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Urteil im Prozess gegen Christian F.

„Nüchternes Kalkül“: Lebenslänglich für den Mörder von Maria Baumer

Die 2. Strafkammer des Landgerichts Regensburg verurteilt Christian F. wegen Mordes an seiner früheren Verlobten Maria Baumer zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Das Gericht sieht niedrige Beweggründe und Heimtücke als Mordmerkmale und stellt zudem die besondere Schwere der Schuld fest.

Lebenslänglich wegen Mordes: Christian F. (hier auf dem Weg zurück in die JVA) bleibt nach der Urteilsverkündung regungslos. Foto: om

Die Fassade hält bis zum Schluss. Als die Polizeibeamten Christian F. um kurz vor 17 Uhr wieder die Handschellen anlegen, um ihn zurück in die JVA zu bringen, wechselt er noch kurz ein paar Worte mit einem seiner Brüder. Der hat heute neben dem 36jährigen Platz genommen, um ihm bei der Urteilsverkündung beizustehen. Doch dass die 2. Strafkammer des Landgerichts Regensburg ihn soeben wegen Mordes an seiner früheren Verlobten Maria Baumer verurteilt und zudem die besondere Schwere der Schuld festgestellt hat, scheint Christian F. – zumindest äußerlich – nicht zu berühren. Wie schon in den zurückliegenden 18 Verhandlungstagen verzieht er kaum eine Miene und bei dem letzten Wortwechsel wirkt er beinahe locker, so als ob weiter nichts passiert wäre.

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Christian F. nutzt Lüge „fast schon lustvoll“ 

Die Kammer unter Vorsitz von Dr. Michael Hammer ist nach dem aufwändigen Indizienprozess davon überzeugt, dass Christian F. seine Verlobte heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen ermordet hat. „Ähnlich wie bei einem Puzzlespiel“ habe sich am Ende ein Gesamtbild ergeben, „bei dem es keinen Zweifel mehr gibt“.

Bereits als Anklage erhoben wurde, habe alles dafür gesprochen, dass Christian F. die Leiche von Maria Baumer selbst im Wald vergraben habe. Dieser habe etwas völlig anderes behauptet und einigen Aufwand betrieben, um etwas anderes zu suggerieren „bis hin zu einem makabren Auftritt bei Aktenzeichen XY ungelöst“, so Hammer. Allerdings lasse sich allein daraus noch nicht der Schluss ziehen, dass F. seine Verlobte vorsätzlich getötet habe. „Dafür kann es auch andere Gründe geben.“ Und so habe sich die Kammer seit Beginn des Prozesses mit der Frage beschäftigt, ob ein solcher Grund vorliege und man vorsätzliche Tötung ausschließen könne.

Die Erklärung, die der Angeklagte am elften Verhandlungstag abgegeben hatte, zu einem Zeitpunkt als seine früheren Behauptungen „längst widerlegt“ gewesen seien, habe dafür nicht den Ausschlag gegeben. Überhaupt habe man sich an keiner Stelle ausschließlich auf die Einlassung des Angeklagten gestützt, so Hammer. Dessen Aussageverhalten in diesem und dem Missbrauchsprozess 2016 sei „irritierend“. Christian F. räume stets nur das ein, was zu beweisen sei. Er nutzte die Lüge nicht nur als Notlüge, sondern „fast schon lustvoll“ und schrecke auch nicht davor zurück, Personen, die ihm nahestehen, „systematisch hinters Licht zu führen“.

Unfall, Suizid oder natürlicher Tod ausgeschlossen

Sechs Überzeugungen, die die Kammer gewonnen hat, stellt Hammer der ausführlichen Begründung voran:

  1. Maria Baumer ist keines natürlichen Todes verstorben. Dafür spreche insbesondere auch das Nachtatverhalten von Christian F.

  2. Die Todesursache lässt sich zwar nicht mehr feststellen, aber Baumers Tod ist mit den nachgewiesenen Rückständen des Opiats Tramadol und des Beruhigungsmittels Lorazepam plausibel zu erklären.

  3. Maria Baumer hat diese Medikamente nicht selbst aus eigenem Antrieb eingenommen.

  4. Nur der Angeklagte kommt als derjenige in Betracht, der ihr die Medikamente verabreicht haben kann.

  5. Christian F. gab seiner Verlobten diese Medikamente heimlich ohne deren Wissen.

  6. Er hatte dabei nicht die Absicht, sie lediglich zu sedieren, sondern wollte sie gezielt damit töten. Ein Versehen – Körperverletzung mit Todesfolge – schließt die Kammer aus.

Wie sich die Rollen in der Beziehung veränderten

Bei der Vorgeschichte des Mordes setzt das Gericht im Januar 2007 an. Ein enger Freund Maria Baumers, Beni, kam damals bei einem Unfall ums Leben. Sie habe sich für dessen Tod mitverantwortlich gefühlt und habe sich in einer tiefen Krise befunden. Das gehe aus Briefen hervor, die sie während dieser Zeit an (den verstorbenen) Beni geschrieben habe. Christian F., mit dem Maria Baumer zu dieser Zeit lediglich eine Freundschaft verband, habe an Bedeutung gewonnen. Damals sei sie nicht die starke und selbstbewusste Frau gewesen, die später in der Beziehung die Dominantere von beiden gewesen sei, sondern von Trauer und Selbstzweifeln gequält. Christian F. sei damals „der Retter in der Not“ gewesen, eine Rolle, in der er sich wohlgefühlt habe. Im Januar 2008 wurden die beiden ein Paar.

