Es ist mehr als nur ein Umzug, den der spanische Modefilialist Zara in Regensburg vorhat. Tatsächlich scheint die Schließung des Altstadtgeschäfts am Neupfarrplatz auch eine Methode zu sein, um langjährige Beschäftigte loszuwerden und Geld zu sparen. Sie werden wegen Betriebsschließung gekündigt und sind bei der neuen Filiale in den Arcaden zunächst einmal nicht eingeplant. Dahinter steckt ein gängiges Muster des Konzerns.
Ein Verlust für die Altstadt? Die Zara-Filiale am Neupfarrplatz. Foto: om
Der Modefilialist Zara schließt sein Geschäft am Neupfarrplatz und zieht in die Regensburg Arcaden um. So oder so ähnlich konnte man es in der Vergangenheit in verschiedenen regionalen Medien lesen. Auch hier bei uns. Doch tatsächlich handelt es sich nicht um einen Umzug im eigentlichen Wortsinn. Der börsennotierten spanischen Inditex-Konzern, Betreiber der Fast-Fashion-Kette, schließt das Ladengeschäft in der Regensburger Altstadt und eröffnet in den Arcaden ein neues. Dieser Unterschied mag denjenigen, die ob der Schließung am Neupfarrplatz ein Veröden der Altstadt beklagen, egal sein. Ebenso denen, die künftig statt bei Zara am Neupfarrplatz bei Zara in den Arcaden einkaufen. Für die etwa 35 Beschäftigten in dem Altstadtgeschäft allerdings ist dieser Unterschied existentiell. Sie ziehen nämlich nicht mit um, wie zunächst angenommen, sondern verlieren ihren Job.
Ausgelagerte Dienstleistungsgesellschaften an Kliniken sind keine Seltenheit. Die Beschäftigten trifft das aktuell doppelt. Neben einer generell schlechteren Bezahlung gibt es für sie auch keine Corona-Boni. Am Uniklinikum, wo rund 400 Menschen über eine ausgelagerte GmbH angestellt sind, kam es deshalb am Mittwoch zu Protesten.
Die Pandemie hat unserer Gesellschaft erhebliche Veränderungen aufgezwungen, die auch unsere gewohnten Lebens- und Arbeitsformen betreffen. Ob beruflich oder privat, die Auswirkungen sind enorm. Auch für die Gewerkschaften und die Beschäftigten in der Oberpfalz bedeutet das eine große Herausforderung.
Am Freitagnachmittag hat die Gewerkschaft IG Metall ein „Regensburger Postulat für die Zukunft der Arbeit“ vorgestellt. Zu den Mitunterzeichnerinnen des Papiers gehören Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und die Zweite Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner. Beide plädierten bei einem Pressetermin dafür, dass auch in der Corona-Krise die industrielle Transformation mit Sicherung von Beschäftigung gestaltet werden müsse.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Continental und dessen Antriebssparte Vitesco legten am Mittwoch in Regensburg für etwa eine Stunde die Produktion lahm. Rund 500 Personen der Tagschicht bildeten eine Menschenkette um das Werk in der Siemensstraße.
Es war eine Hiobsbotschaft für die Angestellten des kriselnden Autozulieferers Continental. Bereits vergangene Woche hatte die Unternehmensleitung in Hannover die Sparpläne vorgestellt. 13.000 Arbeitsplätze stehen bundesweit auf der Kippe. Allein für den Standort Regensburg befürchtet die Gewerkschaft IG Metall, dass rund 2.100 Stellen gestrichen werden könnten. Am Donnerstag demonstrierten rund 500 Angestellte mit einem Autokorso gegen die Sparpläne. Auf einer gemeinsamen Kundgebung auf dem Parkplatz am Jahnstadion forderten Betriebsrat und IG Metall-Vertreter ein rasches Umdenken und die Suche nach Alternativen.
Der 17. März ist in Deutschland kein Tag wie jeder andere. Denn bemessen an den Durchschnittslöhnen und auf das Jahr hochgerechnet verdienen Frauen erst ab diesem Tag tatsächlich Geld. 77 Kalendertage beträgt damit die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern derzeit in Deutschland. Am 17. März, dem Equal Pay Day, wird jährlich auf genau diese mangelnde Gleichheit hingewiesen.
Minijobs, Teilzeit, Leiharbeit: Mehr als 40 Prozent der Regensburger arbeiten in „unsicheren Beschäftigungsverhältnissen“. Das zeigt eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung. Besonders betroffen sind Frauen.
Nach den drastischen Lohneinschnitten für Stationshilfen am Bezirksklinikum waschen die Bezirksräte ihre Hände in Unschuld. Dafür bietet die IG Bau Betroffenen ihre Unterstützung bei Klagen gegen das Lohndumping an.
Wenn Bezirksrat Norbert Hartl eine bessere Bezahlung der Stationshilfen am Bezirksklinikum will, dann sitzt er in den Gremien, die dafür zuständig wären – so kann man die Antwort der Medbo auf eine Anfrage unserer Redaktion zusammenfassen.
Gleiches Geld für gleiche Arbeit? Dieses Credo gilt nicht am Bezirksklinikum Regensburg. Der Auftrag für die Gebäudereinigung wurde kürzlich neu vergeben. Mehr als 30 Beschäftigte bekommen jetzt rund 200 Euro weniger im Monat. Der Lohnunterschied zum festangestellten Personal mit denselben Aufgaben beträgt sogar mehr als 30 Prozent.
Dass mit der Studie des Suchmaschinenbetreibers Adzuna, laut der Regensburg den „attraktivsten Arbeitsmarkt“ in ganz Deutschland hat, etwas nicht stimmt, beweist bereits ein Blick auf aktuelle Zahlen. Dass die Herangehensweise an sich zu keinem ernstzunehmenden Ergebnis führt, bestätigt jetzt auch der renommierte Experte Prof. Dr. Ernst Kistler.
Regensburg ist „das neue Symbol für das deutsche Jobwunder“. Das behauptet nicht irgendjemand. Das vermeldet (online) die Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Verfasser bezieht sich dabei auf eine „Studie“ von zweifelhaftem Wert. Diese Woche, Stand heute, ist Regensburg übrigens gerade kein Jobwunder. Doch das kann morgen schon ganz anders sein.
Die Coworking-Initiative in Regensburg steht noch ganz am Anfang, auch wenn es sie bereits seit Jahren gibt. Im Februar sollen jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werden.