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„Irreführend" und „nicht verhältnismäßig"

Streit um Atommüll-Verbrennung in Schwandorf geht weiter

Bei der turnusmäßigen Sitzung des Zweckverbands Müllverwertung Schwandorf kommende Woche dürfte auch das Thema freigemessener Müll aus den Atomkraftwerken eine Rolle spielen. Denn seitdem Anfang August die Thematik bekannt wurde, regt sich immer mehr Widerstand. Mancher fühlt sich sogar an Wackersdorf erinnert.

Noch steigt Dampf auf über dem Kernkraftwerk Isar II. Ab 2022 beginnt auch dort der Rückbau. Der Müll wird zum Teil nach Schwandorf gebracht werden. Foto: bm

Seit 2009 wird in der Müllverbrennungsanlage Schwandorf sogenannter freigemessener Müll aus den Atomkraftwerken Isar I und II bei Landshut und seit 2018 aus dem AKW Grafenrheinfeld verbrannt. Doch erst auf Anfrage der Schwandorfer Grünen-Stadträtin Marion Juniec-Möller im Juli wurde dies öffentlich (regensburg-digital berichtete). Besonders brisant ist dabei die Tatsache, dass Grafenrheinfeld gar nicht im Zuständigkeitsbereich des Zweckverbandes, zu dem auch Regensburg gehört, liegt.

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Nachdem zunächst vor allem das Regensburger Bündnis für den Atomausstieg und den Ausbau erneuerbarer Energien (BüfA) Bedenken an dem Vorgehen äußerte, geriet in der Folge auch die Schwandorfer Politik in Schwung. Für kommenden Mittwoch hat Juniec-Möller nun auch eine Demonstration angemeldet. An diesem Tag finden die Sitzung des Verbandsausschusses und die Zweckverbandsversammlung statt. Auch die Regensburger Oberbrürgermeisterin wird als stellvertretende Verbandsleiterin an den Sitzungen teilnehmen.

Im Vorfeld macht auch die ÖDP noch einmal Druck. Deren Stadtrat Alfred Damm startete vergangene Woche eine Online-Petition und fordert: „Keine Verbrennung ‘freigemessener radioaktiver Abfälle’ im Müllkraftwerk Schwandorf und anderswo!“ Schon wenige Tage nach dem Start konnte Damm die erforderlichen 500 Unterschriften sammeln. Auch wenn die Petition eher Symbolkraft hat, zeigt sie doch wie sehr das Thema vor Ort bewegt. Mitte Oktober stellten SPD, Grüne, ÖDP und CWG/FDP in einer Kreisausschusssitzung bereits mehrere Anträge, die Verbrennung von Müll aus Atomkraftwerken generell einzustellen. Aus Sorge um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger, wie es hieß.

„Das ist natürlich immer emotional besetzt.”

Franz Schindler übt deutliche Kritik am Vorgehen des Zweckverbands Schwandorf und den verantwortlichen Politikern. Foto: Archiv

Stadtrat Arnold Kimmerl, ebenfalls ÖDP, sieht sich bereits an Wackersdorf und den Kampf gegen die Wiederaufbereitungsanlage in den 1980er Jahren erinnert. Schon damals „wurden uns falsche Informationen von den Behörden gegeben. Und deshalb bin ich da besonders vorsichtig in atomaren Fragen“. In eine ähnliche Richtung geht auch der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Franz Schindler. Er kritisiert, dass bisher niemand etwas davon gewusst habe. „Die Verantwortlichen tun so, als sei das ganz normal und ein Geschäft der laufenden Verwaltung und verstehen gar nicht, warum sich die Menschen hier aufregen.“

Einer der Verantwortlichen ist der Verbandsvorsitzende und CSU-Landrat Thomas Ebeling. Der verteidigt die Verbrennung von Abfällen aus den Atommeilern seit Wochen und gab gegenüber dem Bayerischen Rundfunk an:

„Mir ist bewusst, dass das Thema Müll aus einem Atomkraftwerk natürlich immer emotional besetzt ist. Aber auf der anderen Seite gibt es wissenschaftliche Verfahren, die also wirklich doppelt und dreifach abgesichert sind. Und ich denke da sollte man sich auf die Wissenschaft verlassen dürfen.“

