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„Weihnachtsmarkt“ soll „Wintermarkt“ werden

Väterchen Frost statt Christkind im Schloss

Ein Wintermarkt im Schloss von Thurn und Taxis zu Regensburg? Nicht mit mir! Eine weihnachtliche Polemik von Karl Heinz.

Weihnachtszauber im Schloss bald grau und trist wie in der DDR? Foto: Archiv

„Mit dem ‚linken Mist‘ von damals kann er heute nichts mehr anfangen.“ Noch im Jahr 2018 ließ sich der große Regensburger Veranstalter Peter Kittel nur allzu gerne so in der Chamer Zeitung zitieren. Er, dieser größte der Chamer „Revoluzzer“ und „Outlaws“ Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre, der „Rabauke“ – der schon mal Konzerte organisierte, bei denen ein Modell der Chamer Klosterkirche abgefackelt wurde – war zuletzt lediglich als durchschnittlich frustrierter Boomer aufgefallen.

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„Gutmenschen-Elite mit ihrem Toleranzgeschwätz“ hier, „normale Bürger“ dort. „Mäßig attraktive Flintenweiber aus dem verklemmten Linkslager“ hier, „die Röcke der schönen jungen Regensburgerinnen werden wieder kürzer“ dort. Doch nun scheint sich das zu ändern. Ein ganzes Weltbild steht auf dem Spiel. Vielleicht sogar das Abendland selbst. Gerade jetzt, wo wir „normalen Bürger“ uns nach Besinnlichkeit, literweise Glühwein und sexy Blondinen in Jesulein-Kleidchen sehnen, provoziert Regensburgs Super-Veranstalter mit reinstem DDR-Sprech. Giga Out!

Was der „Planer“, „Macher“ und „Aktivist“ (Chamer Zeitung) nun nämlich plant, macht und aktiviert, schlägt dem Fass christlicher Traditionen den Boden aus. Einen (wortwörtlich!) „Romantischen Wintermarkt“ könne er sich im Fürstlichen Schloss von Thurn und Taxis vorstellen. So wird er zumindest von einem MZ-Reporter „in Gestalt eines ehemaligen Friseurs namens Eckl, der sich zum Gralshüter von journalistischen Tugenden aufspielt“ (Kittel im Jahr 2009 über den heutigen „Weichspül-Amigo“) zitiert.

Einst noch ein Bollwerk des christlichen Abendlands: Peter Kittel (hier mit Ministerpräsident Söder bei der Eröffnung des Museums der Bayerischen Geschichte). Foto: Archiv/Staudinger

Hat Kittel tatsächlich die Absicht, einen Wintermarkt zu errichten? Vor drei Jahren hat das Anzeigenblatt des Mega-Veranstalters und Top-Verlegers noch ganz auf dem Boden der katholischen Verfassung die Süddeutsche Zeitung belehrt:

„So schreibt er [der SZ-Autor] vom ‚Veranstaltungsservice Regensburg Peter Kittl GmbH‘, (obwohl er wissen könnte, dass einer der erfolgreichsten deutschen Veranstaltungsmanager Peter Kittel heißt, dessen Name ja spätestens seit den brillant organisierten Papstbesuchen auch bundesweit ein Begriff ist), bezeichnet die Regensburger Stadtzeitung, die es schon seit über 30 Jahren unter diesem Titel gibt, als ‚Regensburger Stadtanzeiger‘ und behauptet, Peter Kittel sei der Veranstalter des ‚Wintermarktes auf Schloss Thurn und Taxis‘.“

Und weiter:

„Pikant und möglicherweise gewisse Rückschlüsse zulassend: ‚Wintermarkt‘ ist ein Ausdruck, der an den Sprachgebrauch der sozialistischen DDR erinnert. Denn diese wollte ihr atheistisches Weltbild u.a. durch Tilgung der Begriffe von christlich geprägten Festen wie eben z. B. Weihnachten ideologisch festigen. Allein schon deshalb ist es geradezu absurd und zeugt von kompletter Ahnungslosigkeit des Autors, ausgerechnet auf Schloss Thurn und Taxis einen solchen ‚Wintermarkt‘ zu verorten.“

