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Berichte des RKI zeigen:

Strukturell unsicher: Seniorenheime in Zeiten von Corona

Sie werden rigoros abgeschottet und weggesperrt: Alte und Pflegebedürftige. Zu ihrem eigenen Schutz, so das Argument vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Doch dieser Schutz ist nicht wirklich gewährleistet. Mangelhaft ausgestattetes Personal erhöht das Infektionsrisiko.

“Unverhältnismäßige Härte”: Der Pflegeschutzbund BIVA fordert ein Besuchsrecht in Pflegeheimen trotz Corona. Foto: Andreas Bohnenstengel/Wikimedia Commons

Während etwa Geschäfte, Baumärkte und Autohäuser mittlerweile wieder geöffnet sind, Ausgangsbeschränkungen weiter gelockert werden und Zusammenkünfte für religiöse Gruppen nach einem Gerichtsurteil wieder zugelassen werden müssen, bleiben andere große Gruppen weiter rigoros abgeschottet und weggesperrt: Alte und Pflegebedürftige. Vergessen und verdrängt von politischen Entscheidungsträgern? „Das ist kein Schutz. Das ist eine Qual.” Sie wolle lieber sterben, als eingesperrt zu sein. Mit diesen Worten brachte eine 86jährige Frau die gegen ihren Willen verordnete Isolation im Pflegeheim auf den Punkt (hier zum lesenswerten RND-Artikel von Ende April).

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„Unverhältnismäßige Härte“

Der Pflegeschutzbund BIVA hat vor diesem Hintergrund Ende April eine Petition an Gesundheitsministerien der Bundesländer gestartet und fordert ein Besuchsrecht in Pflegeheimen, trotz der Corona-Pandemie. Das „vielfach praktizierte totale Besuchsverbot für fast eine Million Bewohnerinnen und Bewohner in Alten- und Pflegeeinrichtungen“ sei nicht zielführend, bedeute „für die Betroffenen eine unverhältnismäßige Härte“ und gefährde „deren seelische und emotionale Gesundheit“, so die Position des Pflegeschutzbundes BIVA.

Auch der mitgliederstarke Sozialverband VdK Bayern forderte kürzlich, „die soziale Isolation“ in Bayerns Pflegeheimen zu beenden. Demzufolge sollen mit entsprechender Schutzkleidung (die von den Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden müsse) wöchentliche Besuche für mindestens eine Stunde ermöglicht werden.

“Weiterentwickeltes Schutzkonzept”

Anfang dieser Woche hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder für Mai ein “weiterentwickeltes Schutzkonzept” für Alten- und Pflegeheime angekündigt. Der Schutz der älteren Generation habe aber weiterhin absolute Priorität. Doch wie ist es um diesen Schutz bestellt?

Dass ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen wegen grassierenden Infektionen besonders gefährdet und schutzbedürftig sind, gehört zu den Feststellungen, die derzeit kaum umstritten sind. Dies ist keineswegs eine neue Erkenntnis. Wer etwa regelmäßig Angehörige im Seniorenheim besucht, weiß aus eigener Anschauung von gehäuften Sterbefällen. Beispielsweise dann, wenn im Heim wieder eine Grippe- oder Influenzawelle über eine ganze Station hinweggeht und mehrere Bewohner innerhalb kurzer Zeit hinwegrafft.

„Unterbringung erhöht das Risiko“

In einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) zur Infektionsprävention in Heimen (2005) heißt es dazu, dass „Ausbrüche von insbesondere Atemweginfektionen und Infektionen des Magen-Darm-Traktes mit einer hohen Morbidität und Letalität der infektionsanfälligen Bewohner in den Heimen“ einher gehen. Hochansteckende Viruserkrankungen der Atemwege oder Influenza seien besonders für ältere Menschen gefährlich. Zwischen „25–70 Prozent der Bewohner einer Einrichtung mit zum Teil schweren klinischen Verläufen erkranken“ und über zehn Prozent der Erkrankten könnten daran sterben, so die Untersuchung. Als ein nicht unbedeutendes Detail ist dabei festzuhalten: anders als im Zuge der Corona-Pandemie angeordnet wurde, werden in dieser RKI-Studie von 2005 ausdrücklich keine Besuchsverbote und Einschränkungen der Kontakte mit Angehörigen gefordert.

Soweit unstrittig zur besonderen Gefährdung für ältere oder vorerkrankte Menschen. Viele von ihnen sterben mit und wegen solchen Infekten nicht nur in Heimen, sondern auch zu Hause.

Doch wo ist für Senioren und Vorerkrankte das Risiko größer, sich hochansteckende Viren einzufangen? Erstaunlicherweise wird diese eigentlich auch unstrittige Frage im dominanten Corona-Diskurs weder aufgeworfen noch beantwortet. Ein Blick in die bereits zitierte RKI-Studie von 2005 schafft auch dabei Abhilfe. Dort heißt es unter der Überschrift „Infektionsrisiko“, dass „die Unterbringung in Gemeinschaftseinrichtungen das Risiko von Infektionsübertragungen“ erhöhe. Und weiter: Akute Infektionen seien „eine häufige Ursache für eine Krankenhauseinweisung von Heimbewohnern“, und „auch am Tod von Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen beteiligt“.

