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Stadtplanung

Arnulfsplatz: Kein Bock auf Neugestaltung

Vor genau zehn Jahren sollte mit der Umgestaltung des Arnulfsplatzes begonnen werden. Es gab Probleme, es wurde geschoben. Am Dienstag ist das Projekt nun fürs erste zu Grabe getragen worden.

Bockanstich beim Kneitinger diese Woche: Auf dem Arnulfsplatz ist kein Platz zum Feiern. Foto: Staudinger

Es war eine peinliche Lachnummer, die sich eine prominent besetzte Jury im Jahr 2007 leistete – mit dabei waren unter anderem Architekten, Verkehrsplaner, Planungsreferentin Christine Schimpfermann, der damalige Chef des Tiefbauamts, zwei Geschäftsführer des RVV, der damalige Oberbürgermeister Hans Schaidinger und zwei Stadträte.

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Zur Neugestaltung des Arnulfsplatzes hatte man einen Wettbewerb ausgelobt. Kostenpunkt: 256.000 Euro. Über 100 Architekturbüros nahmen teil, sieben Entwürfe wurden prämiert und im Salzstadel ausgestellt. Der Siegerentwurf würde ob seiner gestalterischen Qualität hochgelobt und – das stellte Jury in ihrer Bewertung heraus: „Das Verkehrskonzept entspricht den Vorgaben.“ Doch Ende 2010, wenige Monate bevor mit der Umsetzung des Entwurfs begonnen werden sollte, fiel im städtischen Planungsreferat auf: Der Entwurf ist verkehrstechnisch vollkommen untauglich. Gelenkbusse hätte den Platz nicht mehr befahren können – die Planung war schlicht zu eng. Um dies herauszufinden, waren in den Jahren nach der Prämierung des Siegerentwurfs aufwändige Fahrversuche an einem eigens gebasteltem Modell durchgeführt worden – Gesamtkosten: 42.500 Euro.

Siegerentwurf: Überarbeitet und abgelegt

Versuche, den Entwurf zu überarbeiten, erwiesen sich als erfolglos. Und so wurde die Neugestaltung des Arnulfsplatzes auf unbestimmte Zeit verschoben. „Für weitere Planungen bzw. für einen neuen Wettbewerb sind derzeit keine Finanzmittel verfügbar“, hieß es Ende 2010 in der entsprechenden Verwaltungsvorlage (unser Bericht vom Oktober 2010). Drei Jahre später wurde eine erneute Überarbeitung des Entwurfs in Auftrag gegeben (Kostenpunkt: 86.000 Euro) und seitdem ist das Thema in der Versenkung verschwunden.

Bei der Sitzung des Planungsausschusses am vergangenen Dienstag wurde die Umgestaltung des Arnulfsplatzes nun heimlich, still und leise beerdigt. Ohne größere Debatte haben die Stadträtinnen und Stadträte dort beschlossen, die 1985 erlassene Sanierungssatzung für die Westnerwacht aufzuheben – ein zentraler Punkt darin war neben der Sanierung des Velodroms die Umgestaltung des Arnulfplatzes.

„Neugestaltung nicht an vorderster Priorität“

In der ansonsten sehr ausführlichen Verwaltungsvorlage finden sich dazu lediglich zwei Satze:

„Zur Vorbereitung der Maßnahme ‘Neugestaltung des Arnulfsplatzes’ führte die Stadt im Jahr 2006 einen offenen zweiphasigen städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb durch. Die Realisierung konnte bisher aus verkehrstechnischen und finanziellen Gründen nicht erfolgen.“

Und daran wird sich nach der nicht weiter diskutierten Aufhebung der Sanierungssatzung auch nichts ändern – die Neugestaltung schafft es nicht ins Investitionsprogramm. Wohl auf Dauer. SPD-Chef Klaus Rappert erklärte gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung, dass der Koalition der Platz zwar auch nicht gefalle, aber: Die Neugestaltung „ist aus Kapazitäts- und Finanzgründen nicht an vorderster Priorität“.

