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500 Beschäftigte bilden Streik-Kette

„Tarifrebellion“ im öffentlichen Dienst

In der aktuellen Tarifrunde zwischen ver.di und den Arbeitgebern von Bund und Ländern erhöhte die Gewerkschaft am Montag noch einmal den Druck und bestreikte in mehreren Städten weite Teile des öffentlichen Sektors. In Regensburg bildeten rund 500 Angestellte eine Menschenketten über die Donau.

Mehr als 500 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes legten am Montag die Arbeit nieder. Viele nahmen an den Aktionen in der Altstadt teil. Foto:bm

Die Müllabholung findet nicht statt. Westbad und Hallenbad sind vorübergehend geschlossen. Auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt sowie das Jobcenter und weitere Stellen sind am Montag teilweise lahmgelegt. Das Bezirksklinikum (medbo) läuft lediglich im Notbetrieb. „Der Arbeitgeberseite muss immer mal wieder gezeigt werden, dass wir durchaus im Stande sind, viele Angestellte zu mobilisieren und auch größere Aktionen auf die Beine stellen können“, so Christian Dietl, Geschäftsführer der DGB-Region Oberpfalz am Montagmorgen auf der Steinernen Brücke. Dort bilden seit 9 Uhr zahlreiche Beschäftigte eine Menschenkette von Stadtamhof in die Altstadt. Ebenso auf dem Eisernen Steg und der Eisernen Brücke. Vor der am 20. und 21. Oktober stattfindenden dritten Verhandlungsrunde soll noch einmal ein deutliches Signal an die Arbeitgeberseite übermittelt werden.

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„Klatschen allein reicht nicht.“

Für die Streikaktionen der vergangenen Wochen gab es immer wieder deutlich Kritik. So hieß es etwa, dass die Beschäftigten einfach nicht genug bekämen. Auch das Streiken in der Krisenzeit wurde in zahlreichen Artikeln als unsolidarisch und völlig überzogen angeprangert. Eine Ansicht die man bei ver.di nicht nachvollziehen kann.

„Klatschen allein reicht nicht. Klatschen macht nicht satt, zahlt keine Miete und wir erwarten gutes Geld für gute Arbeit der Beschäftigten. Sollten die Arbeitgeber nicht endlich einlenken, sind wir für weitere Aktionen gerüstet“, betont Alexander Gröbner, Bezirksgeschäftsführer ver.di Oberpfalz, im Vorfeld der Streikaktion. „April: Heldinnen der Krise. Oktober: völlig überzogen.“ Mit diesem Spruch auf einem Pappkarton macht auch eine Mitarbeiterin der medbo auf der Eisernen Brücke ihrem Ärger Luft. Manche tragen T-Shirts mit dem ver.di-Motto  „Tarifrebellion”.

Für mehr Respekt und mehr Personal

„Wir halten den Laden am Laufen“ ist zudem auf einem der Transparente zu lesen. Doch dazu sei jede einzelne Person unverzichtbar und ,neben einer besseren Bezahlung, auf Dauer auch mehr Personal nötig. Nur so könne die medizinische Versorgung weiter aufrecht erhalten werden. „Es kann nicht sein, dass ständig Personallücken von Kolleginnen aus anderen Bereichen überbrückt werden müssen“, kritisiert eine Frau.

Ihr schräg gegenüber ist auf einem weiteren Transparent zu lesen: „Wir wollen wieder therapieren, statt nur Pflege kompensieren!“ Generell vermisse man den „Respekt für die geleistete Arbeit“, moniert eine Angestellte der REWAG auf der Steinernen Brücke. Dort haben sich neben Mitarbeitern der REWAG auch Beschäftigte des Marktes Lappersdorf eingefunden.

Im April noch bejubelt, nun in der Kritik. Die Angestellten medbo sehen sich weiterhin im Recht.

Für die insgesamt 2,3 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen fordert die Gewerkschaft ver.di eine Lohnerhöhung von 4,8 Prozent, mindestens jedoch 150 Euro und die Anhebung der Azubi-Vergütung um 100 Euro für den gesamten öffentlichen Dienst. Weder in der ersten Verhandlungsrunde am 1. September noch am 19. und 20. September machten die Arbeitgeber ein Angebot. Daraufhin begannen auch in der Oberpfalz Aktionen und Warnstreiks.

„Gutes Geld für gute Arbeit nützt letztlich allen”

So rief ver.di bereits vergangenen Mittwoch die Beschäftigten der medbo zu einem Warnstreik auf. Etwa 200 Angestellte bildeten damals ebenfalls eine Menschenkette vor dem Bezirkskrankenhaus. „Gerade unter den Pflegekräften ist die Enttäuschung groß. Noch im Frühjahr wurden sie mit viel Applaus bedacht. Aber heute scheint das alles bereits vergessen zu sein”, sagte Karin Wagner, Gewerkschaftssekretärin für Gesundheit und Soziales vergangene Woche.

„Dass die Arbeitgeber auch in der zweiten Verhandlungsrunde noch nicht einmal ein Angebot vorgelegt haben, empört viele. Den Pflegenotstand, den es auch schon vor Corona gab, werden wir so nicht lösen.”

Die Tarifrebellion geht am 20. und 21. Oktober in die nächste Runde. Am Montag wurde mit Maske und Abstand noch einmal ein Zeichen an die Arbeitgeberseite gesendet.

Man hoffe auch auf das Verständnis der Öffentlichkeit, so Gröbner in einer Presseerklärung. „Gutes Geld für gute Arbeit nützt letztlich auch den Bürgerinnen und Bürgern. Denn gute Qualität hat eben ihren Preis.“ Mit Blick auf die wieder steigenden Infektionszahlen achte man auf eine angemessene Durchführung der Warnstreikmaßnahmen.

„Das Wohl der Bürgerinnen und Bürger sowie von Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und nicht zuletzt der Kinder und ihrer Familien steht für uns ganz oben“, so Gröbner. Gleichwohl sei es ein legitimes Mittel zu Aktionen bis hin zu Warnstreiks aufzurufen und so die aktuellen Tarifverhandlungen zu begleiten. Nun komme es erneut auf die Gesprächspartner an, so Christian Dietl.

Kurz nach halb 10 Uhr beendet ver.di schließlich die Streikaktion. „Vergesst nicht: Heute ist kein Arbeitstag. Heute ist Streiktag“, verabschiedet schließlich die Gewerkschaftssekretärin Kathrin Birner ihre Kolleginnen und Kollegen.

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Kommentare (48)

  • xy

    |

    Haben die Leute von der Pünktchegewerkschaft wirklich nichts besseres zu tun, als uns, die wir ohnehin schon durch Corona genervt sind, mit ihren angesichts der Null-Inflation völlig überhöhten Gehaltsforderungen gegenüber den Öffentlichen Händen zu traktieren? Die sollten lieber dankbar sein, dass ihr Arbeitsplatz sicher ist und sich entspannt zurücklehnen!

