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Emotionale Debatte um Energiewende

Nach Protesten: Energieleitplan mit etwas weniger „Wischi-Waschi“

Nach der Kritik von Professor Michael Sterner an der künftigen energie- und klimapolitischen Ausrichtung der Bauleitplanung in Regensburg haben Stadtrat und Verwaltung reagiert. Mit Kritik an Sterner, aber auch mit Änderungen in der Beschlussvorlage. Die CSU verhindert dabei eine deutlichere Festlegung.

Professor Michael Sterner bei der Kundgebung vor dem neuen Rathaus.

Die Stimmung ist emotional. Vor dem Rathaus, aber auch drinnen. Ein gutes Dutzend Aktivisten verschiedener Bürgerinitiativen sind dem kurzfristigen Aufruf von Professor Michael Sterner (unser Bericht) gefolgt und zeigen vor der Sitzung des Planungsausschusses Flagge. Sie kritisieren die „mutlose“ Haltung der Stadt Regensburg und deren „Wischi-Waschi“-Vorlage zur künftigen energie- und klimapolitischen Ausrichtung bei der Bauleitplanung. „Die Oberbürgermeisterin hat ihren Laden nicht im Griff“, heißt es an einer Stelle. Man brauche nicht schon wieder ein weiteres Konzept, sagt Wolfgang Wegmann vom Solarförderverein Samos. Es sei Zeit, mit dem Palavern aufzuhören und endlich etwas zu tun. Eine Vertreterin von „Omas for Future“ zeigt sich „entsetzt“darüber, wie vage die Beschlussvorlage formuliert sei und darüber, „wie wenig die Stadt sich traut“.

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„Unerträglich“, „boshaft“, „sehr enttäuscht“

„Entsetzt“ ist auch Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer drinnen im Sitzungssaal. Darüber, „was da in der Presse stand“ und darüber, dass Sterner „solche Zusammenhänge konstruiert“ habe – zwischen dem Krieg in der Ukraine, dem Angriff auf Regensburgs Partnerstadt Odessa, Gaslieferungen aus Russland an die REWAG und der nun zur Diskussion stehenden Beschlussvorlage. Auf Twitter schrieb der bundesweit renommierte Energieexperte:

„Regensburg überweist jede Woche 4-5 Mio. € für Gas an Russland (2 Panzer). Damit wird unsere Partnerstadt Odessa angegriffen! Zeit für ein JA zur Solarpflicht und ein NEIN zu Gas + Öl in der Bauleitplanung/Sanierung!“

„Ich fand das heute unerträglich“, sagt die Oberbürgermeisterin dazu – und zu entsprechenden Berichten in MZ und regensburg-digital. Denn das, was man heute hier beschließen wolle, sei doch der Weg hin zur Klimaneutralität. Sauer ist auch SPD-Fraktionschef Klaus Rappert. Er nennt den Eindruck, der da erweckt worden sei, „boshaft“. Und Planungsreferentin Christine Schimpfermann ist von der Berichterstattung „sehr enttäuscht“.

Kritik sorgt für Debatte und Änderungsanträge

Gefruchtet hat Sterners Vergleich, den er gegenüber unserer Redaktion am Dienstag als „vielleicht zu plakativ“ etwas relativiert hatte, aber offenbar doch. Vor Eröffnung der Sitzung haben sich Vertreter fast aller Fraktionen um die Oberbürgermeisterin und Spitzen der Verwaltung versammelt, um sich über mögliche Änderungen in der Beschlussvorlage zu unterhalten. Konkret geht es um folgenden, etwas vage formulierten Passus:

„Die Verwaltung wird beauftragt, bei sämtlichen zukünftigen Bauleitplanverfahren zu prüfen, welche maximalen Festsetzungen in Bezug auf Energie und Klima im Einzelfall getroffen werden können. Zur Evaluierung dieser Möglichkeiten werden Klimagutachten und Energiekonzepte in jedem künftigen Bauleitplanverfahren verpflichtend. Der sich daraus ergebende Festsetzungs- oder Regelungsrahmen soll mit dem Ziel ausgeschöpft werden, wo städtebaulich und rechtlich möglich und vertretbar, ambitionierte Energie- und Klimaziele zu verfolgen.“

ÖDP und Grüne haben – im Nachgang zu Sterners Aussagen – kurzfristig noch entsprechende Anträge mitgebracht. Dreh- und Angelpunkt ist die Frage: Ist ein grundsätzliches Verbot von Öl- und Erdgasheizungen in Neubaugebieten sinnvoll – und dazu eine Solarpflicht?