RKI: „Zahl der Toten in Pflegeheimen ist hoch“

Die vom Robert Koch-Institut seit letzter Woche erstmals veröffentlichten Zahlen für Gemeinschaftseinrichtungen weisen ebenso auf das erhöhte Risiko bei einer Heimunterbringung von älteren und pflegebedürftigen Menschen in Corona-Zeiten hin. Zunächst zur besonderen Bedeutung des Alters bei einer COVID-19-Erkrankung.

Laut dem RKI-Lagebericht vom 28. April 2020 liegt der Altersdurchschnitt der 5.913 Personen, die in Deutschland im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung verstorben sind, bei 81 Jahren. 87 Prozent der bilanzierten Toten waren demnach 70 Jahre und älter (Stand 28. April).

Ohne Begründung oder nennenswerte Erklärung heißt es in dem Tagesbericht des RKI vom 28. April weiter, dass „weiterhin von COVID-19-bedingten Ausbrüchen in Alters- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern berichtet“ werde und in einigen dieser Ausbrüche „die Zahl der Verstorbenen vergleichsweise hoch“ sei. Auf eine erhöhte Gefahr der Heimunterbringung für Alte und Vorerkrankte geht der Bericht also nicht ein, er nennt aber aufschlussreiche Zahlen. Zahlen zu den positiv auf Corona getesteten und gemeldeten Heimbewohnern und dem dort tätigen Personal. Diese vom RKI als „COVID-19-Fälle“ bezeichneten müssen gemäß dem Infektionsschutzgesetz an die zuständigen Gesundheitsbehörden gemeldet werden. So beispielsweise für Pflegeeinrichtungen und Massenunterkünfte für Asylsuchende, als auch für Krankenhäuser und Arztpraxen, für Kindertageseinrichtungen, Kinderhorte und Schulen, für Küchen und Gasstätten.

Fast 18.000 Fälle in Masseneinrichtungen

Ein genauer Blick auf die vom RKI veröffentlichten Zahlen lohnt sich. Laut dem RKI-Lagebericht vom 28. April wurden gemäß § 36 des gültigen Infektionsschutzgesetz (IfSG) über 11.100 Bewohner von deutschen Einrichtungen zur Pflege älterer, behinderter und pflegebedürftiger Menschen, von Obdachlosenunterkünften, Einrichtungen zur gemeinschaftlichen Unterbringung von Asylsuchenden, sonstigen Massenunterkünften und Justizvollzugsanstalten als COVID-19-Fälle gemeldet. Hinzu kommen mehr als 6.600 Angestellte, die in diesen Einrichtungen tätig sind und ebenso als positiv getestet gemeldet wurden. Rechnet man die §36-Gruppe zusammen, wurden aus den Masseneinrichtung also fast 18.000 positiv auf COVID-19 Getestete registriert – was etwa 11,5 Prozent aller deutschen COVID-19 Fälle (Gesamtstand 28.April: 156.337) ausmacht.

Meldungen nach § 23, 33, 36, und 42 nach IfSG. Quelle: Aus RKI Lagebericht vom 28 April 2020.

Auch Zahlen von Verstorbenen der §36-Gruppe nennt das RKI. Während die Todesrate bei den infizierten Angestellten relativ klein ist (0,2 Prozent), fällt der Anteil der verstorbenen Bewohner aus diesen Einrichtungen mit 16 Prozent (insgesamt 2.061 Tote) sehr hoch aus. Da das RKI die Zahlen bezüglich der jeweiligen §36-Einrichtungen nicht weiter aufschlüsselt, bleibt unklar, wie viele der für diese Rubrik gemeldeten COVID-19-Fälle tatsächlich aus Senioren- und Altenheimen stammen. Allerdings dürften die circa eine Million der in Heimen lebenden Senioren und Alten die allermeisten der gemeldeten COVID-19-Fälle ausmachen.

Der Anteil der zwangsweise in Massenunterkünften lebenden Asylsuchenden an den gemeldeten COVID-19 Fällen ist unbekannt, er dürfte deutlich niedriger sein. Laut einer Meldung des Tagesspiegels von vorletzter Woche seien aus den vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge betriebenen Unterkünften „an 19 Orten in zwölf Bundesländern 328 Corona-Infizierte gemeldet worden“. Und die COVID-19-Fälle aus den Gefängnissen? Laut den Recherchen eines aktuellen MONITOR-Berichts zu COVID-19-Fällen in Massenunterkünften fällt der Anteil der positiv getesteten Strafgefangenen für die §36-Gruppe fast nicht ins Gewicht.