Auschlaggebend ist, was hinten rauskommt

Doch genau hier sehen Verbände wie der Bund Naturschutz und die Ärztevereinigung IPPNW Lücken im System. Den 2001 gesetzlich festgelegten Grenzwert von zehn Mikrosievert (μSv) pro Jahr sehen sie als wissenschaftlich nicht begründet. „Die bei dem Zerfall von radioaktiven Stoffen freigesetzten Alpha-, Beta- und Gammastrahlen wirken unterschiedlich auf den menschlichen Körper ein. Zudem spielt auch die Art und Weise wie Menschen Strahlung ausgesetzt werden eine wichtige Rolle“, heißt es zudem in einer Erklärung der BüfA. Das Bündnis erklärt weiter, es sei richtig, dass auf Interkontinentalflügen eine durchschnittliche Strahlendosis von rund 1000 μSv pro Jahr auftrete. Doch komme es immer darauf an, wie Menschen einer Strahlung ausgesetzt seien. In der Erklärung der BüfA heißt es dazu:

„Wird ‘freigemessenes’ Material in einer Müllverbrennungsanlage ‘entsorgt’, so ist also allein ausschlaggebend, wieviel radioaktives Material durch Einatmen in der Nachbarschaft von der Bevölkerung inkorporiert wird. Dazu ist es natürlich notwendig, nicht nur das Eingangsmaterial zu kontrollieren, sondern vor allem die Emission durch kontinuierliche Messung am Schornstein zu ermitteln.“

Genau das geschehe in Schwandorf aber nicht, sind sich Kritiker sicher. Auf den Seiten des Zweckverbandes lässt sich hierzu nichts finden und auf entsprechende Nachfragen habe der Zweckverband bisher keine konkreten Antworten gegeben.

Gute Sache oder Gefahr für Leib und Leben?

Die Debatte dreht sich vor allem darum, ob der Grenzwert von zehn μSv eine ausreichende Sicherheit darstellen kann. Die Befürworter sagen ja und sehen in der Verbrennung ein ungefährliches Verfahren, das zudem Notwendigkeit sei. So sagte Ebeling in der Vergangenheit mehrfach: „Wir müssen doch froh sein über alles, was wir aus dem Rückbau gut entsorgen können. Ein Endlager zu finden, wird schwer genug.“ Und der Müll aus dem bereits laufenden Rückbau der AKWs müsse nunmal entsorgt werden.

Von den Kritikern heißt es, die Politik gehe dabei den vermeintlich leichten, aber womöglich gefährlicheren Weg. Ein Vergleich mit natürlichen Strahlungsquellen sei zudem völlig irreführend, meint nicht nur Kimmerl. „Das hier ist eine künstlich hergestellte Substanz, die auch strahlt und das sind zwei Paar Stiefel.“ Als Alternative schlagen ÖDP und BüfA „die kontrollierte Lagerung des schwach radioaktiven Materials statt einer Verbrennung vor.

Unbedenklich für einen 30-jährigen, 75 Kilo schweren Mann

Die BüfA verweist zudem auf die Internationale Atomenergieorganisation IAO. Die schreibt in ihren zehn Grundsätzen zum Strahlenschutz: „Alle Strahlenexpositionen oder Strahlungsrisiken müssen so niedrig wie vernünftigerweise möglich gehalten werden.“ Für Schwandorf bedeute das nichts anderes als, „dass durch Vermeiden der Verbrennung des Mülls jede zusätzliche Radioaktivität verhindert werden kann“. Das Bündnis, das sich seit Jahren für die Energiewende einsetzt, führt auch die sogenannte KiKK-Studie an.