Energieagentur fordert Einbauverbot für Öl- und Gasheizungen

Die von Stadt und Landkreis gegründete Energieagentur Regensburg, wo sich über 150 Unternehmen zusammengetan haben, hatte im Vorfeld der Sitzung ein grundsätzliches Einbauverbot von Öl- und Gasheizungen gefordert. Mit Blick auf Vorgaben für neue Baugebiete plädiert man für einen Mix aus allen möglichen erneuerbaren Energietechnologien. Direkte Kritik an der Beschlussvorlage übt Projektingenieur Sebastian Zirngibl, der namens des Vereins eine kurze Präsentation für den Ausschuss vorbereitet hat, am Dienstag aber nicht.

Die strengen gesetzlichen Regelungen und angekündigten Verschärfungen würden Gas- und Öl-Heizungen ohnehin zunehmend unattraktiv machen, so Zirngibl. „Ich denke, dass die Stadt Regensburg da ihrer Verantwortung nachkommen wird.“ Ein viel größeres Problem habe man im Bestand, wo noch zu fast 75 Prozent mit fossiler Energie geheizt werde. Hier müsse man Überzeugungsarbeit leisten und finanzielle Anreize bieten, um einen Umstieg auf Erneuerbare zu erreichen. Großes Potential sieht Zirngibl in Neubaugebieten bei der „Grauen Energie“, dem Material, das beim Bau von Gebäuden verwendet werde. Holzbauweise sei das Gebot der Stunde. Denn während ein Kubikmeter verbautes Holz die Atmosphäre um rund eine Tonne CO2 entlaste, bringe ein Kubikmeter Stahlbeton eine Belastung von 330 Kilogramm CO2 mit sich, zu dessen Abbau ein gesunder Baum zehn Jahre brauche.

Grüne: Beschlussvorschlag ist zu wenig

Die anschließende Debatte verläuft stellenweise sehr emotional. Neben der erwähnten Aufregung über Sterners Äußerungen, versuchen Verwaltungsvertreterinnen zu erklären, warum man sich gegen ein grundsätzliches Verbot von Gasheizungen bzw. eine grundsätzliche Solarpflicht ausspricht. Vor allem letzteres müsse eben für jeden Bebauungsplan im Einzelnen gemacht werden, sagt Planungsreferentin Christine Schimpfermann. Man müsse die „sinnvollste Lösung“ für jedes Gebiet finden. Und durch ein künftig vorgesehenes verpflichtendes Energie- und Klimakonzept wolle man ohnehin zu den maximal möglichen Festlegungen kommen. Vorbild sei die Prinz-Leopold-Kaserne, wo unter städtischer Ägide ein klimaneutraler Stadtteil entstehen soll.

Maria Simon (Grüne) ist das zu wenig. Die Vorlage der Verwaltung zeige zwar immer wieder die Wege auf, doch dann folge stets ein Aber. In ihrem Änderungsantrag fordern die Grünen deshalb, dass in dem Beschluss klar festgelegt werden solle, dass die Stadt Klimaneutralität „insbesondere durch den Einsatz von Photovoltaik und das Verbot von fossilen Energieträgern“ erreichen wolle.

SPD dafür, CSU dagegen

Ein Formulierungsvorschlag, den die SPD begrüßt, der Koalitionspartner CSU aber ablehnt. Zwar werde „jeder Vernunftbegabte heute keine Gasanlage mehr einbauen“, sagt deren Sprecher Josef Zimmermann. Ein Verbot gehe aber dann doch zu weit. Die CSU könne allenfalls mit einem „weitgehenden Verzicht von fossilen Energieträgern“ als Formulierung in der Beschlussvorlage leben.

