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Die Verhandlungspositionen sind festgefahren: Im Streit um das Semsterticket bewegen sich RVV und Hochschulen nicht wirklich aufeinander zu. In einer gemeinsamen Pressekonferenz haben nun Vertreter von Uni und Hochschule auf den Nutzen des Semestertickets für die gesamte Region hingewiesen. Doch wenn es ums Geld geht scheint dieser Region das Ticket nur wenig wert zu sein.

Die Verhandlungspositionen sind verhärtet: Fährt das Semesterticket an die Wand? Foto: Archiv/ Staudinger

Dass er der „Vater des Semestertickets“ sei, sagt Oberbürgermeister Hans Schaidinger nicht nur selbst, dieses Prädikat verleiht ihm auch Gerlinde Frammelsberger vom Studentenwerk. Jetzt ist das 1998 eingeführte Ticket 14 Jahre alt und urplötzlich in die Pubertät gekommen – es will nicht mehr so, wie Vati es gerne hätte. Und sieht man die Fronten, die sich da gegenüberstehen – auf der einen Seite Uni und Hochschule von der Führung über das Studentenwerk bis hin zu den Studierenden, auf der anderen Seite der RVV und der Oberbürgermeister – kann es durchaus sein, dass das bayerische Vorzeigeprojekt nun vor dem Aus steht.

RVV: „Wir wollten nie einen Einheitspreis.“

Im Wesentlichen stehen sich zwei Positionen gegenüber: Der RVV will für das Ticket mehr Geld und begründet dies in erster Linie mit höheren Abgaben an die Bahngesellschaften, deren Angebote mit dem derzeit 49 Euro teuren Semesterticket genutzt werden können. Mindestens 67 Euro sollen es – inklusive einer nicht näher bekannten allgemeinen Preiserhöhung – schon sein, meint der RVV. Weil laut Wissenschaftsministerium das Ticket nicht mehr als 63 Euro kosten darf, will der RVV nun diesem einheitlichem Preis ein Ende setzen. 49 Euro kostet das Ticket dann nur noch im Stadtgebiet. Für die anderen Tarifzonen soll bei Bedarf zusätzlich gezahlt werden – zwischen 45 und 430 Euro pro Semester. Die Haltung, die RVV-Geschäftsführer Karl Raba bereits seit Juli vertritt, bekräftigt er auch am Telefon: „Wir müssen kaufmännisch rechnen und wollten ja nie einen Einheitspreis. Jetzt muss das Geld irgendwo her kommen. Und die Bereitschaft der beteiligten Kommunen, für Studenten öffentliches Geld in die Hand zu nehmen, ist nicht besonders groß, wenn man bedenkt, dass Lehrlinge mehr zahlen müssen.“ Erst vor wenigen Tagen hat auch Oberbürgermeister Hans Schaidinger via Pressemitteilung diesen Vorschlag als „eine günstige Alternative für Studierende“ gepriesen, „die sich keine eigene Wohnung in Regensburg leisten können oder leisten möchten“.

Schulterschluss: Am Mittwoch demonstrierten die Vertreter von Hochschule, Universität und Studentenwerk Geschlossenheit bei den Verhandlungen um das Semesterticket. Foto: as

Auf der anderen Seite stehen Universität und Hochschulen (offizieller Verhandlungspartner ist das Studentenwerk). Sie haben sich am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressekonferenz erstmals öffentlich zu Wort gemeldet. Der Vorschlag von dort: 59 Euro pro Semester, eine Steigerung um 20 Prozent für alle insgesamt rund 30.000 Studierenden an Universität und Hochschule.

Hochschulen: „Das Solidarprinzip darf nicht angetastet werden.“

Die vom Oberbürgermeister und dem RVV ins Spiel gebrachte Staffelung lehnt man rundweg ab. „Das Solidarprinzip beim Semesterticket darf nicht angetastet werden“, so Unirektor Professor Thomas Strothotte. Jeder zahle das Gleiche: Ob er nun zu Fuß zur Uni gehe oder aus Neumarkt mit dem Zug komme. Das sei auch von den Studierenden so akzeptiert. Auch sei es schwierig, zu verhandeln, wenn die Berechnungen des RVV – wie in der Vergangenheit – nicht transparent und nachvollziehbar seien. Noch im November 2011 etwa hatte der RVV gegenüber dem Studentenwerk erklärt, dass die 49 Euro ausreichend seien – inklusive der zusätzlichen Buslinien zu Stoßzeiten. Mit 59 Euro komme man dem RVV ohnehin schon sehr weit entgegen so der studentische Sprecher Ssam Mardi. Tenor der Erklärungen von Strothotte, seinem Kanzler Dr. Christian Blomeyer, Hochschul-Präsident Professor Wolfgang Baier, den Studierendenvertretern und Gerlinde Frammelsberger: Das Semesterticket nutze der gesamten Region und dürfe nicht – wie vom RVV und dem Oberbürgermeister getan – auf eine Verhandlung zwischen Studierenden und RVV reduziert werden, mit der sonst niemand etwas zu tun habe. „Bei rund 10.000 Studierenden, die ihren Wohnsitz außerhalb von Regensburg gemeldet haben, reduziert das Semesterticket nicht nur den den Druck auf den Wohnungsmarkt, sondern auch die Verkehrsbelastung in und um Regensburg“, so Mardi.