Bis 2011 führten die beiden dann weitgehend eine Fernbeziehung. Maria Baumer ging zum Studium nach Bayreuth, Christian F. arbeitete am Bezirksklinikum Regensburg als Krankenpfleger und begann hier ein Medizinstudium. Als die beiden Ende 2011 in einer gemeinsamen Wohnung in Regensburg zusammenzogen, haben sich die Rollen in der Beziehung nach Überzeugung der Kammer zunehmend verändert.

Maria Baumer schloss ihr Studium erfolgreich ab, fand rasch einen Job, man plante die gemeinsame Hochzeit. Ernsthafte Krisen habe es nicht gegeben. Bei Christian F. habe sich hingegen zunehmend abgezeichnet, dass er in seinem Medizinstudium am „Siebfach“ Chemie scheitern würde. Mehrere Facebook-Chats belegen, dass er darüber sowohl seine Brüder als auch seine Verlobte belog. Er schrieb von Prüfungen, die er quasi schon „in der Tasche“ habe. Tatsächlich scheiterte er entweder deutlich oder erschien erst gar nicht zum Termin. Ob er es noch theoretisch hätte schaffen können, spiele dabei keine Rolle, so Hammer. Er habe sein Umfeld systematisch belogen.

Die anfänglichen Rollen der beiden – hier die hilfsbedürftige Maria, dort der Retter Christian – hätten sich umgekehrt. Maria Baumer sei zunehmend über den Tod von Beni hinweg gekommen, wie auch ein letzter Brief an ihn 2011 zeige. Sie habe eine aussichtsreiche Stelle angetreten und sei zur Landesvorsitzenden der KLJB gewählt worden. Auf der anderen Seite sei Christian F. vor seinem drohenden Scheitern im Studium gestanden, das er durch systematische Lügen zu verheimlichen suchte.

Eine Patientin wird „zum Mittelpunkt seines Denkens und Handelns“

Spätestens im April 2012 sei dann Valerie S. „zum Mittelpunkt seines Denkens und Handelns“ geworden. Die junge Frau, die F. als Patientin am Bezirksklinikum kennengelernt hatte, sei angesichts ihrer Depressionen schwach und hilfsbedürftig gewesen – damit das, was F. angesichts seines fragilen Selbstbildes gebraucht habe. Anfang Mai begann er Erkundigungen über Valerie S. einzuholen, er freundete sich mit ihr auf Facebook an, recherchierte fast täglich auf ihrem Facebook-Profil, Tumblr-Blog und bei Google über sie und ihre Familie. Immer wieder schrieb er ihr längere Nachrichten.

Am 10. Mai, 15 Tage vor Maria Baumers Tod, nahm er über ein Pseudonym Kontakt zu Valerie S. auf, mimte einen Amerikaner, der selbst wegen Depressionen in Behandlung war, horchte sie aus und versuchte, sie zu manipulieren. Allein das Löschprotokoll von diesem Tag, das Datenforensiker auf dem Computer von F. rekonstruieren konnten, dokumentiert 200 Seiten an Suchen, Nachrichten etc., in denen F. sich mit Valerie S. beschäftigt. Dasselbe Bild ergibt sich auch in den Folgetagen. Stundenlange Recherchen über Valerie S., Downloads von Fotos und Texten von und über sie, Nachrichten – mal unter Klarnamen, mal unter Pseudonym. Valerie S. sei „zum Zentrum seiner Tagesgestaltung geworden“, so Hammer. Von seinem Studium habe er sich – einen anderen Schluss ließen die vorliegenden Beweise nicht zu – schon lange verabschiedet. Hammer bezeichnet es vor diesem Hintergrund als „befremdlich“, wenn Christian F. in seiner Erklärung vor Gericht behaupte, dass Sorge um seine ärztliche Zulassung ein Motiv für das Vergraben von Maria Baumers Leichnam gewesen sei.

„Würgegriff“, „Mordgift“ und fröhliche Nachrichten

Am 14. Mai, jenem Tag, an dem seine Verlobte einen Gedächtnisaussetzer hatte und sich sorgte, was die Gründe dafür sein könnten, saß Christian F. bereits um 7 Uhr morgens an seinem Computer, recherchierte nach Begriffen wie „Würgegriff“ und verschiedenen Medikamenten. Mehrfach rief er die Facebook-Seite von Valerie S. auf, bereitete Posts und Nachrichten an diese vor, suchte nach aufbauenden Sprüchen, die er dann Valerie S. schickte. „Nicht seiner Verlobten, die doch nach seiner Schilderung einen Zusammenbruch gehabt haben soll“, wie Hammer anmerkt.

Auch am nächsten Tag, Maria Baumer hat noch immer mit dem Gedächtnisaussetzer zu kämpfen, schreibt er mehrfach an Valerie S. In einer längeren Nachricht bezeichnet er Maria Baumer als „Liebe seines Lebens“. Deren Amnesie scheint ihn „nicht zu beeindrucken“, so Hammer.

