertel, um über die Aktivitäten zu informieren. Im Moment schießt er teilweise noch Geld aus seinem Stadtratssalär zu, um all das zu finanzieren. Doch immerhin: Die Ostparksessions werden beispielsweise vom Kulturamt mit 300 Euro gefördert. Und auch fürs Vorgartenamt gab es einen Zuschuss über 800 Euro – aus der Sozialstiftung des Stadtwerks.

Dem Ostpark fehlt ein Klo

So weit, so gut, so schön. Doch es gibt auch den einen oder anderen Wermutstropfen. Für das Konzert am Samstag bleibt der Zutritt zu der nicht mehr genutzten Gartenamtsunterkunft und damit zu Strom und Toilette untersagt. Fast 200 Euro von der Unterstützung des Kulturamts gehen deshalb für die Anmietung eines Dixie-Klos drauf, das – zumindest an diesem Tag – ein Problem behebt, über das Anwohnerinnen und Anwohner am Ostpark sich schon lange beklagen: Es gibt kein Klo – und entsprechende Hinterlassenschaften an allen möglichen Ecken der Grünanlage. Kommen soll eine solche Toilette schon irgendwann – allerdings frühestens, so steht es im städtischen Toiletten-Masterplan, der vergangene Woche im Stadtrat diskutiert und in Teilen weder gekippt wurde, im Jahr 2025.

Bleibt erst einmal geschlossen: Die Gartenamtsunterkunft im Ostpark.

Bevorzugt wird dabei eine selbstreinigende High-End-Variante. Friedls Vorschlag, das Klo doch gleich beim „Parkhaus“ zu integrieren – im Rahmen eines ehrenamtlich getragenen Projekts auf dem Vorplatz des Kiosks soll eine barrierefreie kostenfrei nutzbare Unisex-Toilette gebaut werden – stößt nämlich bislang noch auf Skepsis bei den städtischen Planern. Dabei lägen die Materialkosten laut Friedl bei gerade einmal 30.000 Euro, die zu 60 Prozent förderfähig wären.

Doch genug davon. Es geht ja vor allem ums Konzert. Das erste von einigen, die noch folgen sollen. Für den 16. April hat sich bereits LASERGNU angekündigt.

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Kommentare (7)

  • seltsamerEsel

    |

    Haha, ich muss jedes mal lachen, wenn ich etwas über den Friedl lese.
    Er ist immer am machen und findet auch ganz gute und nicht besonders überteuerte (eigentlich die Norm bei Stadtprojekten) Projekte. Mich würde nicht wundern, wenn er demnächst auch Spenden von unseren Immobilienhaien bekommen würde, weil die draufgekommen sind er wertet die ganze Stadt auf.
    Die Hälfte der Zeit verstehe ich nicht was er mir erklären will, aber er scheint einen positiven Einfluss zu haben.
    So viel besser als leere Selfiegelegenheiten für die OB.
    Fast schon gewillt ihn als Bürgermeister zu wählen, nur um die Berufspolitiker zu ärgern.

  • Mr. T.

    |

    seltsamerEsel, ich bin davon überzeugt, dass der Störenfriedl ein hervorragender OB wäre. Er ist die sympathischste Nervensäge, die es gibt.

  • Waldschrat

    |

    super Aktion, Jakob. meine Stimme hast du wieder !

  • GrüneSeele

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    Schon interessant, wenn das Gartenamt so arg bei der Pflege spart und deswegen alles möglichst langweilig pflegeextensiv anlegt, und jetzt ein vermeintlich durchgeknallter Stadtrat kommt und das “einheitliche Straßenbegleitgrün” durch schöne Pflanzen aufwertet und dafür auch noch Kohle von den Stadtwerken bekommt. Ein Faustschlag fürs Gartenamt und sein Wirken würde ich mal sagen… ich befürchte ja, der nächste Pflegetrupp vom Gartenamt, der dort was machen soll, hat schon die Anweisung, die Ribisl niederzumähen und daraus wieder langweiliges Straßenbegleitgrün zu machen.