Gar keinen Zuspruch innerhalb der Koalition findet die Forderung der ÖDP, Öl- und Gasheizungen grundsätzlich zu untersagen und die Installationen von Photovoltaik- oder thermischen Solaranlagen „unter Beachtung des Abwägungsgebots, der örtlichen Situation, Eignung, Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit durch den Bebauungsplan auf allen Gebäuden“ festzulegen. „Es mangelt in Regensburg nicht an Plänen“, so die Kritik von ÖDP-Fraktionschef Benedikt Suttner an der Verwaltungsvorlage. Man habe bereits „viele Seiten bedrucktes Papier“ produziert. „Jetzt braucht es Taten, um der städtischen Vorbildfunktion gerecht zu werden.“

Planungsamt: „Wir heben uns das nicht einfach gemacht.“

Die Oberbürgermeisterin versucht zu vermitteln. Im Grunde gebe es doch eine große Einigkeit, dass man die Klimaziele erreichen wolle. Maximale Festlegungen dafür wolle man auch. Und die Verwaltung habe eben den Weg dorthin beschrieben. Tanja Flemmig, Chefin des Planungsamts, versucht ebenfalls um Vertrauen zu werben. Anlass der Vorlage sei ursprünglich die Frage gewesen, ob man eine Solarpflicht in Neubaugebieten generell vorschreiben könne.

„Wir hätten es uns einfach machen können, und diese Frage einfach mit Nein beantworten können. Dann wären wir schon fertig.“ Denn eine generelle Pflicht sei in dieser Form nicht möglich, sondern nur durch individuelle Festlegungen für den jeweiligen Bebauungsplan. Deshalb habe man sich weitergehend mit dem Thema befasst, mit der Energieagentur gesprochen und nun einen Weg aufgezeigt, um das maximal Mögliche in Sachen Klimaneutralität im Hinblick auf die jeweiligen Gegebenheiten eines Baugebiets zu erreichen – durch Klimagutachten und eine ganzheitliche Betrachtung von Möglichkeiten der Energieversorgung, Bauweise und Mobilität. Dafür brauche man aber auch derzeit nicht vorhandene Fachexpertise, entweder durch zusätzliche Stellen im Planungsamt oder, dafür spricht sich die OB aus, durch externe Dienstleister.

Nach Unterbrechung: Mehrheit für abgeschwächten Grünen-Vorschlag

Schließlich wird die Sitzung erneut unterbrochen, um über eine Neuformulierung der Beschlussvorlage zu diskutieren, sprich: über den Änderungsantrag der Grünen. Am Ende setzt sich die CSU mit ihrer Abschwächung durch. Anstelle eines Verbots fossiler Energieträger ist nun von einem weitgehenden Verzicht die Rede. Zusätzlich wird das Thema „Graue Energie“ in den Beschluss aufgenommen und eine Ausweitung der Vorgaben nicht nur auf neue Bebauungspläne, sondern auch auf Sanierungsgebiete und vereinfachte Planungsverfahren.

Abgesehen von Ingo Frank (DIE PARTEI), Erhard Brucker (AfD), der hinter alledem eine „Gängelung der Bürger“ sieht, und Benedikt Suttner stimmen die Mitglieder des Planungsausschusses dann der Beschlussvorlage zu. Suttner bezeichnet die vorgenommenen Änderungen zwar als „besser als nichts“, allerdings sei mit dem Verzicht auf ein Verbot von fossilen Energieträgern eine Chance verpasst worden. Seinen Antrag hatte Suttner mangels Erfolgsaussichten bereits zuvor zurückgezogen.

Sterner kritisiert Kompromissformel

Michael Sterner, dem die Oberbürgermeisterin im Verlauf der Sitzung vorgeworfen hatte, mit falschen Zahlen zu operieren – tatsächlich lägen die Ausgaben der REWAG in Regensburg für russisches Erdgas lediglich bei einem Zehntel der von ihm berechneten 233 Millionen Euro, unter anderem, weil man langfristig zu günstigeren Preisen eingekauft habe und es einen Unterschied zwischen der Gasversorgung in der Stadt und dem gesamten REWAG-Gebiet gebe – sieht in den Reaktionen auf den von ihm angestoßenen Protest zumindest „ein gutes Zeichen“. Und das Ergebnis sei auch besser als nichts: „Der Änderungsantrag der Grünen wäre sonst nicht auf den Tisch gekommen.“

