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Trasse wurde 2004 nicht mitgeplant

Stadtbahn: Muss die Galgenbergbrücke abgerissen werden?

Während bei der Nibelungenbrücke das Stadtbahnprojekt bereits mitberücksichtigt wurde, hat die Stadt dies bei der Galgenbergbrücke versäumt. Im Raum steht nun ein kompletter Neubau des gerade mal 17 Jahre alten Bauwerks. Das verursacht nicht nur höhere Kosten, sondern könnte auch bis zu 16 Jahre dauern.

Die Galgenbrücke ist noch vergleichsweise neu. Aber weil man es 2004 versäumt hat, die Stadtbahn miteinzuplanen droht nun der Abbruch und Neubau. Foto: as

Eigentlich sehen die Voraussetzung für eine Stadtbahn in Regensburg gar nicht schlecht aus: eine Förderquote von bis zu 90 Prozent, bereits laufende Gespräche zu einer Ausweitung in den Landkreis, wo der Kreistag erst kürzlich der Prüfung einer Regio-Stadtbahn zugestimmt hat, sowie ein (bislang) breiter Konsens im Stadtrat. Bis 2030 könne das Mammutprojekt umgesetzt sein, so die mehrheitliche Einschätzung im Jahr 2018 (unser damaliger Bericht). Doch das war wohl zu optimistisch. Erste Untersuchungen zu den Brückenbauwerken, die künftig von der Stadtbahn befahren werden sollen, zeigen nun, dass es etwas länger dauern könnte.

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Knotenpunkt Galgenbergbrücke: „Stadtbahntrasse nicht berücksichtigt.“

Das Frappierende: Es ist nicht die gut 30 Jahre alte Eiserne Brücke am Donaumarkt, die ein Problem darstellt. Diese stufen die Gutachter, vorbehaltlich statischer Untersuchungen und eventuell notwendiger Umbauten mit hoher Wahrscheinlichkeit als stadtbahntauglich ein. Just die 2004 fertiggestellte Galgenbergbrücke wird laut aktuellen Gutachten, die am Dienstag den Stadträtinnen und Stadträten vorgestellt wurden, zum größten Stolperstein. Während bei der Nibelungenbrücke, zwischen 2001 und 2004 weitgehend neugebaut, die Stadtbahn bereits mitgeplant wurde, hat man dies bei der Galgenbergbrücke, einem der nun wichtigsten Knotenpunkte, versäumt.

Im damaligen Wettbewerb sei eine Stadtbahntrasse zwar bereits „mit angedacht“ worden, heißt es in der entsprechenden Verwaltungsvorlage. Aber: „Da die Realisierung der Stadtbahn zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar war und erhebliche Bedenken hinsichtlich der Führung der Stadtbahn zwischen den Arcaden und den Bahnanlagen mit der Kreuzung des Arcadensteges bestanden, wurde beim Umbau der Oberleitung im Umfeld der Galgenbergbrücke die Stadtbahntrasse nicht berücksichtigt.“ Dieses Versäumnis holt die Stadt nun ein – sowohl was die Kosten anbelangt als auch die Dauer bis zur Umsetzung des Verkehrsprojekts.

Parallelbrücke oder Neubau?

Laut dem aktuellen Gutachten ist die quasi neue Brücke nicht geeignet, „um die Lasten der darüberfahrenden Stadtbahnfahrzeuge sowie der einzubauenden Gleisinfrastruktur aufnehmen zu können“. Als Lösung halten die Gutachter zwei Varianten für verfolgenswert: Eine eigenständiger paralleler Steg westlich der Galgenbergbrücke, der exklusiv der Stadtbahn vorbehalten wäre. Kostenpunkt: bis zu 28,5 Millionen Euro. Möglichkeit zwei: Ein Abbruch und kompletter Neubau der Galgenbergbrücke für rund 48 Millionen. Was fast noch kritischer ist als die Kosten: Für die Umsetzung ist „mit einem Zeitbedarf von bis zu 16 Jahren für die Planungs- und Bauphase rechnen“.

Die Haltestelle einer künftigen Stadtbahn auf Höhe der Galgenbergbrücke mit attraktiver Anbindung an Bahnhof und ZOB ist für das Projekt von zentraler Bedeutung. Klaus Rappert (SPD) spricht in der Sitzung am Dienstag vom „Herzstück“ und einer „Schlüsselstelle“ des Projekts. Von der Vorstellung aber, dass man diese Haltestelle auf der Brücke barrierefrei und mit besten Anbindungen an die Gleise möglichst schnell bekommen werde, müsse man sich wohl verabschieden.

