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Barriere hin, Barriere weg, Barriere hin...

Schildbürgerstreich inklusiv

Weiß bei der Regensburger Stadtverwaltung eine Hand nicht, was die andere tut? Weil ein Fahrradständer einen Behindertenparkplatz blockiert hatte, wurden die Halterungen Anfang des Jahres entfernt. Jetzt sind sie wieder da – fast genau an derselben Stelle.

„Vielleicht wäre ein Konzept sinnvoll gewesen, bevor man etwas hinmontiert, wegmontiert und wieder hinmontiert. Das kostet ja auch alles Geld.“ Matthias Krieger ärgert sich über die erneut installierte Blockade des Behindertenparkplatzes am Domplatz. Foto: Facebookseite von Matthias Krieger

Fehler können passieren. Und man kann daraus sogar etwas lernen. Zumindest ersteres gesteht Matthias Krieger der Regensburger Stadtverwaltung durchaus zu. Der 34jährige Bürokaufmann ist als Kleinwüchsiger auf die Welt gekommen und auf einen Rollstuhl angewiesen. Und als ihm im November 2019 auffiel, dass die Stadt auf dem Domplatz direkt neben einem Behindertenparkplatz Halterungen für Fahrräder montiert hatte, machte er den Inklusionsbeauftragten Frank Reinel auf diesen Fehler aufmerksam. „Wie man dort noch aussteigen sollte, zumal dann, wenn man mehr Platz braucht, ist mir ein Rätsel“, erzählt Krieger, der sich als direkt Betroffener für mehr Inklusion in Regensburg engagiert. Im zurückliegenden Kommunalwahlkampf kandidierte er für die CSU, verpasste aber knapp den Einzug in den Stadtrat.

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November 2019: Ein Fahrradständer als offensichtliche Blockade.

Januar: Stadt entfernt Fahrradständer

Die Stadt reagierte umgehend. Nach Kriegers Hinweis intervenierte Frank Reinel bei den zuständigen Stellen und die Fahrradständer kamen weg. Im Januar lobt Krieger auf seiner Facebookseite denn auch den Parkplatz, der durch einen Baum davor geschützt ist, seitlich zugeparkt zu werden, als „zukunftsweisend“. Weiter schrieb er:

„Durch den Baum wird der Platz, den man zum Aus- und Einsteigen benötigt, vor unaufmerksamen Verkehrsteilnehmern geschützt, die einen eventuell einparken. Zum Innehalten in unserer schnelllebigen Zeit findet man eine Bank zum Setzen mit Blick auf den Regensburger Dom. Eine sinnvolle Kombination der verschiedensten Bedürfnisse ist somit durchaus in Einklang zu einem stimmigen Gesamtbild zu bringen!“

Mai: Die Fahrradständer sind wieder da

Krieger braucht eine kleine Rampe, um mit dem Rollstuhl aus seinem VW-Bus zu kommen – etwa einen 1,5 Meter Platz ist dafür an der Seite nötig. Und dafür sei die nun gefundene Lösung perfekt. Oder besser gesagt: Sie war perfekt. Denn irgendjemandem bei der Regensburger Stadtverwaltung scheint es ein dringendes Anliegen zu sein, just an dieser Stelle auch noch Fahrräder unterzubringen. Denn seit kurzem sind die Halterungen wieder da – fast an derselben Stelle wie vorher, um vier Pflastersteine versetzt.

Im Januar 2020 waren die Fahrradhalterungen weg. Foto: Matthias Krieger

Aus seinem VW-Bus zu kommen, ist für Krieger an diesem Parkplatz nun wieder so gut wie unmöglich. „Ich hatte eigentlich gedacht, dass man bei der Stadt das Problem verstanden hätte“, meint der 34jährige trocken. Doch da hat er sich offensichtlich getäuscht. Er habe überhaupt nichts gegen mehr Fahrradständer in der Stadt. „Aber warum muss es genau da sein?“ Tatsächlich gibt es rund um den Vorplatz der ehemaligen Dompost jede Menge freie Flächen, an denen, die Halterungen im Boden verankert werden könnten.

