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Rückblick

Unsere Klick-Top Ten 2016 – Teil II

2016 wurde unsere Berichterstattung über 30 Mal von anderen Medien aufgegriffen. Es gab zwei erfolglose Versuche, von uns eine Unterlassungserklärung zu fordern, einen erfolglosen Strafantrag, und eine erfolglose Beschwerde beim Presserat. Ein Verfahren wegen einer Unterlassungsforderung steht noch aus.

2016 wurde unsere Berichterstattung über 30 Mal von anderen Medien aufgegriffen. Es gab zwei erfolglose Versuche, von uns eine Unterlassungserklärung zu fordern, einen erfolglosen Strafantrag, und eine erfolglose Beschwerde beim Presserat. Ein Verfahren wegen einer Unterlassungsforderung steht noch aus.

Teil zwei unserer Klick-Top-Ten. Auf Platz fünf bis eins: Bier, Hasspost, ein Dr. auf Extremisten-Jagd, ein April-Scherz und ein unwahrscheinlicher Scoop. (Hier geht es zu Teil I.)

Platz 5: Bier-Boykott an der Uni

GrenzaunhalbeBei einer Feierabendhalbe im Wirtshaus sei ihm die Idee gekommen, erklärte Frank Sillner Mitte März. Zu diesem Zeitpunkt war der Einfall des Chefs von Röhrlbräu Straubing bereits in aller Munde, allerdings nicht so wie Sillner es sich erhofft hatte. In der Hochzeit der Diskussion um Flüchtlinge, Abschottung und Forderungen nach einem Dichtmachen der Grenze hatte er eine „Grenzzaun-Halbe“ auf den Markt gebracht. Der Name, der Schriftzug, die „zynisch-polemische Werbung auf dem Rücken von Flüchtlingen“ sorgten nicht nur für heftige Kritik in den sozialen Medien: An der Uni Regensburg rief die Studierendenvertretung zum Boykott von Röhrlbräu auf, das für das Studentenwerk zahlreiche Mensen und Cafeterien in der Oberpfalz und Niederbayern belieferte. Das Studentenwerk gab der Forderung wenig später nach und setzte die Bestellungen bei der Brauerei aus. Mehrere Lokale in Regensburg strichen Produkte der Firma Labertaler, zu der auch Röhrlbräu gehört, von ihrer Karte.

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Nach mehreren unglücklichen Versuchen, die Grenzzaun-Halbe zu verteidigen – ja, ein wenig provozieren habe man schon wollen, aber im Grunde gehe es doch nur um bayerische Werte etc., etc. – zog Sillner das Produkt schließlich – zum Bedauern der AfD und eines Regensburger Veranstalters – vom Markt zurück, entschuldigte sich und brütete fortan über einer neuen Wirtshaus-Idee. Sämtliche Pressemitteilungen, Fotos und Erklärungen wurden mittlerweile aus der Online-Chronik des Unternehmens getilgt. Die Brauerei hat statt der Grenzzaun-Halbe jetzt ein anderes Motto-Bier auf den Markt gebracht: Bayern Liebe. An der Uni Regensburg gibt es dieses Getränk nicht. Für die Bierlieferungen erhielt in der Folge ein anderer Hersteller den Zuschlag.

Platz 4: Wenn Frau Lehrerin Hasspost schreibt

12244827_10205173209825002_3023994545604923881_o„Asylanten sind unsere Fressfeinde.“ „Deutsche wehrt Euch.“ Dazu SS-Runen und Zeichnungen von Heuschrecken. Die Frage, wer anonym solche Post verschickt – im Raum Regensburg erhielten entsprechende Schreiben unter anderem Bischof Voderholzer, die Jüdische Gemeinde und Bürgermeister Sebastian Koch – konnte die Regensburger Kripo Anfang September beantworten. Bei ihren Ermittlungen stießen die Beamten auf eine pensionierte Lehrerin, die ihre Freizeit dazu nutze, um rassistische und antisemitische Botschaften abzusetzen. Welche Konsequenzen der Pädagogin drohen, ist bislang nicht geklärt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen. Erst wenn diese abgeschlossen sind, will ihr Dienstherr – das bayerische Kultusministerium – darüber entscheiden.

Platz 3: „Ein Tiefpunkt des Journalismus in Regensburg“

Redaktionsleiter des Regensburger Wochenblatts: Dr. Christian Eckl. Foto: Archiv

Redaktionsleiter des Regensburger Wochenblatts: Dr. Christian Eckl. Foto: Archiv

Es ist Mitte Mai, als der Redaktionsleiter des Regensburger Wochenblatts mit einer beispiellosen Schmutzkampagne beginnt. Weil er während seines Studiums beim SDS Regensburg aktiv war, bezichtigt Dr. Christian Eckl einen Mitarbeiter der Universität Regensburg, Martin Oswald, der auch als regelmäßiger Autor bei regensburg-digital aktiv ist, des Linksextremismus, unterstellt ihm Verbrechen des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei zu befürworten und fordert unverhohlen seine Entlassung. Alles ohne tatsächliche Belege, gespickt mit Fehlern und Unwahrheiten.