  • Joachim Datko

    |

    Der öffentliche Dienst, die Privilegierten!

    Zitat: ” „Der Arbeitgeberseite muss immer mal wieder gezeigt werden, dass wir durchaus im Stande sind, viele Angestellte zu mobilisieren und auch größere Aktionen auf die Beine stellen können“, so Christian Dietl, Geschäftsführer der DGB-Region Oberpfalz […].”

    Die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst haben gegenüber den Arbeitnehmern in der Privatwirtschaft viele gravierende Vorteile.

    Auf die Schnelle im Internet gefunden, z. B. Vergleich 2013:
    Standardrente 1263 €
    Pension von Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes 2540 €

    Siehe: https://www.welt.de/politik/deutschland/article119638305/Pensionen-steigen-tatsaechlich-viel-staerker-als-Renten.html

  • beobachter

    |

    +++Haben die Leute von der Pünktchegewerkschaft wirklich nichts besseres zu tun, als uns, die wir ohnehin schon durch Corona genervt sind, mit ihren angesichts der Null-Inflation völlig überhöhten Gehaltsforderungen gegenüber den Öffentlichen Händen zu traktieren? +++ Ist schon allerhand, dass Arbeitnehmer im Rahmen einer Tarifauseinandersetzung streiken, gelle?

    ***Pension von Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes 2540 €***
    Aversionen gegen die Arbeitnehmer von Kommunen werden öfter geäußert (Neid?). Wenn Arbeitnehmer in der Automobilindustrie viele Jahre lang jährliche Sonderzahlungen erhalten, wird das nicht kritisiert.

    Zunächst nur soviel: Angestellte des ö.D. erhalten gerade k e i n e Pension, sondern eine Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung!

  • Prokrastinator

    |

    Sehr geehrter Herr Datko,
    mir ist nicht bekannt, dass Angestellte im öffentlichen Dienst heutzutage Pensionen bekommen. Beamte ja, Angestellte erhalten heutzutage genauso eine Rente wie jeder Angestellte in der Privatwirtschaft. Also sparen Sie sich Ihren populistischen Mist und recherchieren Sie lieber mal besser als “[A]uf die schnelle im Internet[…]”. Vielleicht sollte man Philosophen und Physikern beibringen, wie man richtig Informationen generiert und verifiziert.
    Und ja xy der Job im öffentlichen Dienst ist sicher, aber haben die Angestellten dort auch, wie bspw. die Mitarbeiter bei Autobauern bis zu 10000 Euro Prämie im Jahr bekommen? Oder haben Angestellte eine Vier-Tage-Woche, wie Mitarbeiter in der Automobilbranche früher hatten? Gilt das dann auch für alle Krankenpfleger*innen oder Mitarbeiter*innen bei den Entsorgungsbetrieben, Angestellte in JVAs und im Maßregelvollzug, Reinigungskräfte usw.? Völlig undifferenzierte Kommentare die nur einen widerlichen Egoismus zeigen. Natürlich gibt es im öffentlichen Dienst Teilbereiche, in denen eine Gehaltserhöhung auch aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt ist. Aber hier mit klassischen Fake News zu argumentieren ist ein absolutes Armutszeugnis. Aber Hauptsache kommentieren. Ich würde mich freuen, wenn unter anderem die Berufsgruppen, die ich oben genannt habe, mehr Geld bekommen würden. Dafür können meine Steuergelder gerne benutzt werden.

  • Joachim Datko

    |

    Zu Prokrastinator 18:54 ”
    Sehr geehrter Herr Datko,
    mir ist nicht bekannt, dass Angestellte im öffentlichen Dienst heutzutage Pensionen bekommen. Beamte ja, Angestellte erhalten heutzutage genauso eine Rente wie jeder Angestellte in der Privatwirtschaft.”

    Der Zahlen beziehen sich, wie im Kommentar angegeben, auf den verlinkten Artikel von welt.de. Da der untere Teil des Bildes scheinbar nicht zu sehen ist, hier ein neuer Versuch:

    https://img.welt.de/img/deutschland/crop119638303/3358723935-ci3x2l-w620/DWO-Rente-ha.jpg

    Unter Pension sollte jetzt zu sehen sein:
    2013/ 2540 Euro
    durchschnittliche Pension von Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes.

    2013/ 1263 Euro
    Standardrente (nach 45 Beitragsjahren alte Bundesländer)

    Das ist zumindest die Darstellung in der Grafik.

  • xy

    |

    Die unanständig hoch entlohnten Autobauer und -Zulieferer sind demnächst arbeitslos. Das ist der entscheidende Unterschied zum durchschnittlich entlohnten öffentlichen Dienst. Wer bis zum Sarg keine Risiken kennt und höchst gemütlichen Lebensstandard hat, sollte sich nicht als Proletarier gerieten.

  • Walter Herter

    |

    @prokrastinator: Danke für die klaren Worte

  • Ehemals Student

    |

    @Prokrastinator
    Danke, dem ist kaum etwas hinzuzufügen – lediglich, dass Philosophen und Physikern in der Regel sehr wohl ein ordentlicher Umgang mit Informationen beigebracht wird, die muss man da schon in Schutz nehmen. Nur wegen eines schwarzen Physiker-Schafs, das da Defizite hat, sollte nicht die ganze Zunft in Verruf geraten.

  • GSH

    |

    Warum dieses ständige Rumgehacke auf uns Zulieferer und Kunden (Autobauer)? Andere Branchen verdienen auch Geld. Ist das unanständig?
    Vielleicht sollte sich “XY” mal überlegen, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Automobilbranche auch Steuern bezahlen und einer Solidaritätsgesellschaft angehören. Und “arbeitslos” ist kein Grund zur Freude. Ausser für Neidhammel.

  • joey

    |

    daß es nicht genügend Pfleger(Innen) gibt, kommt auch aus der niedrigen Bezahlung. Da funktioniert eben der Markt und auch der Staat nicht: Schlechtleistung der Betreiber wird nicht durch Kunden oder Aufsichtsbehörden sanktioniert.

    (unpolitische) Streiks sind das gute Recht der Gewerkschaften. Streiks in der essentiellen Infrastruktur sind aber nicht schlau.