Stadt soll jetzt an einem “Konzept” arbeiten…

Doch die Stelle direkt neben dem Behindertenparkplatz scheint es irgendjemandem bei der Stadtverwaltung angetan zu haben. Vielleicht arbeiten auch verschiedene Stellen gegeneinander oder eine Hand weiß nicht, was die andere tut. Licht ins Dunkel vermochte die städtische Pressestelle am heutigen Freitag nicht zu bringen. Die zuständige Mitarbeiterin sei noch bis Montag in Urlaub, heißt es.

Mai 2020: Die Fahrradständer sind wieder da.

Krieger hat derweil erneut beim Inklusionsbeauftragten Reinel nachgehakt. Dem habe man mitgeteilt, dass die Stadt nun an einem Konzept arbeite. „Na ja“, meint Krieger. „Vielleicht wäre das sinnvoll gewesen, bevor man etwas hinmontiert, wegmontiert und wieder hinmontiert. Das kostet ja auch alles Geld.“ Der Lernprozess bei der zuständigen Verwaltungsstelle jedenfalls scheint mehr Zeit zu beanspruchen als zunächst angenommen.

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Kommentare (11)

  • KW

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    Klarer Schildbürgerstreich. Wenn ich mir die Bilder anschau wäre ja wohl in dem Bereich hinter der Bank reichlich Platz gewesen und der Ein/Ausstieg hinterm Baum dann weiter komplett frei geblieben.
    Und man muss um das zu sehen noch nicht mal ein Ingenieurstudium absolviert oder promoviert haben.

  • R.G.

    |

    Herr Krieger, man sollte in einer Stadt mit alten Häusern mehr Geschichtsbewusstsen zeigen.
    Zu des Kinis Zeiten sind in der Stadt keine Behinderten in platzraubenden Elektrolrollstühlen rumgefahren. Von daher lässt sich kein Recht ableiten, das Stadtbild mit so neumodernem Zeug zu verschandeln.
    Über die kirchliche Schiene findet sich gleichfalls keine Rechtfertigung, ausgerechnet dort Präsenz zeigen zu wollen.
    Behinderte durften in früheren Äonen weder Priester werden noch in Klöster eintreten.
    Über neuere Zeiten wie im Dritten Reich wollen wir noch gar nicht sprechen, das Image der Stadt ist älter.
    Fazit: Wenn Ihnen im Wohnzimmer langweilig ist, können sie ins Schlafzimmer fahren in oder in der Besenkammer parken; die Innenstadt jedenfalls sollte für knackige Fußgeher- und Radfahrer-Hintern reserviert bleiben.
    Gruß von einer Familie mit einem in Bälde in der Putzkammer dauergeparkten Rollifahrer (Wir haben den Wink mit dem Radfahrerparkplatzzaunpfahl verstanden!).

  • Andreas

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    “Konzept” was ist den das für ein Bürokratendeutsch?
    Wie wäre es mit:
    “Ja ist scheiße gelaufen, machen wir das nächste mal besser!”

    Aber bei den Bürokraten muss der Mitarbeiter vermutlich erst mal einen Dienstreiseantrag stellen bevor er sich vor Ort, mit Betroffenen oder Leuten die Ahnung haben, treffen könnte. Da wird lieber aus der sicheren Amtsstube raus entschieden. Dann ist auch die Unfallversicherung der Stadt glücklich wenn sich die Mitarbeiter nicht unnötig in Gefahr begeben…

  • Ulla

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    Vermutlich stört der Gaul mehr, die sonstige Strassenmöblierung ist sowie so nur hässliches Beiwerk. Sinnvoll wären dort nur Behindertenparkplätze.

  • R.G.

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    Für die “Konzept”-Macher!