Während man an der Universität darüber den Kopf schüttelt, die Vorwürfe zurückweist und keine Zweifel an der Verfassungstreue von Martin Oswald sieht, greift der Herausgeber der Stadtzeitung, Peter Kittel, das Thema dankbar auf und lässt über das Pseudonym „Heinz Karl“, dessen Identität Kittel mit Verweis auf Informantenschutz nicht preisgibt, den Quark noch breiter stampfen. Es folgt eine Reihe von Schmähartikeln in Wochenblatt und Stadtzeitung, die sich bis zum Jahresende fortsetzen und bei denen ein Ende nicht absehbar zu sein scheint.

Hintergrund der Kampagne dürften einige frühere Kolumnen Oswalds sein, die sich mit Inhalten des Wochenblatts beschäftigt haben, aber auch Texte bei regensburg-digital, die Peter Kittels verbale Ausfälle gegen Flüchtlinge und Flüchtlingshelfer zum Thema hatten (Ein Strafantrag Kittels gegen die Bezeichnung „Pegida-Peter“ in diesem Zusammenhang bleibt ebenso erfolglos wie eine Beschwerde beim Presserat.). Immerhin: Dr. Eckl schafft es damit auf Platz 3 unserer meistgelesensten Texte. Herzlichen Glückwunsch!

Platz 2: Hochzeitsglocken auf Schloss Emmeram

Gloria und StorchEs ist unser bislang erfolgreichster April-Scherz: Die Hochzeit zwischen Prinz Albert von Thurn und Taxis und der AfD-Mausabrutscherin Beatrix von Storch sorgt für viel Erheiterung, ein bisschen Kritik und große Resonanz. Dass zahlreiche Aussagen von Fürstin Gloria, Beatrix von Storch oder dem Veranstalter der Hochzeit, Peter Kittel, allem April, April zum Trotz, tatsächlich so getroffen wurden, geht dabei fast ein wenig unter. In manchen Kreisen ist die Realität eben weitaus absurder als jeder Scherz.

Platz 1: Migranten demonstrieren gegen Migranten

12571227_10206747076453621_1495046824_nEs ist Januar, als in mehreren Städten in Deutschland Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion zu hunderten auf die Straße gehen und wegen der angeblichen Vergewaltigung eines russischstämmigen Mädchens durch eine Gruppe Araber auf die Straße gehen. Dass die Meldung falsch ist, und als eine der erfolgreichsten Fake-News des Jahres 2016 gelten darf, interessiert dabei kaum jemanden.

In Regensburg sind es rund 400 Menschen, die diffuse Ängste, fragwürdige Parolen und krude Verschwörungstheorien durch die Stadt tragen, die teilweise an Pegida und Co erinnern. regensburg-digital ist als einziges Medium vor Ort – ein seltener Scoop – und berichtet ausführlich über die Demonstration unter der Überschrift „Migranten demonstrieren gegen Migranten“. Der Bericht wird über 30.000 Mal aufgerufen. Es folgen fast 300 Kommentare, ehe wir das Forum schließen müssen. Durch den Begriff Migrant fühlen sich einige Aussiedler offensichtlich angegriffen. Man sei schließlich deutsch, oft noch deutscher als deutsch. Versuche, die Diskussion zu moderieren, fallen nur selten auf fruchtbaren Boden.

In einem Interview mit Lydia Keil, die als Sozialpädagogin in der Integrationsstelle des Landkreises Regensburg arbeitet und selbst vor 18 Jahren als Aussiedlerin nach Regensburg kam, versuchen wir das Ganze einzuordnen. Bei der Diskussion um eine Flüchtlingsunterkunft in Königswiesen sind es dann erneut vornehmlich Aussiedler, die an zwei Abenden für hitzige Atmosphäre sorgen. Wenige Wochen später sind die bundesweiten „Russland-Deutschen-Demos“ wieder völlig von der Bildfläche verschwunden.

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Kommentare (9)

  • Regensburgerin

    |

    Guter Rückblick! Ich würde mir aber noch einen Ausblick ins Jahr 2017 wünschen!
    So ein Ausblick wäre sicherlich positiver als so ein Rückblick. Komischerweise stehen wir, Leser, mehr auf die skandalösen, negativen Berichte! Diese Nachrichten werden meist gelesen und meist kommentiert.