Seine Berechnungen verteidigt Sterner. Sie fußten auf transparenten Zahlen aus dem Geschäftsbericht der REWAG und den aktuellen Preise für russisches Erdgas. Man habe dabei auch nicht zwischen dem Anteil Stadt Regensburg und dem gesamten Einzugsgebiet der REWAG unterschieden, weil es um die Gesamtverantwortung einer stadteigenen Firma gehe. Er sagt: „Heute kommt das Regensburger Erdgas rein netzhydraulisch zu über 90 Prozent aus Russland. Und eine Umstellung auf Quatar oder dreckiges Gas aus USA bringt kaum Vorteile. Egal, wie hoch der absolute Anteil ist, in der heutigen politischen Situation bleibt es eine moralische Verpflichtung, dem entgegenzuwirken, vor allem wenn unsere Partnerstadt Odessa heißt.”

Die nun gewählte Kompromissformel, die einen „weitestgehenden Verzicht“ auf fossile Energieträger vorsieht, öffnet in Sterners Augen Tür und Tor für juristische Auseinandersetzungen. Für Bauherren seien darauf fußende Vorgaben sehr einfach anzufechten. Innovationen, wie sie beispielsweise das grundsätzliche Gasverbot in der Stadt Basel hervorgebracht hätten – hier entstanden im Nachgang CO2-speichernde Holz-Kraftwerke für Strom und Wärme – würden dadurch gebremst, wenn nicht verhindert. Sterner: „Der gemeinsame Nenner mit der Stadt ist: wir müssen so schnell wie möglich uns unabhängig und klimaneutral machen, das heißt. erneuerbare Energien ausbauen und nutzen, wo es geht. Technisch ist das problemlos machbar: von Solar über Erdwärme bis Biogas und Klärgas ist alles vorhanden in Stadt und Umland. Eine Pflicht für Erneuerbare und das Verbot von fossilem Öl und Gas wäre ein richtiger Booster gewesen. Diese Chance ist vertan, vorerst.”

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Kommentare (21)

  • Mr. T.

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    Professor Sterner hat alles richtig gemacht und zumindest das erreicht, was in einer so mittelalterlichen Stadt wie Regensburg möglich ist. Leider sind die konservativen Kreise hierzustadte immer noch der Meinung, dass man den Lauf der Zeit einbremsen kann, wenn man Fortschritt verhindert. Leider verpasst man dadurch aber nur den Anschluss und vergeudet unwiederbringlich verlorene Zeit.

  • joey

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    “Festsetzungs- oder Regelungsrahmen soll … ausgeschöpft werden”
    Das ist das Problem.

    Mal insgesamt zum Wert der Freiheit: Ja, das ist abstrakt. Freiheit ermöglichst Kreativität und damit Fortschritt. Freiheit ist nötig, um Probleme zu erkennen, von denen wir noch keine Ahnung haben. Ja, es muß erlaubt sein, Blödsinn zu denken, zu diskutieren und auch mal auszuprobieren. Solarkollektoren waren vor 35 Jahren was für Spinner und in Bebauungsplänen oft verboten… erst die BayBO 1995 von Stoiber / Sauter (CSU!) hat klar geregelt, daß Solaranlagen nicht von Kommunen (!) ausgeschlossen werden dürfen.

    Jeder darf eine Solaranlage bauen, keiner muß Gas. Daß es gute Kombinationen mit “wenig Gas” + “viel Solar gibt, stört dann die Fundamentalisten. Das GEG (ehem. ENEV und andere Vorschriften) verhindert schon lange, daß jemand einen Neubau nur mit einer fossilen Heizung baut.

  • Gscheidhaferl

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    In der Sache wird Sterner weitgehend recht gegeben, es fehlt aber der Mut, es dann auch in entsprechend verbindliche Formulierungen zu gießen. Und überhaupt: Wie sich dieser Professor nur erdreisten kann, der Stadt einen Spiegel vorzuhalten und auf den Punkt zu bringen, worauf das Handeln der Stadt hinausläuft: Die Co-Finanzierung von Kriegstreibern. Quasi Majestätsbeledigung, auf die Kurzsichtigkeit der Stadtregierung und -verwaltung zu verweisen. Wie damals, als so ein Kind es sich nicht verkneifen konnte, darauf hinzuweisen, dass der Kaiser nackt war.

    Ganz im Ernst: Zum Glück hat er es getan. Vielen Dank Herr Sterner!

