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"Qualopoly": ein ganz besonderes Wahlgeschenk

„Wahlhilfe mit Qualitätsanspruch“

Hubert Lankes und Klaus „Schwafi“ Schwarzfischer haben den „lieben Mitbürgerinnen und Mitbürgern“ ein ganz besonderes Wahlgeschenk gemacht. “Qualopoly” ist ein Schmankerl für Kenner der Regensburger Kommualpolitik(er).

“Du schlüpfst in die Rolle eines OB-Kandidaten und erfährst spielerisch, welche hohen Anforderungen dieses Amt stellt.” Es ist nicht immer lustig, “Qualopoly” zu spielen.

Ich bin stinksauer. Dabei ist es gerade noch so gut für mich gelaufen. Bei einem Jour Fixe habe ich im Vier-Augen-Gespräch mit Spendern aus der Baubranche hervorragende Preise für ein paar bebaubare Grundstücke aushandeln können. Mehrere Straßenzüge, die „Gedächtnis-Bluecke“ und die „Dingsbums-Arena“ gehören mir.

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Zwei Mal konnte ich schon eine “diskrete Parteispende” (9.999 Euro) einsacken. Auch bei den Ereigniskarten hatte ich Glück. Ich bin zugleich OB und Richter und damit „lebenslänglich vor Gefängnisaufenthalten“ geschützt, „Immo Friendship“ hat mir 100.000 Euro zum Geburtstag transferiert und für das Abtrennen des Kopfes der letzten Zauneidechse im Landschaftsschutzgebiet bei einem Spatenstich habe ich weitere 15.000 eingesackt.

Doch nun hat Kollege Bothner bei den „Gemeinwohlkarten“ zugeschlagen: 100.000 Euro für die unentgeltliche Renovierung seiner Luxuswohnung, eine „Trotz-Verurteilung-aus-dem-Gefängnis-frei-Karte“ und zu allem Übel hat er jetzt noch drei Millionen eingestrichen, weil er ein städtisches Grundstück zum Spottpreis verkaufen konnte und sich den Gewinn mit dem Investor geteilt hat.

Wir spielen „Qualopoly“, den neusten Streich von Klaus „Schwafi“ Schwarzfischer und Hubert Lankes (Liste Alz, “Kulturreverrat Regensburg”), bekannt (unter vielem anderem) durch „Touristifikation Regensburg“, Romane über eine „Hand voll gestückelter Dollar“ und prophetische Postkarten zu brückenbauenden Oberbürgermeistern.

Einer von mehreren Schwafi-Romanen.

In mehreren Altstadtkneipen und bei der Karikaturenausstellung im Kunst- und Gewerbeverein liegen die Bögen mit dem Spielplan und notwendigem Zubehör (Geldscheine zu einem, zwei und 9.900 Euro) aus. Das Spiel ist Bestandteil des „Qualomaten“, den die beiden, bzw. die von ihnen verantwortete „Landezentrale für politische Meinungsbildungsdiversität und Demokratieresilienz auf kommunaler Ebene im Haus der Hans-Joachim-Stückel-Stiftung“ herausgegeben haben.

Spielerisch wollen wir, so steht es in der Anleitung, in der Rolle eines OB-Kandidaten erfahren, „welche hohen Anforderungen dieses Amt stellt“. Als Journalisten haben wir uns für keine der zur Auswahl stehenden Spielfiguren – die Plakate von neun OB-Kandidaten – entschieden. Wir verwenden parteipolitisch neutrale Feuerzeuge. Aber natürlich will jeder von uns gewinnen und sich – Ziel des Spiels – „die größtmöglichen Geldvorteile, die höchsten Pensionen und die lukrativsten Beraterverträge“ verschaffen.

Elf Jahre alt: eine prophetische Postkarte von Hubert Lankes.

Allein schon wegen der Namen auf dem Spielplan lohnt es sich, den „Qualomaten“ mit nachhause zu nehmen. In der Anleitung, den Fragen zur Wahl, auf den Gemeinwohl- und Ereigniskarten findet sich mancher Kalauer, aber auch viele Spitzen und Seitenhieben, die umso tiefsinniger sind, je mehr man sich im kommunalpolitischen Geschehen auskennt.

Mancher Lacher mag einem dabei im Halse stecken bleiben. „Qualopoly“ ist ein Schmankerl für Kenner, ein weiterer Teil des Gesamtkunstwerks „Touristifikation Regensburg“, das Lankes und Schwarzfischer ihrem jeweils individuellen künstlerischem Schaffen hinzugefügt haben – als „Walgeschenk“ für alle, ganz auf eigene Kosten, und – sofern sie nicht verschleiert wurden – wohl auch ohne Spenden.

Das Spiel zwischen dem Kollegen Bothner und mir endet übrigens versöhnlich. Nach seinem Sieg bietet er mir eine Große Bunte Koalition an, es ist ja genug für alle da. In sechs Jahren wird es dann eine Revanche geben. Kollege Oswald durfte nicht mitspielen – er wollte Nibelungenareal, Candis und Marinaquartier für sich alleine. Da heißt es: In der Opposition bleiben.

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Kommentare (7)

  • Rengsburger

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    Köstlich es wird immer besser. 9.999 Euro Scheine.

    Alle die für die Brücke kandidieren sollten sich mal überlegen was sie da tun.

    Korruption darf man nicht gut heißen nicht mal im Ansatz.

  • Leichtwolf

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    Sorry – aber ist ja wohl der Knaller!!!

  • Blofeld

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    In der vierten Runde Qualopoly ziehe ich die Ereigniskarte:” Dein Schwiegersohn hat im Rahmen der Erbfolgeregelung die Ausschreibung für eine Referentenstelle gewonnen. Ziehe für die Familienkasse monatlich 10.000 EURO ein”.
    Jetzt stellt sich die Frage, welcher OB-Kandidat ist hier gemeint?

  • Giesinger

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    Weiß doch jeder, @Blofeld.
    Artinger ist gemeint. Das Spiel ist ja auch für Regensburg-Insider, wie z.B. Alt-Giesinger und nicht etwa für völlig uninteressierte Studenten gedacht.

  • Rudi Goeritz

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    Der Hubert Lankes ist sowohl Frühaufsteher, als auch ein befreundeter Kunde von mir. Letzten Mittwoch waren seine witzigen, satirischen Spiele tatsächlich vergriffen.
    Wenn er noch welche vorbei bringt, lieber Günther Herzig, dann reserviere ich Dir welche.

  • Altstadtkid

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    Super gemacht, Männer :o) Ein Traum

  • Rengsburger

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    Man stelle sich vor Wolbergs würde wieder gewählt.

    Qualopoly würde sofort verboten und auf den Index gesetzt.

    Die Regensburger Feuerwehr würde zur persönlichen Leibgarde vom OB umfunktioniert. Und Regensburg würde sich vom Rest der Republik unabhängig machen. Alle Spenden und Vergünstigungen für Amtsträger wären ab sofort straffrei. Natürlich nur wenn es die richtigen sind. Und Stefan Aigner müßte ins Exil. :) :) :)

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drin