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Strom abgestellt

Mann verbrennt in städtischer Notwohnanlage

Der 53jährige Regensburger, der am Sonntag bei einem Brand ums Leben kam, wohnte in einer städtischen Notunterkunft. Den Spirituskocher, der das tödliche Feuer auslöste, benutzte der Mann, weil ihm der Strom abgestellt worden war. Für Heizung oder Strom sei man nicht zuständig, erklärt die Stadt dazu.

Die Regensburger Berufsfeuerwehr konnte den 53jährigen nur noch tot aus der Wohnung bergen. Symbolfoto: Archiv/ Staudinger

Die Feuerwehr war zwar binnen kürzester Zeit vor Ort, konnte den 53jährigen aber nur noch tot aus der Wohnung bergen. Symbolfoto: Archiv/ Staudinger

Es ist nicht herauszufinden, wann und warum dem Arbeitslosen Nick P. der Strom abgestellt wurde. Beim Energieversorger REWAG verweist man auf den Schutz persönlicher Daten und will zum konkreten Fall nichts sagen. Die dortige Pressestelle legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass es mindestens seit acht Wochen zu Zahlungsrückständen gekommen sein müsse und dass man sich bei den Betroffenen durchaus kompromissbereit zeige, wenn es darum gehe individuelle Lösungen zu finden.

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Mann lebte seit Jahren in Notwohnanlage

Auch bei der Stadt Regensburg, in deren „Notwohnanlage“ in der Aussiger Straße der 53jährige lebte, gibt es dazu keine Auskunft. „Das können wir Ihnen leider nicht sagen, da die Stadt nicht für die Stromversorgung der Wohnungen zuständig ist“, heißt es auf Anfrage von der städtischen Pressestelle.

Fest steht laut Polizei indes: Weil der Strom gekappt wurde, behalf Nick P. sich mit einem Spirituskocher, um zu kochen, eventuell auch um zu heizen. Genau ließe sich das nicht mehr feststellen, so die Auskunft von Polizeisprecher Michael Rebele. Die Wohnung von Nick P. brannte nämlich am Sonntag Nachmittag völlig aus. Er selbst kam dabei ums Leben. Der Spirituskocher hatte das tödliche Feuer ausgelöst. Einen ähnlich gelagerten Fall habe es in Regensburg – zumindest bis zurück ins Jahr 2010 – nicht gegeben, so Rebele.

Fünf Euro pro Quadratmeter für Notunterkunft

Die Notwohnanlagen der Stadt Regensburg sind laut Satzung „öffentliche Einrichtungen zur vorübergehenden Unterbringung von Personen, die obdachlos sind oder denen Obdachlosigkeit droht und denen eine andere angemessene Wohnmöglichkeit nicht oder nicht rechtzeitig zur Verfügung steht“. Diese „vorübergehende Unterbringung“ kann sich allerdings hinziehen. Nick P. wohnte dort nämlich „schon mehrere Jahre“, so die Stadt. Er ist kein Einzelfall. In der Vergangenheit gab die Stadt Regensburg die durchschnittliche Verweildauer in der Notwohnanlage mit viereinhalb Jahren an. Aktuell heißt es dazu, die Wohnzeit sei  „ganz unterschiedlich: von mehreren Jahren bis nur wenige Monate

Sonderlich günstig sind diese Wohnungen nicht, wenn man etwa bedenkt, dass sie sich in der Konradsiedlung, also einem Randbezirk von Regensburg, befinden, dass der bauliche Zustand nicht der beste ist und dass die Bewohner – in der Aussiger Straße 29a sind es aktuell sieben Menschen – sich ein paar Duschen im Keller teilen müssen. Laut aktueller Gebührenordnung verlangt die Stadt Regensburg fünf Euro pro Quadratmeter. Im kommenden Jahr steht eine Erhöhung um 50 Cent an.

 „Viele der Bewohner bräuchten Hilfe.“

Reinhard Kellner von den Sozialen Initiativen kennt die Zustände in der Aussiger Straße von früher. Bis vor einigen Jahren betrieb der von ihm mitgegründete „Sozialpädagogische Arbeitskreis“ dort eine Anlaufstation für die Bewohner. Irgendwann sei das aber mit Ehrenamtlichen nicht mehr zu stemmen gewesen. „Wer hier wohnt, ist nicht freiwillig hier“, sagt Kellner. Viele der Bewohner hätten zudem Alkoholprobleme und bräuchten Hilfe.

