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Widersprüche zu AstraZeneca

Verwirrung um Impfaufrufe

Jeder, der sich mit AstraZeneca impfen lassen will und zu einer Prioritätsgruppe gehört, kann sich im Impfzentrum einen Termin geben lassen. Diese Information wird aktuell wieder über mehrere große Mailverteiler verbreitet. Während die Stadt dies offiziell dementiert, bestätigen Mitarbeiter an der Hotline diese pragmatische Vorgehensweise und erläutern den Hintergrund.

Das Regensburger Impfzentrum am Dultplatz. Foto: om

„Hallo zusammen, alle, die in Regensburg wohnen und sich mit AstraZeneca impfen lassen wollen, können sich unter der folgenden Telefonnummer einen Impftermin geben lassen. Dies dürft ihr an alle Mitglieder weitergeben.“

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Solche E-Mails wie diese – vor kurzem verschickt von der Geschäftsführung eines großen Regensburger Sportvereins über dessen Mitgliederverteiler – kursieren seit Anfang April in verschiedenen Varianten in Regensburg. Verwiesen wird darin auf die Hotline des Regensburger Impfzentrums. Kann sich tatsächlich jeder, der will, mit AstraZeneca impfen lassen? Oder nur Mitglieder der Vereine und Organisationen, über die solche Mails verschickt werden?

Priorisierung seit 19. April aufgehoben

Klar ist: Seit Berichten über seltene, aber doch schwerwiegende Nebenwirkungen, die dieser Corona-Impfstoff mit sich bringen kann, wird er nur noch für die Personengruppe über 60 Jahre empfohlen. Und in der Bevölkerung gibt es eine gewisse Skepsis. Mitte April hat die Bayerische Staatsregierung als Konsequenz aus alledem die strenge Impfreihenfolge, die für andere Wirkstoffe gilt, bei AstraZeneca aufgehoben.

„Die Priorisierung bei AstraZeneca ist ab sofort aufgehoben, der Impfstoff kann in den Arztpraxen auch Personen unter 60 Jahren angeboten werden“, ließ Gesundheitsminister Klaus Holetschek in einer entsprechenden Pressemitteilung verlauten. Seit dem 19. April werde AstraZeneca für Erstimpfungen in Bayern nur in Haus- und Facharztpraxen verimpft, heißt es weiter. Und in Impfzentren?

Stadt: Es gab keinen Aufruf

Nachfrage bei der Stadt Regensburg. Es habe keinen Aufruf oder eine irgendwie geartete Mail an (Sport-)Vereine von Seiten des Impfzentrums der Stadt gegeben, teilt uns die dortige Pressestelle mit. Auch AstraZeneca werde entsprechend der Priorisierung verimpft.

Anfragen unserer Redaktion bei Vereinen, über die der Aufruf verschickt wurde, bleiben unbeantwortet.

Hotline: Aufruf war pragmatische Lösung

Anruf bei der Hotline des Impfzentrums. Man habe eine solche Mail bekommen. Wie sieht es denn mit einem Impftermin aus? „Wenn Sie zur Prioritätsgruppe 2 oder 3 gehören, können wir gleich für die nächsten Tage einen Termin vereinbaren.“ Gilt das nur für Vereinsmitglieder? Warum kam die Info über diesen Verteiler? Nein, sagt die freundliche Dame am Telefon. Jeder innerhalb dieser Prioritätsgruppen könne sich melden. Aus Datenschutzgründen habe man aber keine größeren Mailverteiler. Deshalb habe man sich an Vereine gewandt, um diese Information möglichst schnell zu verbreiten.

Nochmalige Rückfrage bei der Stadt. Wir schildern das Telefonat. Die Pressesprecherin fragt erneut beim Impfzentrum nach. „Dazu ist nichts bekannt“, heißt es wenig später. Man habe keine Infos gezielt an Vereine oder dergleichen verschickt. „Impfwillige Personen werden bei Bedarf, unter Berücksichtigung der Priorität, abtelefoniert.“

Derweil kommt wenig später ein Rückruf aus dem Impfzentrum. Ob man den Termin nun wolle oder nicht. Es sei wirklich kein Problem.

Kuriose Kommunikation

Das kuriose Kommunikationsverhalten erinnert an verschiedene Berichte vom zurückliegenden Osterwochenende. Damals kursierten entsprechende Aufrufe für Impftermine mit AstraZeneca vor allem in Chats und Verteilern aus dem politischen Umfeld, die sich immer weiter verbreiten. Die Informationslage blieb bis zuletzt widersprüchlich.