Hohe Todesrate in Heimen und Krankenhäusern

Die Zahlen für die Alten- und Seniorenheime zeigen aber, so das RKI in seinen Berichten ausdrücklich, nicht die tatsächlichen Verhältnisse an. Da mehr als ein Drittel der gesamten COVID-19-Meldungen keine Informationen zur Herkunft der Getesteten enthalte, dürften die absoluten Zahlen mit einem Heimbezug vermutlich noch höher liegen. Ihr relativer Anteil an der Gesamtzahl der COVID-19-Fälle scheint jedenfalls ausweislich der laufenden RKI-Berichte weiter anzusteigen. Doch auch die Bezugnahme auf die Gesamtzahl der positiv Getesteten bleibt grundsätzlich problematisch, solange wegen fehlender repräsentativer Stichproben die tatsächliche Verbreitung des Coronavirus in der Bevölkerung und in Heimen schlicht unbekannt ist. Auch der Regensburger Jurist Henning Ernst Müller beklagte neulich die fehlende Dunkelfeldforschung (hier zum Artikel in der BSZ)

Ebenso beträchtlich hoch sind laut RKI auch die Meldungen nach § 23 IfSG: die COVID-19-Fälle aus Krankenhäusern, ärztliche Praxen, Dialyseeinrichtungen und Rettungsdiensten. So wurden aus diesen Einrichtungen 9.000 dort tätige Personen und 2.043 Patienten als positiv gemeldet. Wobei auch in diesem Bereich bislang circa 16 Prozent der betreuten COVID-19-Fälle, hier Patienten in Krankenhäusern, gestorben sind. (Stand 28. April, Tendenz auch hier steigend)

Bayern liegt vorn – bei Fall- und Todeszahlen

Wie ist die Situation in Bayern? Bayern liegt vorn. Mit seinen 13 Millionen Einwohnern ist es bekanntlich das Bundesland mit den meisten Toten und den meisten positiv auf COVID-19 Getesteten. Aber auch die relativen Fall- und Todeszahlen sind in Bayern laut RKI am höchsten, beispielsweise sterben hier mindestens zwölf mal mehr Menschen wegen und mit COVID-19 als in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Zahlen für die COVID-19-Fälle in den bayerischen Pflegeeinrichtung für Senioren und anderen Massenunterkünften (gemäß § 36 IfSG) sowie Krankenhäusern und Praxen (gemäß §23 IfSG) liegen nach Recherchen von regensburg-digital relativ gesehen ähnlich hoch wie die oben präsentierten bundesdeutschen Zahlen.

Im Einzelnen teilte das Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf Nachfrage mit: In Krankenhäusern und Praxen (§23 IfSG) seien rund 580 Betreute und etwa 1.800 dort Tätige als COVID-19-Fälle registriert worden. Des Weiteren sind laut LGL rund 2.700 Bewohner von bayerischen Pflege- und Masseneinrichtungen und etwa 1.300 dort Tätige als COVID-19-Fälle erfasst und gemeldet worden.

„Eklatanter Mangel an Schutzausrüstung“

Auch die Süddeutsche Zeitung berichtete diesen Donnerstag über das starke Aufkommen von COVID-19-Fällen beim medizinischen und pflegerischen Personal dieser Einrichtungen (auf die infizierten und verstorbenen Bewohner und Patienten geht der Bericht nicht ein). Ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) erklärte den starken Anstieg der COVID-19-Fälle gegenüber der SZ lapidar mit dem „eklatanten Mangel an Schutzausrüstung“.

Da die Zahlen des Bayerischen Landesamts auch die Grundlage für den eingangs zitierten Lagebericht des Robert-Koch-Instituts bilden und bzgl. der Herkunft ebenso unvollständig erfasst wurden, müssen auch sie mit Vorsicht interpretiert werden. Der Anteil der in Heimen untergebrachten COVID-19-Fälle an der Gesamtzahl aller Meldungen dürfte auch in Bayern eher höher liegen und weiter ansteigen.

Regensburg hat auch Glück gehabt

Zur Situation in den Regensburger Unterkünften für Alte, Pflegebedürftige und Asylsuchende liegen unserer Redaktion wenig konkrete Zahlen vor, eine detaillierte Anfrage bei den zuständigen Behörden blieb bislang unbeantwortet. (Siehe Nachtrag vom 3. Mai am Artikelende!)

Telefonisch war aus dem zuständigen Gesundheitsamt zu erfahren, dass man im Raum Regensburg angesichts der weit unter dem bayerischen Durchschnitt liegenden Zahlen von COVID-19-Infizierten und -Toten auch Glück gehabt hätte. Die Versorgungslage bezüglich der Schutzausrüstung sei auch in den Regensburger Heimen angespannt. Notwendiges Material würde meist aus dem (überteuerten) Markt stammen.

Mehr als Zurufe aus großer Entfernung ist nicht drin

In etwa einer Handvoll der Pflegeheime seien COVID-19 Fälle aufgetreten, dort werde gemäß den RKI-Empfehlungen großzügig getestet und vom Katastrophenschutz auch Schutzausrüstung besorgt. Das Regensburger Gesundheitsamt hält das derzeitige Besuchsverbot für sinnvoll, da auch Angehörige ohne COVID-19 Symptome das Virus in die Häuser tragen könnten, es gäbe diesbezüglich kaum Beschwerden von Angehörigen.

Das Besuchsverbot für Angehörige wird von örtlichen Alten- und Pflegeheimen, soweit bekannt, strikt umgesetzt. Nach Informationen der Redaktion von regensburg-digital haben es einzelne Heime ermöglicht, dass sich Bewohner und jeweilige Angehörige im Heimaußenbereich im Minutentakt wenigstens kurz sehen und aus größerer Entfernung Worte zurufen können. Dass diese kümmerliche Form des sozialen Kontakts völlig unzulänglich bleibt und ihn nur manche wahrnehmen können, liegt auf der Hand.

