Stadtverwaltung überprüft Ehrenbürger Walter Boll

Gilt als Retter der Altstadt: Walter Boll. Foto: Stadt Regensburg, Bilddokumentation.
Im städtischen Diskurs gilt er als ehrenwerter und unbescholtener Mann, als „Boll-Werk“ gegen den Ungeist der Nazis und als Bewahrer der Altstadt: Walter Boll, unter anderem Kulturdezernent, Gründer der Ostdeutschen Galerie, des Historischen Museums und des Amtes für Denkmalpflege. Seine Rolle während der NS-Zeit wird meist mit den “Zeitumständen” entschuldigt. Recherchen der Autorin Waltraud Bierwirth zeichnen ein deutlich anderes Bild, vor allem von Bolls Mitwirken bei der “Arisierung” jüdischen Eigentums. Ein Vortrag im Runtingersaal machte selbst Stadtheimatpfleger Werner Chrobak betroffen.
Es gibt wohl keine Person, die von der Stadt Regensburg mit mehr Titeln und Würden ausgezeichnet wurde als Walter Boll: 1953 die Albertus-Magnus-Medaille, 1968 die Goldene Bürgermedaille, 1973 der Kulturpreis der Stadt Regensburg, 1980 die Ehrenbürgerschaft und nach seinem Tod von 1985 das Ehrenbegräbnis der Stadt Regensburg. Eine nach Boll benannte Straße wird es aber aller Voraussicht nach nicht geben, obwohl sein Name auf der Liste potenzieller Straßennamen steht. Dafür wiegen die kürzlich von der Regensburger Autorin Waltraud Bierwirth in einem öffentlichen Vortrag („Arisierung“ in Regensburg und ihre Wirkung bis in die Gegenwart) präsentierten Forschungsergebnisse zu schwer. Viele Details und Zusammenhänge aus der NS-Zeit, die Walter Boll schwer belasten, hat Bierwirth auf der von Stadtheimatpfleger Werner Chrobak Ende Januar 2019 organisierten Veranstaltung vorgetragen.