SOZIALES SCHAUFENSTER

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„Wir haben sehr viel automatisiert, um die Arbeit für unsere Beschäftigten zu erleichtern.“ „Das ist das modernste, was der europäische Markt hergibt.“ „Wir haben steigende Zahlen. Unsere Auftragsbücher sind voll.“ Derlei können die rund 30 Interessierten erfahren, die sich am Mittwoch durch das Druckzentrum des Mittelbayerischen Verlags führen lassen. Die SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen hat zu dem Termin geladen und sogar die beiden Abgeordneten Margit Wild und Werner Schieder sind gekommen, um sich die schönen neue Druckwelt zeigen zu lassen.

Im vergangenen Jahr wurde das Druckzentrum – eine 2006 ausgegliederte Gesellschaft im Firmenkonglomerat der beiden Medienunternehmer Peter und Thomas Esser – im Gewerbegebiet Regensburg Harting in Betrieb genommen und im Lauf der Führung erfährt man beeindruckende Zahlen und Fakten. Rund 50 Millionen hat das Druckzentrum demnach gekostet. Die dort mit vier Drucktürmen installierte „Manroland Colorman XXL“ ist die einzige ihrer Art in Bayern. 300 Millionen Druckerzeugnisse werden dort jedes Jahr produziert. Allein für den Druck der Mittelbayerischen Zeitung werden täglich 500 Kilometer Papier und 680 Kilogramm Farbe verbraucht. Nicht minder beeindruckend sind die Fakten, die man erfährt, wenn man sich – außerhalb solcher Führungen – mit Angestellten der Druckerei (alle Namen der Redaktion bekannt) unterhält.

Entlassungen, Überstunden, Leiharbeiter

So wurden im Zuge der Modernisierung Gewerkschaftsangaben zufolge zwei Drittel der Beschäftigten – knapp 50 Leute – entlassen. Darunter alle Druckerhelfer, größtenteils Beschäftigte im Alter zwischen 40 und 50 Jahren. Das ist kein Einzelfall – in kaum einer Branche ist das „Rationalisierungspotential“ so hoch wie bei in der Druckindustrie. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Beschäftigten um 7,5 Prozent zurück. Moderne Maschinen erledigen die Arbeit schneller und kostengünstiger. Im Druckzentrum Regensburg aber ist die Zahl der Entlassungen im Vergleich zu Konkurrenten deutlich höher und anscheinend hat man sich etwas zu viel vorgenommen. „Seitdem kommen wir regelmäßig auf 60 Stunden die Woche“, erzählt ein Drucker. „Da verdienst Du gutes Geld, aber Du gehst dabei kaputt.“ Obwohl von der Geschäftsleitung Druck ausgeübt werde, sei der Krankenstand denn auch überdurchschnittlich hoch. Bei der Gewerbeaufsicht gab es schon mehrere Anzeigen gegen das Druckzentrum wegen regelmäßiger Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz, mit denen sich im September das Arbeitsgericht beschäftigen wird. Eigentlich gilt auch im Druckzentrum der Mittelbayerischen die tariflich vereinbarte 35-Stunden-Woche. Aber offenbar reicht die Zahl der Beschäftigten nicht, um die vollen Auftragsbücher zu diesen Bedingungen abzuarbeiten.

Keine neuen Jobs trotz voller Auftragsbücher

„Allein für die Arbeit, die wir jetzt haben, könnte man locker zehn Leute einstellen.“ Doch Neueinstellungen sind nicht in Sicht. Stattdessen behilft man sich mit Leiharbeitern. Etwa 20 seien jede Woche im Einsatz, berichten mehrere Beschäftigte übereinstimmend. Auch den einen oder anderen 400-Euro-Jobber hat man sich mittlerweile ins Haus geholt. Unterdessen werden Aufträge – selbst für verlagseigene Produkte – an andere Druckereien vergeben, während in Regensburg einer der vier neuen Drucktürme überhaupt nicht zum Einsatz kommt. Für Irene Salberg, Gewerkschaftssekretärin bei verdi, liegen die Motive, die hinter einer solchen Firmenpolitik stecken, auf der Hand. Im Zuge der Entlassungswelle beim Druckzentrum wurde zwischen Geschäftsführung, Gewerkschaft und Betriebsrat ein eigentlich akzeptabler Sozialplan ausgehandelt. Es gab vergleichsweise hohe Abfindungen und eine drei Jahre gültige Wiedereinstellungsgarantie für die Entlassenen, sollten im Druckzentrum mehr Beschäftigte als zunächst angekündigt. gebraucht werden.

Gutes Klima nur fürs Papier

„Anscheinend will man sich jetzt drei Jahre irgendwie durchlavieren, um das zu umgehen“, so Salberg. Statt ehemalige Beschäftigte wieder einzustellen, gebe es eben Überstunden, billige Leiharbeiter und die Fremdvergabe von Druckaufträgen. „Im Endeffekt verzichtet man für drei Jahre auf mögliche Einnahmen, um nur ja keine alten Beschäftigten einstellen und langfristige soziale Verpflichtungen eingehen zu müssen.“ Bei all dem ist es fast nur eine Kleinigkeit, dass es in dem neuen Druckzentrum zwar eine hochmoderne Anlage gibt, die für gleichmäßige Luftfeuchtigkeit sorgt, um gute Papierqualität zu gewährleisten, dass aber eine Klimaanlage im Gebäude eingespart wurde und die Beschäftigten dort im Sommer auch mal bei 30 Grad arbeiten müssen. Es sind ja nicht mehr viele.

Nachtrag der Redaktion: Wir haben die Geschäftsführung des Druckzentrums zwischenzeitlich mit der Kritik von Beschäftigten und Gewerkschaft konfrontiert und um eine Stellungnahme gebeten. Sobald wir eine Antwort erhalten, werden wir darüber berichten.

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