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Streit im Gleisdreieck

Schmacks verteidigen ihren Berg und gehen in die Offensive

Während beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof derzeit ein Berufungsverfahren mit der Stadt Regensburg anhängig ist, gehen die Bauträger Ferdinand und Martin Schmack im Berg-Streit in die Offensive.

Auf dem Erdwall erläutert Martin Schmack seine Pläne für das Gleisdreieck. Foto: Bothner

Vordergründig sind sich alle Seiten einig. Der Stadtrat, die Regensburger Verwaltung und die beiden Bauunternehmer Martin und Ferdinand Schmack wollen das Gelände am Gleisdreieck im Stadtosten sinnvoll nutzen. Doch was nun hier sinnvoll ist und der Streit über den Weg dorthin sorgt seit mittlerweile acht Jahren für Stillstand.

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Vor-Ort-Termin mit den Medien

Dort, wo ein gewaltiger Berg aus Aushubmaterial sein Dasein fristet, 230.000 Kubikmeter groß, etwa 400.000 Tonnen schwer und damit der gewichtigste Streitpunkt bei alledem, könnten nach den Vorstellungen der Schmacks einmal mehrere hundert Wohnungen für knapp 1.500 Menschen entstehen. Wohnraum der dringend benötigt werde, ist Martin Schmack überzeugt. „Welche Stadt kann es sich leisten, so einen Ort ungenutzt zu lassen?“

Am Montag hat er die Presse zum Vor-Ort-Termin auf den Erdwall geladen, der nach wie vor „gerichtsmassig“ ist. Ausgangspunkt war eine Beseitigungsanordnung der Stadt, in welcher der Berg als „illegale Abfallablagerung“ bezeichnet wurde, die weg müsse – bei Androhung eines Rekordzwangsgelds von einer Million Euro. Das Gericht sah dies, wie berichtet, anders.

Ambivalentes Verhalten der Stadtpolitik

Die Oberbürgermeisterin begrüßte einerseits die Entscheidung angesichts der nun hergestellten Klarheit, ihr Referent sprach davon, dass man dem vom Gericht vorgeschlagenen, aber am Ende abgelehnten Vergleich nun vielleicht doch umsetzen werde, Stadträte attackierten fraktionsübergreifend vor allem das Umweltamt – und anschließend rief die Stadt Regensburg die nächste Instanz an und ging in Berufung.

Der Verwaltungsausschuss des Stadtrats bewilligte dafür eine knappe Viertelmillion Euro. Und dass neben der Brücke auch die CSU als größter Koalitionspartner gegen diese Entscheidung stimmte, zeigt, wie gespalten und widersprüchlich die politischen Akteure bei diesem Thema unterwegs sind.

Hier soll der Erwall irgendwann einmal zum Liegen kommen. Foto: Bothner

Dieses ambivalente Verhalten setzt sich fort. Trotz des laufenden Berufungsverfahrens hat vor rund zwei Wochen Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer zusammen mit ihrem Referenten Dominic Meyer das Gelände mit den Gebrüdern Schmack inspiziert.

Schmack hält sich mit allzu scharfer Kritik zurück

Auf Nachfrage, was er von alledem hält, bleibt Martin Schmack bei dem Termin ungewohnt zurückhaltend. Stattdessen deutet er immer wieder auf Pläne, zeigt in die verschiedenen Richtungen und erklärt seine Überlegungen für das Areal. Auf die Geschichte hinter dem Berg und die Unstimmigkeiten mit der Stadt geht er zwar ein, spart sich aber allzu harsche Kritik. Er wirbt lieber für seine Pläne.

Der jetzige Berg ist größtenteils Aushub des nordwestlich, hinter der Bahnlinie gelegenen Geländes der ehemaligen Zuckerfabrik. Heute ragt dort das Candis-Viertel empor. Beim Rückbau der Fabrik sei das gesamte Material bereits auf Schadstoffe überprüft worden, ehe es hier zwischengelagert wurde, betont Schmack. „Trotzdem haben wir es auch selbst noch einmal überprüfen lassen.“ Und das soll auch noch einmal geschehen, ehe dieser Berg – wenn alles so läuft, wie die Schmacks es sich vorstellen – an seinem endgültigen Platz zum Liegen kommt.

„Umweltamt hat hier acht Jahre nichts gemacht.“

Dass die Verwaltung hier von einem Müllberg spricht, erzürnt Schmack. Zumal aus Sicht der Bauunternehmer nicht ihr Berg das Müllproblem ist. „Wenn wir damals nicht Rechtsmittel angedroht hätten, hätte uns die Stadt nicht einmal erlaubt, das Gelände zu umzäunen.“ Bis dahin hätte man immer wieder alte Reifen aufgesammelt und andere Sachen, „die man hier halt verliert, wenn man es im Haushalt nicht mehr brauchen kann“. Es sei am Ende „sehr billig“, wenn das Umweltamt der Stadt „hier acht Jahre gar nichts macht“ und dann aber behauptet, der Berg sei ein Müllproblem.