Eine soziale Betreuung vor Ort war bislang allerdings nicht vorgesehen. Verwaltet werden die Wohnungen durch die Stadtbau GmbH, zugewiesen werden sie vom Ordnungsamt der Stadt Regensburg.

Zuständigkeit soll zum Sozialreferat

Eine Verlagerung der Zuständigkeit weg vom Ordnungsamt hin zum Sozialreferat unter der neuen Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer ist in der aktuellen Koalitionsvereinbarung zwar vorgesehen, wurde aber bislang noch nicht umgesetzt. Die Zuständigkeit innerhalb der Stadtverwaltung solle „unabhängig vom konkreten Fall zeitnah dem Sozialreferat übertragen“ werden, heißt es nun dazu von der städtischen Pressestelle. Damit einhergehend solle auch der „allgemeine Sozialdienst zur Betreuung und Begleitung von Einzelpersonen und Familien in Krisensituationen“ erweitert werden.

Vieles deutet darauf hin, dass auch Nick P. Hilfe gebraucht hätte: der abgestellte Strom, der Umstand, dass ursprünglich auch seine Ehefrau in der Wohnung gemeldet war, aber offenbar bereits vor geraumer Zeit auszog und insbesondere die Tatsache, dass er schon seit Jahren in einer Notwohnanlage lebte.

Stadt sieht keine Verantwortung

Bei der Stadt Regensburg sieht man sich dafür allerdings nicht in der Verantwortung. Auf Nachfrage, ob man sich denn nicht dafür zuständig fühle, dass die Bewohner der Notwohnanlage über Strom und Heizung verfügen, heißt es lapidar:

„Die Bewohner erhalten – soweit sie selber finanziell nicht in der Lage sind, den Lebensunterhalt zu bestreiten – Leistungen von Sozialleistungsträgern, in denen auch Wohnkosten einschließlich der Wohnnebenkosten enthalten sind. Auch Betreuungsangebote stehen den Bewohnern offen.“

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Kommentare (13)

  • Paul Rammelmeyr

    |

    Die Kommunen jammern unter der Last der Leistungen für Lebensunterhalt und Wohnkosten einschließlich der Wohnnebenkosten. Wie der Regensburger Fall beweist, zieht sich die Stadt Regensburg aber für mit einer Miete von 5,-/m² für eine miserable Wohnung das Geld selbst aus der Tasche.

  • Monika Koch

    |

    “Obwohl die Retter nur vier Minuten nach dem Feueralarm vor Ort waren, kam für vier Kinder jede Hilfe zu spät. Lediglich die Eltern und ein Baby entgingen der Katastrophe. Ausgelöst wurde der Brand durch eine Kerze. Der Familie war zuvor der Strom abgestellt worden. ” http://www.deutschlandfunk.de/stromrechnungsabgleich-mit-den-jobcenter.862.de.html?dram:article_id=232910

    Tolles Volk. 6,1 Milliarden Euro zahlen sie für den zehnjährigen Krieg in Afghanistan, um sich endlich wieder wichtig in der Welt zu machen und ihre geliebte militärische Macht aus der Kaiser- und Nazi-Zeit aufleben zu lassen (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Beteiligung_am_Krieg_in_Afghanistan), aber fürs Abwenden von Stromsperren sind sie zu geizig.
    Obwohl heutzutage Strom etwas so Elementares ist wie ein Dach über dem Kopf. Die vier Kinder starben 2012. Strom abgestellt wird weiterhin. Ach so, stimmt, bei unserem großen Vorbild USA gilt ja schon die Krankenversicherung für alle als böser Sozialismus. Und “unser” Bundespräsident setzt sich bei jeder Gelegenheit dafür ein, daß wir weitere Kriege führen.