16. Mai. Christian F. sitzt nach Erkenntnis der Datenforensiker fast durchgehend am Computer. Immer wieder ruft er Seiten von Valerie S. auf, bereitet Nachrichten vor. Recherchiert daneben nach „Lorazepam letale Dosis“, tags darauf sucht er nach „perfekter Mord“, „perfektes Mordgift“. Am 18. Mai, Maria Baumer lässt sich wegen ihrem Gedächtnisaussetzer untersuchen, unterzieht sich einem MRT, muss Christian F. arbeiten, dazwischen widmet er sich weiter Valerie S. und seinen „Recherchen“. Die folgenden Tage arbeitet er an einem Blog, mit dem er später versucht, Valerie S. zu beeindrucken. Während er mit Valerie S. chattet, schickt er seiner Verlobten SMS, lügt ihr vor, er müsse Überstunden machen.

23. Mai. F. arbeitet weiter an seinem Blog, beschäftigt sich weiter mit Valerie S. Dazwischen fährt er zum Baumarkt und kauft jenen Spaten, mit dem er wenige Tage später den Leichnam seiner Verlobten im Wald verscharrt.

Chatten und Lügen neben einer Leiche

25. Mai. Morgens schreibt Christian F. eine fröhliche Nachricht an Valerie S. Maria Baumer ist während dieser Zeit arbeiten. Facebook-Nachrichten von ihr an ihre damalige Schwägerin lesen sich fröhlich, gut gelaunt. Am Abend fährt das Paar zum Reiterhof des Bruders. Maria Baumer reitet mit der Schwägerin aus, später wird gegrillt. Hier wird Maria Baumer das letzte Mal von Dritten lebend gesehen. Etwa gegen 23 Uhr fahren die beiden nachhause. Als Todeszeitpunkt sieht das Gericht einen Zeitraum zwischen kurz vor Mitternacht und 8.53 Uhr morgens, als Christian F. sich an Maria Baumers Laptop setzt und von ihrem Facebook-Account eine kryptische Nachricht an sich selbst schreibt: „Mein Schatz es tut mir weh, aber ich kann nicht anders. Du weißt, was ich dir gesagt habe. Ich liebe dich.”

Maria Baumer ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Nach Überzeugung des Gerichts hat Christian F. ihr wahrscheinlich über ein Kakaogetränk heimlich „erhebliche Dosen“ Lorazepam und Tramadol verabreicht. Dies sei wahrscheinlich bereits tödlich gewesen, habe aber auf jeden Fall zu einer tiefen Bewusstlosigkeit Baumers geführt. Diese sei zu dem Zeitpunkt „so wehrlos und so ahnungslos“ gewesen „wie ein Mensch nur sein kann“. Möglicherweise habe Christian F. sie anschließend auch erwürgt oder erstickt – das aber ließe sich nicht mehr rekonstruieren.

Primäres Ziel von F. bei dieser Tat sei es gewesen, weiter Zeit für Valerie S. aufwenden zu können, die in den vergangenen vier Wochen zum „Mittelpunkt seines Lebens“ geworden sei. Er habe bei der jungen Frau Anerkennung gesucht und das Ziel verfolgt, eine zentrale Rolle in deren Leben einzunehmen. Gegenüber seiner Verlobten, deren Familie und seiner habe er dies nicht offenlegen wollen. Er habe Angst vor Gesichtsverlust und Konflikten gehabt, zu denen er – das ergibt sich aus seiner psychiatrischen Begutachtung – nicht fähig war.

Bereits um 8.30 Uhr an diesem Morgen ruft Christian F. wieder Seiten von Valerie S. auf. Zwanzig Minuten später beginnt er damit, falsche Spuren zu legen: die Facebook-Nachricht, ein gefakter Brief Baumers an Beni, er verschiebt Dateien über Valerie S. in andere Ordner, lädt eine Musik-CD für sie auf einen Datenstick. Dazwischen Anrufe bei Baumers Eltern und Schwester, denen er die Geschichte vom Verschwinden seiner Verlobten vorlügt und davon, dass diese eine Auszeit brauche.

Eine Zeugin, die das Gericht beeindruckte

Irgendwann zwischen dem 26. und 27. Mai 2012 verscharrt er die Leiche Maria Baumers im Kreuther Forst, überschüttet sie mit Branntkalk, um die Verwesung zu beschleunigen. Am 27. Mai schreibt er bereits wieder unter Pseudonym an Valerie S. und intensiviert in den folgenden Tagen zunehmend den Kontakt zu ihr. Er besorgt sich ihre Patientenakte und beginnt die junge Frau zunehmend zu stalken. An manchen Tagen unternimmt er über 70 Kontaktversuche. Valerie S. antwortet irgendwann nur noch sporadisch. Sie will den Kontakt vermeiden. Am Abend des 22. April 2014 kommt es zur Eskalation. Gegen den Willen von Valerie S. kommt Christian F. mit zu ihr in die Wohnung und betäubt sie mit Lorazepam, demselben Medikament, an dem seine Verlobte starb, um, wie es Richter Hammer ausdrückt, „ihren Widerstand auszuschalten“.

Gestanden hat Christian F. diese Tat in einem Prozess 2016 erst im Rahmen eines „Deals“ zwischen Gericht, Verteidigung und Staatsanwaltschaft. Im Plädoyer seiner Verteidiger wiederum ließ F. dieses Geständnis dann als lediglich taktisch motiviert darstellen und nun – im Mordprozess – habe Christian F. das Betäuben von Valerie S. erst nach deren Aussage eingeräumt, zeichnet Richter Hammer den Ablauf im Rahmen der Beweiswürdigung nach. Mehrfach bezeichnet Hammer dabei die Aussage von Valerie S. als „beeindruckend“. Es bestünden „keinerlei Zweifel“ an deren Schilderungen. Diese seien „in seltener Weise geprägt“ gewesen von Selbstreflexion und Differenziertheit. „Diese Zeugin hat uns sehr beeindruckt.“ Doch zurück zur Beweiswürdigung.