Mangelnde Verteilungsgerechtigkeit im Verbund?

Kanzler Blomeyer rechnet darüber hinaus vor, dass die Bahnunternehmen bereits seit Jahren einen höheren Anteil des Semestertickets bekommen müssten. Für die Erweiterung auf Amberg etwa habe es eine Preiserhöhung von damals 42 auf 46 Euro gegeben. Die seien allerdings komplett in die Kassen der Regensburger Verkehrsbetriebe und nicht der Bahnunternehmen geflossen. Seit 2008 hätten laut Blomeyer neun statt sieben Euro pro Ticket, seit 2011 11,50 Euro an die Bahngesellschaften weitergereicht werden müssen. „Die ungerechte Verteilung innerhalb des Tarifverbunds kann aber jetzt nicht auf die Studierenden abgewälzt werden“, so Blomeyer. Aussagen des Kanzlers, die einem aus Kreisen der Bahnunternehmen bestätigt werden – offiziell schweigt man dazu allerdings.

RVV: „Wenn unser Angebot nicht angenommen wird, haben wir ein Problem.“

Ungeachtet dessen werden sie von Raba bestritten. So etwas zu behaupten sei „schon ein starkes Stück“, meint der RVV-Geschäftsführer. „Die Zahlen zur Preisstaffelung waren intern und wir wären nie damit an die Öffentlichkeit gegangen“, sagt Raba. Auch sei die Zahl von 10.000 Betroffenen „viel zu hoch“. Es seien „weit weniger“. Wie viele es allerdings seien, könne man nicht genau sagen, das könne man „nur kalkulieren“. Eine konkrete Zahl nennt der RVV-Geschäftsführer nicht. Ansonsten schaltet er auf stur: „Wir haben Verhandlungspartner, denen wir ein Angebot unterbreiten, dass kaufmännisch durchgerechnet ist. Wenn die das aber nicht annehmen, dann haben wir ein Problem.“

Landräte gegen RVV-Vorschlag

Rückendeckung erhalten die Hochschulen mittlerweile von den Grünen im Stadtrat, der Landtagsabgeordneten Margit Wild (SPD) und vor allem von Politikern aus der Region. Die Landräte von Cham, Neumarkt und Schwandorf wenden sich gegen teure Tickets für Studierende aus den umliegenden Landkreisen. Ebenso der Regensburger Landrat Herbert Mirbeth, der Zustimmung für den 59-Euro-Vorschlag des Studentenwerks signalisiert. „Wenn es für die Studierenden aus Regensburg keine Preiserhöhung gibt, aber fast alle Studenten, die im Landkreis wohnen, teils kräftige Aufschläge hinnehmen müssen, dann ist dies nicht akzeptabel“, so Mirbeth.

Die Führungsspitze im Aufsichtsrat des RVV ist sich uneins: Vorsitzender ist Landrat Herbert Mirbeth, sein Stellvertreter OB Hans Schaidinger. Foto: Archiv

Das dürfte für Zündstoff bei der Aufsichtsratssitzung des RVV am 17. Oktober sorgen. Dort ist Mirbeth derzeit Vorsitzender, Stellvertreter ist Hans Schaidinger. Am 17. Oktober wird das Gremium sich – zum übrigens ersten Mal – mit der Preiserhöhung fürs Semesterticket befassen und auch mit der Frage, was die Aushängeschilder Universität und Hochschule der Stadt und Region Regensburg nun tatsächlich wert sind.

RVV: „Der Freistaat tut zu wenig für den ÖPNV.“

Gefordert wäre laut Raba allerdings auch der Freistaat. Semestertickets sind in Bayern eine Rarität. Abseits von Regensburg gibt es das nur noch in Würzburg. „Wenn da immer auf Beispiele wie Freiburg verwiesen wird, muss man schon einmal erwähnen, dass der ÖPNV dort im Gegensatz zu Bayern weit stärker gefördert wird“, so Raba. In Regensburg etwa, wo der Freistaat den Ausbau und steigende Studierendenzahlen stets gefordert und gefördert hat, erhalte der RVV nur Ausgleichszahlungen auf Basis der Studierendenzahlen von 1998.
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