Warum will jetzt ausgerechnet Giga-Veranstalter Kittl vom Stadtanzeiger, der sich selbst als „konservativ, patriotisch, christlich“ (Chamer Zeitung) sogar im Spiegel wiedererkennt, nun also einfach unseren traditionellen Romantischen Weihnachtsmarkt – eine der größten christlichen Traditionen überhaupt – „umtaufen“? Der Weihnachtsmarkt ist so abendländisch-traditionell, dass ihn sogar Jesus von Nazareth bei Petrus persönlich in Auftrag gegeben haben soll: „Du bist Petrus und auf diesen Pflastersteinen will ich meine Glühweinbude bauen.“

Jetzt will der Hyper-Veranstalter den schönsten Weihnachtsmarkt Westdeutschlands den Genossen von drüben wie eine Banane zum Fraß vorwerfen? Welche Begriffe will er noch tilgen und ideologisch festigen? Wie konnte es soweit kommen?

Nun, der Romantische Weihnachtsmarkt, quasi das winterliche Viagra für hiesige Hotellerie, Gastronomie, den Regensburger Einzelhandel und auch sonst alle Geschäftszweige, kann aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Also jedenfalls, wenn nicht noch ein kleines Weihnachtswunder passiert und ein Messias das Virus in die ewigen Jagdgründe befördert. Freilich, wenn’s was helfen würde, würde der passionierte Jäger Kittel des Virus selbst schießen und im Auer-Bräu als Truthahn-Beilage servieren. Aber auch dieses mondäne Gelage fällt heuer wegen Corona ins Wasser. Ein Teufelskreis irgendwie. Mega Out.

So gut wie abgesagt: der “Romantische Weihnachtsmarkt”. Doch Rettung naht mit dem “Romantischen Wintermarkt”.

Überhaupt, der Romantische Weihnachtsmarkt. „Der sicherste Ort überhaupt,“ ist sich der Vorzeigemarktleiter sicher. Zumindest, was das viruslastige Rotzen und Grabschen angeht. Hier bleiben Schuster und andere „traditionelle Handwerkstreibende“ stets bei ihren eigenen Leisten. Während andere ihre Märkte schon längst abgesagt haben, wurde hier nichts unversucht gelassen: Online-Tickets, Einlasszeitfenster, Budenabstände, kein traditionelles Christkind-Casting bei der MZ, der Heilige Geist nur zugeschaltet.

Und trotzdem: Gutmenschen-Merkel und die Ministerpräsidenten – darunter auch der vom Papstveranstalter so „hündisch verehrte“ Söder – stellen sich quer. Dass eine Absage des Weihnachtsmarktes (!) schon länger auf der Hand liegt, liegt wie gesagt auf der Hand. Doch wenn ein Bombengeschäft auf dem Spiel steht, stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt. Zumal im Winter, zumal an Weihnachten.

Und so rettet der Wintermarkt aus der DDR doch noch unsere regionale Wirtschaft. Und wenn er nicht gestorben ist, kommt auch Väterchen Frost direkt aus Moskau eingeflogen. Denn das Christkind, liebe Christenkinder, das hat der Kittel abgeschafft.

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Kommentare (25)

  • Mr. T.

    |

    Der Pegida-Peter wird zur geflügelten Jahresendzeitfigur. Geht nichts über temporäre Linientreue!
    Schöner Artikel ?

  • Mr. B.

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    Dank an RD!!
    Wo kann man so etwas heute noch lesen??
    Meisterarbeit ohne “Doktorarbeit”!
    Selten so gelacht!!!

  • R.G.

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    Eben noch, als der Kittel es weihnachten ließ, glaubte die Fürstin an das Christkind.
    Man harrt diesjährig der Erföffnung, dass ihr im Traum der Winter erschienen sei, auf dass sie insbrünstig an ihn glaube.