Fernliegend, dass Baumer die Medikamente selbst nahm

Für einen natürlichen Tod Maria Baumers sieht die Kammer „keinerlei Anhaltspunkte“. Kurz vor ihrem Tod habe es ein Blutbild, ein MRT und ein EKG ohne irgendwelche Befunde gegeben. Auch das Nachtatverhalten von Christian F. spreche gegen eine natürliche Todesursache. In Baumers sterblichen Überresten seien sowohl Tramadol als auch Lorazepam nachgewiesen worden. Ihr Tod lasse sich damit plausibel erklären. Andere Todesursachen seien zwar nicht auszuschließen, aber nicht naheliegend.

Auch dafür, dass Maria Baumer die Medikamente selbst eingenommen habe, gebe es keine Hinweise. Haare aus einer Bürste im Badezimmer des Paares hätten keine entsprechenden Rückstände gezeigt. Keiner der behandelnden Ärzte von Maria Baumer habe ihr je ein solches Medikament verschrieben. Sie selbst habe sich mehrfach gegenüber Ärzten und Verwandten dazu geäußert, dass sie wegen ihrer Regelbeschwerden hohe Dosen Ibuprofen einnehme, aber nie sei das Opiat Tramadol genannt worden. Angesichts der Regelmäßigkeit von Baumers Periode und ihrer vorherigen Regel, die in Arztunterlagen dokumentiert ist, sei es auch unwahrscheinlich, dass sie am 25. Mai überhaupt unter diesen Beschwerden gelitten habe.

Möglicherweise habe Baumer nach dem Reiten zwar unter Rückenbeschwerden gelitten, aber es fänden sich auch Rückstände von Diclofenac und Ibuprofen in ihren sterblichen Überresten – Medikamente, die in so einem Fall, als Tabletten und Salbe, weitaus naheliegender seien als Tramadol. Ähnlich beurteilt die Kammer F.s Behauptung, Baumer habe Lorazepam wegen depressiver Stimmung an jenem Abend genommen. Dafür gebe es keinerlei Anhaltspunkte, keine weiteren Zeugen abseits von F.s Behauptung. Ein weiteres Indiz, das dagegen spreche, sei auch Baumers skeptische Haltung gegenüber stärkeren Medikamenten, die auch aus Gesprächen mit Ärzten dokumentiert ist. Sowohl einen von Baumer selbstverschuldeten Unfall durch unvorsichtige Medikamenteneinnahme als auch einen Suizid, den die Erklärung von Christian F. nahelege, hält die Kammer für ausgeschlossen.

„Die Beweisaufnahme vermittelt den Eindruck, dass Maria Baumer ihre wesentlichen Lebensziele erreicht hatte“, so Hammer. Ihre weitere Lebensplanung sei allenfalls durch die Studienprobleme ihres Verlobten gefährdet gewesen. Insofern seien Unfall oder Suizid allenfalls „denktheoretisch möglich, praktisch aber auszuschließen“. Gegen die Möglichkeit, dass Christian F. Baumer mit Lorazepam habe betäuben wollen, um so eine sexuelle Phantasie zu befriedigen und sie damit unabsichtlich getötet habe, spreche schließlich das nachgewiesene Tramadol.

Merkmale eines Intimizids

Als weiteres belastendes Indiz stuft das Gericht die Internetrecherchen des Angeklagten ein – „Würgegriff“, „perfekter Mord“, „perfektes Mordgift“ etc. Die Hypothese der Verteidigung, dass es sich dabei lediglich um kriminalistisches Interesse gehandelt habe, sei fernliegend, zumal die Recherchen genau zu der Tötungsart durchgeführt worden seien, die bei Maria Baumer angewendet wurde.

Beim Motiv gebe es zwar ein krasses Missverhältnis zur Tat, „aber hier kommen die Persönlichkeitsmerkmale des Angeklagten zum Tragen“, führt Hammer aus. Ein deutliches Auseinanderklaffen zwischen dem Selbstbild des Angeklagten als selbstbewusst, als selbstloser und fürsorglicher Helfer und der Realität. Dazu seine ausgeprägte Konfliktscheue. Auch weise die Tat deutliche Merkmale eines „Itimizids“ (Mord innerhalb einer intimen Beziehung) auf, wie er auch in der Fachliteratur beschrieben werde. Die Kammer messe dem zwar keine zentrale Bedeutung zu, es zeige aber, „dass das, was uns eigentlich undenkbar erscheint, immer wieder vorkommt“.

„Nüchternes Kalkül“

Leitendes Motiv von Christian F. sei es gewesen, den Kontakt mit Valerie S. aufrechtzuerhalten und zu vertiefen. Dabei sei ihm Maria Baumer im Weg gestanden. Eine offene Trennung hätten zu viele Konflikte und Gesichtsverlust für ihn bedeutet. Schließlich habe er nach außen und gegenüber seiner Verlobten das Bild einer intakten Beziehung aufrechterhalten. Die Tötung habe der Verwirklichung seiner eigenen Ziele gedient. „Er wollte sich den erwünschten Freiraum schaffen – ohne Gesichtsverlust.“

Eine klinisch relevante Persönlichkeitsstörung habe die psychiatrische Gutachterin trotz seiner narzisstischen Strömung und trotz seiner Hebephilie nicht feststellen können. Seine Tat sei von „nüchternem Kalkül“ getragen gewesen. Christian F. sei sich voll bewusst gewesen, dass Maria Baumer für die Situation nichts konnte und von einem Konflikt nichts ahnte. Auch Hinweise auf eine Affekthandlung sieht die Kammer nicht.