Im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz führte das Deutsche Kinderkrebsregister in Mainz von 2003 bis 2007 die Studie “Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken” (kurz KiKK-Studie) durch. Das Bundesamt ging der Frage nach, ob Kinder unter fünf Jahren, die in der Umgebung von Kernkraftwerken wohnen, häufiger an Krebs erkranken. Im Nahbereich deutscher Kernkraftwerke konnte die Studie tatsächlich ein signifikant erhöhtes Risiko für Kinder bis fünf Jahre feststellen. Die Studie untersuchte im Wesentlichen das Risiko, an Leukämie zu erkranken, wobei hier das Erkrankungsrisiko in etwa doppelt so hoch war. Auch in Großbritannien, Frankreich, Belgien, der Schweiz, Finnland und den USA konnten ähnliche Erkenntnisse gewonnen werden. Der derzeit geltende Grenzwert orientiert sich allerdings an einem „Referenz-Mann“ (30 Jahre alt, 75 kg schwer). Das sei irreführend und nicht der Realität entsprechend, lautet die Kritik der BüfA.

CSU sieht keine Gefahr

Die Debatte ist dabei keine reine Schwandorfer Geschichte. Die Ulmer Ortsgruppe der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) veröffentlichten Anfang 2019 ein Informationsblatt. Darin wird die Freimessung als falsche Methode zur Entsorgung deklariert und das Wort als Verharmlosung bezeichnet.

Als völlig unbedenklich bezeichnet Verbandsvorsitzender Thomas Ebeling den freigemessenen Müll. Quelle: BR

„Bereits die niedrigen Dosen der Hintergrundstrahlung (inhaliertes Radon, terrestrische und kosmische Strahlung, mit der Nahrung aufgenommene natürliche Radioisotope) führen zu epidemiologisch nachweisbaren Gesundheitsschäden. Das Argument, eine Strahlenbelastung bewege sich ‘nur’ im Dosisbereich der ‘natürlichen’ Hintergrundstrahlung und sei deshalb unbedenklich, ist daher irreführend.”

Der Wert von zehn Mikrosievert pro Jahr sei willkürlich auf Grundlage eines fehlerhaften Rechenmodells gesetzt, das schon vor Jahrzehnten zu Gunsten der Atomindustrie eingeführt worden sei. Für Ebeling stellt sich die ganze Sache weiterhin als völlig unbedenklich dar. „Es geht nicht um radioaktives Material. Es geht um Stoffe die im Bereich eines Atomkraftwerkes waren, aber völlig unbedenklich behandelt werden können.“ Die Mitte Oktober gestellten Anträge lehnte die CSU, die eine Mehrheit im Schwandorfer Stadtrat besitzt, ab.

Ein kleiner Erfolg

Einen kleinen Erfolg dürfen die Gegner am kommenden Mittwoch aber vermutlich verbuchen. Denn der Nothilfevertrag, der seit 2018 die Verbrennung des Mülls aus Grafenrheinfeld regelt, läuft zum Jahresende aus und wird wohl nicht verlängert werden. Bei der Entsorgung des Mülls aus den beiden Kraftwerken bei Landshut (Ohu II soll 2022 vom Netz gehen) dürfte es deutlich schwieriger werden. Denn die stehen auf dem Gebiet des Zweckverbandes.

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Kommentare (23)

  • Skyrider

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    Was mich hier stört, ist die Geheimhaltung des Verbandsausschusses und der Zweckverbandsversammlung. Wenn wie jetzt auf Nachfrage vom Landrat Ebeling öffentlich kommuniziert, keine Gefahr für die umliegende Bevölkerung besteht, warum wird hier nicht im Vorfeld einer solchen Maßnahme informiert und aufgeklärt?. Nicht nur bei den Schwandorfer Bürgern, besteht hier eine gewisse Grundempfindlichkeit, was atomare Abfälle betrifft….
    Und was geschieht eigentlich mit der anfallenden Schlacke nach der Verbrennung?
    Wie wird dieser “Restabfall” deponiert und wo…?

  • XYZ

    |

    Zu Landrat Ebeling:
    Bei der WAA wussten es auch die meisten Politiker, vorab MPr. Strauss, es besser als andere. Es gab genügend warnende Wissenschaftler, die wurden nur nicht wahrgenommen. Bis dann die Industrie selbst einsah, dass es so nicht geht. Zu Zeiten der WAA wurde vom Kernforschungszentrum Karlsruhe auch attestiert, dass durch Zentrifugen und Filteranlagen alles beherrschbar sei – memento mori.

