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Ein Glücksgriff bis zuletzt: Verlosungsbox zur Furtmeyr-Schau. Foto: Feilner

„Schlecht schreiben geht diesmal nicht.“ Mit dieser optimistischen Warnung eröffnete Regensburgs Oberbürgermeister Hans Schaidinger die Pressekonferenz des Kulturreferats zum Abschluss der Furtmeyr-Ausstellung als Höhepunkt des Jahresthemas „…10 Aufbruch“. „Ein großer Erfolg“ sei das gewesen, für den er Kulturreferent Klemens Unger mehrfach dankte, auch der Katalog sei in der mittlerweile zweiten Auflage restlos weg, ebenso die meisten Souvenir-Artikel. Genaue Finanzdaten zur Ausstellung gibt es erst in zwei bis drei Wochen. So lange dauere es, bis alle Zahlungen und Abrechnungen abgewickelt seien.

Wer Negatives oder Kontroverses erwartet hatte, wurde selbstredend enttäuscht. Oberbürgermeister, Kulturreferent und Universität (Professor für Kunstgeschichte Christoph Wagner) sind sich einig: „Ein vorbildliches Projekt zwischen Stadt und Uni, das weitere ähnliche Zusammenarbeiten ergeben wird.“ Über 25.000 Besucher, ein Drittel davon aus Regensburg, die Hälfte aus Bayern. „Kaum eine Ausstellung in Regensburg hat jemals ein solches Medienecho hervorgebracht. Und jeder zehnte erwachsene Regensburger war da“, freut sich Schaidinger.

Ein Preis für den Architekten – allerdings für Potsdam

Eine rundum gelungene Sache also. Der Ausstellungsarchitekt Tillmann Wagner, Bruder von Kunstgeschichtler Christoph, habe sogar einen international renommierten Preis für die Ausstellungsarchitektur gewonnen, schrieben einige Regensburger Medien dieser Tage. Das stimmt zwar nicht so ganz, den Preis erhielt Wagner für sein Landhaus-Projekt in Potsdam, aber weil er „die Ausstellungsarchitektur mit publiziert“ (Unger), fällt ein wenig vom Ruhm auch auf Regensburg ab.

“Schlecht schreiben geht nicht!” OB Hans Schaidinger mit Kultureferent Klemens Unger und Professor Christoph Wagner. Foto: Feilner

Klemens Unger, der sich im Übrigen wöchentlich einen Klimabericht aus der Ausstellung einbestellt hatte („Bei so vielen Besuchern eine Notwendigkeit!“), erzählte auf Nachfrage aber auch von der Kritik, die er erhalten habe. So sei ein Schreiben des Arbeitskreises Kultur bei ihm eingegangen, das den fehlenden logischen roten Faden in der Ausstellung kritisierte. „Da haben wir uns halt zusammengesetzt, und das Ergebnis war: Der AK Kultur hat mich gebeten, das Schreiben wegzuwerfen.“

Regensburg, ein Hort der Wissenschafts- und Kulturfreiheit

Zuletzt kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob die Judenfeindlichkeit des vermuteten Furtmeyr-Schülers Albrecht Altdorfer korrekt aufgearbeitet wurde. So wurde Altdorfers Tafelbild von der „Schönen Maria“ (Foto), das nicht wenige als das ehemalige „Kultbild“ der judenfeindlichen Wallfahrtsbewegung nach 1519 sehen wollen, in der Ausstellung an prominenter, kapellenartiger Stelle präsentiert. Ein Kritikpunkt lautet, man präsentiere die „Schöne Maria“ in einem „historisierenden“ Altarrahmen, der historisch nicht belegbar sei und auf eine Nachbildung anlässlich der Altdorfer-Ausstellung von 1938 zurückgehe, als der NS-Kulturbetrieb die „Altdeutsche Kunst“ wiederentdecken wollte.

Auch ein Aufsatz von Stadtarchivar Heinrich Wanderwitz im Ausstellungskatalog der Furtmeyr-Schau stand auf regensburg-digital.de, aber auch überregional in der Kritik. Von „Ritualmordkolportage“ und Plagiatsvorwürfen ist die Rede. Auf entsprechende Nachfragen hin springt der OB seinem Kulturreferenten zur Seite: „Es gibt halt in Regensburg Leute, die finden bei Allem ein Haar in der Suppe.“

Unger versucht zu erklären: „Wenn Sie zu jedem Exponat dessen komplette Geschichte darstellen wollen, müssen Sie ein Lexikon machen und keine Ausstellung.“ Noch im selben Atemzug betont der OB die freigeistige Gesinnung der Stadt: „Da dürfen wir ja auch die wissenschaftliche und kulturelle Freiheit nicht unterdrücken.“

Wissenschaftlich fundiert präsentiert sich der Leiter des Kunstgeschichtslehrstuhls Christoph Wagner: „Die wissenschaftliche Situation um Furtmeyr und Altdorfer ist noch nie so im Detail aufgearbeitet worden wie jetzt.“ Wer da was anderes behaupte, sei beim Altdorfer-Symposium nicht dabei gewesen oder habe andere Interessen.

Die „Schöne Maria“ sei beispielsweise seit vielen Jahren in dem diskutierten Rahmen ausgestellt worden, Stadtarchivar Wanderwitz habe nur Quellen zitiert und über sie referiert. „Er beschreibt nur die Legitimation der damaligen Zeit, macht sie sich aber keinesfalls zu eigen“, so Wagner. Warum Heinrich Wanderwitz dann auf Nachfragen zu Kritik an seinem Aufsatz im Furtmeyr-Katalog eine versprochene Klarstellung seit November schuldig geblieben ist, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Papst-Vergleich

Auch der OB hat dazu eine Meinung: Wie das Papst-Zitat in der Regensburger Vorlesung werde hier etwas völlig aus dem Zusammenhang gerissen, das so nicht gesagt worden sei. „Es handelt sich um ein Zitat, nichts anderes. Gefährlich ist nur die Dummheit derer, die mit diesem Thema nichts anfangen können oder wollen.“ Gegenfrage: „Eine Sache von Fußnoten also, wie aktuell in den Medien?“ Schnell antwortet Schaidinger: „Wir werden das aushalten.“

Jovial-zufrieden lässt man die Pressekonferenz im alten Rathaus ausklingen. Der dritte Gewinner aus einer Furtmeyr-Verlosung wird verkündet, und auch die Tage neuer Musik seien ein großer Erfolg gewesen, wenn auch nicht ganz so stark frequentiert wie die Furtmeyr-Ausstellung. Von der aber bleibe ein ganz neuer Blick auf ein Stück (Regensburger) Kunstgeschichte, überregional von Bedeutung und exemplarisch.

Der Autor

Markus Feilner ist Journalist, mehrfacher Buchautor und im Hauptberuf stellvertretender Chefredakteur beim Linux-Magazin in München. Mit seinem Consulting-Unternehmen Feilner-IT ist er seit einem guten Jahrzehnt fester Bestandteil der Regensburger IT-Landschaft.

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