  • Frustrierter Lappersdorfer

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    Kann nur sagen seit froh das hier so eine Einigkeit herrscht und der Vorzeige-Bürger, wie Herr Sterner, noch was bewegen kann. Bei mir in Lappersdorf wird ein durchgeplantes und durchdachtes Solarprojekt mit einen 6Zeiler vom Marktgemeinderat abgelehnt aus Gründen die nichts mit dem Projekt zu tun haben sondern nur weil der Antraggeber nicht im Gemeinderat sitzt den von diesen Personen wird der Antrag positiv beschieden.
    Ablehnungsgrund liest sich in der aktuellen Lage wie folgt:
    2 erfundene Ursachen wie z.B. nur teilweise in einem räumlichen Zusammenhang bestehende Solarstruktur oder Errichtung auf einen vorhandenen Waldgrundstück (dem Eigentümer nicht bekannt). Durch die Maßnahme wird eine massive Beeinträchtigung des Orts- und Landschaftsbildes sowie des Naturhaushalts befürchtet und das passiert zwar bei Solar- und bei Windanlagen in Bayern immer.
    Was der Eigentümer will oder die sinnvolle Stromerzeugung interessiert niemand in der Gemeinde, das ist der Vorteil der Allmacht des Gemeinderates.
    Ich beneide Regensburg, hier scheint es doch so zu sein das die Chefs der Stadt auch dem Volk zuhören, zumindest meistens.

  • Auch a Regensburger

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    Lappersdorfer: wahrscheinlich braucht es wirklich die Zeit bis bestimmtte Generationen mit den erlernten Vorurteile aus den Gemeinderäten ausscheiden.
    Gerade bei den Gemeinden liegt ein Schlüssel. Sind ja nur ein paar Prozentpunkte der landwirtschaftlichen Fläche die für PV bereitgestellt werden müssten und jede Gemeinde hätte seinen Beutrag geleistet. Lukrativ wäre es für den Bauern, die Geinde oder den Bürger so und so.

    Gerade unter aktueller Lage. Was wäre dabei wenn Gemeinden in den nächsten 10 Jahren 2% Ihrer landwirstchaftlichen Fläche für PV zur Verfügung zu stellen.

    In dem Tempo werden wir zukünftig viele neue Technologien verschlafen

  • Michl Müller

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    Dieselbe Stadtverwaltung hat bereits 2014 den unterwertigen Verkauf des Nibelungen-Areals an Tretzel organisiert und dabei auch dessen fossiles Energiekonzept hochgejubelt, das rein auf Putin-Erdgas setzt, aber keinerlei Solarenergie oder Erdwärme nutzen kann und will.

    Sterner hat, wenn ich mich richtig erinnere, damals schon seine m.E. zutreffende Kritik an der Stadt geäußert und auf die ungenutzten Möglichkeiten der Bauleitplanung in Sachen Energiewende hingewiesen.

    Es kam im Nibelungenareal der fossile Baumagnat Tretzel zum Zug, den die Stadtverwaltung zuvor mit Umwelt-Preisen auszeichnete, der zusammen mit dem damaligen SPD-OB wegen Vorteilsnahme/gewährung verurteilt wurde und der dem OB-Vorgänger von der CSU mit einem lukrativen Beratervertrag dankte.

    Ich glaube, dass die Stadtverwaltung und die Stadtpolitiker der SPD und CSU immer noch nicht willens sind, sich mit den Strukturen auseinanderzusetzen, die Korruption fördern und einer Energiewende im Wege stehen.

  • Horst

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    Der geehrte Herr Professor soll aber bitte auch Ehrlich sein. Dem Klima hilft er möglicherweise wirklich. Wo anders richtet er so massiven Schaden an. Ein solcher Auflagen und Regulierungsjungel macht das Bauen nochmal teuer und fesselt wieder mehr Menschen ein Leben lang an die Mietswohnung.
    So schafft der Klimaschutz die Existenzgrundlage für Große Wohnungskonzerne statt Wohneigentum.