  • XYZ

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    Entscheidend wäre für mich, ob und welche Filteranlagen bei der Verbrennung eingesetzt werden – die bisherigen dürften für einen Cäsium-Nachweis und Elimentation kaum ausreichend sein – und ziemlich teuer sein – das Ganze ist mal wieder unwirtschaftlich, von anderen Aspekten ganz abgesehen.

  • XYZ

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    Nebenbei: es geht gar nicht so sehr um die Frage, ob schon vorher atomarer Nebenmüll verbrannt wurde, sondern darum ob Filteranlagen vorhanden waren und jetzt zusätzlicher Müll – ob der alles so unbenklich war wie behauptet wäre so eine andere Frage. Die Einlieferer wollen doch das Zeugs irgendwie loswerden, geht am besten in der Steinpfalz.

  • Gerda Huber

    |

    Prima, dass die GRÜNEN und die ÖDP da Druck machen. Denn eigentlich müsste seit dieser Erkenntnis alles klar sein:
    “Das Bundesamt ging der Frage nach, ob Kinder unter fünf Jahren, die in der Umgebung von Kernkraftwerken wohnen, häufiger an Krebs erkranken. Im Nahbereich deutscher Kernkraftwerke konnte die Studie tatsächlich ein signifikant erhöhtes Risiko für Kinder bis fünf Jahre feststellen. Die Studie untersuchte im Wesentlichen das Risiko, an Leukämie zu erkranken, wobei hier das Erkrankungsrisiko in etwa doppelt so hoch war.”

    Und man weiß ja noch aus der Anti-AKW-Zeit: nicht die Höhe der gemessenen Strahlung ist entscheident, sondern ob strahlende Mikropartikel eingeatmet werden (die dort weiter vor sich hinstrahlen).

    Und wenn ich schon lese: “CSU sieht keine Gefahr”. Die hat sie jahrelang bei dem beabsichtigten Bau der WAA-Wackersdorf etc. auch nicht gesehen. Zum Glück war man dann nach Jahrzehnten klüger, und hat sich für den Atomausstieg entschieden.

  • Joachim Datko

    |

    Ich bin sehr vorsichtig, wenn im politischen Bereich vor Radioaktivität gewarnt wird. Meist kann ich in der Argumentation keine stichhaltigen Gründe finden.

    Zitat: “„Die bei dem Zerfall von radioaktiven Stoffen freigesetzten Alpha-, Beta- und Gammastrahlen wirken unterschiedlich auf den menschlichen Körper ein. Zudem spielt auch die Art und Weise wie Menschen Strahlung ausgesetzt werden eine wichtige Rolle“”

    – Reichweite radioaktiver Strahlung:
    Alpha-Strahlung – Reichweite: in der Luft ungefähr 10 cm
    Beta-Strahlung – Reichweite: in der Luft ungefähr bis ungefähr 8 m
    Gamma-Strahlung – Reichweite hoch.

    Zusätzlich:
    – “Verdünnung” durch die Entfernung. In der Regel sind wir von Strahlungsquellen sehr weit entfernt.

    Mit der Verdoppelung des Abstandes von strahlenden Atomkernen fällt die Leistung pro Fläche auf 1/4. Es gilt im Normalfall 1/r².

    Radioaktive Atomkerne, die durch die Luft transportiert werden, werden schon dadurch stark verdünnt. Einer fällt irgendwo hin, ein anderer fällt 10 km weiter entfernt hin.

    Und dann zerfallen die Kerne noch zu verschiedenen Zeiten, z. B. einer nach 10 Jahren, der andere nach 30 Jahre.