    Es gibt tatsächlich zerlegbare Aktiv-Rollstühle für sportliche Menschen mit noch sehr gut beweglichem Oberkörper. Damit genügen notfalls relativ schmale Ausstiegsbreiten neben dem Auto.
    Für normale Durchschnittsrollstühle, um sie mit Person herausfahren zu lassen über eine Rampe, oder als Begleitpersonen zu heben, braucht man ziemlich viel freie Fäche neben bzw. hinter dem Wagen, je nach dessen Bauart.
    Allein für das Wenden eines Rollstuhls im ebenen Innenraum nimmt man einen notwendigen freien Mindestplatz von 120 cm Durrchmesser an, im holprigen Außenraum wird das eher größer bemessen sein müssen. Lediglich teure Akivrollstühle und Elektromodelle haben einen kleineren Drehkreis. Hinzugerechnet sollte noch ein Abstand zu den Autos werden, keiner möchte Kratzer im Lack.
    Ich beschreibe keine Normen, wie es sie im Tiefbaubüro für den Bau von Parkplätzen für Behinderte geben muss, sondern Laienerfahrungen.

    Der Irrtum, ein Behinderten-Parkplatz sei nur dazu da, den Betroffenen weite Wege zu ersparen, ist weit verbreitet, die meisten kuriosen seitlichen baulichen Einschränkungen rühren von daher.

    Ich habe schon vorgeschlagen, dass sich Politiker jeder Partei einige Stunden wie als Behinderte durch die Stadt bewegen, als Gehbehinderte, Rollifahrer, Schwerhörige, Blinde etc, und für jede Einschränkung, nicht aus der Sicht ihrer Hochleister, bspw. der Behindertenolympiade-Teilnehmer, sondern aus der von Durchschnittsmenschen mit schwerer gängigen Hilfsmitteln nach unterem Kassentarif.

  • Kurz

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    Regensburger Stadtverwaltung halt.

  • Frage

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    Ok,klingt alles einleuchtend und verstehe Herrn Kriegers Problem,nur: Er ist 1.Nachrücker für den Stadtrat der CSU,hat für Astrid Freudenstein Wahlkampf gemacht.Ist die Gute nicht Sozialbürgermeisterin?( Was eh ein Witz ist). Warum kümmert die sich nicht drum? Ist das nicht genau ihr Ressort? Werbeträchtige Fotos vor dem Strohhalm reichen nicht.

  • Mathilde Vietze

    |

    Zu “Frage” – Warum ist es ein “Witz,” daß Frau Dr. Freudenstein Sozialbürgermeisterin
    ist? Warten Sie bitte mal ab, w i e sie ihre Arbeit gestaltet, dann können Sie kritisieren,
    aber bitte nicht im Vorfeld.

  • xy

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    DIN 18040-3 – Behindertenparkplatz (vgl. http://tinyurl.com/ydbcghgb):
    bei Seitenausstieg: mindestens 3,50 m breit und mindestens 5,00 m lang
    bei Heckausstieg: mindestens 5,00 m lang und zuzüglich eine freizuhaltende Bewegungsfläche im Heckbereich von mindestens 2,50 m Tiefe in der Breite des Pkw-Stellplatzes

  • KW

    |

    Bin gestern dort vorbei geradelt und muss nochmals betonen dass es, angesichts der großen freien und ungenutzten Fläche hinter der Bank, schon selten dämlich ist, so nah an den Behindertenparkplatz die drei Bügel zu montieren (auch wenn möglicherweise DIN-Normen eingehalten wurden).
    Ganz nebenbei ist mir noch die seit ein paar Monaten geltende Einschränkung des Durchgangsverkehrs aufgefallen. Das wirkte schon fast wie eine Rad/Fussgängerzone. Sehr, sehr angenehm. Störend war höchstens noch der Stadtrundfahrt-Zug der ja scheints immer noch vom ältest möglichen, maximal lauten Bulldog-Diesel angetrieben wird.

  • highwayfloh

    |

    Vorgestern beobachtet:

    Linie durch eine Gemeinde in Landkreis / Stadgrenze:

    Balkonparty : ca. 20 Leute auf einem engem Balkon fröhlich am feiern … ohne “Rücksicht auf Verluste”… da kann man nur noch den Kopf schütteln.

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drin