  • R.G.

    |

    @Prokrastinator
    Sehen Sie sich das Photo an,die beiden Damen grinsen wieder mal für den Photographen. Sie haben nicht mal Lust, so ernst zu tun, als ob sie sich um die Zukunft der Arbeitenden und Arbeitslosen Sorgen machten.
    Menschen aus systemerhaltenden Berufen, mit denen ich als Durchschnittsbürger persönlich zu tun hatte/habe(n werde), sind (Reihenfolge zufällig) LebensmittelverkäuferInnen!!, Zulieferdienste!!, Müllentsorger!, Angehörige medizinischer Berufe, vor allem KrankenpflegerInnen !!, Reinigungsdienste !
    Monteure und Techniker! (Gas-Wasser-Heizung)
    Der Bestatter holte an COVID verstorbene Menschen aus unserer Nachbarschaft, Schutzkleidung musste er sich im Ausland besorgen.

    Ein Rufzeichen setzte ich, wo wiederum bei der nächsten Welle fehlende Schutzkleidung zu erwarten ist, zwei Rufzeichen wo dringendst Gehalterhöhung erforderlich ist, zu unser aller Wohl.
    Sehr am Herzen liegen mir die meist jugendlichen freiwilligen HelferInnen, sie sollten längst eine Art Risikoversicherung erhalten, wenigstens für die Dauer ihres Hilfsdienstes, jedoch für den Fall einer Erkrankung mit länger währenden Leistungen.

  • Ratisboo!ner

    |

    @xy
    Sie übertragen wieder unreflektiert die Stellung von Beamten auf die durchaus kündbaren Angestellten im öffentlichen Dienst, die gerade in den unteren Entgeltgruppen überwiegen. Von den “proletarischen” Jahresverdiensten auch vor Bonus in der Automobilbranche können diese ihr Leben lang nur träumen.
    Dass die bayerische Staatsregierung die Lohnerhöhungen der Tarifabschlüsse der Beschäftigten im öffentlichen Dienst gönnerhaft auf die Beamtenbesoldung überträgt, dafür kann die Gewerkschaft nichts.

  • Charlotte

    |

    @ Prokrastinator

    Ein paar Zahlen und Fakten:

    – Stand 2019, Anfrage im Bundestag:
    Arbeiten ohne Tarifvertrag wird zum Normalfall. Während vor 20 Jahren noch mehr als zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland unter einen Branchentarifvertrag fielen, waren es im vergangenen Jahr in den westdeutschen Ländern nur mehr 51 Prozent, in den ostdeutschen lediglich 36 Prozent. 50% bzw. 65% profitieren dann nicht (!) von regelmäßigen Einkommenssteigerungen durch Tarifverhandlungen.

    – Quer durch alle Berufsgruppen liegt das Brutto-Durchschnittseinkommen in Bayern bei 32.532 Euro pro Jahr oder aber bei 2.711 Euro pro Monat, interessant wäre jetzt der Vergleich mit Einkommen im öffentlichen Dienst

    – grundsätzlich müsste sich der öffentliche Dienst mit der Dienstleistungsbranche vergleichen und nicht mit Industriebetrieben, dann sind im Vergleich die Einkommen des öffentlichen Dienstes wahrscheinlich höher bzw. angemessen! Noch nicht eingerechnet ist die quasi Unkündbarkeit. Diese führt natürlich auch zu höheren Rentenbezügen.

    – ihre zitierte Branche der Automobilindustrie ist nicht der vergleichbare Standard. Und von welcher 4 -Tage-Woche sprechen Sie? Oftmals wird in der Industrie die wöchentlich Arbeitszeit auf 4 Tage verteilt mit entsprechend längeren täglichen Arbeitszeiten.

    – selbstverständlich wird in den meisten Branchen die nächste Tarifverhandlung gering oder ganz ausfallen, denn die wirtschaftliche Situation in den meisten Brauchen ist mäßig. Und es gibt nur was zu verteilen, wenn auch etwas erwirtschaftet wird.

    – und jetzt sind wir beim Problem: es sinken die Steuereinnahmen deutlich, deshalb wäre es angemessen, auch im öffentlichen Dienst sich auf den Inflationsausgleich zu beschränken.

    – dieser lag im August 2020 bei 0,1 %, im September 2020 bei 0 %.

  • GSH

    |

    …, dass es nicht genügend Pfleger(innen) gibt hängt auch damit zusammen, dass die Wehrpflicht und der Zivildienst abgeschafft wurde. Es sind immer wieder Leute in der Pflege geblieben, die dort ihren Dienst an der Allgemeinheit geleistet haben. Auch fehlen jetzt, neben Pfleger(innen), auch Busfahrer(innen), LKW-Fahrer(innen) u.s.w.! Ohne Vernunft und Verstand, besonders ohne Zwang, wurde dieses Standbein der Gesellschaft zerstört.

  • beobachter

    |

    <<– Quer durch alle Berufsgruppen liegt das Brutto-Durchschnittseinkommen in Bayern bei 32.532 Euro pro Jahr oder aber bei 2.711 Euro pro Monat, interessant wäre jetzt der Vergleich mit Einkommen im öffentlichen Dienst<<
    Ich habe jetzt keine belastbaren Zahlen parat, bin aber davon überzeugt, dass etwa Müllwerker, Straßenreiniger, davon gibt es viele, nicht überdurchschnittlich viele verdienen. Des weiteren müssen natürlich Vor- und Ausbildung berücksichtigt werden. Es entspricht doch dem bei uns hoch gehaltenen Leistungsprinzip, dass ein Beschäftigter des ö.D. mit Abitur und Studium (z.B. ein Ingenieur oder Verwaltungssachbearbeiter der dritten Qualifizierungsebene) mehr verdient, als z.B. eine Bäckereifachverkäuferin. Ich darf darauf hinweisen, dass ein Ingenieur, der sich für den Eintritt in den ö.D. entscheidet gegenüber seinem Studienkollegen der nach dem Studium z.B. bei einem Automobilhersteller anfängt, deutlich höher entlohnt wird. Also bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen und auf Vor- und Ausbildung abstellen.

    <<– ihre zitierte Branche der Automobilindustrie ist nicht der vergleichbare Standard.<<

    klar, das würde ja auch nicht in ihre Argumentationskette passen:). Ernsthaft – es ist ja nicht nur die Automobliindustrie, die halt besonders.

    ++Noch nicht eingerechnet ist die quasi Unkündbarkeit. Diese führt natürlich auch zu höheren Rentenbezügen.++ Es ist nicht "quasi Unkündbarkeit", es sind die Beitragsmonate in einer versicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Rentenhöhen eines Angestellten im ö.D. und eines Angestellten in der Privatwirtschaft unterscheiden sich bei gleichviel Beitragsmonaten nicht.

    Privatwirtschaft und öffentlicher Dienst stehen bei Gewinnung von Berufsanfängern im Wettbewerb. In der Regel verdient man, zumindest in den ersten Jahrzehnten in der Privatwirtschaft mehr. Wenn gewollt ist, dass sich gut qualifizierte Schulabgänger trotz eines geringeres Einstiegsgehaltes für den öffentlichen Dienst entscheiden, dann muss man denen etwas bieten. Da kann ein relativ sicherer Arbeitsplatz ein Argument sein.