Weil es sich um keine Spontantat handelte, weil es sich bei dem Opfer von Christian F. um einen Menschen handelte, der ihm in besonderer Weise vertraute und weil es ihm beim Inszenieren von Maria Baumers angeblichen Verschwinden nicht allein darum gegangen sei, die Tat zu verschleiern, sondern auch, sich selbst als Opfer zu inszenieren, sich in Szene zu setzen und damit interessant für Valerie S. zu machen, stellt das Gericht zusätzlich die besondere Schwere der Schuld fest.

Letzte Chance: Revision

Christian F. bleibt nun noch als letzte Möglichkeit, Revision gegen das Urteil einzulegen. Seine Pflichtverteidiger Michael Haizmann und Johannes Büttner äußerten sich dazu am Dienstag nicht. Wahlverteidiger Michael Euler war wegen eines anderen Verfahrens bei der Urteilsverkündung nicht anwesend.

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Kommentare (20)

  • XYZ

    |

    Der hatte es wohl alles nicht mehr klar – wundere mich, dass er nicht lebenslang in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen wurde. bei der Vor- und Nachgeschichte.

  • Reiner Wehpunkt

    |

    Man schaut in einen Abgrund. Einen unerträglich menschlichen Abgrund: „Er wollte sich den erwünschten Freiraum schaffen – ohne Gesichtsverlust.“ Um sein, des Mörders Christian F. Gesicht nicht zu verlieren, musste also Maria Baumer sterben.

    Die Planung des Mordes und die Lügengeschichten danach hat sich zweifellos ein kluger Kopf ausgedacht. Sie wären perfekt gewesen, hätten nicht die Ermittlungsbehörden durch bewundernswert akribische Arbeit so viele eindeutige Beweise zusammengetragen, dass nun der Mörder überführt und verurteilt werden konnte. Und ein Quäntchen Glück kommt hinzu, konnten doch Datenforensiker auf dem Computer von F. seine Schritte rekonstruieren, weil dieser bei einem elaborierten Löschprogramm, das seine digitalen Spuren unwiderruflich beseitigen sollte, ein Häkchen anzuklicken übersehen hatte. Es wäre ihm sonst der “perfekte Mord” tatsächlich geglückt.

    Herzlichen Glückwunsch zu dieser Meisterleistung aller beteiligten Behörden, Gutachter, Zeugen usw.! Der ermordeten Maria Baumer kann niemand mehr helfen, möge sie in Frieden ruhen. Doch finden durch die Verurteilung ihres Mörders nun zumindest die gepeinigte Familie und alle Menschen, die mitgelitten haben, ein wenig Ruhe.

    Wie abgebrüht muss man sein, um jahrelang die eigene Familie, seine Freunde, die Angehörigen der Ermordeten, die Ermittler, die Medien, die Anwälte usw. dermaßen zu belügen und zu betrügen? Lange Zeit hielt ich es für gut möglich, dass sich auch das Gericht von diesen Märchengeschichten täuschen lassen würde bzw. unter Berücksichtigung des Faktors ‘im Zweifel für den Angeklagten’ es zu einem Freispruch, zumindest aber zur Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge kommen würden. Ich bin erleichtert, dass diese meine Befürchtung nicht eingetreten ist.

    Sollte das Urteil rechtskräftig werden, dann wurde nicht „das letzte Dreckschwein“ – wie Rechtsanwalt Manfred Euler in seinem Plädoyer letzte Woche eine angebliche Vorverurteilung durch die Öffentlichkeit nannte – verurteilt, sondern ein erschreckend kaltblütiger Verbrecher. Hinter der Biedermann-Maske des Christian F. verbirgt sich ein skrupelloser und gefährlicher Mensch, der sich bestens zu verstellen weiß. Inwieweit er in 15 Jahren wieder gefahrlos aus der Haft entlassen werden kann, müssen dann die zuständigen Stellen sehr sorgfältig prüfen. Es darf nicht sein, dass durch diesen durchtriebenen Mörder noch einmal Menschen zu Schaden kommen!

  • Dieter

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    Ich begrüße das Urteil und bedanke mich bei RD für die sachliche Berichterstattung.

    Ich persönlich halte es für schwer nachvollziehbar, dass das Verhalten von F.s Bruder oder Brüdern (Spatenkauf und dessen Platzierung in der Wohnung, Löschen von Routerdaten etc.) keine rechtlichen Konsequenzen hat.
    Vielleicht hat es zumindest, auch im Hinblick auf die Zeugnisverweigerung, moralische.

    Interessant hätte ich auch gefunden, inwiefern man Symptome von Psychopathie beim Täter hätte feststellen können. Darum ging es wohl beim Gutachten aber nicht.

  • Stefan Aigner

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    Die Gutachterin hat Psychopathie verneint.

  • R.G.