    Jede einzelne Regel und Verbot etc. das von unseren Politikern erlassen wird, sei es zum Bauen oder zu anderen Themen mag auf den ersten Blick sinnvol und gut und nötig erscheinen. Na gut, fast jede.
    Aber in der Summe, mit neuen Verboten, Regeln, Auflagen jeden Monat und keinem, der sich damit beschäftig auch mal welche abzuschaffen, erschaffen Politiker und Bürokraten langfristig eine Hölle auf Erden.

  • Mr. T.

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    Horst, Klimaschutz kostet Geld, keine Frage. Aber kein Klimaschutz ist noch viel teurer. Und das muss auch von der Allgemeinheit bezahlt werden.

  • Spartakus

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    „erschaffen Politiker und Bürokraten langfristig eine Hölle auf Erden.“

    Nein Horst, dadurch dass sie euch Marktradikale über ein Jahrhundert fast ungebremst Marktwirtschaft spielen hat lassen haben sie in einigen Teilen der Erde schon lange und deinen Enkelkindern in Zukunft die Hölle auf Erden erschaffen.

    Das Wohnungsproblem darf man schon lange nicht mehr dem alles zerstörenden Markt überlassen, denn der hat dieses Problem erst geschaffen.

    Wir brauchen einen radikalen Systemwechsel auf allen Ebenen und zwar schnell!

  • KW

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    @Spartakus
    Ich glaube Sie ‘überschätzen’ Horst wenn Sie ihn als Marktradikalen bezeichnen. Aufgrund dessen was er auf RD regelmäßig so zum Besten gibt, darf man davon ausgehen, dass er einfach nur einer von den Vielen ist, die nur immer den aus deren Sicht maximal bequemsten Weg gehen wollen, ohne dabei auch nur minimalst ein bisschen weiter zu denken.
    Da diese Spezies leider definitiv in der Überzahl ist, bedarf es eben sehr Wohl Ge- und Verboten, sonst geht die Welt vor die Hunde.
    Abgesehen davon, die von Horst zitierte ‘Hölle auf Erden’ findet man z.B in syrischen Foltergefängnissen oder aktuell gerade in großen Teilen der Ukraine, nicht jedoch dort wo Horst und die meisten von uns sich normalerweise aufhalten.

  • Hthik

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    @Mr. T. 23. März 2022 um 13:46

    “Professor Sterner hat alles richtig gemacht ..”

    Ich möchte insbesondere den Panzervergleich verteidigen. Das ist nur die aktuelle Version dessen, was schon lange kritisiert wird. Hat hier noch niemand was von fairem Handel gehört? Da geht es genau darum dass die Profite nicht den ausbeuterischen Unternehmen und deren Vasallen in der Regierung zukommen sollen. Einerseits wird kritisiert, dass diejenigen, die die Energiewende jetzt wollen, auch wenn es kostet, nicht an die kleinen Leute denken, andererseits passt es dann aber nicht, wenn man an die kleinen Leute in den Produktionsländern auch im Zusammenhang mit der Energiewende denkt.

    Die Panzer, die jetzt rollen hat Putin von den Erdgaslieferungen bezahlt, die wir ihm schon früher abgenommen haben. Wenn wir jetzt auf dem Markt der fossilen Energie andere Quellen auftun und bezahlen müssen, dann freuen sich etwa die Saudis. Auch so ein demokratischer Vorzeigestaat. Regenerative Energien haben den Zusatznutzen, dass sie uns unabhängiger von dem ganzen Diktatorengesocks machen. Wer sich für fossile Energieträger ausspricht, spricht sich auch dafür aus, das beizubehalten. Warum soll man das nicht deutlich aussprechen?

