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Mit Philip Seymour Hoffman starb einer der besten Schauspieler unserer Zeit.

Von Thomas Spitzer

Philip Seymour Hoffmann. Foto: Georges Biard/ Wikipedia

Philip Seymour Hoffmann. Foto: Georges Biard/ Wikipedia

Als ich Capote vor nun beinahe zehn Jahren zum ersten Mal sah war ich wie weggeblasen. Selten zuvor hatte ich eine Hauptfigur gesehen, die gleichzeitig so schräg war und doch mit so viel Klasse gespielt wurde. Der homosexuelle, leicht hinterhältige Schriftsteller mit der hohen Stimme und dem Gespür fürs Unkorrekte war dem damals mit 37 Jahren noch vergleichsweise jungen Charakterdarsteller wie auf den Leib geschrieben, machte ihn über Nacht zum Star und brachte ihm einen Oscar als bester Hauptdarsteller ein. (Übrigens nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Heath Ledger für seine Rolle in Brokeback Mountain.)

Es folgten unzählige Engagements in kleinen und großen Filmen. Von Mary & Max, einem sehr morbiden Animationsfilm, bis Die Tribute von Panem 2. Hoffman spielte für die ganz großen Regisseure, von Woody Allen bis Paul Thomas Anderson, und in Synecdoche, New York dem fantastischen Regiedebüt von Drehbuch-Genie Charlie Kaufman.

Wo er auftauchte stahl er seinen Schauspielkollegen die Show. Wie in Der Krieg des Charlie Wilson als griechischer dauergestresster CIA-Offizier neben Tom Hanks und Julia Roberts. Oder in Glaubensfrage neben Meryl Streep. Zwei Rollen, die ihm weitere Oscarnominierungen einbrachten.

Am Wochenende nachdem ich Capote im Kino gesehen hatte, fuhr ich zur Videothek und lieh mir alle Philip Seymour Hoffman-Filme, die mir in die Finger kamen. Darunter Filme, die ich schon kannte wie Boogie Nights, Almost Famous oder The Big Lebowski, bei denen ich noch einmal explizit auf Hoffman achten wollte. Sowie das Meisterwerk Magnolia. Eine Freundin hatte mir erzählt, die Geschichte um eine handvoll verwobener Schicksale und eine Nacht, in der es Frösche regnet sei so gut, dass sie danach drei Tage nicht hätte sprechen können.

Die vielleicht größte Überraschung für mich war der Film Makellos. Robert DeNiro spielt einen mürrischen Polizeibeamten, Hoffman seinen transsexuellen Nachbarn. Aber auch schlechte Filme wie …und dann kam Polly oder Mission Impossible III sind durch Hoffman immerhin sehenswert. In Mission Impossible III gibt er meiner Meinung nach sogar einen der besten Filmbösewichte aller Zeiten. Das geht in dem sonst so grottigen Film leider ein bisschen unter.

Dabei ist es schwer zu sagen, was Hoffmans Stil ausmacht. Es gibt zweifelsohne Schauspieler wie zum Beispiel – den von mir ebenfalls extrem gefeierten – Javier Bardem, die wandlungsfähiger oder „verrückter“ sind.

Auch war Hoffman nicht auf die Rolle des Bösewichts festgelegt. In den meisten Filmen (wie Die Tribute von Panem 2) sind seine Intentionen nicht ganz klar. Ein klassischer Held ist er mit seinem pummeligen Aussehen erst recht nicht. Die Charaktere sind immer intellektuell und doch liebenswert, oft durch eine leicht kauzige Art. Wie in Die Geschwister Savage, noch so ein absolut fantastischer Film.

Müsste ich Philip Seymour Hoffman Stil in einem Wort beschreiben, würde ich sagen: Präzise. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht wieso. Vielleicht ist es die Art wie er spricht, immer irgendwie beiläufig und mit dem Blick nach unten und doch sehr klar, jede Silbe gestochen scharf.

Gestern wurde Hoffman tot in seinem New Yorker Appartement gefunden. Damit verliert die Welt einen großartigen, unersetzbaren Schauspieler. Ich kann jeden seiner Filme empfehlen. Und wüsste nicht, über wen sich das noch sagen ließe.

Der Autor

Thomas Spitzer studierte Mathematik an der Universität Regensburg. Seit 2009 tritt er erfolgreich bei Poetry Slams auf. Inzwischen arbeitet Spitzer als Autor und Kultur-Manager. Sein Buch „bunt und kühl“ erschien im April 2013 beim ConBrio-Verlag. Die zugehörige CD wurde im Dezember an fünf Abenden insgesamt tausend Besuchern vorgestellt. Alle Infos: facebook.com/thomasespitzer

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