  • Hthik

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    @XYZ 28. November 2020 um 20:24 | #

    “Bei der WAA wussten es auch die meisten Politiker, vorab MPr. Strauss, es besser als andere. Es gab genügend warnende Wissenschaftler, die wurden nur nicht wahrgenommen. Bis dann die Industrie selbst einsah, dass es so nicht geht. ”

    Bei allem Verständnis für die damaligen Mitstreiter, aber ich halte s für fragwürdig, der Industrie oder der CSU vorzuhalten, sie wäre zu irgendwelchen Einsichten gekommen, die sie nicht schon vorher hatten. Die Änderung ist schon allein durch den Tod von Strauß erklärbar, der sich darauf festgelegt hatte die WAA zu bauen, die ja nicht gefährlicher sei als ein Fahrradspeichenfabrik. Das machte den Weg für Streibl und andere, die den WAAhnsinn mehr aus Nibelungentreue denn aus Überzeugung unterstützten frei. Man denke an seine berühmte Äußerung “Ich mag sie nicht mehr, die WAA”. Unglaublich sachzentriert. Dem WAA Widerstand gebührt der Verdienst den Bau verschleppt zu haben. Das war auch entscheidend. Mehr zu beanspruchen deckt sich nicht mit der historischen Wahrheit und dem bekannten Seltenheitswert von CDU-Politikern, die durch rationale Argumente beeinflussbar sind.

    Der Widerstand hat ja auch an anderer Stelle Früchte gebracht, etwa den Beweis wie ernst es der CSU tatsächlich mit der Achtung der Eigenständigkeit der Regionen ist, verkörpert im Selbsteintrittsrecht der Bezirksregierung, besser bekannt als “Lex Schuierer”. Eine auf die Durchsetzung im Einzelfall gerichtete Gesetzgebung, wie man sie dann auch bei Berlusconi und dem christdemokratischen Parteifreund Orbán gesehen hat.

  • Hthik

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    “Das Argument, eine Strahlenbelastung bewege sich ‘nur’ im Dosisbereich der ‘natürlichen’ Hintergrundstrahlung und sei deshalb unbedenklich, ist daher irreführend.”

    Das “wie natürlich, also ungefährlich” schon deswegen ein Fehlschluss ist, weil natürlich nicht harmlos heißt, kann man nicht oft genug betonen.

    “Am 31. Dezember 2018 sind in Deutschland bzgl. des Schutzes vor Radon das Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) und die neue Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) in Kraft getreten. … Die in den Bundesländern zuständigen Strahlenschutzbehörden sollen bis zum 31. Dezember 2020 Gebiete festlegen und veröffentlichen, für die erwartet wird, dass die über das Jahr gemittelte Radon-222-Aktivitätskonzentration in der Luft in einer beträchtlichen Zahl von Gebäuden mit Aufenthaltsräumen oder Arbeitsplätzen den Referenzwert nach § 124 oder § 126 StrlSchG überschreitet.”

    Quelle Wikipedia

    In some unrelated news. Rauchen aufhören hilft sogar noch mehr als Radonvermeidung und schützt die Existenz dringend benötigter unabhängiger Journalisten. Vielleicht mal Dampfen ausprobieren. Das wär mein Wunsch ans Christkindl.

  • Hthik

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    @Joachim Datko 29. November 2020 um 15:39

    Gerda Huber weist völlig richtig auf die Gefahr durch Inkorporation hin. Da hilft 1/r wenig, da die nächste Zelle im eigenen Körper eben nicht kilometerweit entfernt ist. Dazu kommt, dass über die Nahrungskette eine Aufkonzentration für manche radioaktive Substanzen erfolgt. So leicht ist das nicht, diese Wirkungen abzuschätzen.

  • XYZ

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    Zu Htkhik+ Herzig
    Die Verdienste der Bürgerbewegung – die ja regional ganz sachlich und nicht gewaltbereit war – sind ja gar nicht zu bestreiten, aber ebenso dass dann die Industrie – nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern wohl auch aus humanitären Gründen – die Reissleine zog. Bürger und Firmen hatten bei der WAA m.E. bessere wissenschaftliche Kenntnisse als die Politik.

  • XYZ

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    Zur historischen Ergänzung an Hthik+Herzog:
    Der Professor und Physiker Hans-Peter Dürr, mit E. Teller und W. Heisenberg bestens bekannt, stand soweit ich das mitbekam der WAA kritisch gegenüber, was aber die (CSU) Politik nicht weiter interessierte. Das Kernforschungszentrum Karlsruhe, eine staatsabhängige Gesellschaft, erstellte jedenfalls seinerzeit ein ‘Gutachten’, das – anerkennswerter Weise – vom insoweit unabhängigen bayr. Landesamt für Wasser- und Umweltschutz nach Strich und Faden zerrissen wurde. Das war’s dann.