  • xy

    |

    Dieses ewige Geheule der Leute der Pünktchengewerkschaft ist peinlich und untergräbt jeden Rest von Sympathie. Vgl. (28.4.2016):

    Die Mär vom schlechten Lohn
    Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi begründet ihre Lohnforderung von 6 Prozent immer wieder damit, dass Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst weniger verdienen als in der Privatwirtschaft. Doch ein Vergleich zeigt: Die Bezahlung ist im Öffentlichen Dienst durchaus angemessen…
    https://www.iwkoeln.de/presse/iw-nachrichten/beitrag/oeffentlicher-dienst-die-maer-vom-schlechten-lohn-280669.html

  • Charlotte

    |

    @ beobachter

    Der Link von @xy zeigt ganz deutlich, dass die Unterschiede nicht mehr vorhanden sind.

    Auch ist es nicht richtig, dass bspw. Informatiker, Architekten, Juristen oder Verwaltungsangestellte beim Berufseinstieg im öffentlichen Dienst weniger verdienen als in der Privatwirtschaft. Ich kenne beide Welten und kann das nicht bestätigen. Wenn man nicht die Industrie, sondern Ingenieurbüros, Kanzleien und Dienstleistungsunternehmen oder kleine und mittelständische Unternehmen im Vergleich heranzieht (dort sind übrigens die meisten Arbeitsplätze zu finden und nicht in großen Industrieunternehmen), sind punktuell die Gehälter im öffentlichen Dienst sogar höher. Genau um diese Vergleiche geht es und das zieht sich durch alle Berufsgruppen und den Bereich der Beschäftigten ohne Berufsausbildung.

    Zur Rente: das meinte ich nicht. Der Unterschied liegt darin, dass ein Mitarbeiter im öffentlichen Dienst keine Unterbrechung in seiner Erwerbsbiografie hat und auch nicht die Situation, dass er arbeitslos ist oder ggf. beim Jobwechsel weniger verdient. Und ja, das ist gar nicht so selten der Fall! Das alles hat Auswirkungen in der Rentenhöhe.

    #In der Regel verdient man, zumindest in den ersten Jahrzehnten in der Privatwirtschaft mehr. #
    Kein Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft arbeitet jahrzehntelang im gleichen Unternehmen bei gleichen und immer steigenden Einkommen. Das ist nun wirklich seit Jahrzehnten Geschichte.

  • Mr. B.

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    Kommt es jetzt schon wieder zu einer Neiddebatte von Hetzern?
    Als ich mich entschlossen hatte, Beamter zu werden, sagte mein Schulfreund zu mir, dass er lieber zu BMW gehen werde, weil er für ein Beamtengehalt morgens nicht mal aufstehen würde. Mir war damals der sichere Arbeitsplatz wichtiger!
    Warum wohl nörgeln jetzt viele auf dem öffentlichen Dienst herum? Sind es diejenigen, welche nie bereit waren, für den Staat etwas einzubringen, oder diejenigen, welche bedingt durch Corona, momentan nicht ohne Ende Geld verdienen können. Die Privatisierung hat in vielen Bereichen gezeigt, dass es andere aus Geldgier nicht besser machen. Das Gegenteil war der Fall!
    Warum haben sich nicht mehr für den öffentl. Dienst entschieden, wenn man da auch “reich” werden kann? Wahrscheinlich wären sie nicht geeignet gewesen, oder sie wollten in ihrem Leben einfach mehr Geld verdienen. Also beruhigt euch wieder.

  • Charlotte

    |

    @ Mr. B.

    Ich bin weit entfernt von einer Neiddebatte. Ich erwarte aber im Gegenzug auch, dass man sich der aktuellen Lebenswirklichkeit stellt.

    Ich glaube schon, dass es erlaubt ist, in der aktuellen wirtschaftlichen Situation in Bayern und Deutschland und der nichtvorhandenen Inflation eine Erhöhung von Einkommen infrage zu stellen. Vor allem dann, wenn in den letzten 10 Jahren Einkommensunterschiede beseitigt wurden.

    Es sind ja immerhin die Steuern aller, die den öffentlichen Dienst finanzieren.

  • xy

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    Charlotte sagt zu Recht: “Es sind ja immerhin die Steuern aller, die den öffentlichen Dienst finanzieren.”

    Aber nicht nur das! Verdi läßt und nicht nur zahlen, sondern erpresst uns auch ganz gezielt damit, dass wir nicht mehr Bus fahren können, keine Kita mehr für unsere Kinder haben und uns der Müll bis zum Hals stinkt, un zwar in einer Sitution, in der nichts, aber auch gar nichts, für eine Lohnerhöhung spricht. Und dann hoffen diese Leue auch noch, dass man sich mit ihnensolidarisiert, wenn sie sich fähnchenschwingend, grinsend und hängchenhaltend auf eine Brücke stellen. Die leben schlicht und einfach in einer anderen Welt, als der unseren, die die schlimmste Katastrophe seit 70 Jahren erlebt, aber Verdi will sich daran laben.

  • beobachter

    |

    +++Wenn man nicht die Industrie, sondern Ingenieurbüros, Kanzleien und Dienstleistungsunternehmen oder kleine und mittelständische Unternehmen im Vergleich heranzieht+++

    d.h., wenn man mit Gewalt zum gewünschen Ergebnis kommen möchte…..:). Noch deutlicher wäre, wenn man als Vergleichsobjekt nur die Unternehmen auswählen würde, die am schlechtesten zahlen:)

    +++Es sind ja immerhin die Steuern aller, die den öffentlichen Dienst finanzieren.+++
    Ja, einschließlich der Steuern die von den Beschäftigten des ö.D. gezahlt werden.

  • beobachter

    |

    @charlotte

    @Charlotte
    ***interessant wäre jetzt der Vergleich mit Einkommen im öffentlichen Dienst ***

    Laut einer Grafik aus der Zeit Nr. 43 vom 15.10.2020 Seite 23 erzielen Müllwerker ein Tarifgehalt (Einstiegsgehalt) von unter 2.000.-€ brutto.
    Wahr ist, dass andere Berufsgruppen, etwa Lehrer, Richter oder Ärzte, ein höheres Gehalt beziehen. Die Höhe eines Arbeitseinkommens hat auch etwas mit Qualifikation zu tun.

  • joey

    |

    @GSH
    Wehrdienst und Zivi war nichts weiter als ein Zwangspraktikum nur für Männer. Die Dienstpflicht ist der neue dumme Ansatz. Ungelernte gibts günstig auf der ganzen Welt und wir haben schon Millionen davon hier… so die üblichen Paketfahrer unserer Zeit. Wenn man Leistungswillige belohnt, kann man denen eine Ausbildung stipendieren.