  • idefix

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    Nicht die klimafreundlichen Festsetzungen in den wenigen neuen Bebauungsplänen sind das Problem, sondern die Heizungen im Bestand, wo noch zu fast 75 Prozent fossile Energien verbraucht werden. Auf dem Land vor allem Öl und in der Stadt überwiegend Gas, an dem die Stadt und wir alle für den Querverbund (Bäder, ÖPNV etc) profitieren. Der Umstieg auf erneuerbare Energien weg vom Gas und Öl sind die eigentliche finanzielle Herausforderung für jeden Haus-/Wohnungseigentümer.
    Zur Veranschaulichung: Bei Umstellung z.B. auf eine Wärmepumpe sind die Anschaffungskosten im Vergleich zu einer herkömmlichen Gas- oder Ölheizung relativ hoch. Je nach eingesetzter Wärmepumpenart und abhängig vom Erschließungsaufwand betragen sie etwa 10.000 bis 25.000 Euro + X. Eine gute Effizienz vorausgesetzt (Jahresarbeitszahl größer 3) ist eine Wärmepumpe sicherlich eine sinnvolle Alternative zu anderen Heizungen. Da der Betrieb einer Wärmepumpe mit Strom erfolgt, wird eine Wärmepumpe umso klimafreundlicher und im Betrieb kostengünstiger, wenn der Strom mit einer PV-Anlage auf dem Dach mit Speicher erzeugt wird. Also ist im Bestand zwingend auch noch die Investition in eine Photovoltaikanlage mit Speicher notwendig mit Kosten je nach Anlagengröße z.B. 12 kWp 20 – 30.000 Euro. Summa summarum Investitionen für eine Umrüstung von 30.000 – 60.000 Euro. Dieses Geld hat nicht jeder Haus- /Wohnungseigentümer im Sparstrumpf, auch wenn Förderungen (Steuergelder) beantragt werden können. Schon gar nicht jetzt in einer äußerst unsicheren Zeit, wo die hohen Lebenshaltungskosten, Die Inflation und die Gefahr von Arbeitslosigkeit kaum Spielraum für Investitonen für eine neue Heizung und eine Photovoltaikanlage lassen werden, auch wenn dies wünschenswert wäre.
    Diejenigen, die vor lauter Klimaangst fast hysterisch und fanatisch verlangen, dass alles von heute auf morgen umgestellt und erneuert werden muss, verkennen, dass die Kosten hierfür einschließlich der Fördermittel erst mühsam verdient werden müssen. Die schlechteste Strategie ist es, die Menschen per order mufti dazu zu zwingen und so die Haus-/ Wohnungseigentümer um ihr erspartes Eigentum zu bringen. Darauf warten ja nur genüsslich bestimmte Immobilienhaie.

  • KW

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    @idefix
    Die Installation einer PV-Anlage auf dem Dach zum klimaneutralen Betrieb einer Wärmepumpe ist selbstverständlich NICHT nötig, es gibt beliebig viele Anbieter nachhaltig produzierten Stromes, der Wechsel erfolgt mit ein paar Mausklicks.
    Ich beziehe beispielsweise seit 15 Jahren reinen Ökostrom, obwohl ich erst seit einem Jahr eine kleine PV-Anlage installiert habe.
    Was stimmt ist die relativ hohe Grundinvestition in eine Wärmepumpenheizung, wobei auch das relativiert werden muss, da frau ggf. erst umrüstet, wenn die alte Öl/Gasheizung das Ende der Lebensdauer erreicht hat und somit eh eine neue her muss.

  • Auch a Regensburger

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    Idefix:
    Es geht doch hier um Neubauten.
    Und Sie sillten ja nicht vergessen, dass das Thema ja schon sehr sehr lange am Tisch liegt. In meinem bekannten Kreis gibt es einige die in den letzten 10 Jahren ein Wohnung in einen der größeren Wohnbauprojekte erworben haben. Die freuen sich gerade richtig, da man für E-Ladesäulen nochmal Alles aufreissen müsste um die nötigen Rohre und Kabel zu verlegen. Aber ist auch wahnsinnig übereasschhend gekommen. Konnte man vor ein paar Jahren ja nicht ahnen.

  • Superstructure

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    Endlich mal hat es noch jemand erkannt und benannt: Die Stadtverwaltung, insbesondere das Planungsamt unter Schimpfermann, hat es schon immer verstanden, Wischiwaschi-Ratsvorlagen zu erstellen. Nach Absegnung durch den Stadtrat legt die Verwaltung sie dann aus, wie sie will. Begründet wird das dann meist mit Sachzwängen, die aber bereits im Vorfeld alle bekannt waren.