Als Geländemodellierung wollen Martin und Ferdinand Schmack den bisherigen Hügel eigentlich entlang der südlichen Bahngleise aufschütten. Einerseits als Lärmschutz. Andererseits als Ausgleichsfläche für die Bebauung des Dörnberg-Viertels. Zudem könne der Berg einmal als wichtiger Wasserspeicher dienen. Den Hitzesommer noch vor Augen, sagt Schmack, der Hügel solle das Regenwasser aufnehmen und kontrolliert entwässert werden. „Das Wasser wollen wir dann auffangen und zum Gießen in den neuen Wohnanlagen verwenden.“

Träumen von „Dreibrücken“

Am Ende, so Martin Schmack, wolle man mit dem „Candis-Berg“ vor allem einen Landschaftspark für den Stadtosten schaffen. Ein geplanter Aussichtsturm solle einen Panoramablick über Regensburg und der Park Freizeitmöglichkeiten und Raum für Veranstaltungen bieten. Dass der Osten bislang kaum solche Flächen vorweist, sorgte zuletzt im Zuge der Debatte um das neue Container-Terminal unweit des Gleisdreiecks wieder für reichlich Unmut.

Der damalige Oberbürgermeister Joachim Wolbergs stellte zusammen Martin und Ferdinand Schmack bereits im August 2014 das Projekt „Dreibrücken“ vor. Foto: Archiv/pm

Der geplante Stadtteil „Dreibrücken“ solle insgesamt als wichtiges Verbindungsglied zwischen der Altstadt und den übrigen östlichen Stadtteilen Hohes Kreuz, Ostheim und dem künftigen Wohngebiet auf der früheren Prinz-Leopold-Kaserne fungieren, so Schmack. Der Name verweist bereits auf die drei dafür vorgesehene Verbindungsbrücken.

Neuerliche Konfrontation im Juli

Im Juli wurde ein Teil der abgelagerten Erde für ein anderes Bauprojekt in Alteglofsheim als Füllgut benötigt und abtransportiert. Als Eigentümer können die Unternehmer das grundsätzlich tun. Doch das unangekündigte Abbagern riefen damals das Umweltamt und das Bauordnungsamt auf den Plan. Diese regten zwar die Einstellung der Arbeiten an und monierten mögliche Verstöße gegen den Artenschutz, verzichteten aber auf eine formale Anordnung. Dennoch war dieser Vorfall ein weiterer Tropfen auf das nachhaltig zerrüttete Verhältnis zwischen den Schmacks und dem Umweltamt.

„Wir machen hier aber nichts heimlich und wollen auch nichts verbergen“, betont Martin Schmack am Montag. Deshalb werde man fortan die Stadt über alles informieren, was auf dem Gleisdreieck geschieht, betont er und holt nun doch zu einem Seitenhieb aus. „Wenn sie es dann nicht lesen, ist das ihr Problem.“

Am Verwaltungsgericht habe sich nämlich gezeigt, dass die Verwaltung viele Unterlagen schlicht nicht kenne. Ein Schallgutachten, macht Schmack dann klar, habe bereits bestätigt, dass Wohnungsbau auf dem Dreieck möglich wäre. Und bezüglich möglicher Altlasten im Boden versichert Schmack: „Wir untersuchen hier seit 2008 überall.“ Als Eigentümer würden sie ja selbst ein Interesse an einem sauberen Boden haben.

„Alles halb so kompliziert, wie man oft denkt.“

Falls der Berg doch irgendwann an seinem vorgesehenen Platz entlang der Gleise stehen sollte, werde das Gelände auf Kampfmittel untersucht und komplett freigetestet. „Alles halb so kompliziert, wie man oft denkt“, sagt Schmack.

Aus Sicht der Brüder ist klar: Blockiert wird das Projekt „Dreibrücken“ zusammen mit dem Naherholungsgebiet „Candis-Berg“ nicht durch ihr Vorgehen. Das konkrete Planungsverfahren für das Areal könnte von ihrer Seite bereits begonnen haben. Doch das sieht man zumindest bei Teilen der Regensburger Stadtverwaltung bekanntlich anders.

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Kommentare (7)

  • Native

    |

    Keep cool in Absurdistan (Distrikt Regensburg). Hinterm Horizont geht’s weiter!

  • R.G.

    |

    Man bekommt den Eindruck, in Regensburg werde nach dem Muster von Beziehungsspielen wie bei Rosenkriegen agiert.
    Das ist noch die bessere Erklärung.
    Hoffentlich schwingt nicht längst blanke Rache mit.