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    Das Urteil verfolgte ich im Live-Ticker – und wartete danach wieder einmal sehnsüchtig auf den Artikel Herrn Aigners, der in der Sache die Gabe bewies, stets den roten Faden herausarbeiten zu können.
    Das Urteil finde ich nicht hart, sondern angemessen, die Gesellschaft sollte vor einem Menschen mit der Art Problemlösungsstrategie geschützt werden, und er davor, sie noch einmal an jemandem draußen anwenden zu können.
    In der Urteilsbegründung dämonisiert der Richter Herrn C.F. absolut nicht, er begründet unaufgeregt, wie der Fortlauf von – vorerst virtuellen – Handlungen in die Tat mündete.

    Ich stolperte nach der TV-Sendung, wo C.F. theatralisch nach Maria suchte, in ein Kriminalforum, dort schrieb jemand seines vollen Namens mit. Man weiß ja nicht, wer wirklich dahinter steht. Als ich die besondere Ausdrucksweise des Schreibers auch in anderen Portalen entdeckte, dort allerdings unter Nicknames, konnte ich aus der Summe der Postings jeweils “vorausahnen”, was die nächste Reaktion in der Echtwelt sein müsste. Es entsetzte mich dennoch, als er tatsächlich von einem selbst ernannten “Ermittler” das Grab Marias lange hinter der Polizei nachdurchwühlen ließ und selbst lässig rauchend dabeistand. Diese aktive Anwesenheit am Verscharrungsort und andere Entscheidungen gehen für meinen Geschmack über das übliche und Verdächtigen gestattete “Leugnen” hinaus, und so verstehe ich, dass das Gericht das besondere Nachtatverhalten, und die völlige Unwissenheit des ahnungslosen Opfers über die Unzufriedenheit des Verurteilten mit der Beziehung, hervorhob.

    Mit einer mütterlichen Erblinie gleichen seltenen Namens wie seine, beschäftigte ich mich vor Jahren hobbymäßig, als ich wissen wollte, wo die verdünnten Spuren des Erbes zu finden wären, aus dem einer der berühmtesten deutschen Komponisten, und nach ihm viele Künstler hervorgingen.
    Die Art, wie sich C.F. in bestimmte Erklärmodelle hineinfinden konnte und alle damit verbundenen Rollen spielte, lässt mich umsomehr vermuten, dass er eine kreative Seele besitzt. Das Leben im Medizinerberuf passt da wirklich nicht, ich sehe ihn deshalb nicht als “gescheiterten” Studenten. Vielmehr unterstelle ich ihm postitiv, er hätte seine wahren Begabungen sinnvoller eingesetzt, wenn sie ihm bewusst gewesen und gefördert worden wären.
    Ich halte ihn wirklich für einen berufenen Schauspieler. Die Bühne oder der Film wären der richtige Ort, das zu leben, nicht ein wahrgewordener Krimi, der Maria das Leben kostete.

  • R.G.

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    Zwei Beispiele zur allgemeinen Veranschaulichung.
    Ein Angeklagter darf lügen und leugnen, ist einfach zu verstehen.
    In einem Regensburger Fall hat die Polizei schon mit der Spurensicherung einen Leichenfundort genauest bearbeitet. Die Absperrungen sind inzwischen weg.
    Eine Privatperson von weiter weg nimmt mit einer Redaktion Verbindung auf, gibt sich als Privatermittler aus. Schlussendlich kommt es zu einem Auftritt jenes Mannes und des lässig rauchenden, ansonsten unbeteilt wirkenden Verlobten der angeblich Vermissten, dann doch verscharrt Aufgefundenen, direkt an der Grube im Wald. Der Fremde wühlt in der Erde. Auf Wunsch ist die die Redakteurin bei der schaurigen Szene mit dabei. Es ensteht ein Film, die beiden Herren äußern sich.
    Geht das nicht weit über Leugnen und Lügen hinaus?
    Was würden Sie fühlen, wenn zwei Laien vor laufender Kamera das Wühlen im ersten Waldgrab eures Kindes oder eurer Schwester inszenierten? Wäre das nicht ein zusätzliches Leid für euch?

    In einem Regensburger Fall soll ein Verlobter seine Lebensgefährtin, ohne vorherigen Streit, ohne Auseinanderentwicklung, heimtückisch durch Medikamente ermordet haben. Er wollte für eine andere Frau frei sein, bietet sich bei den Ermittlungen aus den Internetspuren als Grund an. So traurig es ist, bis hierher nichts was es nicht schon gegeben hätte.

    Anders in der Sache, da zeigt sich, die neue Frau wollte ihn gar nicht, aber er erzeugte bei ihr durch eine erfundene Internet-Identität einerseits (als “Catfish”!), und als des Trostes bedürftiger, von der Verlobten Verlassener in der Echtwelt andererseits, Aufmerksamkeit von der virtuell Angebeteten. Und um trostbedürftig zu sein, musste zuerst …….
    Geht das nicht einige Schritte über die üblichen Szenarien hinaus?

  • xy

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    Wenn die Beweise so erdrückend waren, wie das Gericht feststellt, frage ich mich, warum die Staatsanwaltschaft eingestellt und nicht gleich angeklagt hatte.

  • Lisa

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    @ Reiner Wehpunkt
    Herzlichen Glückwunsch ?
    Die Beteiligten haben eigentlich nur ihren (wenn auch vielleicht verspäteten) Job gemacht.