  • xy

    |

    @beobachter, das ist nicht richtig! Nach der (von Verdi stammenden!) Grafik in der Zeit verdient ein Müllwerker anfänglich deutlich über 2.000,00 nämlich ca. 2.200 EUR mtl. und am Ende seines Berufslebens ca. 2.900 EUR mtl., wobei nach dieser ZEIT-Grafik das Durchschnittseinkommen aller Arbeitnehmer bei ca. 4.000 EUR liegt, aber 2/3 aller Arbeitnehmer unter diesem Betrag verdienen. Unser ungelernter Müllwerker ist also einer von 2/3 aller AN und vergleichsweise mit 55 % bis 73 % des Durchschnittseinkommens aller AN durchaus nicht schlecht bedient und verdient ca. 3,50 EUR/h mehr, als der Mindestlohn verlangt, vgl: https://share-your-photo.com/img/985e624589.jpg

  • GSH

    |

    @joey: Da liegen Sie völlig falsch und völlig daneben. Der Dienst an der Allgemeinheit hat im zivilen Bereich nix mit Zwangspraktikum zu tun gehabt. Möchten Sie sagen, dass ein Paketfahrer nicht leistungswillig ist? Oder, besser gesagt, der Paketfahrer ein ungelernter Leistungsverweigerer ist?
    Na dann…

  • Alfons

    |

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164698/umfrage/ausgaben-der-kommunen-im-1-halbjahr-2010-und-2009/ In dieser Statistik kann man erkennen, dass die Personalkosten der Kommunen sich über Jahre hinweg bei 25 % bewegen. Wenn nun die Personalkosten als 100 % herangenommen werden und sich die Kosten um 4 % erhöhen bedeutet das eine Erhöhung von 1 % auf die Gesamtausgaben einer Komunne gerechnet.
    Was haben wir nicht alles gerettet und was leisten wir uns alles, die Banken, die Ausgaben für humanitäre Zwecke, Militärausgaben rauf, hier geht es ebenso um Milliardenbeträge und nun diskutieren ernsthaft Menschen über das Recht auf Lohnerhöhung eines Teils der Bevölkerung die mit ihrem mehr Geld wiederrum direkt und indirekt Steuern zahlen.
    Zudem dieses argumentieren mit Durschnittswerten, ist doch eben so langweilig wie den Durschnittslohn oder das Durschnittsvermögen der Deutschen zu erheben. Vielmehr ist interessant wieviel verdienen die oberen 10 %, die obere Hälfte und der Rest und was bleibt dann übrig. Diese Verteilung gibt es auch bei den Beschäftigungsverhältnissen des ÖD. Die Häuptlinge erhöhen den Durschnittsverdienst. Es gibt ungelernte, ausgebildete und Studierte die in Kommunen arbeiten. Ich kann doch nicht alles in einen Topf werfen bzw. wenn ich es tue, davon ausgehen, dass dann ne vernünftige Zahl rauskommt.
    Also um was geht es den Gewerkschaftsbashern den eigentlich?

  • beobachter

    |

    @xy
    ***verdient ein Müllwerker anfänglich deutlich über 2.000,00 nämlich ca. 2.200 EUR mtl. ***
    Deine Feststellung trifft zu, ich hab mich da verschaut.

    Mir ging es um den Beitrag von Charlotte, die unter Hinweis darauf, dass das Durchschnittseinkommen in Bayern 2,711 € beträgt, einen Vergleich mit dem Einkommen im ö.D. anstellen wollte:
    <<<liegt das Brutto-Durchschnittseinkommen in Bayern bei 32.532 Euro pro Jahr oder aber bei 2.711 Euro pro Monat, interessant wäre jetzt der Vergleich mit Einkommen im öffentlichen Dienst<<

    In diesem Zusammenhang ist es nicht uninteressant, dass das Einstiegsgehalt eines Müllwerkers 2.200 @ beträgt. Sein Endgehalt ist nur unwesentlich höher. Vergleichbares gilt u.a. auch für Straßenreiniger etc. Auch Berufsanfänger in der Verwaltung haben ein ähnliches Einkommen.

  • Giovanni Bavarese

    |

    @GSH: Ich empfand meinen Zivildienst sehr wohl als Zwang. Denn das war er, er war nicht freiwillig mit Gittern an den Fenstern in Spiegelau.

    An alle Aufgebrachtesen, die etwas an den Streikenden auszusetzen haben: zwei Vorschläge:
    Verbieten wir ihnen das Streiken doch indem wir sie verbeamten? Wär das nichts?
    Oder nehmen wir ihnen das Streikrecht durch Verfassungsänderung! Wo kommen wir denn hin, wenn Angestellte Forderungen stellen?!

  • Prokrastinator

    |

    @Datko: Sie habens immer noch nicht kapiert. Ihre Quelle kann ich sehr gut selber lesen. Das bedeutet deswegen aber nicht, dass dies alles stimmt, was da steht und von Ihnen als die Wahrheit angesehen wird. Aber das kommt dabei raus, wenn Menschen nicht mit der Informationsflut im Internet umgehen können. Es reicht nicht nur immer eine Quelle, die mir gerade passt um Wahrheiten zu kreieren und Stimmung zu machen.
    @Charlotte: Ihre “Argumente” und “Fakten” sind auch nur wieder billiger Populismus. Wenn also 65% keine Tarifbindung haben, dürfen die übrigen 35% auch keine Tarifverhandlung führen, weil das ja unfair ist? Warum muss man den ÖD mit dem Dienstleistungssektor vergleichen? Darf ich jetzt eine gelernte Krankenschwester/-pfleger mit einer Studentin im Gastrogewerbe vergleichen, damit Sie sagen können, Menschen im ÖD verdienen zu viel? Eine quasi Unkündbarkeit führt zu höheren Renten? Ich hoffe, dass alle Angestellten im ÖD sich diese Weisheit merken und dies dann auch geltend machen und Sie dann auch als Quelle angeben. Übrigens sind in den meisten Branchen Menschen ab 15 Jahren Betriebszugehörigkeit “quasi unkündbar”. Sie können hier kommentieren, also werden Sie auch google nutzen können um nach 28,8 h Woche in der Automobilbranche zu suchen. Kleiner Tipp im vorangegangenen Satz verstecken sich Suchbegriffe. Diesen Menschen ihre Lohnerhöhung nicht gönnen sich aber bei jeder Gelegenheit über die Lautstärke in der Nacht in der Innenstadt beschweren. Die meisten Berufe, um deren Löhne es geht, können sich keine Wohnung in der Innenstadt mit Familie leisten.
    Ich hoffe, sie erkennen meine Polemik der Ihren als ebenbürtig an.