    Bei der Umlenkung der Gäste auf Öffentliche Verkehrsmittel vor allem, wird es von immer größerer Bedeutung werden, wie sich die Einfahrt in die Stadt ausmacht, an traurig gleichförmigen Plattensiedlungen und geraden Schallschutzwänden, oder an einem sanft modellierten Hügel mit natürlichem Bewuchs vorbei.

    Für mein persönliches Leben ist der Schmackbergel Konflikt ein Lehrstück.
    Ich muss lernen, die Blumenerde meiner Zimmerpflanzen als gefährlichen Sondermüll zu verstehen, aber Rauswerfen geht auch nicht mehr, aus Gründen des Artenschutzes.

  • Native

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    Aus Gründen der seelischen Hygiene tut es gut, gelegentlich Dampf abzulassen, „herum zu poltern“ und seinen Senf dazu zu geben. Auch der regelmäßige, vorbeugende Verzehr von süßem Hausmachersenf aus Regensburg steigert das Wohlbefinden. Nicht dass man wegen mangelnder Unausgeglichenheit noch in Kartaus Prüll (bei den zwei Türmen) landet. Jetzt hat nicht nur die Gaspipeline ein Loch, sondern auch der Spaß in Weltkulturerbestätte Regensburg. Seit Jahrzehnten lag der Schwerpunkt bei Bauinitiativen kommerzieller Bauunternehmen und Investoren in der Stadt. Das jahrelange (Nicht)Bestreben im Stadtosten spricht für sich. Normalerweise gelten Vereinbarungen (Zwischenlagerung von Erdaushub) und verbindliche Regelungen für alle Vertragspartner in gleicher Weise. Darüber hinaus spekulativ ungenehmigte Tatsachen voranzutreiben, auf nachträgliche Sondervereinbarungen und juristische Deals zu hoffen ist unredlich. Offenbar verwundert das in Regensburg aber niemand. Auf Grund der schwierigen wirtschaftlichen Lage und zahlreicher globaler Krisen (Klimawandel, Corona, Kriege, Naturkatastrophen, Flüchtlingsströme usw.) und der daraus resultierenden Notmaßnahmen (Sondervermögen, Entlastungspakete) hinterlassen wir kommenden Generationen einen Rucksack voll ungedeckter Schecks. Ihre Zukunft scheint im wahrsten Sinne des Wortes „die bargeldlose Gesellschaft“ zu sein. Aus diesem Grund dürften die geplanten 1000 Immobilien im Stadtosten für die meisten Regensburger Bürger ein unerfüllter Traum bleiben. Sie können dann aber zumindest vom geplanten Aussichtsturm mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen.

  • Native

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    Armes Deutschland!

  • Anwohner

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    Umweltamt und Bauordnungsamt. Alles klar mehr muss ich dazu nicht lesen. und Wolli grinst a no recht lustig aus seinem C und A Anzug. Das waren noch Zeiten.

  • G. S.

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    Diie Stadt Regensburg mit dem Bauamt müsste sich eigentlich schon bei der Firma Schmack Immobilien ausführlich bedanken. Die Schmack, s haben nämlich die alte Zuckerfabrik in Regensburg komplett abgerissen und recycelt.

    https://www.regensburg-digital.de/zuckerfabrik-%e2%80%9enicht-nur-wutburger-und-meckerfritzen%e2%80%9c/30112011/

    Eine große Dankbarkeit wäre da zum Thema schon ein wenig mehr angebracht, anstatt sich heute in der Gegenwart sich um so einen grossen Erdhügel zu zanken und oder zu streiten.
    Se comprende que = Ein wenig mehr Höflichkeit ware da zum Thema schon angebracht.
    Durch den neuen Abschnitt mit dem Cadiz Projekt gab die IMMO Schmack der Stadt Regensburg auch eine neue Art der kompletten Aufwertung im Lebensbereich ausführlich zurück. = Das nennt man auch eine soziale Kompetenz zu haben in allen Bereichen des heutigen Lebens.
    https://schmack-immobilien.de/stadtentwicklung/projekt-candis

    https://m.youtube.com/results?sp=mAEA&search_query=Zuckerfabrik+regensburg

    https://m.youtube.com/watch?v=aVT7B3y5doI

  • Hthik

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    @G. S. 30. September 2022 um 06:09

    Danke für die Erinnerung, gerade hab ich mir den Artikel nochmal durchgelesen. Glückliche Zeiten. Oder jedenfalls Zeiten mit Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Irgendwer muss hier mal eine Stiftung gründen, um das Archiv RD zu erhalten, wenn der Herr Aigner in’s Altenheim zieht. Immerhin bekommen wir dann die Berichte von dort aus erster Hand.

Kommentare sind deaktiviert

drin