  • Dubh

    |

    „Die Bewohner erhalten – soweit sie selber finanziell nicht in der Lage sind, den Lebensunterhalt zu bestreiten – Leistungen von Sozialleistungsträgern, in denen auch Wohnkosten einschließlich der Wohnnebenkosten enthalten sind. Auch Betreuungsangebote stehen den Bewohnern offen.“

    Wer die selbst nicht mehr wahrnehmen kann, weil körperlich und/oder psychisch dazu nicht mehr in der Lage, der kann dann verrecken – auch wenn schon in einer städtischen Notunterkunft, wo es dann ja Stadtbau wie Ordnungsamt bekannt ist, dass der Mensch nicht mehr so ganz fit zu sein scheint.

    Da wird man doch demnächst wenigstens eine städtische Stelle einrichten müssen, die die vereinsamten alten Leute, wenn man sie nach Monaten oder auch Jahren tot in ihren Wohnungen auffindet, aus denselben kratzt.

    Zumindest danach muss ja doch Ordnung sein, davor scheint ein Sozialdienst offensichtlich weder für nötig erachtet noch vorgesehen zu sein – geht die Stadt nichts an – außer die Maden kriechen schon massenweise auf die Straße……………..

  • Mathilde Vietze

    |

    Dieses Ereignis mußte kommen, um mal wieder all die
    Gutmenschen und selbsternannten Weltverbesserer auf
    den Plan zu rufen.
    Natürlich ist der Fall tragisch, aber es gibt halt Menschen,
    die Hilfe nicht annehmen, von Selbstverantwortung ganz
    zu schweigen.
    Es ist einfach unredlich, alles den “Verantwortlichen” an-
    zulasten in einem Fall, wo dem “Problembären” alles
    scheißegal ist.

  • victor lustig

    |

    @ mathilde vietze:

    aus ihrem kommentar spricht meiner ansicht nach ein gerüttelt mass an kälte – wie übrigens bei vielen “sozialdemokraten”…

    es ist einfach erschütternd dass so etwas in unserer stadt geschehen kann:

    ein hilfloser mensch will sich essen machen und verbrennt dabei jämmerlich – weil unser gemeinwesen nicht willens ist, in einer notunterkunft einfach den strom zu stellen.

  • Hans - Peter Dantscher

    |

    Frau Vietze welcher Ehrentitel, Orden, Preis muss Ihnen eigentlich verliehen werden, um Sie von ihrem Frust über ihre eigene Bedeutungslosigkeit zu heilen und evtl. ich ihr Geschimpfe über “Gutmenschen” oder “Bedeutungslose” nicht mehr lesen muß?
    Selbstverantwortung und die Förderung dieser ist wichtig, aber zu dieser sind manchen Menschen nicht (mehr) in der Lage, hier muss dann eben geholfen werden.
    Einem Menschen den Strom bzw. das Wasser zu sperren darf, gerade in einer Notunterkunft nicht passieren und sollte sich eine Kommune leisten können.

  • Stefan Aigner

    |

    Dieses Forum wird geschlossen, da ein Großteil der kommentierenden Personen nicht in der Lage ist, sachlich zu bleiben.

  • „Mich treibt dieser Brand natürlich um.“ | Regensburg Digital

    |

    […] Punkt im Koalitionsvertrag hat traurige Aktualität erlangt: die städtischen Notwohnanlagen. Am 31. August ist in der Aussiger Straße ein 53jähriger Mann bei einem Feuer ums Leben gekommen. Anscheinend hatte er schon seit über einem Jahr keinen Strom mehr und kochte mit einem […]

  • Man soll ja nicht hetzen, aber ich mach’s mal… » Regensburg Digital

    |

    […] Sie wissen, dass die Notunterkünfte der Stadt Regensburg, einer der reichsten Städte in Deutschland, sich in einem erbärmlichen Zustand befinden. Die Leute dort müssen mit Bolleröfen heizen und haben nur heruntergekommene Gemeinschaftsduschen. Und wenn jemandem dort der Strom abgestellt wird, dann interessiert das weder das städtische Jobcenter, noch den örtlichen Energieversorger, an dem die Stadt beteiligt ist, noch sonst irgendeine städtische Behörde: Schließlich ist ja jeder für sich selbst verantwortlich, nicht wahr? […]

  • Anonymous

    |

    […] […]

Kommentare sind deaktiviert

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