  • Kernel

    |

    Bitte macht auf jeden Fall so weiter! Mittlerweile als (leider) einziges (meistens) ernstzunehmendes Medienportal in Regensburg und Umgebung (aber bitte keine Berichte mehr über die Stadtzeitung und deren Macher – auf am Boden liegende tritt man einfach nicht mehr ein).

  • Matthias B.

    |

    @Kernel
    Die Stadtzeitung und deren Macher liegen keineswegs am Boden. Dieses cross-finanzierte Anzeigenheft hat immer noch etliche Anzeigenkunden, die auch die politische Meinung dessen Herausgebers teilen.

  • Kernel

    |

    @ Matthias B.
    Natürlich haben Sie Recht mit den Anzeigenkunden. Ich habe beruflich und privat viel mit jungen Menschen zu tun – da spielt dieses Blatt aber überhaupt keine Rolle mehr (zu meinem Bedauern aber auch keine gedruckte Tageszeitung).

  • bayernsbestfriend

    |

    Bezüglich Platz 2 der Hitliste oben (Hochzeitsglocken auf Schloss Emmeram)…

    Zum häufigen Anclicken dieses Beitrags haben ganz sicher auch die dort abgegebenen Kommentare beigetragen, die eine Menge Enthüllungen über den Geisteszustand der bayerischen Königs-Dynastie und des bayerischen Adels enthalten. Jedenfalls sind das keine Infos, die man auch mal schnell bei Wiki nachlesen könnte.

    Eine Frage noch an Herrn Aigner:

    Wie funktioniert das, die Zahl der Leser bei Einzelbeiträgen zu ermitteln? Ist dazu ein spezielles Programm erforderlich, oder nur eine spezielle Einstellung, oder geht das auf jedem Blog?

  • Stefan Aigner

    |

    @bayernsbestfriend

    Wir verwenden dazu die integrierte WordPress-Statistik; deren Angaben decken sich im Wesentlichen mit denen von Google Analytics, das wir mal kurz getestet, aber dann entfernt haben, weil es zu viele Daten speichert. Eine Open-Source-Alternative dazu ist Piwik.

  • Mr. T

    |

    Der bewusste Verzicht auf Google Analytics ehrt regensburg-digital. Danke dafür!

  • bayernsbestfriend

    |

    Immer noch zu Platz 2 der Hitliste (Thurn und Taxis/von Storch):

    Das Thema Adel im Oberpfälzischen scheint sich bundesweit größeren Interesses zu erfreuen; wenn man zum Beispiel die Webseite gutefrage.net anclickt und als Suchbegriff Gloria v. Th. u. T. eingibt, begegnen einem haufenweise intelligente Fragen und herzerwärmende Kommentare:
    http://www.gutefrage.net/suche?q=gloria+von+thurn+und+taxis
    (“In einer TV-Sendung hörte ich Gloria von Thurn & Taxis sagen, das wir noch heute auf den Bäumen sitzen würden wenn es den Adel nicht gäbe…”)

    Mehr noch Treffer allerdings gibt es zu Bea v. St.:
    http://www.gutefrage.net/suche?q=beatrix+von+storch
    (“Wie fandet Ihr die Tortenaktion auf B. v. S. ?” usw.)
    Den Film dazu (zum Getortetwerden) kann man sich nicht oft genug ansehen.
    https://www.youtube.com/watch?v=hoo7bfRmkTk

    Danke an die Red. von RD für dieses schier unerschöpfliche Thema!

  • bayernsbestfriend

    |

    Ganz aktuell, neues Material vom Dezember 2016:
    Fürstin Gloria ist auf AfD-Kurs eingeschwenkt:
    https://www.youtube.com/watch?v=8Z8yuLZo-m8

    Hört, hört, was sie zu den Flüchtlingen zu sagen hat:
    https://www.youtube.com/watch?v=NL2VEJkov50

    Auch das gehört hierher, sind doch interessante Vernetzungen:
    “Papst Benedikt XVI. ernannte sie am 23. Juli 2008 zur Komturdame mit Stern des Päpstlichen Ritterordens des heiligen Gregors des Großen.”
    https://de.wikipedia.org/wiki/Gloria_von_Thurn_und_Taxis
    “Am 16. September 2016 erhielt sie von der Bayerischen Staatsregierung die Bayerische Staatsmedaille für soziale Dienste verliehen.”

    Hier eine ebenfalls noch aktuelle Fürstin-Personality-Show (2014):
    https://www.youtube.com/watch?v=vHaAuJsFok8

    Wir erinnern uns, so hat das alles mal angefangen, Bilder von der Hochzeit mit dem greisen Fürsten und Gloria als Punk-Queen…

Kommentare sind deaktiviert

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