Mangelhaft geschütztes Personal als Überträger

Doch was könnten die Ursachen für die aktuellen Ausbrüche von Corona-Infektionen in bayerischen und anderen deutschen Heimen sein, in denen seit Mitte März ein absolutes Besuchsverbot gilt? Die Petition der BIVA Pflegeschutzbundes sieht als Ursache für die dortigen aktuellen Corona-Infektionen nicht die ausgeschlossenen Heimbesucher, sondern das dort tätige Personal:

„Die bisherigen Corona-Fälle in Pflegeheimen wurden, so weit bekannt, über das Personal hineingetragen und verbreitet, da es bislang an ausreichenden Schutzausrüstung beim Personal mangelte.“

Um die Bewohnerinnen und Bewohner umfassend sowohl vor dem Corona-Virus wie vor sozialer Isolationen zu schützen, müsse das Besuchsverbot aufgehoben werden und „für ausreichende Schutzausrüstung und die Einhaltung der Hygienemaßnahmen gesorgt werden – für Pflegekräfte und für Besucher“.

Kommentar: Handeln statt Besorgnis zur Schau tragen

Lieber sterben, als eingesperrt zu sein! Für die  86jährige Helga Witt-Kronshage ist die gegen ihren Willen verordnete Isolation im Pflegeheim ist kein Schutz, sondern eine Qual. Eben diese Situation sollte laut dem Bund-Länder-Beschluss vom 15. April 2020 zwischen Bundeskanzlerin Merkel und den MinisterInnen der Bundesländer vermieden werden. Die Besuchsverbote sollten nicht „zu einer vollständigen sozialen Isolation der Betroffenen führen dürfen.“

Dass das per Dekret verhängte und mehrere Grundrechte massiv verletzende Besuchsverbot offenbar aber keinen wirklichen Schutz für Bewohner und Personal von Pflege- und Sammelunterkünften bietet, zeigen die Bilanzen des Robert-Koch-Instituts unverkennbar. Stand heute wurden für diese geschlossenen Einrichtungen über 19.200  Bewohner und Tätige  als sogenannte COVID-19-Fälle registriert. 

Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder weiß von der besonderen Gefährdungslage in Pflegeheimen und Massenunterkünften. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz dieser Woche zeigte Söder sich im Beisein von Kanzlerin Merkel erneut besorgt wegen der Situation in  Familien und Seniorenheimen – medial gekonnt. In diesen Heimen bestehe „nach wie vor die größte infektologische Herausforderung”, so Söder. 

Mit einem unbeholfen wirkenden Besuchsverbot allein kann diese Herausforderung aber angesichts der aktuellen Infektionszahlen nicht gemeistert werden. Skandalöser Weise fehlt es immer noch an geeigneter Schutzausrüstung für das Personal in Altenheimen. Das Besuchsverbot sollte aufgehoben und der Besuch mit geeigneter Schutzausrüstung wieder zugelassen werden. Vor allem zum Wohle der in Heimen Weggesperrten und Isolierten, deren Grundrechte derzeit massiv beschnitten sind.

 

Nachtrag vom 3. Mai 2020:

Das Landratsamt Regensburg hat heute mit Verweis auf das zuständige Gesundheitsamt folgendes mitgeteilt:

Zum Stand 28.04.2020 gab es in Stadt und Landkreis Regensburg in fünf Alten- und Pflegeheimen insgesamt sechs bestätigte Corona-Infektionen, allesamt bei Mitarbeitern.

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Kommentare (19)

  • Werner Schwede

    |

    Einerseits sind Heimbewohner vor Ansteckung zu schützen, da eine explosionsartige Vermehrung der Infizierten aus Heimen rasend schnell zur befürchteten Überforderung des Heimpersonals und in der Folge des Gesundheitssystems führen kann. Angesichts schrecklicher Infektions- und Todeszahlen aus Heimen habe ich volles Verständnis für jede Heimleitung, die nun die Tore bis obenhin verrammelt.

    Andererseits kann eine monate- oder gar jahrelange hermetische Abschottung der Heimbewohner bis zur Entwicklung wirksamer Impfung oder Therapie nicht durchgehalten werden. Die Belastung ist enorm. Realistisches Ziel kann also nur eine deutliche Verlangsamung des Infektionsgeschehens in den Heimen sein.

    Dabei gibt es drei typische Infektionswege: 1. Bewohner zu Bewohner, 2. Pflegekraft zu Bewohner (und umgekehrt), 3. Besucher zu Bewohner. Dabei dürften 1. und 2. das größte Risiko darstellen. Auf diesen Wegen können ohne Schutz und Abstand die meisten Infektionen in kurzer Zeit verbreitet werden. Die Verbindung zur Außenwelt stellt das Personal da, das jederzeit über weitere Außenkontakte (z.B. Kinder aus der Schule) Infektionen einschleppen kann und – über eine unvermeidliche Vielzahl von Kontakten im Heim – weiterverbreiten kann.