  • highwayfloh

    |

    @RG:

    Insbesondere Ihr erster Kommentar (in “Ich-Form” geschrieben irritiert mich), Zitat:

    “Ich stolperte nach der TV-Sendung, wo C.F. theatralisch nach Maria suchte, in ein Kriminalforum, dort schrieb jemand seines vollen Namens mit. Man weiß ja nicht, wer wirklich dahinter steht. Als ich die besondere Ausdrucksweise des Schreibers auch in anderen Portalen entdeckte, dort allerdings unter Nicknames, konnte ich aus der Summe der Postings jeweils “vorausahnen”, was die nächste Reaktion in der Echtwelt sein müsste. Es entsetzte mich dennoch, als er tatsächlich von einem selbst ernannten “Ermittler” das Grab Marias lange hinter der Polizei nachdurchwühlen ließ und selbst lässig rauchend dabeistand. Diese aktive Anwesenheit am Verscharrungsort und andere Entscheidungen gehen für meinen Geschmack über das übliche und Verdächtigen gestattete “Leugnen” hinaus, und so verstehe ich, dass das Gericht das besondere Nachtatverhalten, und die völlige Unwissenheit des ahnungslosen Opfers über die Unzufriedenheit des Verurteilten mit der Beziehung, hervorhob.”

    Ich hoffe Sie haben da “Anführungszeichen” vergessen und selbst zitieren wollen, denn so wie es dasteht, haben Sie offenbar Kenntnisse oder einen Verdacht gehabt, welche mit dem Tatgeschehen zu tun hatten und hätten sich von selbst aus den Ermittlungsbehörden bzw. spätestens im laufenden Prozeß dem Gericht offenbaren müssen!

  • XYZ

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    Was mich bei der causa – oder auch Tragödie – mehr als irritiert: Alle Zeichen waren auf Scheitern und Selbst-Überschätzung gesetzt, das haben weder Domspatzen noch Bezirks-Krankenhaus noch Angehörige oder das LG zuvor irgendwie erkannt oder es realisieren wollen. Es gibt Anzeichen, die man mit einiger menschlicher Erfahrung erkennen kann. Den
    endlichen Schuldausspruch kann man so oder auch anders sehen: statt lebenslänglicher Unterbringung in einer JVA wäre auch eine in der Psychiatrie zu erwägen gewesen, was anscheinend gar nicht erwogen wurde, weil die Gutachterin – die im wesentlichen wohl weder Vor- oder Nachgeschichte bei der Exploration begutachten konnte – das anders sah.

  • R.G.

    |

    @highwayfloh
    In der Ermittlungsgruppe war man in Internet-Sachen sehr gut bewandert. User gaben nach bestimmten Einträgen bekannt, sich an die Polizei gewandt zu haben. Ein Forum und ein Privatermittler bekamen tatsächlich laut Zeitungsbericht eine kriminalpolizeiliche Durchsuchung. Als einfache Foristen kann man einen despektierlichen Umgang mit Themen einfordern, der jeweilige Admin muss aber auch mitspielen wollen.
    (Ich hatte über den vermissten, mir vom Sehen bekannten Geoökologen Toni Koschuh lesen wollen, hartnäckige User stellten unbedingt eine Parallele zu Maria Baumer her, so kam ich zum Thema)
    Es schien in den meisten Maria Baumer – Threads ein unüblicher Druck ausgeübt zu werden, wie man das Thema zu sehen habe und wo der Täter zu suchen wäre- es wurde unter anderem versucht, den Verdacht gegen Familie Baumer zu lenken! Ich schließe aus, dass eine Person allein alle seltsamen Nicks bedient haben kann.

  • Vergiss-mein-nicht

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    @XYZ – Man mag nicht glauben, dass ein normaler Mensch so bösartig agieren kann, aber manche Monster können durchaus unterscheiden zwischen Richtig und Falsch. Es ist ihnen nur schlicht unwichtig, das Richtige zu tun. Es ist ihnen egal, ob und wie sehr sie anderen schaden, weil der erwartete persönliche Gewinn aus ihrem Verhalten mehr wiegt, weil sie ein möglicherweise vorhandenes Gewissen klein halten.
    Man mag es nicht glauben und kann es als normaler Mensch nur schwer verstehen, aber nicht jede dieser bösartigen Kreaturen ist auch krank.
    Von welchen Zeichen sprechen Sie denn konkret, die BKH, Angehörige , Domspatzen oder LG hätten erkennen müssen?

    F. ist in meinen Augen trotz seines IQs ein dummes armseliges Würstchen. Eine Entschuldigung für seine Taten in Form von mildernden Umständen, von pathologischen Voraussetzungen gibt es nicht.
    Mich würde interessieren, wie es da um seine Brüder und weitere Familienangehörige bestellt ist, die, wie wir dank Strafverteidiger Euler offiziell wissen, dem Nesthäkchen des F*****k-Clans, dem Bruder, Schwager und Onkel, teils aktiv hilfreich zur Seite standen oder zumindest dadurch, dass sie sich geweigert haben, sich den Fragen des Gerichts zu stellen.
    Wie es sich wohl lebt, mit diesem seltenen Namen, mit dem Wissen darum, was einzelne Familienmitglieder getan oder unterlassen haben? Die Opfer waren ja keine Unbekannten: alle Mitglieder dieses Clans kannten Maria und ihre Familie, auch mindestens einer der Domspatzen war manchen von ihnen bekannt, Frau S. war Schulfreundin von Lisa F. gewesen…. Da tut man alles, um dem Monster der family zu helfen, diesen Menschen und ihren Familien und Freunden immer noch mehr Qualen zu bereiten, hilft zu vertuschen, zu lügen und falsche Fährten zu legen, und wer weiß, was sonst noch. Finde nur ich das befremdlich? Kann es sein, dass dieser Clan kollektiv befreit ist von Moral und Gewissen?
    Zumindest in meiner Familie, da sind wir uns einig, hätte sich Geschwisterliebe anders gezeigt.