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Kommentare (11)

  • exregensburgerin

    |

    Der Arnulfsplatz ist in Regensburg einer der schönsten Flecken, aber leider u.a. mit dem Busverkehr ein Schandfleck (ebenso wie die ‚Busautobahn’ entlang der Donau). Es wird Zeit, dass sich hier mal eine BI oder die Altstadtfeunde sich engagieren.

  • Tobias

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    @Exregensburgerin:
    Nein, der Arnulfsplatz in seiner jetzigen Form ist als Linienumschlagplatz sinnvoll (wo sonst? Einfach garkeinen ÖPNV durch die Stadt??) von Bürgern, die nicht, wie Sie, “ex” sind sondern täglich hier pendeln müssen, als auch von Touristen. Wenn Sie einen schönen Platz – buchstäblich – zum Verweilen suchen, müssen Sie nur Luftlinie 50 Meter weiter…… Da gibt es sogar Springbrunnen!

  • Madame

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    Auf einer alten postkarte war der arnulfsplatz wirklich schön, Selbst als die alte strassenbahn noch fuhr, gab’s noch eine gewisse romantik. Aber leider musste rgb in den 60/70ziger die riesigen busklötze anschaffen, um der damaligen Zeit zu entsprechen, Wenn
    aber grosse Städte wie München, Nürnberg oder Augsburg die strassenbahnen noch haben, zeugt das von einer weisen voraussicht. Rgb will jetzt wieder die ansicht des arnulfsplatzes 19. Jahrhunderts haben. Das geht nicht mehr. Zuviel wird wieder in rgb herum gebastelt. Alte Gebäude wurden rigoros abgerissen, statt sie zu erhalten.

  • semmeldieb

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    der arnulfsplatz hat jetzt über jahrzehnte so gehalten und funktioniert, wie er ist – und das tut er auch noch länger.

    anstatt hier viel geld für nichts lebensnotwendiges auszugeben, wäre es hilfreicher, in die planung und erschließung neuer baugebiete zu investieren.

    neuer wohnraum ist lebensnotwendig, aufhübschen und umgestalten von plätzen nicht.

  • nordlicht

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    Es stimmt, dass der Arnulfsplatz als Linienumschlagplatz weiterhin notwendig sein wird. Ich vermute allerdings, dass das derzeitige Zögern auch durch die Stadtbahnplanungen begründet ist, denn – in weiter Ferne – soll da ja eine zweigleisige Tram (jeder Wagen mit 2,60 m Breite) drüber fahren. Dann wird er sicher schöner!?!?! Allerdings nur noch für Fußgänger nutzbar.

  • Charlotte

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    Völlig richtig, die Entscheidung. Und nicht nur aus finanziellen Gründen. Wenn wir wollen, dass in der Altstadt weiterhin gewohnt, gelebt, eingekauft und gearbeitet wird, muss die Stadt für alle Verkehrsteilnehmer, und da gehören eben Autos und Busse dazu, gut erreichbar sein. Es ist langsam absurd, dass jeder Platz, jede Gasse und jede Straße nur noch zum kostenlosen Verweilen und Konsumieren deklariert werden soll. Eine Stadt ist kein ausschließlicher Vergnügungspark, auch wenn man den Eindruck in der Altstadt durchaus bekommen kann.

  • Jakob Friedl

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    Die für den Arnulfsplatz-Wettbewerb, die Modellversuche und die Überarbeitung versenkten 384 500 € wurden wohl über die Städtebauförderung im Sanierungsgebiet Westnerwacht mit bis zu 60 % von Bund und Land bezuschusst. Auch eine Umsetzung der Arnulfsplatzneugestaltung wäre entsprechend förderfähig gewesen.