Oberbürgermeisterin übt sich in Hoffnung

In weiteren Untersuchungen sollen nun Kosten und Nutzen der beiden Varianten gegeneinander abgewogen werden. Attraktive Umsteigebeziehungen zu einer künftigen Regiostadtbahn seien dabei von zentraler Bedeutung, so Manfred Koller, Geschäftsführer der städtischen Stadtwerk-Tochter. „Das System muss dem Kunden schmecken.“ Und angesichts dessen seien unter Umständen auch höhere Kosten – also ein kompletter Neubau – vertretbar. Dafür muss die Stadt allerdings die Förderfähigkeit eines Neubaus nachweisen – dann würden Bund und Land auch hier bis zu 90 Prozent der Kosten übernehmen.

Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer übt sich angesichts all dieser Unwägbarkeiten am Dienstag in Zweckoptimismus. „Ich hoffe sehr, dass es doch etwas schneller geht.“

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Kommentare (20)

  • joey

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    Beton ist ein echter CO2 Großemittent. Die Galgenbergbrücke kann eine Stadtbahn wohl nicht in Jahrhunderten reinholen.

  • Tom

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    Wer hat bei dieser Stadtverwaltung etwas anderes erwartet?

    Ein einziger (teurer) Witz das Stadtbauamt.

  • Uli

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    Wäre es nicht eine Möglichkeit, die Route der Stadtbahn auf der Weißenburger Straße bis zur Unterführung fortzusetzen und dort nach dem Novotel eine Auffahrt auf ein bestehendes Gleis der DB zu verlegen? Rail-Sharing, quasi ;-) ?

  • henri

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    Dann könnte man ja für die Richtung die Seilbahnlinie wieder ins Gespräch bringen :)

  • Madame

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    Jeden tag etwas neues. Die stadtversammlung kommt aus ihren vorsclägen zur stadterneuerung nicht mehr heraus. Ahoi tegensburg..

  • Privatfrau

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    Die regensburger Stadtoberen müssen ja über einen schier unerschöpflichen Vorrat an Säuen verfügen, gemessen daran, wieviele sie seit schon so vielen Jahren beinahe täglich durchs Dorf getrieben haben. Wieviele Menschen könnte man damit täglich satt machen…

  • joey

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    @Joachim Datko
    die Bahn ist seit Jahrzehnten in allen Bebauungsplänen Burgweinting vorgesehen. Was da nun Park ist, war immer schon eine Trasse.

    Falls die Trasse versehentlich zum Biotop geworden ist, gilt der selbe Fall wie im “Quartier West”.

  • R.G.

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    Kommentar gelöscht. Bitte mal ernsthaft beim Thema bleiben.

  • Joachim Datko

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    Zu joey 18:52

    “Falls die Trasse versehentlich zum Biotop geworden ist, gilt der selbe Fall wie im “Quartier West”.”

    Ein Massenverkehrsmittel ist bei der dünnen Besiedlung an der Stelle ungeeignet.

  • Zugezogener

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    Als Zugezogener wundere ich mich seit meinem Zuzug vor ca. 5 Jahren: Gibt es hier keine richtige Stadtplanung? Kurzfristige Planung, mittelfristige, langfristige?
    Warum gibt es hier so oft solche Überraschungen? Pläne können sich natürlich ändern, aber bei großen Bauvorhaben (wie eine Brücke im Zentrum) sollten doch die verschiedenen Planungen einfließen, selbst wenn sie zum Zeitpunkt des Baus nur möglich und nicht wahrscheinlich sind. In viele Städten, in denen ich gewohnt habe, kann man breite Grünsteifen neben Straßen sehen oder überdimensionierte Brücken, weil dort bereits für eine mögliche zukünftige Straßenbahn vorgesorgt worden ist. Zum Teil sind das dann 30 Jahre Grünsteifen und noch immer ohne Bahn.
    Ähnlich seltsam kommt mir vor, dass die Stadt anscheinend keine Planung für weitere Querung der Donau hatte, sei es für Fahrräder oder Kfz, und erst jetzt auffällt, dass sie dummerweise Ufergrundstücke verkauft hat.
    Da läuft meines Erachtens im Planungsamt irgendetwas ziemlich schief.

  • joey

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    @Joachim Datko
    Burgweinting als “dünne Besiedlung” finde ich als echter Landbewohner lustig. Dann sind wir 3.000 Einwohner hier in meinem Ort wohl die Einsiedler?

    Sie wohnen wohl direkt an der Trasse. Da haben Sie mein Beileid, daß Ihre Wette gegen Bauleitplanung und Politik nicht aufgegangen ist. Als Ingenieur können Sie aber Pläne lesen.