  • XYZ

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    Zu Vergiss-mein-nicht:
    Da stimme ich völlig zu. Es bleibt aber für mich ein Rätsel, warum diese Abwegigkeiten nicht im Vorfeld erkannt wurden. Konnte mal mit einem sexuellen Kinderschänder sprechen und die Akten einsehen. Bei diesem selbst war keinerlei Einsicht, habe es doch nur gut gemeint. Die Umgebung war bestürzt, war doch immer so lieb und nett. M.E. eher ein Fall für eine lebenslange Psychiatrie, das könnte ggf.revisibel sein. .

  • R.G.

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    Auf Beiträge des Inhalts, das Verhalten des mittlerweile Verurteilten sei eine logische Folge einer Schwarzen Pädagogik, erwidere ich inzwischen, für individuelle Schuld muss persönlich eingestanden werden, auch wenn es bei den Tätern zum Schlechten hin prägende Ereignisse gab! Nur so ist die Spirale des Missbrauchs und Gewalt zu stoppen.
    Wir werfen der Kirche (alternativ anderen Insitutionen) mit Recht vor, Opfer nicht genug vor intern schon bekannten Gewaltausübenden geschützt zu haben, im Gegenteil Entschuldigungen gefunden zu haben, aber wenn dann ein Einzelner vor Gericht steht, so wie es hier war, sehen wir uns selbst leicht in der Rolle, die Verantwortung der Handelnden durch Zitieren ihrer schweren Biographie abschwächen zu wollen. Eine Falle.
    Wir alle, Heranwachsende vor allem, brauchen klare Gesetze.
    Du darfst nicht töten!

  • Mathilde Vietze

    |

    Was mich am Ganzen so wütend macht, ist das Verhalten der übrigen Familie:
    “Wir sind eine feine Familie, bei uns kommt so etwas nicht vor!” Da wird nach
    außen hin die Fassade aufrecht erhalten, ohne Rücksicht darauf, wieviel Leid
    man dabei den Opfern antut. Und nur mit diesem “Rückhalt” konnte sich der
    Täter so lange verstellen.

  • R.G.

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    Frau Vietze, Sie sehen das vollkommen richtig.
    Der nächste Fall an V.S. hätte nicht auch noch passieren dürfen.

  • XYZ

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    Zu R.G. 05.11:
    Das mag ja kausal-juristisch alles zutreffen, frage mich aber dennoch: die ‘Spirale’ von Missbrauch und Gewalt wird nicht durch angeblich abschreckende Strafen unterbunden, da gibt es genügend Untersuchungen, sondern durch mehr Bewusstsein bei allen auch gesellschaftlich Beteiligten. Da vermisse ich einiges.
    Zu Mathilde Vietze 06.53:
    Ja so ist es, man lässt es laufen und unterdrückt es, der ‘Geruch’ der Gruppe ist wichtiger.

  • R.G.

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    @XYZ
    Sind die lebenden Opfer des Verurteilten noch zu betroffen, um sich mit Postings zu äußern? :Das nehme ich als logisch und sehr verständlich an. Nach dem Prozess fließen die Emotionen.
    Irgendjemand hat die Aberkennung der Berufsberechtigung betrieben, dieser Mensch, diese Abteilung hat, obwohl an nichts Schuld tragend, Verantwortung gelebt.
    Da alles mit Übergriffen an Pubertären begann: Gab es Prägungen, vor denen man Internats-Knaben in Zukunft schützen könnte und müsste?
    Welche selbstinitiativen, sich aus dem Prozess ergebenden Schritte wurden bei den Domspatzen gesetzt? Hat man von sich aus klären wollen, ob es Externen möglich war, heimlich im Internat zu nächtigen? Drückte man früher ein Auge zu? Gab es die Möglichkeit, sich um die Kleineren zu “kümmern”, vielleicht sogar nachts in ihrem Schlafsaal zu bleiben?

    Missbrauch geschah immer dann, wenn man dachte, er wäre in der Vergangenheit geschehen, inzwischen könne das nicht mehr vorkommen, man sei dagegen gewappnet.

  • XYZ

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    Zu R.G. um 7.11:
    Sehe es auch so: die Übergriffe begannen bei den Domspatzen, die Pubertät ist prägend, und setzten sich bei der Tätigkeit im Bezirksklinikum folgerichtig fort. Sexuelle Machtausübung. Niemand wollte das näher wissen. Und Priester sind durch das Beichtgeheimnis geschützt, Domspatzen mussten ja mindestens einmal im Monat zur Beichte gehen. Die Strafe musste sein – aber man gebe unter diesen mitwirkenden Kausalitäten noch eine letzte Chance in der geschlossenen Psychiatrie.

  • R.G.

    |

    Meine Meinung ist, der Verurteilte bräuchte auf jeden Fall eine Psychische/Psychiatrische Begleitung wie ein Sexualtäter.
    Er sollte vor Übergriffen von Mitinsassen unbedingt geschützt werden.

    Der Familie und ihm könnte Trost darin vermittelt werden, dass sein verpfuschtes Leben, wenn er denn mit Wissenschaftlern zusammenarbeitete, helfen könnte, die Entwicklung vom Mustersohn zum Täter zu verstehen, und so ähnliche Taten verhindern zu helfen.

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drin