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Benefiz-CD

Elf Oden an die Menschenwürde

Mit einer selbst produzierten Benefiz-CD wollen Regensburger Künstler einen kleinen Beitrag für Geflüchtete leisten. Der Erlös soll vollständig an die Regensburger Rettungsorganisation Space-Eye gehen.

„Wir wollten wieder Aufmerksamkeit für das Thema generieren”, sagt Fredmann Lill. Foto: Lill

Ende August 2020. Dutzende Regensburgerinnen und Regensburger stehen abends vor dem Alten Rathaus in der Regensburger Altstadt. Kurz zuvor hatte das griechische Flüchtlingslager Moria gebrannt, weshalb der Verein Seebrücke zur Mahnwache aufruft. Vor Ort ist auch der Musiker Fredmann Lill. Das persönliche Unverständnis über die Zustände an den europäischen Außengrenzen lassen in ihm in der Folge den Gedanken für ein ganz spezielles Projekt reifen.

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Der Tegernheimer ist seit vielen Jahren in der Region unterwegs und in der Kulturszene gut vernetzt. 2009 schrieb er anlässlich der damaligen Schlossfestspiele einen Lobgesang auf die Fürstin. „Es ist mir ein gewisses Anliegen, meinen Liedern eine gesellschaftliche Komponente zu geben. Dabei greife ich meist Alltagsthemen und zwischenmenschliche Situationen auf”, erklärte er bereits vor einigen Jahren gegenüber unserer Redaktion. Aspekte, die ihn im Nachgang der Kundgebung vergangenen Sommer zu einem neuen Projekt animierten und das ab dem 1. April erhältlich ist: Eine Benefiz-CD, deren Erlös an die Rettungsorganisation Space-Eye gehen wird.

„Wir wollten wieder Aufmerksamkeit für das Thema generieren“, sagt Lill. Denn das Thema Flucht und Migration sei von der Pandemie zwar überlagert, aber eben keineswegs weg. Mit dem nun realisierten Tonträger, der den Namen „SOS“ trägt, wollen Lill und Kollegen einen kleinen Teil dazu beitragen und auch ermuntern, selbst aktiv zu werden.

Die Mini-Disk wird schnell zu klein

Das Projekt habe sich nach der Kundgebung der Seebrücke vergangenen Sommer dann recht schnell und eher ungeplant entwickelt. „Ich habe zunächst ein paar bekannte Künstler angefragt und lediglich eine Mini-Disk vorgehabt“, meint Lill. Ali Stadler und Hubert Treml etwa hätten ziemlich früh Interesse gezeigt. Daraus habe sich dann „eine gewisse Kettenreaktion ergeben und schließlich haben wir jetzt ein sehr umfangreiches und konzeptionell passendes Paket“. Mit der Gruppe „Ostentor“ bereichert auch eine deutsch-syrisch-kanadische Combo das Ensemble.

Zwischen melancholisch bis schwungvoll, von orientalischen Klängen bis zum Folk Rock Song. Die CD steht für Vielfalt. Quelle: Booklet

Mit insgesamt elf Songs, von eher melancholisch bis schwungvoll, von orientalisch-instrumental zum Folk-Rock Song wartet die CD auf. Auch klare politische Botschaften finden sich: „Wo Menschen in Not sind, da gibt’s keine Wahl, doch sie zu bergen ist nicht legal“, singt etwa Lill selbst. Ihm geht es um das Schicksal tausender Menschen, die in den vergangenen Jahren bei ihrer Flucht auf dem Mittelmeer ertrunken sind.

Aber auch die Situation der Menschen in den europäischen Flüchtlingslagern beschäftigt den Musiker. „Verstaut in Lagern, vermüllt und verdreckt. Eingepfercht ohne Würde, ohne Respekt. […] Besser behandelt man hier jedes Tier“, heißt es weiter in dem titelgebenden Song „SOS“.

„Viele kleine Leute bauen mit an der Zukunft“

Die aufgeworfene Problematik ist auch Schwerpunkt der Rettungsorganisation Space-Eye, die durch den CD-Verkauf bei ihrer Arbeit finanziell unterstützt werden soll. Bereits in der Vergangenheit konnte die von Michael Buschheuer gegründete Organisation mehrere erfolgreiche Spendenaktionen für Geflüchtete auf die Beine stellen. „Viele kleine Leute bauen mit an der Zukunft. Die Zeit schreibt Geschichte, jeder seinen Teil dazu, auch ich und du“, besingt Lill dieses Miteinander. Und das soll sich nicht nur in den Songs ausdrücken.

Auch die CD-Hüllen stellen durchaus etwas besonderes dar. Nicole Engel, eine Bekannte Lills und ebenfalls Künstlerin arbeitet in einer Regensburger Förderschule. Zusammen mit den Kindern hat sie aus alten Tetrapacks CD-Hüllen entworfen. Und die werden mittlerweile in Kooperation mit der Jugendsozialarbeit an Schulen des Landkreises und einem Seniorenzentrum in Geiselhöring zum Nulltarif hergestellt. „Das macht das Ganze zu einem sehr netten und besonderen Projekt, wenn da jetzt soviel Leute dran beteiligt sind“, freut sich Lill.

Das Komplettpaket aus CD und DIY-Hülle ist vorerst nur über Lill persönlich zu beziehen (fredman@gmx.net). Demnächst möchte er das Benefiz-Produkt dann aber auch in lokalen Läden auslegen lassen. Die 15 Euro (zusätzlich drei Euro für den Versand) sollen dann eigenständig auf das Konto von Space-Eye überwiesen werden. Die konkreten Daten dazu finden sich auf der Hülle. „Wer mehr spenden will, wird daran natürlich nicht gehindert.“

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Kommentare (2)

  • xy

    |

    Ich werde offenbar alt und kann geistig nicht mehr mithalten: Was ist eine “DIY-Hülle”? Die “DIY-Hülle” könnte eine Dreimal-im-Jahr-Hülle sein, also ein Kondom. Richtig?

  • Mr. T.

    |

    DIY steht für Do It Yourself, also machs Dir selbst. Eine DIY-Hülle ist somit eine Masturbationshülle.

Kommentare sind deaktiviert

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