  • Charlotte

    |

    @ Beobachter

    Vielleicht habe ich mich unpräzise ausgedrückt: der Durchschnittswert der Einkommen quer durch alle Berufsgruppen in Bayern sollte verdeutlichen, dass der Betrag gar nicht so hoch ist wie vielfach angenommen. Natürlich muss der Vergleich dann über die Qualifikation erfolgen.

    Aber dann machen wir einen Vergleich einfach mal:

    Bleiben wir beim Beispiel Müllwerker: er verdient zwischen 2.200 und 2.900 mit ein paar Jahren Berufserfahrung ohne Ausbildung. Ein Facharbeiter mit dreijähriger Ausbildung in der Elektroindustrie verdient zum Einstieg ca. 2.500 Euro, mit ein paar Berufsjahren ca. 3.200. Ungelernte Beschäftigte entsprechend weniger.

    Ein Architekt im Planungsbüro mit Max. 3 Jahren Berufserfahrung und Master im Schnitt: 3.100, im öffentlichen Dienst 3.800.

    Eine Kauffrau für Büromanagement verdient ebenfalls 2.200 Euro, mit ein paar Jahren Berufserfahrung rund 2.800.

    Natürlich gibt es meist keine regelmäßigen jährlichen Sonderzahlungen oder eine ergänzende Altersversorgung oder hohe Zuschüsse zum Krankengeld und auch keinen Kündigungsschutz.

  • beobachter

    |

    ++Natürlich gibt es meist keine regelmäßigen jährlichen Sonderzahlungen++

    Charlotte, der öffentliche Dienst konkurriert hinsichtlich der Gewinnung von Nachwuchskräften mit der Privatwirtschaft. Bei der Entscheidung, bei welchem Arbeitgeber man anheuern soll, spielt die Höhe des zu erzielenden Einkommens die wichtigste Rolle. Schon aus diesem Grunde muss ein mit der Privatwirtschaft vergleichbarer Arbeitslohn gezahlt werden. Ich gehe davon aus, dass insoweit Einvernehmen besteht.

  • xy

    |

    Auch im ÖD gibt es auch Sonderzahlungen, z. B. für Sparkassenmitarbeiter, Kindergartenpersonal etc., vgl. https://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/zulage-fuer-kita-personal-ist-zulaessig-21179-art1853055.html. Auch im ÖD gibt es ergänzende betriebliche Altersversorgung, vgl. https://www.vbl.de/de/die_vbl/presse/pressemitteilungen/vbl-informiert-arbeitgeber-aus-dem-%C3%B6ffentlichen-di_ea6m23pb.html. Die praktische Unkündbarkeit ist ein entscheidendes Kriterium, das eine im Einzelfall ggf. etwas zurückhaltendere Entlohnung rechtfertigt. Im übrigen wird der ÖD im Verhältnis ähnlich wie der durchschnittlichen AN in der Privatwirtschaft bezahlt. Alles andere sind böswillige Gewerkschaftsmärchen.

  • Robert

    |

    Vielleicht sollte man bei all dieser Vergleiche auch folgende Punkte mit Bedenken wenn man schon einen “schuldigen” in der momentanen Misere sucht.

    1. Die Gewerkschaften wollten überhaupt keine Tarifrunde 2020. Ein Vorschlag zur Aussetzung/Verlängerung um ein Jahr, mit einer geringen Einmalzahlung, wurde seitens der Arbeitgeberverbände kategorisch und absolut Mehrheitlich abgelehnt. Hätten die Arbeitgeberverbände hier zugestimmt würde es keinen einzigen Streik geben.

    2. Die Arbeitgeberverbände hätten, nachdem der Tarifvertrag Ihrerseits ja nicht verlängert werden sollte, bereits in der ersten oder aber spätestens zur 2ten Tarifrunde ein Angebot vorlegen können/müssen. Auch hier wird seitens der AG wie in jeder Tarifrunde auf Zeit gespielt und darauf gehofft das die Bürger sich gegen die Beschäftigten stellen.

    3. Das nun vorliegende Angebot könnte man im Zuge der Inflation und der gegebenen Umstände durchaus als ein solches bezeichnen. Jedoch sollte auch hier der gesamte Text in den Vordergrund gebracht werden. Die Arbeitgeber geben nicht nur sondern fordern im gleichen Zug eine Umschichtung des LOB und was noch eklatanter ist eine Öffnung des Arbeitsvorgangs. Wer sich unter beiden Begriffen kein Bild machen kann, sollte sich auch hierüber erstmal informieren bevor er auf die Gewerkschaften und die damit unterstützten Beschäftigten “schießt”. Unterm Strich wäre das, was der kommunale Arbeitgeberverband momentan anbietet nämlich auf die 36 Monate ein Minus für die Beschäftigten da die Verschlechterungen im LOB und des Arbeitsvorgangs die ach so tollen 3,5% niemals auffangen würden.

    Fazit:
    Der kommunale Arbeitgeberverband hat wissentlich eine Eskalation hervorgerufen obwohl es alternativen gegeben hätte. Das sich die Beschäftigten im öffentlichen Dienst nun nicht mit einem Minus nach Hause schicken lassen, sollte jedem klar sein. By the way…. Da es ja so sichere Arbeitsplätze sind, welche auch noch gut oder sehr gut bezahlt werden, kann ich jeden nur dazu aufmuntern sich beim öffentlich Dienst zu bewerben. Der Durchschnittslohn der hier des öfteren angepriesen wurde wird allerdings erst in EG 7 mit 2635€ Brutto annähernd erreicht. Die hier auch oft genannten Berufszweige liegen nicht in dieser Eingruppierung. Auch ist es so, dass die Gewerkschaft nur für Ihre Mitglieder verhandelt. Das der öffentliche Dienst diese Ergebnisse ALLEN “vergönnt” ist nicht das Problem von ver.di.

    Beschweren gerne….. aber dann doch bitte bei denen die diesen Mist (Streik in Corona Zeiten) verbockt haben.

  • xy

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    @Robert, das verstehe ich nicht. Ich verstehe aber, dass Verdi ausser völlig inhaltsleerem Geschwurbel von “Respekt”, “respektlos” und “mangelnde Wertschätzung” zur Begründung der Forderungen überhaupt nichts einfällt, was ganz klar macht, dass Verdi nur an völlig unbegründeten coronawidrigem Kassemachen gelegen ist. Wenn die früheren Begründungen wie Inflationsausgleich und Gehaltsabstand zur Privatwirtschaft nicht mehr greifen, muss es eben Etikettenschwindel und leeres Geschwurbel richten. Irgendjemand wird es schon fressen und daran glauben…

  • beobachter

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    +++Wie erkennt man denn unanständig hoch entlohnte Autobauer?+++

    Das wäre überhaupt der Königsweg. In Boomzeiten die hohen Löhne nebst üppigen Sonderzahlungen der Automobilhersteller und wenn es mal nicht so gut läuft, schnell wechseln in den ö.D.:)

  • beobachter

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    ++Was Verdi treibt, ist zu verurteilen. Nötigung und Erpressung sind gelegentlich auch Straftaten.++

    Ja, Nötigung und Erpressung sind Straftaten. Allerdings hat eine Auseinandersetzung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern nichts mit den genannten Straftaten zu tun.