    Dagegen lässt sich bei 3. die Infektionsgefahr bei überschaubarer Zahl (1 Besucher pro Tag mit Schutz und Abstand) ziemlich einfach in den Griff bekommen. Das bedeutet mehr Arbeit für das Personal (Dokumentation, Aufsicht, Schutzkleidung), weswegen sich die Arbeitgeber (nicht sehr überzeugend) dagegen entschieden haben. Trotzdem: Wir reden so viel über Freiheit, da sollten diejenigen, die wirklich im Haus- oder gar Zimmerarrest leben, mehr als nur einen Halbsatz wert sein.

  • R.G.

    |

    @Werner Schwede
    Hätte man nur einen Bruchteil des Geldes, das man jetzt braucht um die Wirtschaft ein wenig zu stützen, dafür benutzt, jedes Heim zu entlasten durch Bereitstellung von Ersatzquartieren und mehr Pflegepersonal – ohne Schmälerung der Tagsätze für die Betreiber für die Zeit, da ein Teil ihrer Patienten umquartiert ist – ginge es jetzt allen besser.
    Wir wissen genau, wohin der Focus zu lenken ist, zu den gefährdeten Gruppen. Hier auf die Kranken und Alten, in anderen Weltregionen auf die Ausgebeuteten, Hungernden.
    Statt dessen nehmen wir die ganze Weltbevölkerung in Konsumationspflicht eines Smartphones samt Pflicht-App, und wollen alle zwangsimpfen.

    Weit daneben ist auch vorbei.

  • Werner Schwede

    |

    @R.G.
    Mir ist neu, dass “wir” die ganze Weltbevölkerung mit Zwangs-App und -Impfung beglücken wollten.
    Die Pflege in den Heimen hätte vor Corona mehr Aufmerksamkeit bedurft. Aber das ist nun nichts Neues.

  • highwayfloh

    |

    @R.G.:

    Widerspruch! Es liegt nicht am Geld, dass jetzt in unserem Lande die Wirtsfchaft stützen soll, sondern an den weltweiten überdimensionalen Militärausgaben, welche von der NATO (dort federführend die USA) vehement auch von Deutschland eingefordert werden.

    Dagegen sind die paar Milliarden, welche zur Wirtschaftsstützung jetzt angedacht sind “Peanuts”. Wäre die internationale Staatengemeinschaft fähig, Konflikte anderweitig zu lösen, anstatt immer gleich die militärische Intervention zu proklamieren, hätten wir genug finanziellen Spielraum, die notwendigen Mittel für Schutzkleidung und Imfpstoff-Forschung international bereit zu stellen. Leider fehlt es hier international an der wirklichen Bereitschaft dazu.

  • Mr. B.

    |

    Ich war über mehrere Jahre (fast täglich) in einem privaten Pflegeheim als Besucher.
    Was mir auffiel und was meine Eindrücke und Feststellungen waren:

    Die Heimleitung musste ständig darauf schauen, dass die Einrichtung bis auf den letzten Platz belegt ist. Das Pflegepersonal wurde überwiegend am äußersten Minimum gehalten (es durfte faktisch kein Beschäftigter krank werden, sonst musste jemand einspringen, der endlich mal frei hatte)! Alle schoben viele Überstunden und Resturlaub vor sich her. Die Bezahlung für ihre Leistungen war m. E. nicht sonderlich bemerkenswert (Dienst am Menschen).

    Viele Bewohner erhielten von ihren Angehörigen keinen regelmäßigen Besuch. Sie fühlten sich einfach abgeschoben -bei einem kleinen Taschengeld-!

    Diejenigen, die ihre Angehörigen vor der Pandemie regelmäßig besucht haben, sollten dies auch weiterhin tun können. Die Einrichtungen sollten jetzt dazu aufgefordert werden, dies zu ermöglichen, natürlich unter der Vorgabe der Hygienevorschriften!
    Hierzu müsste natürlich das Personal etwas aufgestockt werden, was sich die privaten Betreiber sicherlich (ich weiß, wovon ich rede) auch leisten könnten.
    Das ganze Dilemma mit der Pflege gibt es nicht erst seit der Corona-Krise!!!!
    Der Staat hat die Pflege an private Träger übergeben, welche dann alles bestimmen konnten. Die Lage war für das Pflegepersonal vor Corona schon mehr als ernst!
    Sie fanden bei der Politik nie richtig Gehör!!!!

    Spätestens jetzt, so glaube ich, ist ein Umdenken rasch erforderlich, denn wir können die EU nicht auf die Schnelle immer weiter nach Osten erweitern, (auch) nur um billige Pflegekräfte für unser Land zu erhalten.
    Jeder kann sehen, was passiert, wenn plötzlich die Grenzen über Monate gesperrt sind.

    Also ein großer Aufruf von mir an die Vernunft und nicht an große Gewinne einzelner denken. Die alten und hilfebedürftigen Menschen sollten unsere Wertschätzung erfahren und nicht als “Last” gewertet werden, denn es kann jeden in irgend einer Form treffen!!!!