    Nun wird das 1986 festgesetzte Sanierungsgebiet Westnerwacht aufgehoben, was überfällig ist, da ein solches Sanierungsgebiet mit seiner Förderkulisse nicht unendlich lang aufrecht erhalten werden kann.
    […] Kosten und Finanzierung
    Bis Ende 2008 wurden rund 54 Mio. Euro für Sanierungsmaßnahmen in der Westnerwacht aufgewendet. Förderfähig waren knapp 16 Mio. Euro, davon wurden rund 10 Mio. Euro mit Städtebauförderungsmitteln finanziert. Die restlichen 5,7 Mio. Euro wurden von der Stadt Regensburg getragen. In den Jahren 2009 bis 2021 betrugen die aufgewendeten Mittel insgesamt 1.084.199 Euro. Davon förderfähige Kosten waren 879.900 Euro, der Anteil an Städtebaufördermitteln betrug 527.900 Euro. Die Stadt Regensburg hat 352.000 Euro beigetragen (Stand 28.05.2021). […]

    Am Ende muss umfassend abgerechnet werden:
    Nun werden für die Grundstückseigentümer im Sanierungsgebiet Ausgleichsbeträge für durch die geförderten Sanierungsmaßnahmen im Gebiet verursachte Wertsteigerungen fällig, aus denen die Bodenwertsteigerung durch die gesamtstädtische und konjunkturelle Entwicklung herauszurechnen sind. Diese Beträge genau zu bestimmen wird nach bis zu 35 Jahren schwer bis unmöglich. Juristische Auseinandersetzungen, die letztendlich genau so viel kosten können wie das einzutreibende Geld und die Förderungen obendrauf, sind zu befürchten. Die Westnerwacht ist das erste umfassende Sanierungsgebiet, das von der Stadt wieder aufgehoben wird.
    (Die städtebaulichen Entwicklungsprogramme „Soziale Stadt“, heute „sozialer Zusammenhalt“ hingegen sind eingeschränkte Förderkulissen, bei denen im Nachgang keine Ausgleichszahlungen fällig werden.)

    […] Ausgleichsbeträge
    Diese Sanierungsmaßnahme ist im sogenannten klassischen oder umfassenden Verfahren entsprechend den §§ 152 ff. des BauGB durchgeführt worden. Die besonderen sanierungsrechtlichen Vorschriften des Zweiten Kapitels des Baugesetzbuches „Besonderes Städtebaurecht“ (Erster Teil, Dritter Abschnitt) sind zwingend anzuwenden. Die Eigentümerin bzw. der Eigentümer eines im Sanierungsgebiet gelegenen Grundstücks hat gemäß § 154 BauGB zur Finanzierung der Sanierung einen Ausgleichsbetrag an die Stadt Regensburg zu entrichten. Zur Zahlung verpflichtet sind all diejenigen, die am Tag der Bekanntmachung der Aufhebungssatzung Eigentümer sind. Für die Höhe der Ausgleichsbeträge ist ausschließlich die individuelle sanierungsbedingte Bodenwertsteigerung auf dem jeweiligen Grundstück relevant. Die Ermittlung wird durch ein qualifiziertes Gutachterbüro erfolgen. Die Ausgleichsbeträge werden durch die Stadt Regensburg per Bescheid eingefordert. […]
    Vgl.: Sachstandsbericht zum Sanierungsgebiet „Westnerwacht“ und Beschluss zur Aufhebungssatzung VO/21/18254/66, 05.10.2021 Ausschuss für Stadtplanung, Verkehr und Wohnungsfragen / 28.10.2021 Stadtrat der Stadt Regensburg

  • Hartnäckig

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    Ich denke, in den nächsten Jahren wird das mit den Finanzen knapp, sehr knapp sogar ! Da gibt es nichts mehr Wünschenswertes sondern nur noch Notwendiges. Und selbst beim Notwendigen wird man strecken müssen. Was jetzt noch nicht in trockenen Tückern ist, kannst Du so gut wie vergessen; auch die Aufhübschung des Arnulfplatzes.

