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Bischof Müller: Gericht statt Gotteshaus?

Zu viel gezündelt? Steht Bischof Müller bald wegen falscher Behauptungen vor Gericht? Foto: Archiv
Lügen haben kurze Beine. Für Regensburg trifft das nicht zu. Genauer gesagt hat einer, der sogar mit gerichtlichem Segen lügen darf, ziemlich lange Beine: Bischof Gerhard Ludwig Müller. Demnächst steht dem Regensburger Kirchenfürsten aller Voraussicht nach eine neuerliche Gerichtsverhandlung ins Haus. Wie berichtet, hatte Müller kürzlich die Humanistische Union als „Vereinigung nach Art der Freimaurer” bezeichnet, die „Pädophilie als eine normale Sache darstellt, die straffrei zu stellen ist”. Das ist zwar nicht wahr, aber was soll’s. Treffen wollte er damit sowieso Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die dort im Beirat sitzt und sich erlaubt hat, das kirchliche „Aufklärungsverhalten” in Zusammenang mit den Misshandlungen und Vergewaltigungen von Kindern in katholischen Einrichtungen zu kritisieren. Flugs packte also Müller gegenüber italienischen Medien und vor laufenden Kameras mal wieder seinen Verbal-Hammer aus und schoss mit schwerem Geschütz – im Stil von „Ätsch! Selber pädophil!” – zurück. Das wird nun ein juristisches Nachspiel haben. Die Humanistische Union (HU) hatte Müller ein Ultimatum gesetzt, um seine Behauptungen zurückzunehmen. Das ließ der Bischof verstreichen. „Am Montag geht die Sache zum Gericht”, bestätigt heute ein Sprecher der HU unserer Redaktion. Freilich hat Müller für seine Äußerungen schon tatkräftige Unterstützung erfahren. Eine Organisation, die sich „Carechild” nennt, hat ihm via Internetmeldung recht gegeben, (allerdings eher mit blumigen Geschichten, denn mit Tatsachen). Der Bischof war darüber gleich so froh, dass er auf der Internet-Seite des Bistum schon auf die „Carechild”-Meldung hinweisen ließ, als diese noch gar nicht online war. Aber, aber Herr Müller – hat da jemand über Bande gespielt??? Ohnehin ist Carechild – ein Verein mit Sitz in Münster, der sich selbst als „Kinderschutzorganisation” bezeichnet – ein eher fragwürdiger Zusammenschluss. Als Lösung im Kampf gegen Kindsmissbrauch setzt „Carechild” fast ausschließlich auf Strafverschärfungen. Prävention? Fehlanzeige. Mit einer Ausnahme: Immer wieder fordert „Carechild” eine stärkere Überwachung des Internets. Der Vorsitzende Gabriel Gawlik griff in seinem „Kampf gegen Kinderpornographie, Nekrophilie und Sodomie” gern zum Denunzieren und Bedrohen von, wie er sie nannte, „Kinderfickersympathisanten” (Mehr dazu bei Telepolis). Es scheint also ein ein eher dubioser Club zu sein, den Müller hier zu seinen Claqueuren zählen darf. Aber: In der Not frisst der Teufel manchmal Fliegen. Die Frage bleibt: Wird sich erneut ein Gericht finden, dass Müllers Lügen seinen Segen erteilt?
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Kommentare (5)

  • Joachim Datko

    |

    Zu “Pope 20. März 2010 um 14:19 Uhr”

    Im Video geht es richtig zur Sache, da wird keine falsche Rücksichtnahme auf klerikale Befindlichkeiten genommen.
    Mein Wunsch:
    Keine Rücksichtnahmen gegenüber den Empfindlichkeiten der katholischen Kirche.

  • Dieter.Gieseking

    |

    Wir fragen uns, wie es möglich sein kann, das der Artikel bei CareChild noch immer unverändert online im Internet steht. Die Humanistische Union, alle dort genannten Politiker bis zum Justizmininsterium, wurden von uns unterrichtet. STOPPT CareChild !!!

  • TheComment

    |

    Super Kommentatoren, insbesondere der erste ganz oben. Ein sehr interessanter Mann. Sollte man mal googlen oder hier nachschauen:

    Der Link wurde nach einem entsprechenden Hinweis auf strafrechtliche Ermittlungen gegen den Betreiber der entsprechenden Seite entfernt. Die Redaktion

    Ist nicht schwer vorzustellen, daß der nicht der beste Freund von Kinderschützern ist.

Kommentare sind deaktiviert

drin