  • Joachim Datko

    |

    Es geht um äußerst geringe Mengen radioaktiven Materials!

    Zitat: Hthik 16:11 “[…] mda die nächste Zelle im eigenen Körper eben nicht kilometerweit entfernt ist. Dazu kommt, dass über die Nahrungskette eine Aufkonzentration für manche radioaktive Substanzen erfolgt. So leicht ist das nicht, diese Wirkungen abzuschätzen.”

    Es handelt sich in diesem Fall um äußerst geringe Mengen von radioaktivem Material, die kaum einen Menschen erreichen und auch nicht gezielt immer dieselben Menschen. Damit entfällt auch die “Aufkonzentration”.

    Noch dazu bedeutet der äußerst geringe Einbau in den Körper in aller Regel kein Problem. Aufgenommene Stoffe bleiben nicht dauerhaft im Körper, sondern werden mit der “biologischen Halbwertzeit” ausgeschieden.

    Nehmen wir das bekannte Cäsium 137, es hat eine physikalische Halbwertszeit von 30,17 Jahren. Hat man tatsächlich zufällig einige Atome Cäsium 137 resorbiert, dann haben wegen der “biologische Halbwertszeit” nach 110 Tagen die Hälfte der Atomkerne den Körper schon wieder verlassen.

  • Hthik

    |

    @Günther Herzig 29. November 2020 um 16:43

    “Die WAA ist allein an den zu erwartenden Kosten gescheitert.”

    Beweise?
    Dass Wiederaufarbeitung ein Verlustgeschäft ist, war doch lange bekannt und von Anfang an eines der Argumente des Widerstands. Die WAA wurde deswegen auch als ökologisches Recycling, Mülleinsparung und Ressourcenschonung verkauft. Wir machen uns unabhängig vom Uran! Keine Gefahr mehr, dass uns die Lieferländer wie beim Öl damals den Hahn zudrehen. Heute würde man antworten: 10 Minuten googeln. Damals war es noch deutlich aufwendiger aber auch problemlos zu finden, dass Uran sehr viel leichter als Öl pro Energieäquivalent lagerbar ist, dass Uran in ausbeutbarer Qualität besser weltweit verteilt ist, dass man mehr Rohstoffe als nur Uran braucht und schwieriger zu beschaffende, um ein AKW zu betreiben, etwa Zirkalloy, um die Brennelemente zu fertigen und so weiter. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Wissen jemals wieder brauche, aber merke gerade, dass noch Einiges da ist. Wir können uns also gerne über den Stand der Kerntechnik und ihrer Begleittechniken vor 40 Jahren unterhalten. Gibt auch viele Anekdoten zu berichten. Aber hoppala. Das könnte zu themenfremd werden.

    Bis zum Auftauchen sachlicher Argumente bleibe ich vorerst dabei. Es war der Tod von Strauß, der die Sozialdynamik in der CSU und seinen anderen Spezikreisen zum Kippen gebracht hat. Vorher musste das Gesicht des Mandarins gewahrt werden. So funktioniert Politik. Das hat doch nicht der Schaidinger erfunden.

    “Vielleicht findet Hthik dazu ein Bibelzitat?”

    Kann man, wenn man in unserem Kulturkreis aufgewachsen ist, die Bibel überhaupt so schlecht kennen, dass man noch nie vom Gott Mammon, den Reichtümern, die der Rost frisst und so weiter gehört hat? Das hat aber nichts damit zu tun, dass kein Geld für die WAA da gewesen wäre. Das zahlen ja Stromkunden und Steuerzahler. Natürlich nicht die industriellen Großabnehmer. Für die gibt es Sonderregeln, damit der Standort Deutschland gesichert ist, siehe erneuerbare Energien. Damit solche industriefreundlichen Gesetze gemacht werden, muss man eben den Politikern die Stange halten und damit schließt sich der Kreis zum Mandarin. Wenn man nicht bereit ist, sich kritisch mit dieser Sozialdynamik der oberen Zehntausend zu beschäftigen, wird man sich ewig wundern, warum die besten Sachargumente wirkungslos verpuffen.