  • R.G.

    |

    Fangen wir einfach beim jeweils am einfachsten Machbaren an.
    Es reißen sich eine Handvoll Baufachleute, Politiker und Juristen die Haxen aus, um die Aufstellung von Plexiglas-Türen bei ein bis zwei Ausgängen aller Einrichtungen zu ermöglichen, Besuche und Besuchte können sich durch die Scheibe wenigstens sehen und mit Gesten verständigen. Das ist schon mal besser als nix.
    Verbesserungen der Modelle durch Greiflinge= Arm-Handschutz, der in den Raum der Besuchten hineinragt – man kann als Besucher so wenigstens die Hand der Betroffenen halten, ohne für jede Begegnung rare Schutzausrüstung zu verbrauchen, sollte erwünscht und gestattet sein. Besuchstelefon bei Sichtkontakt- noch besser!
    Als Nächstes wird man vielleicht Besuchspavillons oder Gondeln vor Heimen platzieren.
    Bei der Entwicklung der Modelle können Berufsschüler und Studenten verschiedener Fachrichtungen mitwirken, die Teilnahme an einem Projekt wird als Ferialpraxis oder Projektarbeit mit erstklassigen Noten bewertet.

    Wir haben schwierige Situationen und ein Volk, das unter entsprechenden Rahmenbedingungen das der Erfinder und Entwickler war, wieder sein könnte und gewiss gerne möchte.

    Nein, wir brauchen nicht noch mehr Apps, sondern lebensechtere Ansätze nach Belieben, die Übertragung einer Vogelnest – Kamera,sogar von simpler Gartenarbeit, vom Spiel von Kindern samt deren Streitereien…
    Wir wohnen ruhig, sehr grün. Wachsame Polizisten im gleichen Wohnhaus. Man wagte seit Beginn der Corona-Maßnahmen nicht mal ordentlich zu atmen, die Anzeigebereitschaft war groß.
    Heute ging eine Großfamilie mit ihren Kindern vor alle Balkone singen, danach war Radau. Grell lautes Geschrei, Ballspiel. Eigentlich alles auf der Parkwiese verboten. Alle Erwachsenen von unserem Haus hatten Tränen in den Augen, aus Freude und Dankbarkeit über simple, vermisste Lebensgeräusche und Kinderlachen. Wie muss es erst den Menschen in den Heimen gehen?
    Ein Bekannter, systemwichtiger Notfall-Baumchirurg, schneidet zum Schein seit Tagen an den Bäumen seines Gartens rum, angrenzend zur Front des Altersheims. “Warum machst du das?”
    “Weil ich den Leuten da drinnen dann wenigstens winken kann, sie freuen sich so sehr, sonst haben sie nichts mehr.”
    Die Bediensteten hatten ihn heimlich darum gebeten.

  • Robert Werner

    |

    @JH Danke für den Hinweis, der link ist nun korrekt.

  • joey

    |

    Gesundheitsminister Spahn hat ja noch gekräht, daß alles gut vorbereitet ist. Kein Länderminister hat ihm widersprochen.
    Vielleicht kann man das mit Glasscheiben oder Laborkleidung (verpackte Schuhe) lösen. Da wäre mir Skype lieber. Kontakt in gewohnter Art geht nicht durch den Raumanzug.

    Nun noch ein Ratschlag: geht nicht ins Heim. Kauft oder baut eine barrierefreie Wohnung/Haus und leistet Euch eine Pflegeversicherung, die Einzelpflege abdeckt. So kann man im gewohnten Umfeld bleiben und alles selbst bestimmen.
    Leider höre ich von vielen bei dem Hinweis: “wir sind doch nicht BEHINDERT”. Kluge Menschen denken voraus und selber.

  • Regensburgerin

    |

    “Zur Situation in den Regensburger Unterkünften für Alte, Pflegebedürftige und Asylsuchende liegen unserer Redaktion wenig konkrete Zahlen vor, eine detaillierte Anfrage bei den zuständigen Behörden blieb bislang unbeantwortet.”

    Dafür erscheinen täglich Zahlen für weltweit ??
    Wie geht das nur?:)

  • Theobald

    |

    Toll! Die ‚Youngs­ter‘ die geholfen haben, nach dem Krieg Deutschland und Europa wieder aufzubauen, sind einfach nur eine Last und die bekommen auch noch Rente. Braucht man Oma und Opa überhaupt noch???

  • XYZ

    |

    Was Prof. H.E. Müller im dankenswerten redaktionell verlinkten Artikel der staatstragenden Bayr. Staatszeitung vom 30.04. schreibt ist ja ganz schön: hat nur weniger betont dass die ‘triftigen Gründe’ für Ausgangsbeschränkungen zu unbestimmt sind, das wurde vom BayVGH gerade um die Ohren gehauen (der im ebenfalls redaktionell berichteten Beschluss stets von ‘noch’ – oder gerade noch schreibt). Und die ‘Dunkelziffer’: die wird m.W. kriminologisch anhand von amtlich registrierten Tätergruppen und dem Erfolg/Nichterfolg der polizeilichen Überwachung definiert – ein virus hat aber keine solche Täterschaft.