  • Riafan

    |

    Super Artikel ???
    Schade für die Kittelbayerische Zeitung
    (Ehemals MZ), jetzt gibt es keine 20 – 30 Sonderseiten
    Pegidapeter sucht das Christkind 5-8 Seiten
    Superveranstalter mit dem Weltweit bestem Konzept 2-3 Seiten
    Der größte Veranstalter aller Zeiten- und auch die noch kommen werden- kündigt die neue Gesangseinlage der Fürstin an 5-10 Sonderseiten – diesmal 4 Farbig
    mit Starschnitt vom Pedigapeter
    Schade für die Auflage der MZ

  • Tröster

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    Vielleicht lässt sich ja noch eine angemessene Trauerveranstaltung inszenieren. Mit einer sechspännigen Leichenkutsche mit der “Fürstin” auf dem Kutschbock und einem üppig gestalteten Erdmöbel, um schließlich den besinnlich-beschaulichen Kittel’schen Weihnachtsmarkt endgültig zu Grabe zu tragen. Schnief.
    Wir haben ja sonst keine Probleme…

  • Petr Czelle

    |

    Kittel ist ein super Typ

  • semmeldieb

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    seid’s halt ned so bös…

    was wäre regensburg ohne ihn? jede stadt braucht jemanden dieser art.

    keine borke, an der die sau sich nicht reiben kann – das bedeutet hautkrankheiten.

  • Meier mit „ei“

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    Hätte der Kittel das Wunder einer Weihnachtsmarkteröffnung vollbracht, dann wäre ihm eine Seligsprechung sicher gewesen! Gloria und der Gerhard Ludwig hätten das Wunder bezeugt!

  • powidtaschkerl

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    Hoffentlich verarmt unsere liebe “Fürstin” nicht gänzlich, wenn
    der heurige romantische Weihnachtsmarkt ausfallen muss!

  • Hthik

    |

    Wunderschön.
    Manchmal braucht es nur ein wenig klug aufgerufene Erinnerung, was wann wer gesagt hat, damit die Welt selbst sich als Satire darstellt.

  • Mathilde Vietze

    |

    Die meisten Leute haben derzeit wahrlich andere Sorgen als den fürstlichen
    Weihnachtsmarkt. Und – die Frau Fürstin wird nicht verhungern, sie kann
    ja schließlich in ihre Notstandsküche gehen und dort die Reste aufessen.

  • Hertha

    |

    Vielleicht sollte man nicht nur über eine Person Dreckskübel ausschütten sondern bedenken, dass durch diese Art der Veranstaltungen auch Arbeitsplätze geschaffen werden und vielen Familien Freude bereitet wird.

  • Mathilde Vietze

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    Zu “Hertha” – Ich bin auch g e g e n das Ausgießen von Dreckskübeln, aber,
    wo sind in diesem Falle die Dreckskübel?

  • R.G.

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    Geehrte Frau Hertha, verdienen denn die Mitarbeiter schlechter, wenn dem Wort Markt ein “Winter” vorgesetzt wird?

  • Mr. T.

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    Interessant, wenn man den Artikel in der Mittelmäßigen und die Abkündigung in der Kittelbayerischen vergleicht. Entweder haben die beiden Qualitätsmedien einen Rechercheverbund, die MZ hat eine Pressemitteilung als Artikel veröffentlicht oder der Pegida-Peter hat den Artikel für seine Hetzpostille kopiert.

  • Kernel

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    Bitte lassen Sie den Herrn Kittel in würde altern. Der Herr interessiert niemanden mehr.
    Es gibt interessante Berichte und Texte auf RD, aber dieser hier ist belanglos.
    Und der angebliche Journalist der MZ kann auch einfach weggelassen werden. Auch den nimmt niemand mehr ernst.