    Der kleine Rentner und der Hartz IV Abhängige werden, wie hier gefühlt schon tausendmal erläutert, immer nur dann interessant, wenn man ein Argument gegen die CO2-Abgabe oder Ähnliches braucht.

  • Mr. T.

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    Das Aus der WAA hatte keine singuläre Ursache. Weder der Widerstand der Oberüfälzer Sturköpfe, noch die Tatsache, dass Franz-Josef die Luft beim Koreawirt nicht vertragen hat, noch die wirtschaftlichen Gründe, wobei letzteres am Ende wohl den Deckel drauf gemacht hat. Es war das Zusammenspiel dieser Faktoren.

    Das Problem bei der Verbrennung schwach radioaktiven Materials ist wie immer, dass die Dosis das Gift macht. Und bei der Betrachtung in Schwandorf fehlt die Kumulation.

  • Hthik

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    @Joachim Datko 29. November 2020 um 19:24

    “Es handelt sich in diesem Fall um äußerst geringe Mengen von radioaktivem Material, …”

    Da stimme ich zu. Die Ausgangslage ist hier entspannter als in anderen Fällen.

    Was ich nochmal hervorheben möchte, ist, dass der bloße Vergleich “Das ist ja so niedrig wie die Natürliche” nicht weit führt, weil man sich vor Augen halten muss, dass die natürliche Strahlung durchaus ein Killer ist, der aber schon immer da war und deswegen weniger auffällt. Außerdem werden wir älter und viele Kinder später geboren.

    “… die kaum einen Menschen erreichen und auch nicht gezielt immer dieselben Menschen.”

    Abfall wird da verbrannt, wo die Verbrennungsanlage ist. Das reicht hier für “gezielt”. Die Details sind dann wieder, woher weht der Wind, wie hoch ist der Kamin, welche Stoffe sind es etc. Da könnte man viel schreiben, das zu beachten ist aber nicht mein Job, sondern der der Behörden. Die sollen bitteschön anständig arbeiten und Auskunft geben.

    “… werden mit der “biologischen Halbwertzeit” ausgeschieden.”

    Die finden sich je nach Stoff, Bakterien die, die Kläranlage verwendet etc. dann im gereinigten Abwasser oder Klärschlamm, der wieder verbrannt wird.

  • Hthik

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    Zunächsteinmal möchte ich zur Erhöhung der Freischaltwahrscheinlichkeit eine Vorabbegründung, warum ich überhaupt antworte, abgeben. Ich halte daran fest, dass es primär um die Sache gehen sollte und Argument inhaltlich unabhängig vom Sprecher zu bewerten sind.

    Völlig uninteressant ist die Person des Sprecher deswegen aber nicht. Das wird deutlich, etwa im Fall desjenigen, der vorher nie als besonders am Gesundheitssystem, Wissenschaftsphilosophie oder Statistik interessiert Aufgefallene, plötzlich anfängt, sich über dies Dinge im Zusammenhang mit Corona zu verbreiten. Insbesondere, wenn man leicht sehen kann, dass die Kritik weitgehend unbegründet ist, er aber ohne sich mit der Kritik an seiner Kritik auseinanderzusetzen, einfach fortfährt. Dann ist es eine interessante Information zu erfahren, dass derjenige schon mal für die NPD kandidiert hat.

    Grundsätzlich kann solche Hintergrundinformation, die, um den Punkt endgültig totzureiten, keine Sachauseinandersetzung ersparen sollte, auch bei zutreffenden Argumenten interessant sein. Ich habe es mir sorgfältig überlegt, warum ich hier mit Pseudonym schreibe und werde das voraussichtlich beibehalten, aber ich verstehe schon, dass jemand sich salopp gesagt die Frage stellt “Wer ist denn der Typ?”.

    In diesem Sinne.

    @Günther Herzig 30. November 2020 um 10:51

    “… zu missionieren?”