  • Hartnäckig

    |

    mit Verlaub: da spricht joey despektierlich von Jens Spahn, der ” kräht”-
    So einfach ist das nun auch wieder nicht.
    Der Idealfall ” häusliche Pflege ” ist halt leider nicht immer möglich, auch wenn bei den Angehörigen Geld weniger eine Rolle spielt.
    In meiner unmittelbaren Freundeskreis hat ein Mann seine demente Frau nach langer häuslicher Pflege ins Heim geben müssen. Er konnte wegen eigener Erkrankung die häusliche Pflege nicht aufrecht erhalten.
    Was fehlt ist ausreichend Geld für den Pflegebereich !
    Die Beschäftigten im dortigen Bereich geben ihr Bestes.
    Die Bezahlung ist nicht üppig !
    Ja und die Politik überlegt, ( Totschlagargument Arbeitsplätze ) ob wir nicht mit Unsummen die Autoindustrie stützen wollen.
    Diese Autoindustrie von denen erhebliche Teile betrogen haben,
    Diese Industrie, die den Managern Spitzengehälter zahlt.
    Diese Industrie, die als Aktiengesellschaft in der Vergangenheit Milliarden verdient hat und jetzt gar nicht einsehen will, dass sie bevor sie nach Staatshilfen rufen, die Möglichkeit haben Spitzengehälter abzusenken, Prämien zu zahlen, Boni nicht auszuschütten und auf Jahre hinaus keine Dividenden auszuzahlen.
    Ja, da wäre das Geld in Alten- und Pflegeheimen besser aufgehoben. !!!

  • Günther Peissig

    |

    @Mr.B.
    Ihren Sätzen ist wenig hinzuzufügen.
    Es sind aber nicht nur die privaten Träger, die dem Pflegeauftrag und der Fürsorgepflicht gegenüber ihrem Pflegepersonal nicht nachkommen. Auch manche kirchliche Stiftungen führen ihre Altenheime so am untersten Rand des menschlich Vertretbaren. Meine Mutter war 11 Jahre in einem Heim in Regensburg. Da ich sie mehrmals in der Woche besuchte, konnte ich mir schon ein Bild von den dort herrschenden Verhältnissen machen. Pflegepersonal war immer knapp, die Entmündigung der Bewohner umfangreichend und den Hygienezustand konnte man, vor allem am Wochenende, am Geruch beim Betreten des Heimes erkennen. Aber wen kümmerte es? Die meisten Angehörigen kamen sowieso nur zum sommerlichen Grillfest und zum grossen Weihnachtsessen mit Ansprache des jeweiligen OBs.
    Wen kann es wundern, dass jetzt kein Aufschrei durch die Gesellschaft geht, weil alle Heimbewohner über Wochen weggesperrt werden, ohne persönlichen Kontakt zu ihren Familien?
    Was wäre aber gewesen, wenn man dagegen alle, die aus den Hotspots Ischgl, Sölden, St.Anton etc. zurück nach Deutschland gekommen waren, sofort in vorbeugende Quarantäne geschickt hätte? Ein Tsunami der Empörung wäre entstanden!
    Nein, die alten Menschen in den Heimen haben keine Lobby. Ihre Rechte und ihre sozialen Kontakte werden unter dem Vorwand der Fürsorge radikal beschnitten.
    Weshalb sind eigentlich Altenheime, die Erfahrung mit Norovirus, Grippeaufkommen und restistenten Krankenhauskeimen haben, so schlecht mit Schutzausrüstungen für Personal und Schutzbefohlene ausgerüstet? Weshalb haben Heimträger und Heimaufsicht sich hier nie um im Notfall ausreichende Vorsichtsmaßnahmen bei der Bereitstellung dieser Dinge gekümmert? Gäbe es diese Schutzausrüstungen, wären viele Covid-Infektionen bei Insassen und Pflegepersonal unterblieben, und es hätte zumindest begrenzte familiäre Kontakte geben können.
    Ach so, ich hatte ja ganz vergessen, dass Heiminsassen im reichen Deutschland noch nie relevant waren, ausser in Sonntagsreden.

  • Mr. B.

    |

    Günther Peissig
    3. Mai 2020 um 11:13| #

    Sehr geehrter Herr Peissig, ich konnte ja nur von “Privat” sprechen, da ich nur dort meine Eindrücke und Erfahrungen sammeln konnte.

    Durch Ihren Beitrag kann man jetzt sehen, dass es auch sonst oftmals das Gleiche ist!!!

    Viele Bewohner können da einem leid tun. Die Masse der Menschen hat ja andere Sorgen und die Verantwortlichen können sich in Ruhe verstecken!!!
    Ein langjähriger Fach-Pfleger sagte mal zu mir, als das Personal wieder mal am Tiefststand war, wir sind hier mehr eine Gelddruckmaschine für den Unternehmer als ein Pflegeheim.

    Also liebe Verantwortliche, leistet euren Beitrag in der Pflege, der ihr euch verschrieben habt. Gerade jetzt in der Krise ist dies für die Menschen in den Heimen mehr als wichtig.

  • Robert Werner

    |

    Das Landratsamt Regensburg hat heute mit Verweis auf das zuständige Gesundheitsamt folgendes mitgeteilt (siehe Nachtrag vom 3. Mai 2020):

    Zum Stand 28.04.2020 gab es in Stadt und Landkreis Regensburg in fünf Alten- und Pflegeheimen insgesamt sechs bestätigte Corona-Infektionen, allesamt bei Mitarbeitern.