  • Mr. B.

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    Liebe Forumsteilnehmer, ich habe größten Respekt vor unseren Müllwerkern!
    Täglich kümmern sie sich um unseren Dreck und Gestank in der Tonne.

    Sie sollten noch mehr verdienen!!!!!!

    Und jetzt noch was anderes. Tarifverhandlungen im ö. D. sind nicht gesetzeswidrig, sondern legal!
    Viele Arbeitgeber, welche ihre “Knechte” zu jeder Tages- und Nachtzeit und an Feiertagen einsetzen wollen, sind natürlich schon lange gegen Gewerkschaften und Tarifverhandlungen.

    Ist euch eigentlich bewusst, welche Beiträge z. B. Müllwerker und oder Krankenschwestern/ Altenpfleger für dieses Land,, die Gesellschaft leisten.
    Ich finde es einfach unanständig, auch in Corona-Zeiten, ihnen ihre Verhandlungen madig zu machen.
    Hat sich irgendjemand jemals aufgeregt, als die Bankenkrise vor der Türe stand und der Steuerzahler mit Milliarden zur Rettung einspringen musste. Diese Herren hatten das viel-viel-viel-fache der o. g. Personengruppen an Einkommen, einschließlich der mächtigen Bonuszahlungen noch vor der Krise in der Krise und auch nach der Krise.
    Danach durften sie laut vielen TV-Berichten noch schlimmer weiterzocken als vor der Krise!
    Abschließend würde mich interessieren, welcher Berufsgruppe “Charlotte” angehört?
    Der Beruf von Herrn Herzig ist ja bekannt!

    Also, bitte drescht nicht immer auf die “Kleinen” im Land ein, denn dadurch wird oftmals auch verschwiegen, wer die große “Kohle” einhamst und dies ab und zu auch noch steuerfrei!!!!!!

    Noch ein Wort zu Studierten. Viele, immer mehr als je zuvor, wollten ein Studium hinter sich bringen und doch auch mal richtig viel Geld verdienen. Doch auch hier waren es wahrscheinlich viel zu viele und die Betriebe hatten daher eine größere Auswahl an Personal und konnten damit auch bei den Studierten die Löhne drücken.
    So hat es mir z. B. ein Betroffener erzählt.

  • Charlotte

    |

    @ Prokrastinator

    Warum so aggressiv? Sie lassen mir keine Wahl – hierzu muss ich nochmals antworten:

    – Ich habe nie behauptet, dass keine Tarifverhandlungen geführt werden sollen, obwohl die Mehrheit der Beschäftigten nicht in den Genuss jährlicher Einkommenssteigerungen dadurch kommen. Wohl aber ist es ein Hinweis, dass der ÖD die Einkommensdifferenzen überwiegend ausgeglichen hat.

    – es ist einfach Unsinn, den ÖD ständig mit den industriell arbeitenden Automobilkonzernen zu vergleichen. Der ÖD arbeitet überwiegend für den Bürger und ist deshalb Dienstleister. Die allerwenigsten Beschäftigten des ÖD finden in Industrieunternehmen oder bei Automobilkonzernen einen passenden Job.

    – natürlich kann man eine gelernte Krankenschwester/-pfleger nicht mit einer Studentin im Gastrogewerbe vergleichen. Vergleichbar sind Jobs für diese Berufsgruppe bei privaten oder kirchlichen Trägern oder beispielsweise in Arztpraxen. Hier zahlt der öffentliche Dienst fast immer besser.

    – Rente: Jeder, der wegen Unkündbarkeit durchgängig beschäftigt ist, hat selbstverständlich später eine höhere Rente (keine Arbeitslosigkeit, keine Lücken durch fehlendes Einkommen und keine geringeren Einkommen in neuen Jobs, die selbstverständlich dann die spätere Rente mindern.) Freuen sie sich doch darüber, dass sie unkündbar sind!

    – Bitte nennen Sie mir ein Unternehmen oder eine Branche, wo Mitarbeiter unkündbar sind. Im Moment verlieren Hunderttausende ihren Job wegen Corona, einfach so, meist mit einer Kündigungsfrist von 4 Wochen. Und fragen Sie die 50 oder 65% der Beschäftigten, die keine Tarifbindung haben. Und selbst in der Industrie gibt es niemanden, der nicht gekündigt werden kann (außer Schwerbehinderte ggf.).

    – die 28,8 h Woche gab und gibt es nur bei VW mit keinem Standort in Bayern. Diese wurde in einer Wirtschaftskrise eingeführt mit einem Lohnabschlag! Da die Lohnkosten jetzt in der Krise um 20 % zu hoch sind, wird Personal abgebaut und gekündigt.

    – ich gönne grundsätzlich jedem Menschen eine Lohnerhöhung, sie muss aber erwirtschaftet werden. Das ist momentan schwierig bei sinkenden Steuereinnahmen und bei nahezu 0% Inflation und vergleichbaren Gehältern schwer zu vermitteln, wenn Hunderttausende ihren Job verlieren. Und dann noch in der Corona Krise zu streiken, das ist schon eine Nummer.

    Die Mieten sind ein Problem, völlig richtig – aber auch das gilt für alle, die durchschnittlich verdienen oder schlimmer, jetzt ihren Job verlieren und arbeitslos werden.

    Und jetzt zugegebenermaßen ein provokanter Kommentar grundsätzlich : wenn alles außerhalb des ÖD so viel besser ist, könnte ja jeder auch in die Privatwirtschaft wechseln.

  • Edeltraud

    |

    >Täglich kümmern sie sich um unseren Dreck und Gestank in der Tonne.<
    Ich habe keine Ahnung was sie in die Mülltonne werfen, aber unsere Tonne hat noch nie gestunken. Es gibt viele Möglichkeiten (Reinigen, Tüten …) dies zu verhindern.
    Trotzdem bin ich für entsprechende Tariferhöhung.

  • Lotte

    |

    Es herrscht aktuell akuter Lehrermangel, Teamleher werden gesucht … Bewerben Sie sich und werden Sie Teil dieses ach so überbezahlten Berufs. Gerade für die kluge Charlotte wäre das eine gute Alternative. Sicherer Job, überragende Bezahlung, wenig Stress. Verstehe gar nicht weshalb so viele Stellen unbesetzt sind bei diesen überzeugenden Argumenten!