  • Jakob Friedl

    |

    @Grüne Seele
    Das partizipative, erweiterungsfähige und mit weiteren Projekten verwobene Vorgartenamt qualifiziert bisher ausschließlich öffentlich zugängliches Straßenbegleitgrün der Stadtbau und des gemeinnützigen Bauvereins im Kasernenviertel und schafft so auch Beteiligungsmöglichkeiten und Handlungspielräume für die Bewohner*innen im unmittelbaren Lebensumfeld. So kommen zentrale Handlungsempfehlungen und Entwicklungsziele u.a. aus dem Freiraumentwicklungskonzept und dem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept für den inneren Südosten in die Umsetzung. Bisher belangloser und gleichförmiger öffentlicher Raum gewinnt an Oberfläche und Kontext. So werden auch Anknüpfungspunkte für weitere Themen geschaffen. Der Fvfu-uüiUF.e.V. hat Nutzungsverträge unterschrieben und übernimmt ehrenamtlich die Verantwortung für Unterhalt, Weiterentwicklungen oder Rückbau. Das von guter Kooperation mit Stadtbau und gemeinnützigem Bauverein getragene Vorgartenamt-Projekt kann beispielhaft für weitere Stadtgebiete sein. Der Kunstverein freut sich nicht nur täglich über Helfer*innen und Beteiligung, sondern wird auch jederzeit gerne Eigeninititive unterstützend tätig. Kontakt: jakob@ribisl.org, Tel: 0176 97 87 97 27 Vgl: https://parkversorgung.de/vorgartenamt/

    Das Vorgartenamt findet nicht im Territorium des Gartenamts statt.
    Hier exemplarisch zwei weitere, bisher chancenlose und unseres Erachtens nach wieder einmal willkürlich abgeschmetterte Projektvorhaben auf städtischem Grund aus den letzten Monaten:
    https://ribisl.org/hecke_ii_in-bw-mitte/
    https://ribisl.org/apfelbaumparade-neben-dem-buz/
    U.a. das vom bekanntermaßen chronisch überbelasteten Gartenamt ausgegebene Ziel einer essbaren Stadt kann unseres Erachtens nur durch das Abgeben von Verantwortung und Entscheidungsspielräumen von der Grünflächenplanung an den Grünflächenunterhalt und engagierte Bürger*innen oder Vereine erreicht werden. Hier lohnt ein Blick auf das Projekt „WE PARAPOM!“ in Chemnitz.

    Noch eine Anmerkung zum Thema „Kohle von den Stadtwerken“ bekommen: Das Vorgartenamt mietet eine Fräse, benötigt einen Freischneider, einen Rasenmäher und weiteres Werkzeug, verarbeitet 2022 zwanzig Kubikmeter Kompost, setzt mehrere hundert Pflanzen, benötigt Saatgut und kümmert sich um die Bewässerung, die auf ausschließliche Nutzung von Regenwasser umgestellt werden soll. Der Fvfu-uüiUF.e.V. hat macht nach derzeitigem Stand mit unbezahlter ehrenamtlicher Arbeit bei allen Projekten insbesondere bei den grundlegenden Renovierungsarbeiten im offenen Nachbarschaftsprojektraum „Kaufladen für Erwachsene“ bereits ca. 3500 € Miese. Die Projekte schaffen eine grundlegende und nachhaltige Infrastruktur. Wir hoffen, dass die vergleichsweise ausgesprochen geringen Kosten dafür nicht ausschließlich vom Verein abgefedert werden müssen.

  • Hosenträger

    |

    “Liaba ribisln ois wia hibiesln!”

  • Hthik

    |

    @
    “Der Fvfu-uüiUF.e.V. hat macht nach derzeitigem Stand mit unbezahlter ehrenamtlicher Arbeit bei allen Projekten insbesondere bei den grundlegenden Renovierungsarbeiten im offenen Nachbarschaftsprojektraum „Kaufladen für Erwachsene“ bereits ca. 3500 € Miese. Die Projekte schaffen eine grundlegende und nachhaltige Infrastruktur. Wir hoffen, dass die vergleichsweise ausgesprochen geringen Kosten dafür nicht ausschließlich vom Verein abgefedert werden müssen.”

    Da wünsche ich alles Gute. Das ist eben schon problematisch, wenn das Glasscherbenviertel sich darauf besinnt selbst was aus den bunten Glasscherben zu machen, statt ergeben auf die Hilfe zu warten, die einem von oben erteilt wird. Einen Sozialarbeiter aus USA einfliegen, da könnten wir schon was machen. Der hat alle Referenzen und was man braucht. Das ist eine sichere Investition. Sicher in dem Sinne, dass keiner schuld ist, wenn es nix nutzt, viel kostet und trotzdem noch unerklärlich irgendwo ein Defizit entsteht, obwohl man doch so auf Sicherheit gesetzt hat.

    Möge die Klodyssee bald ein bezahlbares Ende finden. Man muss ja nicht alles auf einmal mit derselben Einheitslösung beglücken. Ein Pilotprojekt an einem Standort sollte doch möglich sein, wenn auch noch nicht alles ganz gewiss ist. Ein Risko vielleicht, aber doch überschaubar. Da wo es um die Touristenversorgung statt die einheimische Bevölkerung geht kann man ja später immer noch das high tech hinklatschen.

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drin