  • R.G.

    |

    @Gregor
    Weltordnung ja oder nein, wir können in der Gegenwart uns das logische Denken nicht ersparen, sonst kommt die Katastrophe raus, die wir jetzt haben.
    Soeben wollte mir ein Nachbar einen geschnitzten Tisch günstig andrehen, garantiert stabil. Das Ding wackelt. Ich machte ihn drauf aufmerksam, er konterte, das ist nur der Filz auf dem einen Tischbein. Nach geschätzten hundert Mal sagen, schau, er wackelt doch schon oben, an der Kontruktion, erzählt er mir was von Corona, Bill Gates, der Weltordnung und überhaupt. Jetzt sauft er sich die Tischbeine doch noch gerade.
    So funktioniert Oberflächlichkeit.
    Die Gegenwart sagt, unsere wunderbaren Virologen haben, wenn ein Virus mit wenigen Ausnahmen nur eine bestimmte Menschengruppe trifft, berufsbedingt die Pflicht, an der Beherrschung des Virus zu arbeiten.
    Tunnelblick als Berufsvorteil.
    Andere müssen ihren engen beruflichen Ausschnitt sehen, aber die Politiker und wir Menschen da draußen wollen einen Gesamtüberblick.
    Ich sehe vor meinem geistigen Auge die typischen für den Infekt des Winters anfälligsten Seniorenheim-Bewohner, blass, vom ewig gleichen zerkochten Essen enttäuscht, seelisch zerbrochen über der gar nicht menschlichen Abfertigung . Die wenigen unter ihnen mit eigenen Außenkontakten, regelmäßigen Besuchen und der Möglichkeit zum Ausgang, haben in der Regel diese Saison noch die besseren Überlebenschancen.

    Ich sehe als weiteres Beispiel Boris Johnson, jung, engagiert, blass und bisher vielleicht nicht ganz häufig von frischer Kost ernährt.
    Was sagt mir mein Hausverstand, wie die logische nächste Frage aussehen müsste?

  • Hthik

    |

    @XYZ 2. Mai 2020 um 21:55
    “… hat nur weniger betont dass die ‚triftigen Gründe‘ für Ausgangsbeschränkungen zu unbestimmt sind, …”

    Mit anderen Worten, die Pflegebedürftigen in den Heimen sind selbst schuld, denn sie wollen das offensichtlich so, sonst würden Sie ja klagen.

    Das ist nicht etwa meine Meinung, sondern was das Bundesverfassungsgericht Prof. Graser (Öffentliches Recht und Politik, Regensburg) um die Ohren geschlagen hat, als er meinte gegen den Pflegenotstand, pardon den “Pflegenotstand” Verfassungsbeschwerde erheben zu müssen.

    “Gegenüber grundrechtswidrigen Pflegemaßnahmen ist um fachgerichtlichen Rechtsschutz zu ersuchen.”

    https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2016/01/rk20160111_1bvr298014.html

    Na also, alles in bester rechtsstaatlicher Ordnung.
    Dann sollen die Alten halt mal ersuchen.

  • Werner Schwede

    |

    Ohne Zweifel gibt es Heime, in denen die Zustände ein Greul sind. Und wenig hilfreich bei der Kontrolle ein Benotungssystem, das nicht echte Pflegemängel aufdeckt, sondern nur Fehler in einer zum bürokratischen Monstrum gewordenen Dokumentationspflicht.

    Wer da wie der wackere Regensburger Professor vor dem Bundesverfassungsgericht Gesetze zur Abschaffung des Pflegenotstandes einfordert, der verkennt freilich, dass der Staat auf die Mitwirkung seiner Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist. Zum einen bei der Wahl der verantwortlichen (Gesundheits-)Politikerinnen und Politiker, zum anderen als Angehöriger von Heimbewohnern. Kein medizinischer Dienst kann Zustände besser kontrollieren als sie.

    Deshalb ist der Verweis auf die Fachgerichte (von mir ergänzt durch den Verweis auf die Staatsanwaltschaft) nicht zynisch, sondern durchaus berechtigt. Denn die Umgestaltungen des Pflege- und Gesundheitssystems in den letzten 25 Jahren wie auch dessen Finanzierung liegen nicht in der Kompetenz der Verfassungsgerichte. Sondern der Politik und der sie tragenden Bevölkerung.

    Pflegepersonal hat derzeit viel mehr Verantwortung für Leib und Leben als so mancher gut bezahlte Akademiker, Manager, Banker oder Beamte. Wenn die Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und die ambulante Versorgung in großen Teilen durch Billiglöhner, insbesondere aus Osteuropa getragen werden, dann sollte das mehr als zu denken geben. Schlechte Arbeitsbedingungen, Schichtdienst, hierarchische Systeme und die geringe Anerkennung von Qualifikation und Erfahrung bedingen schlechte Pflege. Profitmaximierendes Denken ist im Übrigen eh schwer vereinbar mit den Anforderungen einer humanen Betreuung. Hier muss nach der Pandemie nachgesteuert werden.

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