  • Charlotte

    |

    Sehr geehrte Lotte,
    Vielen Dank, aber ich bin glücklich mit meinem Job. Und sie werden es nicht glauben, aber es möchten eben nicht alle Lehrer werden, trotz Beamtenverhältnis und wirklich hervorragender Bezahlung im Vergleich zu vergleichbaren Hochschulabsolventen. Und seien Sie froh, dass es auch Menschen gibt, die reflektiert feststellen, dass ihre Talente in anderen Bereichen liegen. Es gibt übrigens auch extremen Personalmangel bei Softwareentwicklern, Informatikern und Elektroingenieuren, weil eben trotz hervorragender Jobangebote die wenigsten das studieren wollen und auch kein Talent dazu haben. die Stellen bleiben auch einfach unbesetzt und das restliche Team fängt das erstmal auf mit Mehrarbeit.

  • Giovanni Bavarese

    |

    Es ist eine Frechheit, wie hier in den Kommentaren von einigen Beamtentum und öffentlicher Dienst durcheinandergebracht werden. Der Richter Günther Herz suggeriert dass das Grundrecht Streik Erpressung sein könnte und strafbar. Das sagt viel über seinen Charakter aus… Immer mit dem Knüppel drauf!

    Öffentlicher Dienst bekommt viel weniger im Alter als Beamte! Beamte bekommen Pension, dürfen nicht streiken und sind unkündbar. Bringt ihr das mit Absicht durcheinander – ist es also Böswilligkeit oder Dummheit?

    Gleichzeitig sind machen ÖD-Stellen eben von der Bezahlung her für junge Leute nicht attraktiv:
    “Aufgrund meiner jetzigen Funktion bin ich regelmäßig bei Vorstellungsgesprächen mit dabei und weiß aus diesen, dass private Unternehmen Informatikern, die frisch von der Hochschule kommen, bis zu 1.500 Euro monatlich mehr bieten, als wir das können”
    (Aussage Personaler ÖD Quelle: https://www.golem.de/news/it-jobs-der-amtsschimmel-wiehert-jetzt-agil-1909-143579-3.html

    Öffentlicher Dienst und Unkündbarkeit, dass ich nicht lache! Charlotte, warum bringst du das zusammen? Das stimmt nicht und verhöhnt die befristet angestellten im ÖD!

    Gerade im öffentlichen Dienst gibt es befristete Arbeitsverträge en masse. Siehe Universitätsangestellte.
    Teamlehrkräfte wurden angesprochen: Die bekommen eine Befristung von 3-12 Monaten! Ich kenne jemanden, der würde gerne Teamlehrkraft für einige Zeit sein und aber auch eine Familie gründen. Aber eben genau wegen der Befristung im ÖD wäre es keine gute Idee, Kinder in die Welt zu setzen, da dann garantiert die Arbeitslosigkeit kommt.
    Dabei ist die Bezahlung eben teilweise wirklich schlecht, siehe Pflegeberufe, siehe meinen Link oben.

  • Mr. B.

    |

    Liebe Charlotte, dass viele ihren Job verlieren, liegt nicht ausschließlich an Corona. Große Unternehmen, wie z. B. d. Automobilindustrie benutzen Corona mit. Sie hätten die nächsten Jahre aufgrund von Fehl-/ Missmanagement sowie Arbeitsstellen abgebaut. Das hatten sie auch schon vor Corona getan. Nur wurde hierzu nicht so oft berichtet!!!!

  • GSH

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    Bitte nicht vergessen, dass in der Automobilindustrie ab dem Jahr 2010 über den Kapazitäten der Märkte produziert wurde. Es wurden enorm viele Stellen aufgebaut, die jetzt wieder abgebaut werden.

    Auch das ist ein wirtschaftlicher Zyklus und völlig normal. Bezeichnet man jetzt den Abbau der Arbeitsplätze als Fehl-/Mussmanagment, dann muss man den Aufbau der Arbeitsplätze auch so benennen.

    Was hat man sich die letzten Jahre als Boomregion selbst beweihräuchert…

  • Charlotte

    |

    @ Mr. B.
    Entschuldigen Sie bitte die Ungenauigkeit. Sie haben Recht. Nicht nur Corona führt zum Jobabbau. Das reicht von Automatisierung, Digitalisierung, Wirtschaftskrisen, Technologiewechsel bis hin zu Unternehmensübernahmen und natürlich auch Fehl-/ Missmanagement. Und das ist ja genau ein Pfund, das in die Berechnung von Einkommen im öffentlichen Dienst berücksichtigt werden muss. Der Kreis schließt sich ;-)
    .

  • Lotte

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    Liebe Charlotte, es freut mich, dass sie erkannt haben, dass ihre Talente nicht im Umgang mit Menschen liegen. Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass vergleichbar ausgebildete Hochschulabsolventen ( Staatsexamen=Master) nach einiger Zeit deutlich mehr verdienen. Aber das tut nichts zur Sache. Gerne lese ich ihre neidzerfressen, populistischen Halbwahrheiten wenn es ihnen damit durch die Krise hilft und ihr Leben maßgeblich verbessert. Bitte erwarten sie außer Mitleid keine inhaltliche Ausseinandersetzung mit ihren Ausformulierungen. Dafür sind diese zu undifferenziert und in großen Teilen einfach unwahr! Ein schönes Wochenende!

  • Charlotte

    |

    @ Giovanni Bavarese

    Ich weiß nicht, wie der freigestellte Personalrat darauf kommt, dass Informatiker in der Privatwirtschaft beim Berufseinstieg 1.500 Euro mehr erhalten. Das wird bezahlt:

    – Die bayerische Elektroindustrie – sicher einer der besten Tarifverträge – zahlt einem Informatiker oder Ingenieur mit 3 Jahren Berufserfahrung rund 4.200 Euro.

    – Im Schnitt liegt das ungefähre Einstiegsgehalt für Informatiker in Deutschland 2020 bei ca.3.650 Euro brutto.

    – Lt. Ihrer Quelle verdienen Einsteiger im ÖD in NRW und nehmen wir mal an, es ist dann auch in Bayern so, 3.800 Euro.

    Noch ein Hinweis: in 2020 sind in Deutschland aufgrund der Krisen bis jetzt die Einkommen um 4 % gesunken.

  • Charlotte

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    @Lotte
    Oh je, da agiert jemand genau so, was er anderen vorwirft, angeblich zu sein. Schade, dass sie keine sachliche Diskussion führen möchten und scheinbar Argumente fehlen.

    Beispiel eines Juristen beim Berufseinstieg. Der Unterschied zwischen Lehrern im Öffentlichen Dienst und an Privatschulen ist größer:

    A13: netto zwischen 3.800 und 4.200
    Jurist in der Privatwirtschaft: netto zwischen 3.600 – 4.000

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drin