  • Schwan68

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    @Auch a Regensburger
    “In meinem bekannten Kreis gibt es einige die in den letzten 10 Jahren ein Wohnung in einen der größeren Wohnbauprojekte erworben haben.” Meinen Sie die Wohnbauprojekte, wo schon vor 10 Jahren der qm 4500Euro und mehr gekostet hat? Können Sie sich vorstellen, dass es außerhalb Ihrer Blase “Bekanntenkreise” gibt, die garnicht daran denken können, irgendwann so etwas zu “erwerben”. Haben Sie eine Idee, wie man solche Leute in Zukunft unterbringt?
    Ich frage mich schon seit längerem, wie man bei Objekten wie z.B. am Doernberg auf seine Kosten kommt. Durch Vermietung wohl nicht, nur durch das Warten auf jemanden, der noch mehr Kohle hat. Wie geht das in Zukunft, wenn durch den erzwungenen Mehraufwand das bauen noch teurer wird?

  • joey

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    Idefix hat grundsätzlich Recht.
    Allerdings sind Gebäude in Regensburg schon lange nicht mehr kostengünstig zu bauen. In ganz Deutschland nicht, aber schon gar nicht in Regensburg. Das liegt auch an der Dichte von irgendwelchen Vorschriften. Ja, es gibt so viele gute Sachen, die dann vorgeschrieben werden, weil sie ja so gut und wichtig sind.

    Ich habe vor 20 Jahren noch Migranten aus Osteuropa und Orient EFHs geplant, die diese dann mit einem kleinen Budget und Eigenleistung realisiert haben. Das ist vorbei.
    Es darf nur noch “super” gebaut werden. Deutschland muß ja vorbildlich sein. Daß Geringverdiener und “Nichterben” keine Chance in diesem vorbildlichen Deutschland haben, interessiert die Gutmenschen nicht.
    Ja, den Reichen ist es egal, ob das Haus 30.000 mehr kostet. Seit etwa 10 Jahren baue ich nur noch Luxus und verdiene auch mehr Geld als bei armen Schluckern. Ok, dann halt so.

    Linke gibt es ja nicht mehr außer ein paar Reichen, die sich das Mäntelchen umhängen um ihren Lifestyle zu maskieren, sagt Lafo.

  • Auch a Regensburger

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    Schwan86: was tut das zur Sache. Es gibt Neubauprojekte wo die letzten Bewohner nich nicht eingezogen sind und jetzt schon die Infrastruktur nicht zukunftsfähig ist. Ein Solardach dann anbringen, wenn die Gerüste schon stehen oder Leutungen dann zu legen, wenn der Boden schon offen ist, wäre jedenfalss günstiger, als später es zu machen.
    Warum Immobilienpreise generell und speziell in Regensburg so hoch sind, hat viele Gründe. Ein paar Leutungen oder ein bissl PV sind es auf jeden Fall nicht.

  • Horst

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    @Spartakus
    “Das Wohnungsproblem darf man schon lange nicht mehr dem alles zerstörenden Markt überlassen, denn der hat dieses Problem erst geschaffen.

    Wir brauchen einen radikalen Systemwechsel auf allen Ebenen und zwar schnell!”

    An dieser Stelle bleibt mir nichts anderes als Radio Eriwan zu paraphrasieren:
    “Frage: Kann man auch in einem wohlhabenden Land den Sozialismus einführen?
    Antwort: Im Prinzip ja, aber es wäre schade um das Land!”

  • KW

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    Nicht direkt zum Artikel gehörenden, aber zum Thema Energieleitplan im weitesten Sinne, und dem was manche der Kommentierenden hier denken, passt es schon:
    Gestern Quer gesehen und kurz gekotzt, als Friedrich Merz in einem eingespielten Interview die aktuelle Energieversorgungs-Situation doch tatsächlich zum Anlass nahm, zu behaupten, nun müssten die Grünen endlich aus ihrem Wolkenkuckucksheim raus kommen.
    Unglaublich wie ein einzelner Mensch völlige Inkompetenz in eine solche, komplett die Tatsachen ignorierende Behauptung für seine Stammtisch-Wählerschaft ummünzen kann.
    Bisher dachte ich Söder wäre da unschlagbar, aber Merz setzt noch einen drauf.
    Als diese Gestalt zum CDU-Vorsitzenden gewählt wurde war ich zuerst erschrocken, mittlerweile bin ich froh – der Laden zerlegt sich selber, weiter so!

  • Hindemit

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    Danke Herr Prof. Sterner. Dafür, dass Sie die Diskussion angestoßen haben und der Stachel im Fleisch der Bequemen und Ignorierenden sind.

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