  • idefix

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    Bevor der Verfasser des Beitrags den damaligen Wettbewerb und das damalige Preisgericht und Verantwortlichen überheblich als Lachnummer verhöhnt, sollten die damaligen Beschlüsse zu diesem Projekt schon genauer lesen bzw. exakter recherchieren. Das Lächerlichmachen der Arbeit der Verwaltung ist völlig unangemessen.
    Da es ein zweistufiger Wettbewerb war, haben sich in der ersten Stufe zwar 112 Planer unentgeltlich beteiligt, von denen die Jury für die 2. Phase des Wettbewerbes nur noch 25 Arbeiten und nicht 100 für die endgültige Entscheidung mit Preisvergütung für 7 Arbeiten auswählte. In der Wettbewerbsauslobung waren detaillierte fahrdynamische Nachweise nicht ausdrücklich gefordert.
    Sehr verkürzt wird leider auch die Bewertung durch das Preisgericht wiedergegeben. Lediglich der Satz: „Das Verkehrskonzept entspricht den Vorgaben“ wird in den Raum gestellt. Es fehlen die Kritikpunkte des Entwurfs in Bezug auf die Haltestellenplanung wie etwa:
    „Die minimierte Überdachung ebenso wie die Form der Businsel haben zwar gewisse funktionale Nachteile………….“
    „Das Verkehrskonzept entspricht den Vorgaben. Die Form der Businsel bringt gewisse Probleme mit den Aufstelllängen mit sich………… Diese Form ist als Infrastrukturbauteil sehr ungewöhnlich, und müsste im Hinblick auf die funktionalen Erfordernisse überarbeitet werden.“
    Nichts anderes als diese notwendige Überarbeitung des Entwurfs hat die Verwaltung bereits im Jahr 2008 und nicht erst 2010 in die Wege geleitet. Aufgrund der schwierigen verkehrlichen Situation am Arnulfsplatz sollte vor Beginn der vertiefenden Planungen die grundsätzliche Tauglichkeit des Wettbewerbsentwurfes durch Fahrversuche bestätigt werden, um letztlich die Umsetzbarkeit der Planung sicherzustellen. Die Fahrversuche mit den fahrdynamischen Vorgaben der Busgeometrie fanden bereits im Jahr 2008 und 2009 statt.
    Das Resümee (s. Beschluss vom 05.10.2010) daraus war schließlich: „Die nunmehr aufgetretenen Schwierigkeiten bei der Entwurfsumsetzung werden vielmehr durch die überaus schwierigen Rahmenbedingungen und die widerstreitenden Vorgaben, einerseits eine technisch perfekt funktionierende Verkehrsanlage zu fordern und andererseits eine qualitätsvolle Platzgestaltung mit hohem Aufenthaltswert zu wünschen, hervorgerufen.“
    In dem Beschluss wurde festgestellt: „Nach den Erkenntnissen aus den Fahrversuchen scheint die mit dem ersten Preis prämierte rautenförmige Businsel aus verkehrstechnischer Sicht (wegen mangelhafter Anfahrbarkeit) nicht umsetzbar.“
    Auch wurden die Randbedingungen genannt, nach denen eine Haltestelleninsel auf dem Arnulfsplatz möglicher Weise realisierbar wäre.
    Die Neugestaltung des Arnulfsplatzes wurde schließlich 2010 aufgrund der damals schwierigen Haushaltslage (Finanzkrise!) und nicht wegen der planerischen Probleme verschoben.
    Wie wichtig funktionierende Haltestellenanordnungen durchgeplant sein müssen, der kann sich einen Eindruck am provisorischen ZOB verschaffen. Wie würde sich die Presse äußern, wenn das An-und Abfahren der Busse sowie das bequeme barrierefreie Ein- und Aussteigen der Fahrgäste nicht funktionieren würde? Also, lieber etwas nicht bauen als es falsch zu bauen.

  • wollwirker

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    Es ist ein Glücksfall, dass regelmäßig zwei Gelenkbusse gleichzeitig vorm Theater einfahren, denn dadurch wird der Verkehr aus der Schottenstraße gestaut und es wird für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte wesentlich entspannter, den Arnulfsplatz zu überqueren.
    Die nächtliche Beleuchtung erinnert an jene an der ehemaligen DDR-Grenze.
    Ich erinnere an die kommunale Aktion in den Achzigern “Unser Dorf soll schöner werden”.

  • emka

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    Bravo an Tobias, semmeldieb, nordlicht und Charlotte: Ihr sprecht mir aus der Seele.

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