In anderen Städten, beispielsweise Amberg, wurden stattdessen eigene Eingabemasken für Personen, die sich mit AstraZeneca impfen lassen wollten, geschaltet, um eine Überlastung der Hotline zu vermeiden. Solche Sonderimpfaktionen hatte man dort zuvor transparent nach außen kommuniziert und Termine unkompliziert per Online-Tool vergeben.

Aktuell (Stand 5. Mai) haben in der Stadt Regensburg gut 47.000 Menschen (31,5 Prozent) ihre Erst- und rund 11.000 (7,2) ihre Zweitimpfung erhalten (Quelle). Mit dieser Quote liegt man in etwa im bayerischen Schnitt.

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Kommentare (7)

  • wollwirker

    |

    Na, da bin ich mal gespannt, wann ich (63, seit Febr. registriert) “abtelefoniert ” werde.
    Inzwischen bin ich in der Familie der Älteste, aber der einzige noch nicht Geimpfte.
    Die Impfstatistik der Stadt zeigt, dass mehr unter- als über 60jährige geimpft wurden.
    Das Alter ist also in der Praxis kein Priorisierungsgrund. Penetrantes Anrufen oder
    fadenscheinige Atteste bringen offenbar Vorteile.
    Aber egal, Hauptsache es wird flott geimpft.

  • KW

    |

    @wollwirker
    Ich habe es noch etwas hin bis 63 und bin ohne Prio, habe mich aber Anfang April per email bei meinem Hausarzt auf die Warteliste setzen lassen, mit dem Hinweis dass ich sehr gerne auch das zu Unrecht verufene AZ nehme.
    Zwei Wochen später kam Abends ein Anruf des Hausarztes ob ich nicht für einen kurzfristig abgesagten Termin einspringen möchte. Somit habe ich jetzt meine Grundimmunisierung ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Beim Impfzentrum habe ich meine Registrierung danach natürlich wieder gelöscht.

  • Tom

    |

    Anruf vorletzte Woche beim Hausarzt, am nächsten Tag bekam ich einen Rückruf und einen Impftermin. Der war vorgestern. AZ ist doch überall reichlich vorhanden.

    Seit gestern liege ich nun flach und kann mich kaum noch rühren, aber das ist ein anderes Thema.

  • peter sturm

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    niemand ist in der lage bei diesem thema so viel verwirrung zu stiften wie die spitze der stadt regensburg.
    ich weiß aus der zeitung, dass man, ganz oben im hohen hause, schuhe kaufen für “systemrelevant” hält. wann aber prio 3 normal im impfzentrum geimpft wird erfährt man einfach nicht.
    es wäre schön, von k o m p e t e n t e r seite mal aufklärung zu erfahren.

  • Piedro

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    Jeder blamiert sie so gut er kann, sagt meine Mama immer. Ob die schon aus Gewohnheit lügen? Oder meinen sie immer dementieren zu müssen, wenn jemand anfragt, speziell dieser Aigner? Man könnte ja auch sagen: ist mir gerade nicht bekannt, ich erkundige mich mal und melde mich wieder. Aber das wäre wohl zu dingslich, äh… wie sagt man das in für die Verwaltung verständlichen Worten? Bürgerfreundlich müssten sie nachschlagen, pragmatisch heißt für die was anderes… Ehrlich… besser nicht. Einfach passt auch nicht, lügen ist einfacher… Passe.

  • Thomas

    |

    Keine Ahnung, was genau die Hintergründe sind, aber in Ingolstadt kann man sehr einfach AstraZeneca bekommen. Sogar für jemand, der dort “nur” arbeitet.
    https://www.ingolstadt.de/Rathaus/Aktuelles/Coronavirus/impfen/index.php?La=1&object=tx,2789.19643.1&kat=&kuo=2&sub=0
    (sorry, wenn der Link nicht geht, aber ist bei den Aktuellen Meldungen “Weitere Sondertermine AstraZeneca ab Donnerstag”.

    Es sind sogar noch Termine frei und letzte Woche nach Freischaltung gabs keinerlei Serverprobleme…

  • Mr. B.

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    ….ja gut, dass “der Aigner” immer über alles nachfragt!

    Zuvor war man vermutlich nur auf schöne und passende Fragen eingestellt?
    Die Gewohnheit wird’s vielleicht gewesen sein?

Kommentare sind deaktiviert

drin