    Richtig. Ich würde es anders nennen, aber das sind Nuancen. Bezüglich der Bibel beschränkt sich das darauf, wie ich sie sehe, nämlich, dass sie auch kulturelles Erbe ist, ob es einen passt oder nicht und daher Anknüpfungspunkte liefert, effizient zu kommunizieren. Das Zweitschlimmste nach einem falschen Beitrag ist ein totlangweiliger. Ich bin nicht so belesen. Im Brehm beispielsweise kenne ich nur das Nasobema lyricum.

    “Das können die Zeugen Jehovas besser!”

    Das bestreite ich und wenn, dann sagt die Verpackung wenig über den Inhalt, vergleiche die weiß getünchten Gräber.

  • XYZ

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    Zu Hthik 17.21
    Die Radonstrahlung ist in der Oberpfalz eh schon hoch, soweit Granitgebirge – und das ‘Endlager’ ist jedenfalls noch immer in Diskussion, und das MKW Schwandorf in der Nähe von Besiedlung: warum wird der Müll, wenn es schon sein muss, nicht anders oder woanders ‘entsorgt’? Soll da wieder mal die Oberpfalz herhalten, CSU zu danken?

  • XYZ

    |

    Schwach radioaktive Abfälle, wie Schutzkleidung oder Abschirmungen, sollen zwar nur 0,1 % an Radioaktivität verursachen, machen aber 90 % der gesamten Abfallmenge aus: man rechne nach und multipliziere und potenziere, dann ist es nicht mehr so ganz harmlos.

  • XYZ

    |

    Im übrigen frage ich mich, ob der Verbandsvorsitzende als ehemaliger Richter am AG SAD davon wirklich was versteht: Der Vor-Vorgänger war immerhin Maurer- und Strassen-Meister, der es gelernt hatte bei der WAA Fakten sachlich und kritisch zu prüfen.

  • Hthik

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    Kommentar gelöscht. Keine abseitigen Dialoge mehr.

  • Joachim Datko

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    Aus einer Mücke keinen Elefanten machen!

    Hier ein weiterer Vergleich:

    Zitat aus dem Artikel: “Doch genau hier sehen Verbände wie der Bund Naturschutz und die Ärztevereinigung IPPNW Lücken im System. Den 2001 gesetzlich festgelegten Grenzwert von zehn Mikrosievert (μSv) pro Jahr sehen sie als wissenschaftlich nicht begründet.”

    Siehe: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/dosisbeitrag-ernaehrung/dosisbeitrag-ernaehrung_node.html

    “Im Mittel beträgt die durch die Ernährung bedingte effektive Dosis in Deutschland 0,3 Millisievert pro Jahr, wie Untersuchungen ergaben.”

    Wir sind durch Lebensmittel bei normaler Verpflegung mit 300 Mikrosievert im Jahr belastet.

    Und da werden 10 Mikrosievert dazu verwendet, politische Diskussionen zu entfachen.

  • XYZ

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    Zu J.Datko um 11.53:
    Abstrakte Zahlen mögen zwar stimmen, aber was sagt das Bayr. Landesamt für Umweltschutz in Augsburg-Hochzoll dazu? Immerhin Fachbehörde bei Abfallbeseitigungs-Anlagen, mit einigen Wissenschaftlern besetzt, etwa Chemikern und vielleicht sogar Medizinern: wenn die wenn auch schwach radioaktive und zu verbrennende Abfallmenge wesentlich erhöht wird, welche Folgerungen ergeben sich daraus etwa für die Betriebsanlagen/Filter/Abluft/Umwelt ? Ist die jetzige Verbrennung genehmigt, was ist bei einer Erweiterung? Jedenfalls dazu nichts mitbekommen oder gelesen.

  • XYZ

    |

    Noch die 17.te VO zum BImmSchG zur Verbrennung von Abfällen nachgelesen. Paragraf 3, Definition gefährliche Abfälle abstrakt, liegt aber bei Restmüll von atomaren Anlagen auf der Hand. Der Betreiber muss vor der Annahme prüfen, damit festgestellt werden kann, ob die Genehmigungsbedingungen erfüllt sind: Entstehungsprozess/physikalische und chemische Zusammensetzung der Abfälle/Eignung der Abfälle für den vorgesehenen Verbrennungsprozess (was auch die Abgabe über Kamin erfassen dürfte). Der Fall?

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