„Wir müssen die Kröte Corona und ihre Folgen schlucken, nicht nur abbusseln.“
Im März als lokale Nachbarschaftshilfe in Regensburg gestartet, ist das Corona-Hilfswerk mittlerweile zu einem deutschlandweiten Netzwerk geworden, über das sich tausende Helfer in weit über 100 Gruppen organisieren – komplett ehrenamtlich. Ein Gespräch mit Mitbegründer Christoph Högl über die Entwicklung dieses Netzwerks, negative und positive Erfahrungen zur Zusammenarbeit mit offiziellen Stellen, unseriöse Angebote und Kuhhandel, und warum es mittlerweile einen eigenen Forschungszweig in Zusammenarbeit mit der Universität in Berkeley gibt.

Christoph Högl bei der Übergabe von Essenskörben bei der Versorgung einer Regensburger Flüchtlingsunterkunft, die im Frühjahr unter Quarantäne stand. Foto: Archiv/bm
Mittlerweile ist es neun Monate her, seit sich die Corona-Hilfe Regensburg gegründet hat. Ihr seid seitdem ein bundesweites Netzwerk geworden. Wie lief diese Entwicklung?
Sehr sprunghaft. Der erste Impuls war ja damals, älteren, vulnerablen Menschen den Weg zum Einkauf zu ersparen, damit sie ihre Gesundheit schonen und sich nicht anstecken und so indirekt auch zur Entlastung des Gesundheitssystems beitragen. Diese Grundidee verfolgen wir immer noch und sie bildet auch das Rückgrat des Corona-Hilfswerks. Das ist sozusagen unsere Hauptdienstleistung. Gut die Hälfte aller Hilfesuchenden wendet sich deshalb an uns: Einkaufshilfe, Besorgungsgängen zur Post, Apotheke und dergleichen.
Etwa ein Viertel der Menschen, die sich bei uns melden, brauchen einen Wegweiser, wo sie weitere Hilfe bekommen können. Oder haben Fragen dazu, wie in ihrer Region bestimmte Dinge geregelt sind: Brauche ich eine Bescheinigung für den Arbeitgeber bei Selbstquarantäne? Wo gibt es welche Finanzhilfen? Wo gibt es Hilfsgruppen für dieses und jenes?
Und das letzte Viertel wendet sich an uns mit Fragen, die eigentlich Politik, Gesundheitsamt oder andere Stellen beantworten müssten und sollten: Warum dauert das mit meinem Test so lange? Wo kann ich mich testen lassen? Warum sind die Testzentren nur zu (für mich) ungünstigen Zeiten geöffnet? In der Schule/Klasse meines Kindes sind Fälle aufgetreten, was kann/muss/soll ich tun, nach welchen Kriterien wird entschieden und warum erfahre ich davon nur im Elternchat und nicht „offiziell“?