  • onki

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    @Hertha
    So viel Freude wollte er den Regensburger Familien in diesem Jahr voller wichtiger Entbehrungen bescheren… mit selbstloser Exklusiv-Romantik.
    Als wäre der Schwarze Peter nicht schon genug gestraft mit dem Verbot Gutes zu tun, trifft ihn nun auch noch der Spott eines empathielosen und ewig missgünstigen Online-Mobs.
    Die schwarz-braunen Unschuldslämmer werden hart geprüft und mit (kaum Spuren hinterlassenden) Schmutz beworfen…
    Der Herr hat ihr inbrünstiges Beten und lautes Flehen um die gute Sache nicht vernommen.
    Regensburg stolpert in ein gänzlich unbefriedigendes Fest der unvollkommenen Besinnlichkeit.

  • da_Moartl

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    Wenn er nur gscheit Hosianna singen könnt, dann hätt er den Markt in eine Messfeier umtaufen können, der fürstliche Oberministrant. Aber wer nur in der Sakristei das Geld zählt, hat auch diesen Weg versaut.

  • Mathilde Vietze

    |

    Herrlich, dieser feinsinnige (und wohlverdiente) Spott über den großen
    Meister der Inszenierung. Ich bin mir sicher, daß seine adlige Freundin
    und ihr Hofkaplan ihn trösten werden.

  • O Du Seelige

    |

    Sowohl der Veranstaltungsmeister Regensburgs wie seine darbende Vermieterin werden weich fallen, da auch sie davon profitieren werden, dass 75 Prozent des Umsatzes des Dezembers 2019 ersetzt werden. Das haben sie einem zu verdanken, den sie im Grunde ihres Herzens verachten, dem Bundesfinanzminister und Kanzlerkandidaten der SPD Olaf Scholz. Sozis haben es nicht sosehr mit der Betriebswirtschaft, weshalb die Entschädigung so großzügig ausfällt. Da MP Söder für das Verbot verantwortlich zeichnet, fällt die Kritik des Veranstaltungsmeisters und seiner Impressaria aus, im gegenteil man zeigt Verständnis. Beise sollte wir aber nicht abschreiben, Kernel.
    Interessant auch dieser Beitrag in der SZ https://www.sueddeutsche.de/bayern/regensburg-weihnachtsmarkt-gloria-von-thurn-und-taxis-glosse-1.5133798

  • R.G.

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    Obwohl, eine hoch künstlerische Weihnachtvorstellung der Prinzessin = “Fürstin”, mit Mundnasenschutz, hätte ihr einen einzigartigen Nuscheleffekt geschenkt. Damit wäre der Durchbruch in der Welt des Schauspiels möglich geworden.
    Und dann die Rolle der Buhlschaft in Salzburg, die Krönung der Karriere….

  • Hansi

    |

    Mal ehrlich,
    welche Klientel wird denn den Bezahl-Weihnachtsmarkt für Besserverdienende vermissen?

    Das Wirken eines jeden Monopolkapitalisten und verbalen Kraftmeiers wäre für Regensburg schädlich, nicht zeitgemäß und rückwärts gewandt. Irgendwie vermisse ich ernsthafte Bemühungen, Regensburg zu einer liberalen, weltoffenen Stadt zu machen.

    Hansi

  • R.G.

    |

    Nein, @ Hansi das dürfen Sie nicht behaupten.
    Mit einem nächtlichen Parkbetretungsverbot, dem Abmontieren von Abfallkübeln, der Kündigung von Sportwiesenbenützungserlaubnissen und dem Hochklappen von Gehsteigen erweist man sich sehr offen.
    Jeder für sich selbst.
    Weltichmenschenerbe.

  • Altstadtkid

    |

    Das wäre eh niemals gegangen, und hätte niemals stattfinden können wie,

    1.Ich kann nicht alle Weihnachtsmärkte absagen und dann “den Einen” erlauben
    2. Nachdem in ganz D abgesagt wurde hätte es riesige Reisebewegungen
    “Weihnachtsbeseelter” nach Regensburg gegeben
    3.Regensburg wäre zum Gespött in ganz D-Land geworden, ich möchte mir die Schlagzeilen gar nicht vorstellen

  • VielMeinungwenigAhnung

    |

    Ich bin so froh, dass die Fürstin dieses Jahr nicht jault :)

Kommentare sind deaktiviert

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