  • Gscheidhaferl

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    @Zugezoneber
    Das ist in Regensburg leider nicht erst in den letzten fünf Jahren so… Aber das aus meiner Sicht schrägste ist, dass der Stadtrat trotzdem mehrgeitlich alles abnickt, im Zweifelsfall von nichts gewusst hat und dann auch noch regelmäßig wiedergewählt wird.

    Ich wäre ja inzwischen für ein Bürgerbegehren zur Umbenennung von Regensburg in Schilda.

  • Gescheidhaferl

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    @Zugezogener
    Bitte entschuldigen Sie die vorherige Verunstaltung Ihres Pseudonyms. War wirklich nur Unvermögen meinerseits.

  • Tröster

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    Das mit der Galgenbergbrücke ist schon etwas seltsam.
    Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass beim Neubau dieser Brücke immer die Rede davon war, dass sie breiter ausfalle, da man die Trasse für eine Stadtbahn im Auge habe und deshalb diese Brücke hierfür ausgelegt werden müsse.
    Man hat also an die nötige Breite gedacht, die Statik aber offensichtlich nicht entsprechend angepasst. Da kannst dich nur noch wundern.

  • Joachim Datko

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    Kapazität einer Stadtbahn: ungefähr 200 Fahrgäste

    Zu joey 10:03 “@Joachim Datko
    Burgweinting als “dünne Besiedlung” finde ich als echter Landbewohner lustig. Dann sind wir 3.000 Einwohner hier in meinem Ort wohl die Einsiedler?”

    Ich darf die beiden zitierten Worte durch den ganzen Satz aus meinem Beitrag ergänzen:
    “Ein Massenverkehrsmittel ist bei der dünnen Besiedlung an der Stelle ungeeignet.”

    Nach der Autobahnbrücke gibt es durch Burgweinting an der geplanten Trasse hauptsächlich Einfamilienhäuser. Noch dazu ist auf dem Weg durch den jetzigen Park ein breiter Streifen ohne Bebauung. Die wenigen Mehrfamilienhäuser auf der Strecke haben nur wenige Stockwerke.

    Außerdem fahren viele Burgweintinger mit dem Fahrrad oder dem Auto. Es bleiben tatsächlich viel zu wenige Fahrgäste für ein Massenverkehrsmittel.

  • Peter Morsbach

    |

    @Tröster
    Als 1999 die Münchner Planungsgemeinschaft Ingenieurbüro Mayr + Ludescher und der Architekt Felix Schürmann den Wettbewerb um den Neubau der Galgenbergbrücken (!) gewannen, sahen sie tatsächlich zwei Brücken vor, eine breitere (die heutige) und eine schmalere Trasse für die Stadtbahn westlich daneben. Es gibt Fotos dieses Brückenmodells in der MZ vom 27. 9. 1999 oder vom 21.10.2001. Diese eigene Trasse wäre direkt zwischen Arcaden und Bahngleisen oder an der Stelle der Arcaden verlaufen, bzw. dort, wo heute der schmale Fußgängerweg auf der Nordseite besteht. Ich nehme an, dass sie aus Rücksicht auf die Arcaden nicht gebaut wurde. Als man die neue Brücke 2003 einweihte, war von einer Stadtbahn keine Rede mehr.

  • Andreas

    |

    Die Stadtbahn scheint mir ein Zombie zu sein, das alle paar Jahre auftaucht und dann wieder ins Grab verschwindet. Man sollte sich auch durchaus mal fragen, ob so ein Teil überhaupt noch etwas in der Innenstadt verloren hat. Das ist doch eher etwas für die Peripherie, also für eine Ringbahn.

    Bis diese 16 Jahre Planung vorbei sind, hat sich die Mobilität längst zu autonom fahrenden Fahrzeugen hin entwickelt. Womöglich ist es sinnvoller, mit der Uni zusammen ein darauf aufbauendes ÖPNV-System zu entwickeln.

  • Joachim Datko

    |

    Die Verwaltung und die Lokalpolitik müssen immer wieder darauf hingewiesen werden, dass das Stadtbahnkonzept schwere Mängel hat.

    Zu Andreas 07:33: “Die Stadtbahn scheint mir ein Zombie zu sein, das alle paar Jahre auftaucht und dann wieder ins Grab verschwindet.”

    Es handelt sich um ein politisches Wunschprojekt. Viele Lokalpolitiker interessieren sachliche Einwände nicht, wenn sie ihre politischen Steckenpferde reiten. Deswegen ist es wichtig immer wieder frühzeitig sachliche Einwände zur Sprache zu bringen.

    Wir sehen so etwas bei der Altstadtbuslinie, deren Busse abends oft ohne Fahrgast unterwegs sind. Ich kann dazu zahlreiche Fotos liefern.

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drin